Salve Regina,
ich heiße zwar nicht Fritz, bin aber auch ein alter Schwabe und versuche mein
Bestes:
Habe einen Bildband über unser schönes Sersheim während der
letzten 100 Jahre in die Hand bekommen.
Hierin erzählt eine Sersheimerin aus ihrer Jugend; dürfte wohl
vor dem 2. Weltkrieg gewesen sein.
Damit kann ich nicht ganz dienen: Mein Vater kam im Januar '48 aus der
Gefangenschaft zurück, im Oktober '48 konnte ich daher erst geboren werden (bin
also die Inkarnation der Wiedersehensfreude, was mich sehr stolz macht!)
Da kamen einige Ausdrücke vor, die wohl zumeist mit dem
ländlichen/landwirstschaftlichen Leben zu tun haben, die ich
noch nie gehört habe.
Könnt Ihr mein Schwäbisch aufpolieren?
ich denke schon!
- Überzwerch (nicht als Adjektiv im Sinne von verquer,
verkehrt, sondern als Hauptwort, muß wohl ein Teil vom Schwein
oder Rind sein)
Das ist Siedfleisch von oberhalb des Zwerchfells. Das Adjektiv leitet sich von
dort ab, weil dieses Fleisch viele „Knurfeln“, Sehnen, „Gezadder“ usw. enthält.
Gartahaile, eigentlich „Häule“, eine kleine Haue bzw. Hacke.
- „den Schick durch die Zähne striezen“
In Österreich noch als „Tschik“ lebendig, der dort heute die Zigarette meint.
Früher war der Tschik eigentlich der Pfriem, ein Stück Kautabak. Die Tabakkauer
spritzten von Zeit zu Zeit einen Strahl ihrer bräunlich gefärbten Spucke durch
die Zahnlücken oder Spalten zwischen den Zähnen. Unangenehm, wie die blöde
Spuckerei unserer Fußballprofis.
- „die Rufen vom Gesicht reißen“
Rufamichl war ein Neckname für ein Kind, das Rufen im Gesicht hatte, Schorfe von
irgendwas – entweder Wunden oder Pickel oder Ausschlag. Das Necken kam sicherlich
von letzterem, weil man sich vor Kindern mit ansteckenden Ausschlägen fernhielt.
Zudem hatten undisziplierte Kinder, die sich Schorf zu früh abpopelten, ständig
Schorf im gesicht und wurden schon deshalb geneckt.
Ich hoffe, ich konnte etwas Licht ins Dunkel Deiner schwäbischen Vorgeschichte
bringen! Und ich finde es toll, dass es heute noch solche Veröffentlichungen gibt
und dass sie auch gelesen werden!
Grüße aus der Diaspora
Bolo