Grüss dich
Deine an sich zutreffende Analyse:
„wenig“ ist zwar oberflächlich das Gegenteil von „viel“, aber „viel“ wird in mehr Varianten verwendet, als wenig.
widerspricht meiner Meinung nach überhaupt nicht einer möglichen Verwendung von „dreimal so wenig“. In diesem konkreten Fall ist es eben genau das Gegenteil.
In der Mathematik gibt es das z.B. „Vielfache“ aber nicht das „Wenigfache“. Das Vielfache ist das Ergebnis einer Multiplikation. Eine mit reduzierendem Ergebnis eben eine mit Bruch oder Dezimalzahlen kleiner 0 als Multiplikator.
Das ist so nicht ganz korrekt: das „Vielfache“ als Fachbegriff bezieht sich auf die Multiplikation mit ganzen Zahlen, tautologisch also das „ganzzahlige Vielfache“. Brüche haben da nichts verloren. (Andererseits muss ein Bruch auch nicht kleiner Null sein, damit das Ergebnis einer Multiplikation kleiner ist als einer der Faktoren: (1/2)*(4/5) = 2/5
Was ich sagen will: X-mal-soviel ist auch rein rechnerisch verstehbar, ohne Wertung.
Aber „x-mal-sowenig“ genauso, meine ich. Eben so, wie ich es dargelegt habe. Ist nur eine kurze Überlegung.
Wenig beinhaltet im normalen Sprachgebrauch immer eine Bewertung der Menge im Verhältnis zum Bedarf.
Demnach also auch „viel“. Und dann stell dir mal folgenden Dialog im normalen Sprachgebrauch vor:
A: "Ich habe drei Chinesisch-Wörterbücher daheim."
B: "Ich habe ein Vielfaches davon!"
A: "Ach wirklich? Ich habe nie eins bei dir gesehen."
B: "Ich habe auch kein einziges."
A: "Und warum erzählst du dann diesen Unsinn?"
B: "Das war kein Unsinn: Null ist ein Vielfaches von Drei!"
Und B hat recht. Sogar -3 ist ein Vielfaches von 3. Aber, ich glaube, „dreimal so wenig“ ist intuitiv wesentlich verständlicher, sowohl logisch begründbar als auch real verwendet, und von daher sprachlich als korrekt zu bezeichnen.
Es fragt ja auch niemand "wie wenig kostet das" oder "wie wenige Rente bekomme ich",
Müsste konsequenterweise „Wie wenig Rente“ heissen; und das kann man durchaus so fragen, wenn auch natürlich nicht standardmässig und nur mit einem tendenziösen Unterton.
Ich habe auch nichts dagegen, dass du den Ausdruck nicht magst. Aber nicht alles, was man unschön findet, ist deshalb als falsch zu bezeichnen. Ich bevorzuge eindeutig das Wort „verständlich“ gegenüber deinem (aus Analogie entstandenen) „verstehbar“, würde aber niemals sagen, letzteres sei falsch, ganz im Gegenteil.
Generell ist das halt ein Merkmal der Sprache: Es entstehen auch durch Analogie neue Ausdrucksmöglichkeiten.
P.S:
Ich habe deine privaten Orthographien „oberflächlig“, „Ergebniss“, „Verhältniss“ stillschweigend in die allgemein übliche Rechtschreibung geändert, damit die mitlesenden Nichtmuttersprachler nicht irritiert sind. Ich hoffe, du hast nichts dagegen.
Schönen Gruss
dodeka