…sag mal, aber bist du als ganz ausgewiesene Expertin
(jedesmal, wenn ich eins von deinen Rezeptvorschlägen lese,
egal, welche, krieg ich son dermaßenen Kohldampf)
mmh… sage ich jetzt Danke? Oder muss ich ggf. ein schlechtes Gewissen haben? 
nicht auch
mit mir einer Meinung, dass die Herstellung einer
Tomatenconsommee auch für eben diese ausgewiesenen Experten
der sehr gehobenen Kochkunst eine echte Herausforderung
darstellt?
Tut es. Und ganz ehrlich: ich tu mir das auch eigentlich nicht an (es sei denn, zum Erfahrungslernen). Das hat aber eher etwas damit zu tun, dass mein persönlicher Kochstil da einen Schnitt macht, wo nach meinem Maßstab der Aufwand riesig ist und das Ergebnis zwar ganz nett, aber eben das Verhältnis nicht stimmt Ich wiederhole - mein Maßstab! Ich kenne genügend Leute, die einen anderen haben. Allerdings glaube ich sagen zu können, dass das auch an etwas anderem liegt: Ich koche täglich. Alltagsküche mit wenig bis mittlerem Aufwand, „Feiertagsküche“ mit mittlerem bis hohem Aufwand. Superaufwand gibbet bei mir eigentlich eben nicht.
Meine Wenigkeit durfte das Zeugs mal im Adlon probieren. Und
obgleich in der Zubereitung einigermaßen eßbarer Mahlzeiten
nicht gänzlich unbewandert, gelang es mir in keinster Weise in
Erfahrung zu bringen, aufgrund welcher geheimnisvollen
Zubereitungsart jemand in der Lage ist, selbiges Gericht
unfallfrei auf der einen Seite so quellwasserklar und
andererseits so intensiv aromatisch auf den Tisch zu bringen
versteht.
Das geht schon mal los mit den Tomaten. Eigentlich wollte ich das oben schon reinschreiben als Warnung: Man kann um diese Jahreszeit keine gescheite Tomatenconsommé machen. Weil nicht die Früchte da sind. Wer das zu dieser Jahreszeit auf der Speisekarte stehen hat, der ist entweder größenwahnsinnig oder hat den Kram für Wahnsinnsgeld irgendwoher einfliegen lassen. Die Tomaten für Consommé müssen schon im Rohzustand eine Geschmacksexplosion sein. Vielleicht auch ein Grund, warum ich die nicht mache: Mir sind solche Tomaten, wenn sie vor mir liegen, zu schade dafür. Die werden roh gegessen. Das höchste der Gefühle: ein kalter (lauwarmer) „Sugo“ (Salat) zu Pasta. Außer ein wenig Öl und ein bisken Salz (evt. noch ein Hauch Sardelle) und guter Basilikum kommt da sonst nix ran. Ist dann aber auch so schon für mich Genuss pur.
Richtig echt gute Köche winken denn immer verzweifelt ab und
das geneigte chefkoch-Forum ist sich eigentlich dahingehend
einig, dass die Chose im Prinzip nicht zu bewerkstelligen sei.
Der Tüp, welcher ebendort den Tip mit dem Tuch zum besten gab,
erwähnte nämlich gleichzeitig, dies würde nicht ansatzweise
zufriedenstellend sein so ergebnisorientiert.
Ich kenne den Thread. Es geht, wenn das Tuch gescheit ist. Ich habe bei meinen 2, 3 Versuchen ein Moltontuch genommen. Und über 12 Stunden „laufen“ lassen. (Da darf man nicht bei zugucken, man (ich zumindest) werd nervös
… alle paar Sekunden ein Tropfen). Das Zeug war klar. Hat auch sehr gut geschmeckt. Aber ich kann eben nicht behaupten, dass durch diese Methode nun wirklich so viel „mehr“ an Geschmackserlebnis aus der Tomate kam, als die als Rohfrucht ohnehin hatte.
Die Rechnung bleibt für mich: Macht man das aus einfachen Tomaten, dann kitzelt man nur das Nichts an Aroma raus. Macht man das aus guten Tomaten, dann lohnt der Aufwand nicht, weil das Ergebnis eben nach dem Theater nicht die gewünschte Explosion auslöst. Macht man das aus genialen Tomaten, dann fallen mir halt ökonomischere Verwendungsmöglichkeiten ein, die meine Nerven dann auch schonen. Da mein Nervenkostüm auch zu meinem Genuss gehört, fällt die Bilanz zu Ungunsten der Consommé aus 
Es mag auch noch eine Rolle spielen, dass ich eher auf „bissfest“ stehe. Bin auch nicht so der Fan von Mousse und Schäumchen. (Ich habe meine Zähne noch
). Es gibt eigentlich nur 2 Consommés, die wirklich regelmäßig auf dem Speiseplan stehen: mit Tee (auch hier gilt natürlich: der Tee muss gut sein) http://goccus.com/rezept.php?id=1263 und mit Pilzen.
LG Petra