Druckschmerz nach Wurzelbehandlung

Hallo Ihr lieben,

habe vor ca. 3 Wochen starke Schmerzen am rechten Backenzahn(46)Unterkiefer bekommen. Ab zum Notdienst, dieser hat aufgemacht und gemeint er sei tot. Hat gleich zwei Wurzelkanäle gesäubert und Zahn offen gelassen. Schmerzen wurden erstmal besser. Montag bin ich dann zu meiner Zahnärztin, diese meinte die 3. Wurzel muss noch gefunden werden. Also suchen, finden und beseitigen. Da alle Kanäle starken Geruch aufwiesen, blieb der Zahn erstmal komplett geöffnet mit Watte ausgekleidet. Besserung stellte sich schnell ein und es war kein Schmerz zu verspüren. Nach ca. 4 Tagen wurde der Zahn provisorisch verschlossen. Die Schmerzen traten wieder auf. Also wieder hin Zahn auf, anderes Medikament und Watte rein.
3 Tage wieder alles gut. Zahn wird wieder geschlossen mit Medikament unter Füllung. Nach 2 Stunden pochern im Zahn und Druckschmerzen wie Nadelstiche beim zusammenbeißen. Nach ca. 3 Tagen Füllung bricht auf und Schmerzen lassen nach bis keine mehr vorhanden sind. Wieder Zahnarzt Wurzel wurde vermessen, ausgebohrt tat alles nicht mehr weh. Wieder Watte mit Medikament und provisorische Füllung. Nach ca.5 Stunden wieder Druckschmerz wie Nadelstiche, unerträglich beim zusammenbeißen. Füllung bricht wieder auf, Schmerzen lassen nach bis sie verschwinden. Gestern Zahnarzt da die Watte mit Medikament auch raus war. Zahn wieder neu mit Watte und Medikament ausgelegt und wieder provisorische Füllung drauf. Wieder Druckschmerzen wie Nadelstiche, bloß nicht draufkommen. Das kann doch nicht sein, immer wenn er offen ist ist alles weg, sowie ein Deckel drauf kommt geht nichts mehr. Nehme seit gestern Antibiotika wegen einer Angina und noch einer Stirnhöhlenvereiterung, diese kommen jetzt auch noch dazu. Gehe langsam am Stock.
Was soll ich denn nun machen.

Hallo,
mein Zahnarzt hat mir bei meiner Wurzelbehandlung mal gesagt dass es sein kann, dass sich gaaaaaanz kleine Verästelungen in den Wurzeln befinden, in denen sich noch abgestorbenes Gewebe befindt. Die sind manchmal nicht zu finden und somit auch nicht zu reinigen. Wenn das Gewebe dann „verfault“ bilden sich Gase und diese Erzeugen Druck, da sie ja nicht aus dem Zahn können. Das verursacht dann die Schmerzen. Deshalb bist du auch Schmerzfrei sobald dein Zahn offen ist, die Gase entweichen und alles ist in Ordnung.
Was genau man da macht kann ich dir leider nicht sagen, vielleicht erkundigst du dich mal bei einem Chirogen, der auf Wurzelbehandlungen spezialisiert ist.
Ich hoffe ich konnte dir ein wenig helfen :smile:
Gute Besserung und liebe Grüße

Servus Nixi,

um die Wurzelspitze(n) Deines 46 spielt sich eine heftige Entzündung ab. Auf diesem Bild ist so etwas für einen einwurzeligen Zahn schematisch gezeigt:

http://www.medeco.de/typo3temp/pics/img19_ZahnApikal…

Grund für die Entzündung ist eine bakterielle Infektion. Bakterienart: unbekannt (auch Deinem ZA)
Bakterienmenge und Virulenz: unbekannt

Dein ZA versucht nun, die Bakterien aus den Wurzelkanälen herauszubekommen und die verbliebenen per Desinfektion umzubringen. Das ist ihm bisher nicht gelungen, die Entzündung geht weiter, es bilden sich Sekrete, die den Zahn aus seinem Fach drücken, wenn er per Füllung verschlossen wird. Die eingebrachten Medikamente wirken in Deinem Fall nicht gut genug.

Was kann man tun? Offenlassen ist keine Option, weil aus dem Mund immer mehr neue Bakterien in den Zahn einwandern und weiteren Anlass zur Entzündung bieten.
Besser desinfizieren? Das könnte eine Optien sein. Wenn es gelingt, das Kanalsystem effektvoll mit geeigneten Mitteln auszuspülen, kriegt man damit den Großteil der Bakterien weg. Dazu muss jeder einzelne Kanal im Durchmesser erweitert (Aufbereitung) und mit Natriumhypochloritlösung minutenlang gespült werden. Das scheint (zumindest hast Du es nicht geschildert) bei Dir bisher nicht erfolgt zu sein. Das dauert seine Zeit und ist zwischen anderen regulären Patienten nicht einfach unterzubringen. Bisher jedenfalls ist bei Dir keine ‚Ruhe an der Front‘. Manchmal hilft in solchen Fällen das, was mein geschätzter Kollege Osswald so leidenschaftlich propagiert:

http://tarzahn.de/Timbuktu%20Methode/Materialien.htm

Ich bin zwar mit Osswalds absolutistischem Messianismus nicht einverstanden, weiß aber, dass sein CHKM durchaus öfter hilft - vielleicht ist Dein Fall so einer.

Wenn eine geduldige Kanalaufbereitung, Spülung und Desinfektion (und das Antibiotikum, das Du aus anderen Gründen gerade schluckst) nicht zum gewünschten Ergebnis führen, ist der Zahn IMO verloren. Eine Kanalaufbereitung plus Wurzelspitzenresektion ist in so einem akuten Fall nicht schmerzfrei hinzukriegen und sollte nicht erwogen werden.

Damit so ein Zahn komplikationslos und schmerzfrei herausgeht, empfiehlt es sich sogar, ihn vor der Extraktion in zwei Hälften zu teilen, weil die einzelnen Wurzeln leichter und schneller zu entfernen sind.

Es tut mir leid, Nixi, dass mein Rat solche Roman-Ausmaße erreicht hat, aber es ist halt auch eine komplexe Thematik.

Ich wünsche Dir baldige Besserung

Gruß

Kai Müller