Hi all!
Ich weiss nicht, welches Echo dieser Beitrag ausloesen wird.
Es mag wohl heikel fuer mich werden. Aber egal.
Natuerlich steht die Angst um zivile Opfer in diesem Konflikt
an allererster Stelle. „The first casualty of war is innocence“,
sagt ein englisches Sprichwort, welches mitunter sehr von Sir Harris gepraegt wurde, als er die Bomberangriffe auf Dresden befahl. Wie viele von Euch wissen, bin ich Englaender und ich schaeme mich fuer mein Land, dass es einen solchen Akt der Barbarei initiiert hat. Diese Angriffe waren das Kind des kranken Geistes eines Englaenders in einer kranken Zeit. Ich verabscheue diesen Menschen, auch weil ich Deutschland in der Zeit meines dortigen Aufenthaltes leben und lieben gelernt habe.
Ist nicht das zivile Opfer eine Causalitaet des Krieges? Es gibt einen Krieg ohne zivile Opfer nicht. Sei er heiss oder kalt. Die Frage ist doch wohl, wer diese Opfer zu vertreten hat. Wer erhebt fuer sie die Stimme und erklaert der Welt, er sei fuer ihren Tod verantwortlich? Meist wird die Schuld hin und her geschoben. Von Siegergerechtigkeit spricht doch eigentlich nur derjenige, der die eigene Niederlage seiner Kraefte oder Ideen nicht verschmerzen kann. Wer militaerisch obsiegt ist automatisch im Recht? Nein. Nicht immer. Siehe Vietnam. Dort wurden die Amerikaner bitter geschlagen. Aber die Gerechtigkeit war nicht auf der Seite der Vietnamesen. Dem Krieg addierten sich nochmals zwei Jahrezehnte von Hunger und Not, Hostile-Cooperation-Discrimination und politische Verfolgung in der Bevoelkerung hinzu. Siegergerechtigkeit nach dem WWII in Deutschland. Ja oder Nein? Voll souveraen und wiedervereinigt nur fuenfundvierzig Jahre nach einem Krieg, der 55 Millionen Opfer forderte; 20% der russischen Bevoelkerung „ausgeloescht“. sechs Millionen Juden, politische und rassische „Gegner“ und sexuell Andersdenkende „vernichtet“. Menschen, die heute ihren wohlverdienten Ruhestand geniessen koennten, um ihre Enkel aufwachsen zu sehen…es gibt sie nicht mehr. Sie sind tot. Denkmaeler in Deutschland und auf der ganzen Welt sagen: „Wir Deutschen sind schuldig.“. Diese Denkmaeler sagen aber auch der Welt, dass ueberall Schuld ist. In unserem Bezug bedeutet dies, Schuld ist auf beiden Seiten der Waffe. Ausser dem Neugeborenen und dem junden Kind, kann niemand sagen, er sei unschuldig, „…der werfe den ersten Stein auf mich.“. Wenn wir ueber die Schuld an den zivilen Opfern diskutieren, dann tun wir ihnen ein unendliches Unrecht. Von einem anderen Ort sehen sie unsere Gedanken. Sie sehen aber nicht nur die Trauer, sondern auch eine kontroverse Debatte darueber, wer dafuer verantwortlich ist, dass ihre Enkel sie nicht mehr fuer sich haben duerfen. Seltsam, fuer Recht gibt es immer Verantwortliche, fuer Unrecht nie.
Es stellt sich eigentlich vielmehr die Frage, wie es zu Kriegen kommen kann. Solange wir Menschen sind, solange wird es Hass, Rache und Kriege geben. Das Wesen des Krieges wird niemals zulassen, dass der Mensch es vergisst. Oppenheimer: „Die Uhr zeigt an, wann die Plaene fuer diese Waffe versteckt und vergessen werden. Aber sie zeigt auch an, wann man sich an sie erinnern, wann sie wieder gebaut wird und wann sie wieder mit ihr toeten werden.“. „Der groesste Feind der Menschheit ist der Krieg selbst.“ (Michael Schiffer). Ich fuerchte, in letzter Konsequenz liegt die Schuld fuer die zivilen Opfer in Afghanistan nicht bei den Amerikanern oder sonst jemandem. Sie liegt bei einem Wesen, das „Mensch“ heisst. Kein anderes Wesen zerstoert seine eigene Rasse und vernichtet seinen eigenen Lebensraum. Das machen nur wir. Und um jemals Kriege - und damit zivile Opfer - fuer immer verhindern zu koennen, fuerchte ich, muessen wir die Zivilisation vernichten. Und damit waeren wir wieder bei dem Projekt der Dreieinigkeit. Der Mensch ist immer der Fehler im System. Auch im System der Menschlichkeit. Woher wissen wir denn, dass der Erste Weltkrieg nicht bereits der Vierte Weltkrieg war. Die Diskussion ueber die zivilen Opfer ist - es klingt hart und widerlich - ungerecht und ueberfluessig. Die schuldigen sind wir. Wir alle sind gleichzeitig Afghanen und Amerkaner. Wir sind Menschen. Und das vereint uns nicht nur im Aussehen, sondern auch in der Grausamkeit. Der Mantel der „Menschlichkeit“ vereint uns in der
Dunkelheit der Unmenschlichkeit. Lasst uns nicht ueber das Schicksal derer streiten, die wir nicht sein wollen, aber es doch sind. Sollen wir ueber vermeintlich Schuldige und vermeintlich Unschuldige debattieren, oder endlich akzeptieren, dass wir alle die geheime Malfunction sind. Der Fehler liegt in uns selbst. Das beste Versteck fuer einen Fehler. Suchen wir nur bei den anderen - werden wir den Fehler niemals finden, womit er fuer immer bleibt und uns verdirbt, bis wir den letzten ultimativen Schritt tun und mit Traenen in den Augen den letzten Tanz tanzen; Adam meets Trinity Project. Mankind´s blinding dawn.
Under the seal of destiny…
tigger