Ich wünsche mir eine Änderung im Wahlrecht.
Durch die 5% Hürde gehen viele Wählerstimmen „verloren“, das Spektrum in den Parlamenten bildet nicht oder unzureichend die eventuellen Mehrheiten ohne diese Hürde ab.
Statt diese abzuschaffen bin ich für Einführung von Dritt- und Viertstimmen, oder Wahl in Form einer Reihenfolge.
Schafft es meine Wahl auf meiner Platz1 nicht über 5% der Gesamtzahl der Plätze1 auf den Wahlzetteln kommt Platz2 dran, eventuell das gleiche Spiel dann nochmal…
Klingt kompliziert auszuzählen, dürfte aber mit etwas EDV Unterstützung unkompliziert umzusetzen sein.
Was spricht dagegen?
hi,
Partei X und Y brauchen je exakt 2 Stimmen um über 5% zu kommen.
Du hast als Erststimme X, als Zweitstimme Y und als Dritte Z
Wähler B hat Y, X und Z gewählt.
Problem: nur mit deiner erst und seiner Zweit oder deiner Zweit oder seiner erst würde X oder Y über 5% kommen.
Wer entscheidet welche Variante genommen wird?
Oder verfallen nun beide Erst- und Zweitstimmen und Z freut sich? obwohl es von beiden nur die Dritte Wahl war?
grüße
lipi
Gibt unterschiedliche Modell dafür:
Bei der Erststimme, also der Wahl der Direktkandidaten, würde Präferenzwahl mE sehr viel Sinn machen. Das ist auch relativ überschaubar.
Beste Grüße,
Max
So ungefähr. Die Stimmen von demjenigen, der „rausfliegt“, werden auf die verbliebenen Optionen verteilt. Im Prinzip vergleichbar einer Stichwahl.
Beste Grüße,
Max
Als ich in Baden-Württemberg lebte, gab es dort bei den Kommunalwahlen dieses Modell: Jeder hatte die Anzahl von Stimmen wie es zu vergebenden Plätze im Stadtrat gab.
Man konnte sogar kumulieren und panaschieren. (Vermutlich gilt dieses Recht immer noch, aber ich weiß es nicht - darum vorsichtshalber in der Vergangenheitsform geschrieben.)
Das Problem: Manche Wähler waren überfordert, auch wenn es sehr einfache Varianten gab.
Darum: Die Auszählung und Auswertung mag sicherlich durch EDV übernommen werden, aber der Wahlgang selbst muss einfach bleiben. Manche sind ja schon von Erst- und Zweitstimme überfordert. Und eine Überforderung der Wähler wäre m. E. eine unzulässige Diskriminierung, weil alle Wahlberechtigten unabhängig von ihrem IQ auch wahlfähig sein sollen.
Danke für die Infos und Denkanstöße… Vielleicht doch eine nicht so einfache Variante.
Also doch eher eine angemessene Absenkung der 5%…
verbunden mit einer angemessenen Lösung für eines der zentralen Probleme, das der Weimarer Republik den Untergang mit bekannten Folgen beschoren hat. Was schlägst Du da vor?
Oder geht es Dir darum, die viele Jahrzehnte unangefochtene Minderheitenregierung durch die F.D.P. auch noch dann weiterzuführen, wenn der ehrenwerte Herr Lindner auch noch mit zwei Prozent der Wählerstimmen kokett mal mit dem, mal mit jenem koalieren kann, Hauptsache er und seine Klientel behalten die unangefochtene Macht in D?
Schöne Grüße
MM
OT: beschert, oder? Hat Bescherung was mit scheren zu tun? Ich weiß es nicht, klingt aber komisch…
BtT: Ich schlage gar nix vor, hab nur über die Probleme der aktuellen Lösung nachgedacht, die sich ja in Thüringen gerade bewahrheitet haben - wobei ich da auch nicht nachgeschaut hab, ob das bei 2 oder 3% Hürden anders aussehen würde…
Die Taktik- oder Nichttaktikkampagne der CDU hat wohl das Problem eher verstärkt.
Vielleicht sollten vor Wahlen auch grundsätzlich keine Umfragen oder Prognosen erstellt werden?
Geht beides. Ich mag die verstärckte Flexion von Verben.
