Doppelte Relativpronomen - welcher Dialekt?

Hallo zusammen,

mir ist neulich mal wieder aufgefallen, dass meine Oma oft in Relativsätzen das Pronomen einfach doppelt verwendet. Mein Opa tat das auch. Zum Beispiel „Der Mann, der der da hinten steht“ oder „Die Schwester, die die mir die Spritzen gibt“.

Kennt jemand von euch diese Besonderheit und weiß, für welche Gegend das typisch ist? Meine Großeltern sind Sudentendeutsche, wohnten über 50 Jahre bei Stuttgart und hatten viel Kontakt nach Bayern und Wien, sie reden daher einen ziemlichen Dialekt-Mischmasch, da fällt es schwer, zu entscheiden, wo jetzt was herkommt.

Habt ihr außerdem Theorien, was der Grund für diese Dopplung sein könnte? Auf den ersten Blick scheint man einfach nur mehr Zeichen für die gleiche Botschaft zu brauchen…

Vielen Dank schon mal und viele Grüße

Nadine

Hallo,

mir ist neulich mal wieder aufgefallen, dass meine Oma oft in
Relativsätzen das Pronomen einfach doppelt verwendet. Mein Opa
tat das auch. Zum Beispiel „Der Mann, der der da hinten steht“
oder „Die Schwester, die die mir die Spritzen gibt“.

Kennt jemand von euch diese Besonderheit und weiß, für welche
Gegend das typisch ist?

die Verdoppelung kann ich nicht zuordnen, da mir unbekannt, aber

Meine Großeltern sind
Sudentendeutsche, wohnten über 50 Jahre bei Stuttgart und

für’s Schwäbische gilt, daß nach dem Relativpronomen noch ein „wo“ eingeschoben wird:

„Der Mann, der wo da hinten steht“.
„Die Schwester, die wo mir die Spritzen gibt“.

hatten viel Kontakt nach Bayern und Wien, sie reden daher
einen ziemlichen Dialekt-Mischmasch, da fällt es schwer, zu
entscheiden, wo jetzt was herkommt.

Antworten zum Bairischen und zum Wienerischen wirst Du auch noch bekommen, da bin ich ganz sicher. :wink:

Gruß

Servus:smile:)

„Der Mann, der wo da hinten steht“.
„Die Schwester, die wo mir die Spritzen gibt“.

Antworten zum Wienerischen wirst Du auch
noch bekommen, da bin ich ganz sicher. :wink:

Na, da wollen wir dich doch nicht im Regen stehen lassen, wenn du so sicher bist „anlach’“

Also „der der“ oder „die die“ kenn’ ich auch nicht, aber sehr wohl
ein „der was“ oder ein „die was“. Das nachgestellte „wo“ kenne ich eher aus dem ländlichen Bereich Ostösterreichs, während das breite
„des is deer, deer wooos ma des Krüagl so schlecht ei’g’schenkt hot“ ein Kennzeichen jenes Wiener Dialektes ist, der nicht auf der nasalen, schönbrunnergelben Cottage-Färbung daherkommt:smile:

Lieben Gruß, derzeit aus dem Waldviertel, J.

Hi,

m.E. wird das mit einem zusätzliche Komma Hochdeutsch:
„Die Schwester, die, die mir die Spritze gegeben hat, …“

bzw mit Gedankenstrich:
Die Schwester - die, die mir die Spritze gegeben hat - …"

die Franzi

Hallo Nadine

Ich sehe es genauso wie die Franzi.

Habt ihr außerdem Theorien, was der Grund für diese Dopplung sein könnte?

Ich analysiere es zunächst als Apposition. So in etwa:

" Die Schwester (also du weisst schon: ich meine die, die mir die Spritze gegeben hat ) …"

Dazu kann mir vorstellen, dass Folgendes hineinspielt: Man will den den Satzbau „gefühlt parataktischer“ machen, um den „Geruch“ von allzu „literarischem“ Deutsch zu vermeiden. Also kein Thomas Mann. Deshalb verschleiert man die Hypotaxe des Relativsatzes, indem man ihn nicht direkt anschliessen lässt.

Auf den ersten Blick scheint man einfach nur mehr Zeichen für die gleiche Botschaft zu brauchen…

Auch das kann mit hineinspielen: Durch bewusste Redundanz die Botschaft „abzusichern“, klarere Grenzlinien zwischen den Satzteilen ziehen, damit der Zuhörer besser mitkommt. Alles halt eher unbewusst.

Interessante Frage!

Lieben Gruss
dodeka

Hallo,

„Der Mann, der wo da hinten steht“.
„Die Schwester, die wo mir die Spritzen gibt“.

wobei es ziemlich üblich ist, im Schwäbische wirklich nur das „wo“ zu verwenden.

