Man geht in der Regel davon aus, dass wenn alle Experimente
für sie sprechen, eine Theorie auch richtig ist. Das ist aber
ein Trugschluss, denn man braucht nur ein einziges Experiment,
um eine Theorie zu widerlegen.
Wer ist man? Ich kenne keinen Naturwissenschaftler der nicht wüßte, daß die Falsifizierbarkeit eine wesentliche Eigenschaft jeder guten Theorie ist und daß daher jede noch so oft bestätigte Theorie falsch sein kann.
Die Schwierigkeiten bei der
Begründung (!) der Theorie werden unter den Teppich gekehrt,
weil gesagt wird, dass man das schon irgendwann erklären
können wird. Der Widerspruch in der Begründung (!) ist aber -
jedenfalls was die Relativitätstheorie angeht - immer noch
vorhanden.
Das ist etwas völlig anderes. Die Begründung wird nicht „unter den Teppich gekehrt“, sondern sie ist für die Naturwissenschaft zweitrangig. Ein Naturwissenschaftler hat lediglich die Aufgabe zu beschreiben, wie die Natur ist, aber nicht zu begründen, warum sie sich so verhält. Diese Aufgabe erfüllt die Relativitätstheorie hervorragend indem sie die Eigenschaften aller durch sie beschriebenen Phänomene richtig wiedergibt - ihre Vorhersagen also mit den Meßergebnissen übereinstimmen. Ich weiß natürlich, daß Philosophen mit diesem pragmatischen Ansatz ehrebliche Probleme haben, weil ihre Arbeit an diesem Punkt erst richtig beginnt und sie sich offenbar nicht damit klar kommen, daß Naturwissenschaftler das anders sehen. Das allein kann aber kein Grund sein die naturwissenschaftliche Methodik zu ändern, die sich seit Jahrhunderten bestens bewährt.
In den Köpfen
der Naturwissenschaftler wird manchmal ein wenig schnell das
Experiment zum Allerheiligsten erklärt bzw. im „luftleeren
Raum“ (bildlich gesprochen) „herum-argumentiert“
Das scheint sich etwas zu wiedersprechen. Etweder ich beschreibe die Natur indem ich praktische Beobachtungen zusammenfasse (was die Naturwissenschaftler tun) oder ich argumentiere ohne handfeste Grundlagen (was oft genug die Philosophen tun). Beides gleichzeitig stelle ich mir problematisch vor.
manchmal werden Vorstellungen akzeptiert - wie aus meiner
Sicht die Existenz der Naturgesetze und vor allem der
zugrundeliegenden Postulate (!) in der Natur -, die vielleicht
doch noch diskussionswürdig sind.
Hier scheint ein grundlegendes Mißverständnis vorzuliegen, welches aus unsauberen Formulierungen resultiert. Dazu ein Beispiel:
Üblicherweise wird der Energieerhaltungssatz so formuliert, daß es unmöglich ist Energie aus dem Nichts zu erschaffen oder ins Nichts verschwinden zu lassen. Das kann natürlich zur Fehlinterpretation führen, daß es sich hierbei um ein Naturgesetz handelt. Tatsächlich ist es aber nur die Beschreibung eines Naturgesetzes und lautet vollständig: „Es ist noch kein Prozeß beobachtet worden, bei dem Energie aus dem Nichts entstanden oder im Nichts verschwunden ist.“ Der Unterschied ist klein aber wesentlich. Die Tasache, daß der Energieerhaltungssatz bisher immer bestätig wurde läßt zwar vermuten, daß er mit sehr großer Sicherheit auch weiterhin bestätigt wird, aber das muß nicht so sein und darüber sind sich die Naturwissenschaftler auch im Klaren. Nur bei der täglichen Arbeit und auch in populärwissenschaftlichen Formulierungen läßt man diese Einschränkung weg, weil sie nicht sonderlich hilfreich sind und ohnehin jedem bekannt sein sollten.
Auch Postulate gelten nur innerhalb ihrer Theorie. Die Konstanz der Lichtgeschwindigkeit ist beispielsweise kein Naturgesetz, sondern Bestandteil der Relativitätstheorie. Dieses Postulat besagt, daß das Licht sich innerhalb der Relativitätstheorie im Vakuum immer mit c bewegt. Es besagt allerdings nicht, daß es außerhalb der Relativitätstheorie nicht anders sein kann. Entscheidend ist aber, daß dieses Postulat in der Naturwissenschaft solange Gültigkeit hat, wie die Relativitätstheorie als gültig anerkannt wird und wenn man es fallen läßt, dann fällt die RT mit ihm. Darüber sind sich offenbar viele nicht im Klaren. Anders ist es jedenfalls nicht zu erklären, daß immer wieder versucht wird auf der einen Seite superluminale Phänomene zu diskutieren und gleichzeitig an Zeitdilatation und Raumkrümmung festzuhalten, die eine Folge der konstanten Lichtgeschwindigkeit sind. Wer sich mit diesem Postulat nicht anfreunden kann, der muß die gesamte Relativitätstheorie ersetzen und dazu war bisher niemend in der Lage.
Die Existenz von Naturgesetzen selbst läßt sich übrigens aus der Tatsache ableiten, daß wir existieren und daß wir brauchbare Erfahrungen sammeln können. Gäbe es keine Naturgesetze, dann wäre alles dem Zufall überlassen und es wäre unmöglich irgendwelche sinnvollen Vorhersagen zu machen (z.B. daß es weh tut, wenn man ein glühendes Stück Eisen in die Hand nimmt). Es gibt natürlich auch Theorien, daß wir uns die Vorhersagbarkeit nur einbilden, aber wegen der fehlenden Falsifizierbarkeit sind derartige Theorien in der Naturwissenschaft nicht zulässig.