Draußen nur Kännchen - wieso?

Hallo zusammen,
warum gibt es in zahlreichen Cafés die Regel, daß es draußen nur Kaffee-Kännchen und keine einzelnen Tassen zu leeren gibt?
Weiß jemand, was dahinter steckt?
fragt Shebop

Vielleicht …
… will der Kellner nicht wegen jeder einzelnen Tasse bis nach draussen laufen.

Gruß
Torsten

Servus,

der Deckungsbeitrag, der aus jedem einzelnen servierten Getränk erzielt wird, ist in der Regel abhängig von dessen Verkaufspreis.

Die Kosten, zu denen dieses Getränk serviert wird, hängen unter anderem von der Zeit ab, die zum Servieren, zum Abräumen und zum Abkassieren benötigt wird. Diese ist u.a. abhängig von der Entfernung zur Theke, auch von eventuell auf dem Weg von und zur Theke liegenden Hindernissen wie Türen, Stufen, Rottweilern, Fahrrädern etc.

Es liegt also nahe, auf der Terrasse dort, wo es möglich ist, bezogen auf die eingesetzte Zeit höhere Deckungsbeiträge anzustreben.

Schöne Grüße

MM

Hallo, Martin,
außer den von Dir angeführten betriebswirtschaftlichen Gründe dürfte vielleicht auch die Tatsache eine Rolle spielen, dass der Transport einer vollen Tasse über den Hindernisparcour des Außenbereiches des öfteren mit einem Fußbad (für die Tasse) endet, worüber der Gast sicher enttäuscht wäre.
Im Kännchen schwappt es (dank Deckel) nicht über.

Gruß
Eckard

Servus,

für Kippen und Schwappen sind auf dem Weg zur Terrasse ja schon die Weizenbiergläser mit ihrem hohen Schwerpunkt zuständig. Eigentlich sollte man davon immer ein ganzes Tablett voll bestellen, damit sie sicher gestaut werden können.

PW: „Tut mir leid, auf der Terrasse servieren wir nur Kännchen“ - „Ach wissen Sie, aus Kännchen kann ich so schlecht trinken“

Schöne Grüße

MM

  • freut sich auf Weizenbierwetter

Hi
Damit der Weg sich lohnt…
A

Draußen nur Kännchen dürfte zum deutsche Kulturgut gehören. Warum? Keine Ahnung. Aber international scheinen die genannten betriebswirtschaftlichen oder artistischen Gründe jedenfalls nicht zu gelten :wink:

LG Petra

Servus Petra,

da überlege ich mir jetzt grade, wo es außerhalb des deutschen Kulturkreises überhaupt die „Kännchenportion“ gibt und wo nicht? Ich kann meilenweit daneben liegen, aber mir scheint das Kännchen als solches schon fast so deutsch zu sein wie das unsägliche Substrat „Kaffeesahne“.

Schöne Grüße

MM

Hi,

meine Standardantwort auf „Draußen gibt’s nur Kännchen“ ist immer: „Nö, stimmt ja gar nicht, da gibt’s ja auch Häuser, Bäume, Straßen…“

Müsst ihr mal ausprobieren :wink:

Hallo Martin,

das meinte ich. Mir ist das sonst auch nicht bekannt.

Italien hat die Nummer, dass die Preise auf der Terrasse höher sind, als im Lokal und noch höher als an der Theke. Aber das hat steuerliche Gründe (in erster Linie. Manche Terrassen lassen sich ihren Blick dann noch extra versüßen :wink:).

Ich verweigere jedenfalls diesen Zwang schon seit Jahren. Entweder, ich gehe da gar nicht erst hin, oder es wird ein Getränk bestellt, das es auch in Tassen gibt, oder wir trinken ein Kännchen zu zweit :wink:

LG Petra, die schnell auf stur schaltet, wenn sie sich als Kunde gegängelt fühlt.

Yield Management

Draußen nur Kännchen dürfte zum deutsche Kulturgut gehören.

Richtig. Im undeutschen Ausland (z.B. Italien) kostet der Kaffee draußen einfach das doppelte.

Für alle Urlaubsidyll-Idealisierer: das nennt man Yield Management und das funktioniert in allen Ländern so (außer möglicherweise Nordkorea & Co.). Die Nachfrage bestimmt den Preis eines Produktes. Wenn die Leute in einem Cafe aufgrund der Lage deutlich lieber draußen sitzen, dann sind sie i.d.R. auch bereit, dafür einen Aufpreis zu zahlen. Aus diesem Grund ist der Kaffee dann draußen teurer. Das ist das selbe wie die verschiedenen Sitzkategorien im Kino oder Theater. Wie diese Preiserhöhung umgesetzt wird, kann sich der Wirt aussuchen (Terassenzuschlag, höhere Preise draußen, Mindestverzehr …).

