Dschungelcamp - welche Klientel wird damit bedient?

Bald geht es ja wieder los mit dieser Art „Unterhaltung“.

Vorweg: Meine Frau, Augenoptikermeisterin und mit Sicherheit nicht ganz verblödet, schaut sich das „gern“ und regelmäßig an. Sie findet das Format „lustig“, allerdings fand sie es zu Zeiten eines Dirk Bach noch „lustiger“.

Ich dagegen finde das unterirdisch und würde die angelockte Zuschauerschaft unter den latenten Voyeuren verorten…: wer muss wann was fressen, wer streitet über was mit wem und wer zeigt wann wieviel nackte Haut?

Aber meine Göttergattin würde ich nicht als Voyeurin bezeichnen. Was sind das also für Charaktere, die sich das ansehen wollen? Kann mir jemand -semiwissenschaftlich- die Art des einschlägigen Publikums benennen?

Ähnliches schaut sich meine auch an, Bachelorette und wie das Zeug heißt. Weshalb und wozu sie das schaut, lässt sie regelmäßig unkommentiert.

Wahrscheinlich wissen die Zuseher es selbst nicht.

Ich hab vergessen, auf deine Frage einzugehen.

Wahrscheinlich gibt es keine eineindeutige Antwort.

Beim Vorstandsmitglied einer großen Bank sehe ich regelmäßig die Bild-Zeitung liegen, beim Medizinalrat auch. Ein Tageblatt also, ewas man eher Bauarbeitern zutraut und dessen regelmäßige Lektüre einem im Rahmen einer Auseinandersetzung unterstellt wird, wenn der Gegenseite die Argumente ausgehen.

Danke Dir. Das mit der BLÖD-Zeitung kann natürlich demselben Reiz nach Emotionen entspringen, der Sendungen wie „SchleFaZ“ (schlechtester Film aller Zeiten) attraktiv zu machen scheint . Und das läuft sogar noch zur „besten“ Sendezeit!

Man kauft das Blatt, um sich herzhaft aufregen zu können. Bestimmt gibt es auch Dschungelcamp-Zuschauer, die das Format „eigentlich“ zum Gruseln finden, aber man will sich halt ereifern (und nebenbei genau hinschauen, wenn eine® blankzieht


Die werberelevante Gruppe der 14- bis 49jährigen.
Anfangs hat man sich den Schwachsinn auch angesehen, da neu und verrückt. Anfangs kannte man von der Semiprominenz noch ein paar.
Ich hab aber schon von gesellschaftspolitisch interessierten Leuten gehört, die das Stressverhalten zwischen Gruppendruck, Wirkung auf Publikum, Prüfungen und Mangel an vernünftigem Essen spannend finden.
Wichtig sind jedoch die Leute, die den Mist in den Werbeunterbrechungen kaufen.
Gruß
rakete

Ja, das hat ja auch schon Georg Schramm in „Volksverblödung“ so schön aufgearbeitet. Aber Deine Analyse erklärt nicht, welchem Umstand es zu verdanken ist, dass sich die Leute vor die Glotze setzen und sich die Werbung für Produkte ansehen, die später gekauft werden sollen.
Oder anders gesagt: Warum unterbricht man nicht eine Doku über Mallorca ständig mit Werbung? Was macht dieses Dschungelcamp so attraktiv, dass sich die Leute eben genau während dieser Sendung die Werbung reinziehen?

Die gebildeten Schichten schauen nicht nur französisches Autorenkino auf Arte, sondern auch (und vor allem) seichte Kost. Fernsehen ist eben ein Unterhaltungsmedium.

Na gut, das weiß ich ja spätestens, seit meine bessere Hälfte da mitguckt. Aber WARUM?

Hi

Antwort:

Vielleicht doch?
Manche Menschen sind neugierig auf andere Menschen - das „Gaffen“ bei Unfällen läßt sich tw. auch so erklären.
Oder man fragt sich, wie würde ich mich in dieser - wenn auch absurden - Situation verhalten.

Nicht zuletzt trägt hier wahrscheinlich die Gruppendynamik der pointiert besetzten Personen dazu bei
Und möglicherweise will frau auch mit etwas Empathie wissen, wie sich der eine oder andere Teilnehmer (falls man die IT-Girls, C-Promis und verschuldeten Altstars kennt) so durchschlägt.

