Hallo
Diese besagte Spannung, sagst du ja, entsteht nur in Beziehung zu anderen xxx. Soll das heißen zu anderen Tönen oder nur zu anderen Akkorden?
Das kommt vor allen Dingen natürlich auf den Hörer und ist individuell verschieden, was jemand als spannungsvoll empfindet oder nicht. Aber es gibt natürlich ein Konzept, das einem mehr oder weniger vorschreibt, was man als spannungsvoll zu empfinden hat oder nicht.
Zumindestens die europäische Musik hat ja immer einen Grundton. Also wenn man erstmal eine Weile irgendeinen Ton spielt bzw. hört, dann stellt man sich auf den ein und empfindet den als ‚normal‘, also als spannungsfrei und ruhend. Das ist die Tonika. Diese Tonika ist zunächst als erstmal nur ein Ton.
Wenn man dann einen anderen Ton spielt, dann empfindet man den schon als ‚besonders‘, und wenn man zum ersten Ton zurückkehrt, dann ist die Welt wieder in Ordnung und es herrscht Ruhe.
Im Mittelalter, bei den acht Kirchentonarten (die wurden z. B. in den einstimmigen gregorianischen Chorälen verwendet) z. B. hatte man immer einen Grundton und eine Dominante*), die übrigens nicht in jeder der 8 Tonarten die jeweils 5. Stufe war. Um diese Dominante herum schnörkelte sich dann meistens die ganze Melodie, und erst zum Schluss ging es dann zum Grundton, so dass das ganze Lied über eine gewisse Spannung herrschte, die erst zum Schluss aufgelöst wurde. - Das sind übrigens solche Melodien, die heute noch in den katholischen Kirchen vom Pastor gesungen werden.
Die heute übliche Harmonielehre mit den beiden Tonarten Dur und Moll entwickelte sich in etwa seit dem Barock, insbesondere wurde sie aber in der Klassik so wie heute noch verwendet. Da hat man auch einen Grundton (1. Stufe der Tonleiter), eine Oberdominante (= Dominante, 5. Stufe) und eine Unterdominante (= Subdominante, 4. Stufe bzw. 5 Stufen runtergezählt). - Das sind ja einzelne Töne, aber die jeweils dazugehörigen Dreiklänge können auch mitgemeint sein.
D. h. wenn du in C-Dur Tonika sagst, kannst du einfach nur den Ton C meinen oder den Dreiklang auf C, also C E G
Wenn du da Dominante sagst, kannst du einfach nur den Ton G meinen, oder den Dreiklang auf G, also G H d
Wenn du da Subdominante sagst, kannst du einfach nur den Ton F meinen, oder den Dreiklang auf F, als F A c
Ich komme immer wieder durcheinander, wenn die Rede von z.B. c,e,g etc. ist. Dann verliere ich häufig den Kontext und weiß nun nicht, ob damit der einzelne C-Dur Akkord gemeint ist oder die einzelnen Noten/Töne. Denn meines wissens kann der Akkord ja sowohl gleichzeitig als auch zeitlich versetzt gespielt werden.
Genau. In meiner Beschreibung meinte ich eigentlich hintereinander, schon deswegen, weil ich dachte, dass es so leichter zu spielen und leichter zu hören sei, aber es hätte auch gleichzeitig sein können. Die Dominantwirkung sollte der Dominantseptakkord auf jeden Fall haben, egal ob man seine Töne hintereinander oder gleichzeitig spielt.
Viele Grüße
* Grundton und Dominante hießen da aber meistens Finalis und Tenor