Düsch/müsch/weissu

Hallo,

immer wieder fällt mir auf, das gewisse Klientel , ich sag jetzt mal relativ aggressive junge Männer und Frauen, deutschlandweit anscheinend eine Vorliebe für ü und sch haben.

Denke, hat jeder schon mal gehört, verpüss düsch, üsch geh gleich Kino, weissu, düsch box üsch gleisch , etc. (überspitzt dargestellt).

Mich würde mal interessieren, wie sich so etwas ausbreiten kann .- Normale Dialekte sind ja normalerweise an bestimmte Regionen gebunden.- Bestimmte Jugendworte, klar, kenne ich auch noch.

Aber wie entsteht dieser Slang überall gleich ? 

lg

Brenna

Moin,

das ist kein ‚normaler Dialekt‘, wie Du es nennst, sondern ein Soziolekt. D.h. eine Sprechart, die in einer bestimmten sozialen Schicht verankert ist. Daher kann man Soziolekte auch deutschlandweit beobachten, statt nur auf einzelne Regionen beschränkt.
Heutzutage helfen u.a. Medien wie TV, Internet etc., daß sich bestimmte Soziolekte schneller verbreiten als früher.

LG

Hallo,

zumindest zur korrekten Aussprache des ch gibt es eine einfache Erklärung. Diese muss man in der frühen Kindheit erlernen, später klappts nicht mehr.
Lernen Kleinkinder Sprachen, die kein wie im Deutschen gesprochenes ch enthalten, können sie dieses schlicht nicht und machen daraus sch. Ist wie mit dem R, das für Asiaten oft ein Problem ist oder dem kehligen, sehr harten ch, dass lt. einem meiner Proffs nur Westasiaten, Schweizer und ev. Holländer beherrschen.
Deutschsprachige ernten bei Auspracheversuchen Halsschmerzen und Gelächter. Auch wir können nicht alles.

Wenn aus I ein Ü oder Gemisch wird, hat das andere Gründe, der Vokal I kommt in fast allen Sprachen vor.
Aber bei Sprachen mit einer besonderen Affinität zum Ü kann sich das ev. aufs I übertragen - die deutsche Sprache bietet ja nicht viel Ü an.

Interessant fand ich eine Unterhaltung mit einer Polin. Unsereins jammert ja immer über die vielen aneinandergereiten Konsonanten u.A. im Polnischen, sie dageben fand all die Vokale furchtbar. Sie spricht sehr gut Englisch und Deutsch, beherrscht die Vokale, aber sie gefallen ihr in der Menge nicht wirklich.
Möglich, dass man an viel Ü gewöhnt, einfach nicht ganz davon lassen kann und sie einbringt, wo es irgend geht. Nur mal so als Idee.

Das Aggressionspotential von Jugendlichen ist an sich etwas anderes - und wohl eher ein Problem als ein falsch eingesetztes sch oder Ü.
Hier und da hat beides ev. die gleiche Basis (spät deutsch gelernt, dadurch in der Schule wenig Chancen, bei der Jobsuche auch nicht usw.), aber da spielt noch sehr viel mehr mit rein.

Gruß, Paran

ot
N’Abend.

Die Liste der Eigenschaften, die Du mit den Beispielen begonnen hast, läßt sich fortsetzen. Das mit dem „ü“ und auch die Geschichte mit dem „sch“ sind ja mit Lauten zusammenhängende Dinge. Mir fällt noch ein, daß von der Klientel oft nach dem ersten Konsonanten ein nr plus ä (nr ä) eingebaut wird.

urheberreste

Wenn aus I ein Ü oder Gemisch wird, hat das andere Gründe, der
Vokal I kommt in fast allen Sprachen vor.

Kurt Tucholski: Man sagt ja auch „Mülschreis“.

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Wenn aus I ein Ü oder Gemisch wird, hat das andere Gründe, der
Vokal I kommt in fast allen Sprachen vor.

Kurt Tucholski: Man sagt ja auch „Mülschreis“.

Büdde noch n’büschen mit Tuchos Nachnamen üben.

http://www.panoramio.com/photo/23063044

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Hallo brenna40,

vermutlich meinst Du das Phänomen der Kanak Sprak bzw des Ethnolektes:
http://de.wikipedia.org/wiki/Kanak_Sprak
http://www.kiezdeutsch.de/nichtnurkanak.html
http://www.youtube.com/watch?v=akMs67XHWeU

Grüße
Mau

Lochen Sie nicht.
Sie sind ein Süßherz, sind sie nicht?

Servus
Der Film ist gut. Zu dem Professor hätte ich eine kleine Ergänzung. Dieser neue Jugend-Slang wird nur in der Unterschicht gesprochen. Abiturienten und Studenten sprechen ihn nicht. (Gestern wieder mal - letztes Mal- Abi-Ball für unser jüngstes Kind: Von den Abiturienten sprach kein Einziger diesen Slang.) Von den vielen jungen Patienten, die zu mir in die Praxis kommen, habe ich einen von hundert einmal so sprechen hören.
Gruß,
Branden

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