Ich gucks nicht. Ich mag weder die Moderatoren, noch das „Marktgeschrei“ und die Werbung drumherum.
Schlimm genug, das mittlerweile andere Printmedien Journalistenlebenszeit auf solche Artikel verschwenden, um den Lesern das mit Absicht ignorierte Fernsehformat doch noch nahezubringen. Im Stern gabs sogar mal nen Fürsprecher für die Sendung - man könnte was daraus lernen. - Bald wird wahrscheinlich „Dschungelcamp“ Pflichtprogamm fürs 1.Semester Psychologie oder Journalimus.

lg, vordprefect

Oh nein, bei einem Unfall gaffen würde sie niemals!! Sie kann kein Leid ertragen.

Das mit der absurden Situation ist interessant, denn wir haben früher durchaus bei Trekkingtouren den Dschungel kennengelernt. Sie weiß also, wie es - zumindest auf Borneo - im Dschungel aussieht. Sie muss deshalb auch wissen, dass diese leicht „dramatisierte“ Umgebung, in der sich dieser ganze Bockmist abspielt, vermutlich nicht viel mit der Realität zu tun hat.

Das trifft absolut zu, wobei sie inzwischen kaum mehr jemanden von den Teilnehmern kennt.
Was macht das Gezänk, z.B. um ein versch!ssenes Klo, von Schein"promi" A mit Möchtegern"promi" B so interessant für den Zuschauer?

Vielleicht um sich gewahr zu werden, dass die sogenannten „Promis“ auch nur ganz normale Menschen mit ganz normalen Problemen sind? Oder um es mit den Worten meiner Ruhrpott-Omma auszudrücken: die gehen auch nur kacken :wink:
Oder um in der Mittagspause mitreden zu können?

Keine Ahnung, warum man sich das antut. Diese ganze Nische ist doch todlangweilig.

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Ja gut, warum waren öffentliche Hinrichtungen früher ein beliebtes, öffentliches Event?
Sensationslust, Fremdschämen, Nervekitzel?.

Trashfernsehen kann auch unterhaltend sein, allerdings braucht es dazu die richtigen Protagonisten.
Es muss schon krachen unter denen.

Mancher aus bildungsnahen Schichten schaut vielleicht, um sich an der Blödheit mancher Mitmenschen zu ergötzen und sein positives Selbstbild damit zu bestätigen Man hält sich ja selbst oft für was Besseres.

Ich selbst schaue das nicht, habe keine Privaten. Es ist aber so, dass es in SPON eine tägliche Glosse/Kritik von Anja Rützel gibt, die das Geschehen satirisch kommentiert. Das ziehe ich mir regelmäßig rein.

Das alleine würde schon die Ausstrahlung des Camps rechtfertigen.

cheers

Hallo,

Über die Sendungen denke ich wie Du.

Aber dass auch durchaus gebildete Menschen sich sowas anschauen, das finde ich irgendwie großartig. Ich glaube das sind Menschen, die im Leben intellektuell sehr gefordert werden. Die wollen abschalten, entspannen. Und während Du oder ich uns nur fremdschämen würden, gelingt ihnen das bei diesen Sendungen.

Nach schwierigen Klausuren habe ich früher immer einen halben Hahn (Wienerwald) und ein Sixpack Jever geholt und die ganz alten Folgen von Flash Gordon geguckt. Nicht die Trickfilme, sondern die mit echten Schauspielern im Studio abgedrehten Flimchen, in denen die Raketen gequalmt haben wie die Zigarren.

Gruß, Hans-Jürgen Schneider

Hallo,
ich habe hier noch keinen Beitrag gelesen, der da schreibt - ja - ich schau mir das auch an und ich finde gut, manches mal schon etwas eklig, aber immer noch besser als „Bauer sucht Frau“ oder „Schwiegertochter gesucht“.
Und weil ich das bisher noch nicht gelesen habe sondern nur hochspannende Erklärungsversuche warum es jemand guckt und was der oder die für eine Psyche haben - schreibe ich es einfach mal -

Ich gucke das - als ich noch die Woche über in Hamburg war, alle Folgen - jetzt nach Lust und Laune

Gruss
Czauderna