Gruß,

Myriam

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Hallo Myriam,

der auf italienischen Terrassen teurere Kaffee hat einen anderen Hintergrund (s.u.): Der Kaffee ist an der Bar im Stehen getrunken niedriger besteuert.

LG Petra

Hallo Petra,

Entweder, ich gehe da gar nicht erst hin, oder es wird ein Getränk bestellt, das es auch in Tassen gibt, oder wir trinken ein Kännchen zu zweit :wink: LG Petra, die schnell auf stur schaltet, wenn sie sich als Kunde gegängelt fühlt.

interessant. Ich empfinde das gar nicht als Gängelei, vermutlich, weil ich auch drinnen nur Kännchen ordere. So kann ich die mir gemäßen Menge Kaffee konsumieren, ohne darauf warten zu müssen, bis sich jemand bequemt, mir eine zweite Tasse Kaffee zu servieren :wink:

Viele Grüße
Diana (instant human, just add coffee)

1 Like

der auf italienischen Terrassen teurere Kaffee hat einen
anderen Hintergrund (s.u.): Der Kaffee ist an der Bar im
Stehen getrunken niedriger besteuert.

Das mag als Rechtfertigung dienen, erklärt aber sicher nicht den großen Preisunterschied. Es ist die Nachfrage, die in erster Linie den Preis eines Produktes bestimmt, und das ist länderübergreifend.

Gruß,

Myriam

Danke für Eure Antworten!
Von den Stichwörtern ‚Deckungsbeitrag‘ und ‚Yield-Management‘ hatte ich vorher nie gehört o.gelesen. Und eine deutsche Eigenart scheint es darüberhinaus ja wohl auch zu sein.
Wir sind schon ein seltsames Volk… :wink:

Dank+Gruß von Shebop

Dass die Nachfrage in erster Linie den Preis bestimmt, gilt soooo absolut ja nun auch nicht.

Allerdings ist unbestritten, dass jeder Betreiber, der irgendwie sich eine besondere Marktstellung erobert hat, auch an der Spirale drehen kann. Gleichwohl war die Frage hier nach dem Kännchensyndrom. Und das ist nunmal urdeutsch. Und wird dort, wo es gepflegt wird, auch mit der - ebenfalls urdeutschen - Servideruppigkeit gepflegt.

LG Petra

Und wird
dort, wo es gepflegt wird, auch mit der - ebenfalls
urdeutschen - Servideruppigkeit gepflegt.

Gibt es noch weitere Pauschalisierungen, über welche Du sprechen möchtest? Ich bin gelernte Hotelfachfrau und könnte mich an einer Diskussion über Höflichkeit im Service weltweit durchaus beteiligen.

Natürlich sind die Servicekräfte im Ausland höflicher. In Asien sind die Frauen ja generell unterwürfig und wissen noch was sich gehört, daher eignen sich die Thaifrauen z.B. super als devote Kellnerinnen.

Gruß,

Myriam
*wer Sarkasmus im Posting findet, darf ihn behalten*

5 Like

Ich habe nicht generell über den deutschen Service gesprochen. Sondern einen Kausalzusammenhang hergestellt zwischen ausdrücklich gepflegter „Kännchenkultur“ und Service.

Weil meine Erfahrung in den letzten Jahren nunmal ist: Überall da, wo man wirklich nur Kännchen bekommt (was ja gar nicht mehr sooo häufig der Fall ist), ist der Service zumindest sehr unflexibel.

Im Übrigen geht deine sofort sehr schnippische Reaktion durchaus mit dieser Erfahrung konform.

LG Petra

Ich habe nicht generell über den deutschen Service gesprochen.
Sondern einen Kausalzusammenhang hergestellt zwischen
ausdrücklich gepflegter „Kännchenkultur“ und Service.

Das habe ich nicht so verstanden. Deine Aussage: Kännchenkultur = urdeutsch, unfreundlicher Service = auch urdeutsch, beides tritt i.d.R. zusammen auf.

Im Übrigen geht deine sofort sehr schnippische Reaktion
durchaus mit dieser Erfahrung konform.

Wie gut, dass ich nicht als Kellnerin arbeite. Beständig guter und freundlicher Service hat vor allem mit guter Ausbildung und gutem Management zu tun. Ob Servicekräfte unfreundlich sind oder nicht sehe ich nicht primär als Frage des Landes in dem er stattfindet.

Gruß,

Myriam

Das habe ich nicht so verstanden.

Es mag sein, dass das missverständlich ausgedrückt war, wie es gemeint war, habe ich korrigiert.

unfreundlicher Service

… ich habe von Serviceruppigkeit gesprochen - nicht von Unfreundlichkeit. Das ist ein Unterschied.

LG Petra