Hi Kate,
hmm, die Sache mit der NVA stimmt schlichtweg nicht.
Die NVA war der Bundeswehr nicht ueberlegen. Allein,
wenn Du einen Blick in die alten CIA-Factbooks wirfst,
dann erlangt man schnell die Gewissheit, dass - allein
auf Grund der Bevoelkerungsanzahl - die NVA gar nicht
ueber die noetigen Soldatennachschub verfuegte, um der Bw schon
zahlenmaessig ueberlegen zu sein. Zwar war die NVA auch am
Wochenende stets voll einsatzbereit - aber warum war´s die
Bw nicht? Etwa als Einladung an die NVA mal kampflos
einzumarschieren? Nein, Kate. Wesentlich ist in diesem
Bezug nicht nur, dass die Bw die - nachweislich per LEO
- die besseren Panzerkraefte verfuegte. Ich weiss -
von einem Nachbarn meiner Eltern, der in der Panzertruppe
der NVA als Zugfuehrer gedient hat und jetzt als Stabsfeldwebel
in der Bundeswehr ist -, dass von 100 NVA Kampfpanzern 20
nie ansprangen und 30 noch teils vor dem Gefechtsdienst
liegen blieben. Die Panzer standen in „aufgewaermter“ Umgebung
und die Soldaten wurden in den schlechtesten Unterkuenften
untergebracht. Was die sov. T-Modelle anbelangt, so waren
sie im Gefecht oft durch technischen Mangel gehemmt, wie
z. B. : schlechte Federung (Soldaten oft mit blauen Flecken),
keine eigene Innenraumheizung, sondern Abgasleitungen, die
durch den Innenraum liefen und diesen unkontrolliert (auch im Sommer)
aufheizten, keine Nebelwurfbecher zum Einnebeln, sondern Dieseltropfen
durch kleine Zusatzleitung auf den heissen Auspuff. Alle drei Punkte
zusammen bewirkten, dass die Soldaten - so der Stabsfeldwebel - mitunter
lieber auf den Panzer verzichten wollten. Dann erinnere ich an die
bundesdeutschen Libellen, flinke PAH´s, die aufeinmal hinter einem
Busch auftauchen, ihre Panzerabwehrraketen losjagen und dann wieder hinter
einem anderen Busch verschwinden. TOW-Fahrzeuge, wie dem Wolf, der ploetzlich
an einer Haeuserecke steht, drei Panzer schlengeln sich durch eine Strasse,
der erste wird weggeknippst, der Wolf haut ab, die anderen beiden Panzer
muessen sich um den ersten herumschlaengeln und irgenwo im Gebuesch und ploetzlich
kommt von hinten wieder eine Libelle. Dann stell Dir mal vor, die Panzer rollen
auf die A7 zu. In Kriegpanik hat sich hier ein Staug gebildet und der ganze
Schrott an Autos liegt abbandoned auf der Bahn herum. Da sollen die Panzer
rueber. Wie soll das klappen, ohne dass sich jeder dritte Panzer die
Ketten abreisst? Stell Dir vor, zu beginn des Krieges haetten deutsche
Tornados 80% aller Elbbruecken schon aus der Entfernung weggeschossen.
70% des Nachschubs waere abgeschnitten gewesen. Dann - ganz eindeutig:
Befehlstaktik (Ostblock Armeen) gegen Auftragstaktik (Nato-Armeen). Heisst
fuer die NVA: um den Befehl auszufuehren, muessen wir zunaechst ueber die
Bruecke hier. Auch wenn sich tausend Soldaten an der Bruecke totrennen, gibt
es kein Umher, weil der Befehl besagt, dass die Einnahme der Bruecke ein
Befehlsfragment ist. (Befehl: Von Punkt A ueber Punkt B (Bruecke) nach Punkt C - Verluste
egal, hauptsache Befehl ausfuehren!).
Bei der Nato haette es geheissen: Auftrag: so und so, wie ihr das hinkriegt
ist schei**egal; macht´ euch ´nen Kopf, wenn´s knallt. (Befehl: Von Punkt A
nach Punkt C - so schnell, was gaet - moeglichst geringe Verluste!).
