Hi!
nicht irgendwelche Bedenken gegen Nachmittagunterricht
anmelden, sondern gegen Deine Erfahrungen auf dem bayerischen
Gymnasium. Meine Tochter, die nur wenig älter sein dürfte als
Du, hat nur in der Kollegstufe echten Nachmittagsunterricht
gehabt. Alles vorher war freiwillig.
Wie Seraphim (glaube ich) schon bemerkte, so ging es mir auch. Ich kam nach Bayern (völlig unbefleckt und optimistisch *gg*), um ein Praktikum zu machen und musste feststellen, dass Nachmittagsunterricht und Schülerverpflegung hier komplette Fremdworte in der Sek. I sind. Wie gesagt, ich hatte seit der 5. Klasse mindestens einmal, oft sogar zweimal wöchentlich Nachmittagsunterricht und so sehr gequält hat es mich auch nicht. Natürlich hat man als Schüler keine Lust, nach 6 Stunden auch noch diese blöden zwei Stunden von 2 bis 4 zu machen, aber da ist man ja auch Schüler und hat eh auf nichts Lust…
Ich empfinde es hier nur als sehr sehr übertriebenes Geheule. Das ist auch nicht persönlich gemeint und soll sich auch nicht gegen die Schüler richten, die sich überfordert fühlen. Das mag es geben und das gab es sicher auch zu meinen Schulzeiten. Aber mir selbst kommt es so vor, als stellen sich jetzt hier viele Leute hin (Schüler, Eltern und Lehrer) und tun so, als wurde ihnen gerade das erste Auto vor die Füße gestellt und es liegt keine Gebrauchsanweisung bei. Ich meine damit nur, dass mir viel zu dramatisch diskutiert wird, dass es nur Opfer gibt und dass ja die armen bayerischen Schüler jetzt Versuchskaninchen sind usw. Mir fehlt da einfach die Sachebene.
Wir waren oben bei den Plätzen, wo man isst. Bitte nicht zu
sprunghaft argumentieren, sonst kann Dir natürlich keiner was
entgegenhalten.
Gut, da muss ich jetzt mal anfügen, dass bei uns die Schule in der Essenspause (Mittag, von 11.25 bis 11.45 Uhr) abgeschlossen (!) wird und alle Schüler, die nicht in die Kantine gehen, auf dem Schulhof zu sein haben. Ja, auch im Winter. Das ist kein Scherz und wenn ich mich recht erinnere, hieß diese Pause an jeder Schule, an der ich war (ich war an 4 Schulen) „Hofpause“. Wenn es zu sehr regnete, wurde eine Durchsage gemacht, dass sich die Schüler in den Lichthöfen aufzuhalten hätten.
Unser Frühstück (in der letzten Schule 9.30 bis 9.45 Uhr) haben wir in den Klassenräumen gegessen.
Wie ist es an euren Münchener Schulen?
Aber dieses Versorgungsproblem
ist hausgemacht und hat rein gar nichts mit dem G8 zu tun.Doch, das hat eben damit zu tun, dass bisher die Ideologie
herrschte, dass die Kinderchen mittags zuhause bei Muttern
gefüttert werden mussten, und die Mütter, die böserweise und
gierigerweise den ganzen Tag arbeiten gingen (O-Ton vor 15
Jahren: Meinst Du nicht, Karin, dass es reichen würde, wenn Du
halbtags arbeitest? Brauchst Du wirklich soviel Geld? BTW, ich
war unverheiratete Alleinerziehende, außer dem Kindesunterhalt
des Vaters hatten wir kein Einkommen, was ich ansonsten auch
überzeugt gelebt habe.) furchtbare Rabenütter waren, die die
armen Kinderlein sich so ganz holflos selber überließen, und
jetzt übergangslos in Schulen, die nie jemand für diese
Organisationsform angelegt hatte, sollen die mit einem
Freßpaket klarkommen und das in der Klasse essen?
Das war jetzt ironisch, oder?!