Im Mittelhochdeutschen machte die Flexion einen Unterschied in der Bedeutung aus: Die schwach flektierte Nebenform zum stark flektierten schern = schneiden, scheren hatte die Bedeutung zuteilen. Sie ist heute verschwunden und nur im zusammengesetzten Verb bescheren noch erhalten. Insofern ist es natürlich ein unzulässiger Manierismus, wenn ich zu diesem von der schwach flektierten Nebenform abgeleiteten Verb eine stark flektierte Form bilde. Aber halt scho schee…
Die Brüder Grimm meinen dazu
Schöne Grüße
MM
Es würde - zumindest bei 2 Prozent.
Dann wären nämlich im Thüringischen Landtag auch die Allgemeine Fortschrittspartei, die Impfgegnerpartei, die Bäuerliche Dieselpartei, die Allrussische Kriegs- und Friedenspartei, die Musealsozialistische Einheitspartei, die Kleingärtnergerechtigkeitspartei usw. vertreten.
Das wäre auf den ersten Blick ganz unterhaltsam, aber führte auf der Linie, die sich jetzt bereits für das BSW abzeichnet, dass da nämlich Leute gewählt wurden, von denen man im Grund überhaupt nicht weiß, was sie landespolitisch tun und lassen wollen, in Konsequenz zu einer Art Landes-Duma: Hauptsache, da werden irgendwelche Abgeordneten reingewählt - was sie dann im Parlament machen, ist doch ihre Sache, sie werden schon die richtigen Anweisungen vom Chef bekommen.
Schöne Grüße
MM
Nee, geht um die Frage, ob z.B. die Braunen bei Einzug einer oder mehrere weiterer Parteien trotzdem über dem 1/3 Sitze liegen würden…
Was Du im 2. Absatz schreibst ist natürlich traurige Realität, hat aber letztlich doch nicht viel mit der Größe zu tun. Inhalte spielen doch bei Wahlentscheidung der allermeisten Wähler keine Rolle, und auch die meisten größeren Parteien vermitteln keine Ideen aus den Programmen im Wahlkampf - bzw. nur weit jenseits der Plakate, Flyer, Briefe, Talkshows…
Faszinierend. Bei insgesamt 5,5 Prozent für sonstige hätten es sieben Parteien und mehr über die Zwei-Prozent-Hürde geschafft?
Gruß,
Max
Ja, weil dann sehr viel mehr als 5,5 Prozent für sonstige gestimmt hätten.
Vgl. die Entwicklung der Zusammensetzung des oben angezogenen Parlaments der Weimarer Republik.
Schöne Grüße
MM
Hallo Aprilfisch!
Vgl. die Entwicklung der Zusammensetzung des oben angezogenen Parlaments der Weimarer Republik.
Das kann ich sehr empfehlen. Wenn man sich nämlich die Zahlen der Reichstagswahlen betrachtet, stellt man fest: Auch hier wären einige Parteien an einer 2-Prozeht-Hürde gescheitert.
Ich bin, auch wenn du es vermutlich nicht glaubst, kein Befürworter der 2-Prozent-Hürde. Eine 2-Prozent-Hürde ist aber nicht dasselbe wie keine Hürde. Deine Argumentationen ist halt reichlich populistisch, denn die von dir skizzierten Parteien liegen eher bei 0,2 Prozent als bei 2 Prozent und selbst in der Weimarer Republik kamen obskure Splitterparteien selten über 1 Prozent.
Schaut man sich das aktuelle Wahlkergebniss von Thüringen an, dann liegt genau eine Partei zwischen 2 und 6 Prozent - nämlich die Grünen. Nicht gerade die Kleingärtnergerechtigkeitspartei, würde ich sagen. Und selbst wenn man davon ausgeht, dass mehr Leute kleine Parteien gewählt hätten, bezweifle ich, dass die MLPD plötzlich ihr Ergebnis von 0,1 Prozent verzwanzigfacht hätte. Die einzigen Parteien, die mit einem Ergebnis von über einem Prozent realistisch in die Nähe von zwei Prozent hätten kommen können, waren FPP, Freie Wähler und Tierschutzpartei.
Worauf sich rauswill? Mehr Sachlichkeit in der Diskussion. Ja, ich weiß, der eigene Populismus ist immer was ganz anderes, weil man ja zu den Guten gehört, Aber Populismus ist immer Mist.
Gruß,
Max