Hi,
Ich wollte tiefer in die Fotografie einsteigen
(Nichtkommerziell, nur als Hobby für den eigenen Gebrauch) und
auch einige schöne Naturvideos drehen.
Daher wollte ich jetzt so um die 600 Euro investieren und mir
eine DSLR zu kaufen. Mir wurden aber auch Systemkameras ans
Herz gelegt.
Mir persönlich gefallen sie nicht so richtig. Sehen so
„kastriert“ und „gewöhnlich“ aus
Ich wollte hier mal fragen, was ihr empfehlt. Lieber eine
Systemkamera oder eine DSLR (Nikon, Canon, Sony)?
Gibt es Vor- und Nachteile der beiden Systeme, die man kennen
und berücksichtigen sollte?
wir befinden uns in der Kameratechnik derzeit in gewisser Weise in einem Umbruch.
Bisher war es so, dass (D)SLR entscheidende Vorteile hatten:
- minimalste Auslöseverzögerung
- unübertroffen scharfes, klares und großes Sucherbild (eben eine Mattscheibe)
- blitzschneller Autofokus
- nachführender Autofokus
- da die zugrunde liegende Technik mehrere Jahrzehnte alt ist, ist der Erfahrungsschatz riesig - entsprechend stehen unübertroffen gute Objektive zur Verfügung (die mehr als die Hälfte zur Bildqualität beitragen und die auch in digitalen Zeiten genauso funktionieren wie vor hundert Jahren)
Mittlerweile sind wir an einem Punkt angelangt, an dem die kleinen Bildschirme im Sucher wohl eine der Mattscheibe entsprechende Abbildungsqualität erreichen (ich habe es selbst noch nicht ausprobiert, weiß aber, wozu die Bildschirmtechnik fähig ist und dass wir hier noch lange nicht das Ende der Fahnenstange erreicht haben). Es ist mittlerweile auch gelungen das Autofokusprinzip der SLR auf Kameras ohne Spiegel zu übertragen, so dass die Systemkameras so schnell fokusieren wie die DSLR.
Da kein Spiegel bewegt werden muss, haben Systemkameras einen prinzipiellen Vorteil bei der Serienbildgeschwindigkeit - allerdings reichen die in der DSLR-Einsteigerklasse erreichten rund 5 Bilder/Sekunde für die allermeisten Aufgaben völlig aus (teurere DSLR erreichen auch bis zu 10 Bilder/Sekunde (und mehr?)). Systemkameras erreichen problemlos 10 und mehr Bilder pro Sekunde.
Neben der Baugröße unterscheiden sich DSLR und System vor allem in der derzeit zur Verfügung stehenden Objektivauswahl (nicht alle für DSLR gebauten Objektive passen an Systemkameras) und im Sucher. DSLR projezieren das Bild über einen Spiegel auf eine Mattscheibe, bei Systemkameras blickt man auf einen kleinen Bildschirm. Mit zunehmender Bildschirmqualität werden die noch vorhandenen Vorteile der Mattscheibe egalisiert werden (auch wenn ich dem nachtrauern werde, aber ich bin überzeugt, dass der klassische DSLR-Sucher in irgendwann verschwinden wird, da dies einfach prinzipielle Vorteile bringen wird). Aber vor allem konservative Typen wie ich empfinden weiterhin die klassische Mattscheibe als deutlich angenehmer (und es wird sie noch etliche Jahre geben).
Bei der Videofähigkeit muss man allerdings aufpassen. SLR waren reine Fotoapparate - die Videofähigkeit wurde nachträglich implementiert, schlicht weil es mit der Digitaltechnik möglich wurde. Trotzdem sind viele aktuelle DSLR (insbesondere Canon hat da Nachholbedarf, Sony ist führend) eher schlecht zum filmen geeignet (z.B. fehlender permanenter Autofokus). Und der Sucher fällt bei SLR zum filmen ebenfalls aus, da das Licht entweder auf die Mattscheibe oder auf den Chip gelangt - gleichzeitig geht nicht. Systemkameras mit ihrem Minibildschirm im Sucher haben dieses Problem nicht.
Bei einem Hobby ist der Wohlfühlfaktor aber ebenfalls sehr entscheidend. Wenn einem also die klassische SLR-Technik einfach mehr zusagt, sollte man ihn nicht zu einer Systemkamera überreden (und umgekehrt).
Für Deine Entscheidung: aus technischer Sicht machst Du mit keiner der Alternativen einen grundlegenden Fehler - beide eignen sich dazu die Fotografie als intensives und erfüllendes Hobby zu betreiben.
Gruß Stefan