Ich werde jetzt hier nicht anfangen und etwas über das in Bayern noch sehr verbreitete Frauen- und Mütterbild schreiben, denn das ginge zu weit vom Thema ab und wäre wahrscheinlich sehr emotional.
Aber genau das meine ich mit hausgemacht. Ein „Volk“ hat sich im status quo ergeben und wundert sich nun, dass, wo die Generationen mal wieder wechseln, nicht mehr alles so erduldet wird. Ich sehe da auf Bayern große Probleme zukommen, denn dieses Land wird überflutet von Menschen, die eine andere Einstellung haben. Die kommen von innen und von außen. Natürlich ist München sehr weit weg und die Staatskanzlei sehr schön und der Ede (und wer auch immer sein Nachfolger wird) wollen das alles nicht sehen, was sich so in der bayerischen Realität nördlich der Stadtgrenzen abspielt. Aber es gibt mittlerweile viele, die sich halt Rabenmütter nennen lassen und die es nicht mehr so stört (wobei ich denke, dass es jede Mutter stört, wenn sie Rabenmutter genannt wird, egal ob sie eine ist oder nicht).
Du bist so wenig wie ich repräsentativ für das Familienbild,
das die Partei bis vor kurzem propagierte, die diesen Scheiß
so durchgedrückt hat.
Ich spüre da einen anderen Wind. Auch Bayern kann sich nicht ewig diesem Traumgebilde ergeben und wird über kurz oder lang etwas ändern müssen. Ich finde, Anfänge sind gemacht, aber es gibt noch viel zu tun und das endet nicht bei der Mittagsversorgung von 12- bis 18jährigen. Diese Partei mag ein anderen Familienbild repräsentieren und bewahren wollen, aber selbst in der CSU kam so manche Veränderungen schon überraschend schnell
Dass diejenigen, die bisher immer auf dieser Notwendigkeit
beharrt haben, und daher die Organisation nicht hinkriegen,
das jetzt so zusammenschustern, ist das Problem. Und was
„einige Bundesländer“ angeht: die meisten der alten BRD
dürften auf dieser Schiene gelaufen sein.
Ich weiß, ich schreibe aber immer nur von Bayern, weil das meine einzige Alte-Bundesländer-Erfahrung ist.
Naja, in München haben die wenigsten Schulen wirklich Platz
für Anbauten.
Gut, das ist wiederum ein spezifisches München-Problem. In Erlangen hat man noch Platz.
Und: Nein, die Essensversorgung ist nicht der Hauptunterschied
zwischen „unserem“ und dem bayerischen G8.Habe ich auch nirgendwo bewusst behauptet.
Nein, aber du hast mich gefragt, ob ich das glaube
Hm, gerade kürzlich habe ich davon gelesen, dass es inzwischen
Neuntklässler gibt, die völlig in der Luft hängen, weil sie in
einem Fall von Schulversagen höchstens auf die Hauptschule
zurück können. Ich bin ja selber nicht davon überzeugt, dass
Sitzenbleiben eine angemessene Form von Förderung schwacher
Schüler ist, aber das ist einfach nicht meine Vorstellung von
„wohl überlegt“.
Das verstehe ich nicht. Warum soll man auf die Hauptschule, wenn man auf dem Gymnasium sitzenbleibt?
Klar, die Vergangenheit wird immer gerne verklärt.
Wir machen aber wie gesagt auch immer gern vorher mal schnell die Pferde scheu. Es ist ja nichts dagegen einzuwenden über Veräderungen zu diskutieren, sie zu evaluieren und dann wieder Veränderungen vorzunehmen, ein bißchen zu optimieren oder in dem Falle, dass komplettes Versagen des Systems festgestellt wird, es neu zu machen. Aber von vornherein davon auszugehen, das eh alles schief geht, sorry, das halte ich für eine sehr deutsche Angewohnheit.
Trotzdem: Selbst uns Edi ist in den 60-ern, da ist er maximal
40 Jahre aus der Schule.
Gut, dann sagen wir halt 40 Jahre und haben uns wieder lieb
Grüße!