Mal abgesehen davon, stimmt es sicherlich, dass die westdeutschen Offiziere
bei der Betrachtung der Quantitaet (von der fragwuerdigen Qualitaet abgesehen)
grosse Augen gemacht haben, als die Panzer in den Hallen der NVA und der
Sovjetarmee gesehen haben, aber noch groesser wurden die Augen, als sie
die Unterkuenfte und Sanitaeranlagen der Soldaten gesehen haben. Ausserdem ist ja
auch bekannt, dass immerwieder Soldaten der Sovietarmee von ihren Vorgesetzten
zu Tode gepruegelt wurden. Auch in vielen Einheiten der NVA gehoerte die koerperliche
Zuechtigung der Soldaten zum Alltag. Ein „Kann ich da mal durch?“ gab
es dort nicht, sondern: „Herr Hauptmann, Schuetze Arsch! Bitte vorbeigehen zu duerfen.“.
Ich will die Ausnahmen nicht wegreden, aber die NVA ist in dieser Hinsicht nicht
mit der Bundeswehr vergleichbar. Man darf nicht vergessen, dass es sich um die
Armee eines totalitaeren Staates handelte. Die Armee einer sozialistischen Diktatur, deren
Uniformen im Aussehen vielmehr an die der Wehrmacht erinnerten, als die ihres Gegenueber,
der „imperialistisch-faschistischen“ Bundeswehr, die sooooo sehr kriegerisch war,
dass 90% ihrer Soldaten am Wochenende die Waffen ablegten. Die soooo sehr eine
„Nachfolgeorganisation der Wehrmacht“ war, dass sie sich (im Gegensatz zur NVA) einen
Wehrbeauftragten leistete, der ungerechte Behandlungen von Soldaten ueberpfruefte und
an den sich die Soldaten auch zivil und formlos wenden konnten.
In einer Sache streiten sich die Geister: die Frage, waere ein Einmarsch
der Ostblocktruppen innerhalb von 250km auf westlichem Boden zum Stehen
gekommen oder waeren sie innerhalb kurzer Zeit bis zum „English Channel“
durchgebrochen? Meine Einschaetzung bezieht sich auf die erste Variante und
ich stuetze mich hierbei u. a. auf ein fiktives Kriegszenario von Guido Knopp
„Der Dritte Weltkrieg“. Ein Film von Guido Knopp, erstellt in beratender
Zusammenarbeit mit einem ehem. Inspekteur der Bundeswehr, zwei ehem.
Sovietgeneraelen und einem ehem. Geheimdienstleiter der DDR.
Selbst Michael Gorbatschow hat zugegeben, dass der Warschauer Pakt bei Weitem
milit. nicht so Leistungsfaehig war, wie es immer den Anschein hatte. Zwar
haette es ein reines Gemetzel gegeben, aber die NATO war doch ueberlegen.
Wenn´s von Gorbatschow kommt, neige ich dazu, der Sache Glaubwuerdigkeit
abzugewinnen.
Letztendlich ist jedoch nur eines wichtig: die Geschichte hat es anders
kommen lassen. Und wer nun besser war - spielt eigentlich keine Rolle
mehr. Soldaten sollen fuer den Frienden da sein, nicht fuer den Krieg.
Und dabei haetten Deutsche auf Deutsche geschossen. Das kann so nicht sein.
Was Deine Frage anbelangt, ob die Bundeswehr ueberhaupt in der Lage ist,
Transportkapazitaeten bereitszustellen, um Truppen nach Afghanistan zu
verlegen, so muss ich sagen - sie selbst in dem Umfang nicht, aber dafuer
gibt es ja das Buendnis, welches dann derartige Kapazitaeten ausleiht.
Ich bin mir sicher - wenn die Bundeswehr die Royal Air Force um einige
Transportfluege bittet, dann bekommen sie auch ihre Transportfluege.
Dafuer ist es nunmal ein Buendnis.
Gott, dass war ein Schreibanfall!! Sorry!
Viele Gruesse!!
tigger