'Dünkel' und 'Abgehalftert

Liebes Expertenteam

Ich würde gerne die genaue Bedeutung (ursprünglich und in der heutigen Umgangsform) erfahren über die beiden Begriffe „Dünkel“ und „Abgehalftert“ - offenbar gibt es verschiedene Bedeutungen dafür. Ich danke Euch im voraus herzlich, lieber Gruss! Corinne

Hallo,

der Dünkel kommt aus dem mittelhochdeutschen („dunc“ = „Meinung“) und meint eine übertrieben hohe Selbsteinschätzung oder Hochmut.

Das Abhalftern kommt vom Halfter eines Pferdes: Wenn man ihm das Halfter abnahm, so nahm man es „außer Dienst“. Auf den menschen übertragen bedeutet „abgehalftert“ also, daß jemand von seinem Posten entfernt wurde und manchmal auch, daß er damit alt, nichtnutzig und heruntergekommen, verbraucht ist.

Beides sind also Begriffe, die eher mit einem negativen Touch behaftet gebraucht werden.

Gruß,

Malte.

Holla Corinne,

„Dünkel“ kommt vom Verb „dünken“, was mit „denken“ verwandt ist und ebenso etwas wie „denken, vermuten, meinen“ bedeudet. Dünkel ist also zunächst einmal die Meinung über etwas.

Einen schönen Satz mit „dünken“ bildete Wagner im Ring. Da singt Siegfried zu Mime, der ihn schon zum X-ten Mal daran erinnert, ihn als Findling aufgenommen und und groß gezogen zu haben:
„Mich dünkt, des gedachtest du schon!“

„Dünkel“ hat heute einen schlechten Ruch, da dieses „meinen“ als „sich einbilden“ verstanden wird und Hochnäsigkeit, Überheblichkeit und flaschen Stolz nahelegt.

Hierzu Kluge:

_ Dünkel
Substantiv Maskulinum erweiterter Standardwortschatz stilistisch (16. Jh.)Stammwort. Frühneuhochdeutsche Weiterbildung zu älterem dunk „Bedünken, Meinung“. Wohl als Diminutiv empfunden, deshalb „kleines Bedünken“ und daraus „kleinkarierter Stolz“. dünken. deutsch s. dünken

dünken
schwaches Verb Standardwortschatz stilistisch (8. Jh.), mhd. dunken, ahd. dunken, dunchen, thunken, as. thunkian Stammwort. Aus g. *Tunk-ja- Vsw. „dünken“, auch in gt. Tugkjan, anord. Tykkja, ae. Tyncan, afr. thinza. Wie unter denken ausgeführt, handelt es sich wohl um ein Verb, das ursprünglich „wiegen“ bedeutete, also (unpersönlich) „mir wiegt etwas, mir ist etwas gewichtig“. Hierzu denken als Kausativ („erwägen“).
Ebenso nndl. dunken, ne. think, nschw. tycka, nisl. Tykja; denken, Dank, däuchten, Deichsel, Dünkel. gemeingermanisch_

„abhalftern“ meint: das Halfter (bei einem Pferd oder anderem Zugtier) abnehmen. Man könnte auch an das Waffenhalfter eines Soldaten denken.
Wenn also jemand abgehalftert ist, so steht er nicht mehr als Arbeitstier, als Mitkämpfer und Helfer zur Verfügung.
Er ist nutzlos und überflüssig geworden.

Wir haben z. B. viele abgehalfterte Politiker, denen wir dennoch gewaltige Pensionen zahlen.

Gruß Fritz

Hallo, Corinne!

Als Reiterin würde ich mal tippen, daß „abgehalftert“ aus dem Reiterjargon kommt, und zwar ist das Halfter das Kopfzeug des Pferdes. Man unterscheidet zwischen Reit- und Stallhalfter. Ich nehme an, hier ist das Reithalfter gemeint. Abgehalftert werden die Pferde, die nicht mehr benötigt werden. Möglicherweise kommt der Ausdruck aus der Postkutschenzeit?

Grüßle
Regina

Hallo, Malte!

Das Abhalftern kommt vom Halfter eines Pferdes: Wenn man ihm
das Halfter abnahm, so nahm man es „außer Dienst“. Auf den
menschen übertragen bedeutet „abgehalftert“ also, daß jemand
von seinem Posten entfernt wurde und manchmal auch, daß er
damit alt, nichtnutzig und heruntergekommen, verbraucht ist.

Tja, da warst Du wohl einen Tick schneller als ich. Lag ich also richtig mit meiner Vermutung.

Grüßle
Regina