Stimmt es, dass man z.B. Enten im Winter nicht mit Brot füttern soll? Angeblich können sie davon krank werden oder sogar sterben? Jana
Hallo Jana,
also ich habe nur gehört, das das Brot anfangen kann zu schimmeln, und die Tiere dadurch dann krank werden. Daher ist es mir auch ein Rätzel wie Leute ihr verschimmeltes Brot füttern. Es sei den sie „jehen Tauben verjiften, im Park“. Abgesehen davon sollte man nicht noch mehr in den natürlichen Kreislauf eingreifen „um den Tieren etwas Gutes zu tun“. Sie finden genug Futter und sind nicht auf die chemischen Zusatzstoffe angewiesen, mit denen wir uns die Gesundheit ruinieren.
Alles Gute
olli
Ja
Hi,
unsere Hühner bekommen fast jeden erdenklichen Küchenabfall, insbesondere altes Brot, welches sie mit Vorliebe fressen.
Ich kann mir nicht vorstellen, dass es aus Sicht von Vögeln gesundheitliche Bedenken geben soll.
Gruss,
Stimmt es, dass man z.B. Enten im Winter nicht mit Brot
füttern soll? Angeblich können sie davon krank werden oder
sogar sterben? Jana
Liebe Jana,
direkt vom Brot werden sie nicht krank solange dieses nicht verdorben ist.
Aber die ach so beliebte Unsitte des Entenfütterns ist Tierquälerei auf hohem Niveau. Warum ?
Halte Dir bitte folgendes vor Augen:
Enten (und andere Wasservögel) sind inzwischen Kulturfolger. Das heißt sie siedeln an meist künstlichen Gewässern in direkter Nachbarschaft zum Menschen. Dort können (und sollen !) sie nur überleben, wenn die Bedingungen gut sind, d.h. artgerechtes Futter im Wasser wächst und Platz für die Nachkomemn ist. Sind die Bedingungen nicht gut, so vermehren sich die Tiere nicht oder lassen sich gar nicht erst nieder.
Es sei denn, der „tierliebe“ Mensch greift ein. Er füttert durchwegs mit den falschen Substanzen und vor allem viel zu viel. Ergebnis:
Die Tiere hören auf sich ihr Futter selbst zu suchen - sie kriegen ja ein fast food Buffet jeden Tag. Was sie nicht fressen bleibt liegen und lockt Ratten an (siehe Taubenfüttern in der Stadt !) oder vergammelt im Wasser und belastet das Gewässer mit CSB / BSB bzw. führt nach Verbrauch des Sauerstoffs zu anaerober Gärung / Zersetzung. Diese Prozesse bedrohen den Fischbestand und auch das Pflanzenwachstum, letzteres wäre wieder die natürliche Nahrung der Wasservögel gewesen…
Die solcherart wohlgenährten Tiere haben nun alle Zeit und Grund sich zu vermehren. das ist in derNatur so angelegt, daß eine Art sich überproportional vermehrt wenn Futter satt vorhanden ist. In der Natur sind das mal ein oder zwei fette Jahre, dann folgen wieder magere Zeiten in denen sich der Bestand reduziert und die Art überlebt weil es viele Individuen gibt. Am Baggerloch am Stadtrand gibt es aber nur fette Jahre - und meist keine Feinde. Also vermehren sich die Vögel ohne jedes Regulativ. Ihre große Zahl belastet wiederum durch ihre Ausscheidungen das Gewässer zusätzlich. Die Überbevölkerung führt dazu, daß z.B. keine Reviere in artgerechter Größe mehr besetzt werden können, bildlich betrachtet müssen die Enten nun in Schlafwaben á la Hong Kong (http://www.greggman.com/travel/hong-kong/typical_roa…) statt in freistehenden Einfamilienhäusern leben.
Damit geraten die Sozialgefüge der Gruppen in bedenkliche Schieflage. Es werden z.B. wesentlich zu viele Männchen entstehen, igentlich sollte ein jeder Erpel seine Gruppe Weibchen haben, geht aber nun nicht mehr. Die Tiere verschleißen sich im Revierkampf, es wurde sogar schon ein Übersprungverhalten beobachtet: Homosexualität. In ihren verzweifelten Versuchen den Paarungszwang auszuleben versuchen sich die sozial gestreßten Erpel gegenseitig zu begatten. (Bevor jemand das in den falschen Hals kriegt: Ich will damit nichts, gar nichts über schwule Menschen sagen !)
Ich weiß was jetzt kommt: das kann nicht sein, nicht von dem bißchen Brot das ich ein oder zweimal im Monat verfüttere.
Doch. Kann sein. Weil nämlich (vor allem im Winter) jeden Tag 30, 40 oder mehr Leutchen kommen, manche mit einem ganzen Beutel voll Brot. Schon mal bemerkt, daß die Tiere manchmal gar nichts mehr fressen wollen (können) - trotzdem wird reingeschmissen wie blöd.
Dann kommt sicher noch von irgendwo mein Lieblingsargument: entweder „Die Kinder freuen sich aber so“ oder " die arme alte Oma hat doch nichts anderes mehr". Dann bringt den Kindern doch von vorne herein ein intelligentes Naturverständnis und Sinn für die Zusammenhänge bei - sie verstehen mehr als man glaubt. Lehrt sie beobachten ohne einzugreifen oder zu stören und sie werden mehr lernen als beim mästen mit falschem Futter.
Und auch die alten Leutchen werden lernen müssen, daß ihr Verhalten schädlich ist. Notfalls indem man ihnen das Luftrattenfüttern in der Stadt eben mit drastischen Strafen abgewöhnt.
