Don´t worry, be happy

„Du siehst ja heute phantastisch aus!“ Eine Vermutung bestätigt sich: Ich bin GLÜCKLICH! Das ist mir anzusehen, der federnde Schritt, die entspannten Gesichtszüge, das „Strahlen“ in den Augen …
Sieben Kardinalstugenden auf einen Streich : Was wollt Ihr überhaupt? Ich bin glücklich - und was sagt ihr jetzt? Sieg auf allen Gebieten … wem ich jetzt nicht ausnahmslos sympathisch bin , ist eh nur neidisch, oller Spielverderber, Miesepeter, verbitterte Alte, dem ist nicht mehr zu helfen … soll er doch woanders die Luft verpesten, anderer Leute Ohren volljammern, sich in seinem Selbstmitleid suhlen! Glück wie Unglück , so heißt es, ist ansteckend … mir fliegen Herzen, Ohren, Symphatien zu - da fühlt jeder gerne mit: Ich habs: das Glück, das alle wollen! Wer glücklich ist, der ist im Recht - egal was er tut und sagt; er weiß, wie´s geht; weiß, wie das Leben angepackt werden will, liebt sich selbst und wird geliebt: der hat allen Grund, glücklich zu sein.

Unglück ist dagegen nicht nur unangenehm, es ist zudem ein äußerst peinlicher Makel. „Und biste glücklich? Ne? Was schwingste dann noch große Reden? Guck Dich doch mal an!“ Wer gibt schon freiwillig zu, grad mal unglücklich zu sein? Wenn´s gar nicht mehr zu vertuschen ist, muß die „Depression“ herhalten … „hab ich mir eingefangen“, hat rein gar nichts mit mir zu tun, die „Hormone spielen verrückt“, aber ich arbeite dran: Fitness, Therapie, Wellnessfarm, Fortbildung, Komplettentgiftung durch Gesundheitsfasten - brauchte wohl einfach mal ne Auszeit (vom Dauerglück?) - das wird schon wieder.

Was soll das? War die Göttin des Glücks nicht mal eine Wankelmütige? Ließ sich weder berechnen noch einfordern? Eine Freundin des glückliches Zufall? Grundlos wie plötzlich über den Menschen einbrechend? Ein göttlicher Segen?

Zu allen Zeiten wollten Menschen glücklich sein - ich will das auch - aber nur selten mußte das Glück dazu herhalten, Lebensberechtigung, Philosophie, politische Einstellung, Image und Selbstwert zu untermauern. Das ist mir ehrlich gesagt zu viel Streß, um einfach auch mal glücklich sein zu können :smile:

Heute mal extrem endorphingeladene Grüße
Martina

Das Glück
_Selig, welchen die Götter, die gnädigen, vor der Geburt schon/
Liebten, welchen als Kind Venus im Arme gewiegt,/
Welchem Phöbus die Augen, die Lippen Hermes gelöset/
Und das Siegel der Macht Zeus auf die Stirne gedrückt!/
Ein erhabenes Los, ein göttliches, ist ihm gefallen,/
Schon vor des Kampfes Beginn sind ihm die Schläfen bekränzt.
[…]

Groß zwar nenn ich den Mann, der sein eigner Bildner und Schöpfer/
Durch der Tugend Gewalt selber die Parze bezwingt;/
Aber nicht erzwingt er das Glück, und was ihm die Charis/
Neidisch geweigert, erringt nimmer der strebende Mut,/
Vor Unwürdigem kann dich der Wille, der ernste, bewahren,/
Alles Höchste, es kommt frei von den Göttern herab.
[…]

Zürne der Schönheit nicht, daß sie schön ist, daß sie verdienstlos,/
Wie der Lilie Kelch prangt durch der Venus Geschenk;/
Laß sie die Glückliche sein - du schaust sie, du bist der Beglückte. […]_

Friedrich Schiller
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Grüsse von
Diana (an deren düsterer, oft zerquälter Seite auch ein Mensch lebt, der von Geburt an die Sonne im Arsch hat :wink:

recht hast!
Hallo Martina,

kann dir nur voll und ganz zustimmen! Oft ist das mit dem Glück dann auch nur noch Fassade. Man will ja schließlich nicht in den Verdacht geraten, daß man vielleicht doch nicht so glücklich, erfolgreich, gutaussehend … sein könnte.

Da wird dann eine oberflächliche, seichte wischiwasche happiness draus. Wenn einem nicht hin und wieder so richtig zum Heulen ist, weiß man das echtes Glück doch gar nicht mehr zu schätzen.

Viele Grüsse,
Lisa