„Der Mann, wo da hinten steht.“
„Die Schwester, wo mir die Spritzen gibt.“

oder frei nach Jürgen Klinsmann:

„Das sind Gefühle, wo man nicht beschreiben kann.“

wobei der Kerle damals wohl echt der Ansicht war, er habe dieses Interview auf Hochdeutsch gegeben.

Gruß
Lawrence

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Servus:smile:)

dto. :wink:

Antworten zum Wienerischen wirst Du auch
noch bekommen, da bin ich ganz sicher. :wink:

Na, da wollen wir dich doch nicht im Regen stehen lassen, wenn
du so sicher bist „anlach’“

dreimal darfst Du raten, an wen ich beim Schreiben dachte! :wink:

Lieben Gruß, derzeit aus dem Waldviertel, J.

Lieben Gruß zurück

Hallo,

„Der Mann, der wo da hinten steht“.
„Die Schwester, die wo mir die Spritzen gibt“.

wobei es ziemlich üblich ist, im Schwäbische wirklich nur das
„wo“ zu verwenden.
„Der Mann, wo da hinten steht.“
„Die Schwester, wo mir die Spritzen gibt.“

ja, das kenne ich auch, aber eher nur beim „breiten“ (dörflichen) Schwäbisch.

oder frei nach Jürgen Klinsmann:

„Das sind Gefühle, wo man nicht beschreiben kann.“

:wink:

wobei der Kerle damals wohl echt der Ansicht war, er habe
dieses Interview auf Hochdeutsch gegeben.

Da gibt’s noch einige mehr, die sowas glauben …

Gruß

Hallo an alle,

vielen Dank für die spannenden Antworten.

An Dodeka und Franzi: das war tatsächlich auch meine erste Idee, allerdings ist zwischen den beiden Pronomen absolut keine Pause, ich würde zu behaupten wagen, noch nicht mal ein Glottisschlag… Es ist eine deutliche Pause nach „Schwester“ zu erkennen, dann folgt „diedie“ eigentlich als ein Wort. Es kann aber natürlich trotzdem sein, dass der Ursprung bei eurer Theorie liegt und sich das dann eingeschliffen, also eigentlich grammatikalisiert hat.

Aber sehr interessant, dass das (nach bisherigem Antworten-Stand) nirgends verbreitet zu sein scheint.

Liebe Grüße und noch mal danke,

Nadine

Hallo Nadine

An Dodeka und Franzi: das war tatsächlich auch meine erste Idee, allerdings ist zwischen den beiden Pronomen absolut keine Pause, ich würde zu behaupten wagen, noch nicht mal ein Glottisschlag… Es ist eine deutliche Pause nach „Schwester“ zu erkennen, dann folgt „diedie“ eigentlich als ein Wort.

Ich finde, gerade die Pause nach „Schwester“ und das schnelle Aufeinanderfolgen der beiden Pronomen stützt unsere Theorie.

Der Sprecher überlegt, wie er die Person näher beschreiben soll, um beim Zuhörer Klarheit zu schaffen, damit die Aussage des Sprechers nicht untergeht in der Überlegung des Zuhörers, wer denn eigentlich gemeint ist.

Daher die Pause.

Dann folgt der erklärende Relativsatz, der durch ein Demonstrativpronomen eingeleitet wird, damit er nach der Pause nicht so isoliert und ohne Bezug ist. Diese Konstruktion ist im Kopf glasklar, sobald die Satzaussage klar ist und man weiterspricht, und daher schneller Übergang, um die Information zu servieren.

Aber sehr interessant, dass das (nach bisherigem Antworten-Stand) nirgends verbreitet zu sein scheint.

Wie (vielleicht) schon gesagt, ich könnte mir so eine Sprechweise bei mir selbst ganz gut vorstellen. Ich werde mich mal daraufhin beobachten… :wink:

Lieben Gruss
dodeka

1 Like

Hallo Dodeka,

du hast mir deiner Argumentation natürlich völlig recht, ich bin aber sicher, dass der Gebrauch bei meiner Oma nicht auf diese Sprechweise zurückzuführen ist. Ich kann das leider nicht genauer erklären, das müsste man wahrscheinlich mal hören, aber das was du meinst (und was mir unter anderem von mir selbst durchaus auch bekannt ist), klingt ganz anders als bei meiner Oma.

Naja, spannend jedenfalls, dass das Phänomen wohl keinem hier bekannten Dialekt anzugehören scheint.

Liebe Grüße und danke noch mal fürs Gedankenmachen

Nadine