Gruß
Bernd
http://www.ts-naturfoto.de/artikel/vogel/enten01.htm
http://home.rhein-zeitung.de/~mgiebing/stockente.htm
Hallo,
ich habe einmal folgende Erklärung gehört, die mir ziemlich logisch erscheint:
Brot enhält u.a. Wasser und Salz.
Auf Salz bekommen sie Durst und im Winter sind Trinkstellen entweder nicht vorhanden oder gefroren.
Aus dem gleichen Grund sollte man auch keine Wurst- oder Speckstücke, die gesalzen sind, verfüttern.
Das Wasser im Brot friert ebenso, d.h. die Brotstückchen frieren. Wenn die Vögel das verschlingen, haben sie einen Eisklumpen im Magen, was sie auch nicht sonderlich gut vertragen.
Wenn schon füttern, dann mit in (neutralem) Fett eingegossene Sonnenblumen- u.a. Kerne, Meisenringe etc., die es fertig zu kaufen gibt, sowie Freiland-Streufutter.
Wir haben seit einigen Jahren in unserem Garten eine Futterstelle und können täglich viele verschiedene Piepmätze, vor allem Meisen, beobachten, die sich offensichtlich sehr darüber freuen.
Im Sommer kam einmal ein Meisenpärchen mit den Jungen zu Besuch und meine Tochter ist fest davon überzeugt, dass das diejenigen sind, die wir im Winter gefüttert haben. Sie zeigten uns ihre Kinder sozusagen als „Dankeschön“.
Vielleicht ist es ja ein Zufall oder ein Märchen - uns hat es aber sehr gefreut und gerührt.
Schöne Grüße
Irene
Stimmt es, dass man z.B. Enten im Winter nicht mit Brot
füttern soll? Angeblich können sie davon krank werden oder
sogar sterben? Jana
Liebe Irene,
im Bezug auf Singvögel gebe ich Dir in weiten teilen recht.
Eine Futterstelle kann besonders für Kinder sehr interessant sein.
Daß das richtige Futter unabdingbar ist hast Du ja auch schon dargelegt. Soweit *chen von mir.
Die Futterstelle sollte so beschaffen sein, daß weder Schädlinge (Ratten, Mäuse) noch Fraßfeinde (Katzen !) Zugriff haben.
Ich bitte aber auch hier Maß und Ziel im Auge zu behalten. So ist meines Erachtens in den eher laschen Wintern wie wir sie hier im Rheinland haben ein Füttern eher unnötig und sollte stark begrenzt sein. Natürlich ist bei scharfem Frost bzw. dicker geschlossener Schneedecke nichts gegne eine „Überwinterhilfe“ einzuwenden.
Gruß
Bernd
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Völlig einverstanden
mit den von dir erwähnten Einschränkungen, lieber Bernd.
Wir halten es ebenso.
Gefüttert wird bei Schnee und Kälte,
Futter ist oben im Baum „schwebend“ angebracht. Weder Katz noch Hund
noch sonst nicht fliegendes Getier kommt ran.
Und auf dem Küchentisch liegt immer ein kleines Fernglas.
Dies hat aber weniger mit Füttern, mehr mit Beobachten zu tun
Vom nahegelegenen Schönbrunner Park kommen auch Eichelhäher und Spechte. Sowas sieht man in der Stadt wirklich selten. So gesehen haben alle was davon.
Aber jetzt komme ich ins Plaudern, über etwas, das nicht unbedingt zur Frage gehört. Man möge mir das verzeihen.
Grüße
Irene
Hallo Jana,
man sollte Vögel überhaupt nicht füttern, jedenfalls nicht, um ihnen über den Winter zu helfen. Besonders Wasservögel sollte man nicht füttern, denn das Futter ist in jedem Fall ein Nährstoffeintrag in die Gewässer, wie unten bereits erwähnt. Dabei ist es egal, ob die Enten das Brot fressen oder nicht, entweder es düngt direkt, oder nach Verdauung durch die Enten. Und die „grüne Suppe“, die einzellige Algen im Sommer aus den eingetragenen Nährstoffen machen, findet dann auch keiner mehr toll.
Auch bei Singvögeln macht es eigentlich wenig Sinn, denn die Populationsgröße der Singvögel hängt von dem verfügbaren Lebensraum ab. Naja, Füttern von Singvögeln macht insofern einen Sinn, als Sträucher, die den Winter über ihre Früchte behalten, auch nicht gerade häufiger werden. Jedes Jahr schlüpfen Jungvögel, und die wollen im nächsten Jahr ein eigenes Brutrevier. Das geht nur, wenn es freie Brutreviere gibt. Normalerweise bei uns kein Problem, da viele Singvögel den Winter nicht überlebt haben und damit Platz für andere gemacht haben. Für das einzelne Tier tragisch, für die Population normal. Wir Menschen neigen aber zu Mitleid mit dem armen, gestorbenen Tier.
Letzteres ist ja auch ganz gut so, denn es hält uns in gewissen Grenzen davon ab, den Lebensraum der Tiere noch weiter zu zerstören. Daher ist gegen ein moderates Füttern eigentlich auch nichts einzuwenden, nicht wegen der Tiere, sondern wegen der Menschen. Wenn also das Kind eine Ecke von seinem Pausenbrot den Enten opfert, trägt das vielleicht dazu bei, seine Naturverbundenheit zu fördern. Wenn Du aber monatelang Brot sammelst, um den Enten über den Winter zu helfen, ist das kontraproduktiv.
Echter Artenschutz ist Schutz des Lebensraumes, nicht des einzelnen Tieres! Und noch eine oft übersehene Tatsache: Tierschutz und Umwelt/Naturschutz sind zwei völlig verschiedene Paar Schuhe. Sie haben nur selten zufälligerweise die gleichen Ziele.
Viele liebe Grüße und einen schönen Winter mit vielen Vogelbeobachtungen wünscht
Bianca