Hallo,
Wenn z. B. auf einer
Trauerschleife steht „Im stillen Gedenken“ (statt „In stillem
Gedenken“), dann bedeutet das, daß der Texter sich noch nie
den Unterschied zwischen diesen beiden Varianten
„eben-nicht-ein-und-desselben“ klargemacht hat und daher
UNREFLEKTIERT textet.
Interessantes Beispiel. Wenn du gesagt hättest, der Texter wäre inkompetent, weil er eben die unüblichere Variante statt den Standardspruch gewählt hat, hätt ich das nachvollziehen können.
Aber du sagst, der Texter wäre dumm, weil er den Unterschied zwischen „im stillen“ und „in stillem“ nicht versteht. Das macht mich als Linguisten nun stutzig… grammatisch sind beide Formen. Aber wo soll deiner Meinung nach der Unterschied liegen. Ich habe eine Weile darüber reflektiert und komme als Muttersprachler und Sprachwissenschaftler zu dem Schluss: Die beiden Formen sind absolut bedeutungsgleich.
Klär mich auf! Wo meinst du einen Unterschied zu sehen.
Wenn Du die Vokabel „Dummsprech“ despektierlich und auf Dich
bezogen auffassen möchtest, dann ist Dir das unbenommen. Es
drückt sich in ihr primär die Verachtung gegen ein
„unreflektiertes Nachplappern von Vorgegebenem“ (s. o.) aus
und nicht Verachtung einer bestimmten Person gegenüber.
Nein nein, auf mich hab ich das nicht bezogen. Ich verteidige nur, die Sprecher des Deutschen, denen du das vorwirfst, offenbar ohne selbst einmal darüber nachzudenken, warum solche angeblichen „Fehler“ auftreten und ob sie auch wirklich „Fehler“ sein müssen.
Ich bin immer froh, wenn mich jemand auf meine sprachlichen
Fehler hinweist und solidarisiere mich mit dem Kritiker, denn
sein Ziel ist das meine…
Ist es also auch in Ordnung, dich auf einer höheren Metaebene auf deine Fehler in Bezug auf die Einschätzung anderer Leute Grammatik hinzuweisen? Ich hoffe es.
Da bin ich wohl leicht anders gestrickt als die meisten hier.
Nein, Sprachdünkel ohne gescheite Argumente und arrogante Bezeichnungen wie „Dummsprech“ haben wir hier immer mal. Früher waren die noch häufiger; du wärst aber noch in guter Gesellschaft.
Du drückst nicht nur deine Meinung
ggü. anderen Dialekten oder Varietäten des Deutschen aus, du
stellst die Sprecher auch noch als dumm und ungebildet hin.
Wenn ich von meinem Vater seinem Auto spreche, bin ich weder
dumm noch spreche ich falsches Deutsch
André, Du magst zwar weder dumm noch ungebildet sein, aber DAS
IST FALSCHES DEUTSCH! Mein Gott nochmal. Weichen wir doch hier
die Regeln nicht auf.
Dein Denkfehler ist anscheinend, dass Deutsch ausschließlich mit Hochdeutsch (Standarddeutsch) gleichzusetzen ist. Wenn du so etwas sagst, frage ich, was sind Sächsisch, Schwäbisch und Bayerisch, wenn nicht Varianten des Deutschen?
Im Hochdeutschen wäre mein Satz falsch, klar. Aber nicht im Sächsischen und vielen anderen Dialekten auch. Und du wirst wohl kaum bestreiten, dass auch Sächsisch ein Teil des Deutschen ist, sogar ein wesentlich älterer Teil als der künstliche Plastedialekt, den du als den einzigen Vertreter des Deutschen anzusehen scheinst.
Was sollen die Ausländer, die sich die
deutsche Sprache korrekt aneignen wollen, denn von uns halten?
Schließlich werden sie sagen: viele Deutsche beherrschen ihre
eigene Sprache nicht! Recht haben sie!
Da wären sie ziemlich dämlich, denn auch in anderen Sprachen gibt es Dialekte. Und die sind genauso wenig „falsch“ wie die Hochsprache. Sie sind eben nicht die Hochsprache. Ich kenne viele Ausländer, die sagen: „Oh, Sächsisch, das versteh ich manchmal nicht so gut. Unser Hausmeister kann leider kein Hochdeutsch, da habe ich Probleme.“ (oder ähnliches), aber noch nie hat jemand gesagt: „Mein Deutsch ist ja ziemlich gut, aber die Sachsen und vor allem mein Hausmeister können das ja gar nicht! Die machen sooo viele Fehler…“
Dass das Quatsch ist, ist ja wohl klar. Wer nicht Hochdeutsch sprechen kann, spricht doch kein falsches Deutsch, sondern eher korrektes Sächsisch — und du wirst mir sicher zustimmen, dass dem Mann sein Auto korrektes Sächsisch ist. Da Sächsisch nun ein Dialekt des Deutschen ist, ist es auch korrektes Deutsch, wenn auch regional begrenzt. Korrektes Hoch deutsch wäre es natürlich nicht. Aber jemand, der Hochdeutsch spricht, verwendet solche Ausdrücke ja nicht. Sonst spräche er auch kein Hochdeutsch.
Es geht aber hier nicht um Ausländer. Ausländer lernen Hochdeutsch, Dialekte können sie sich immer noch hinterher aneignen, wenn sie möchten. Hier ging’s ja eher um die dämliche Bezeichnung „Dummdeutsch“ und deine Definition davon. Vielleicht würden mehr Beispiele nutzen, damit ich weiß, was für dich alles „Dummdeutsch“ ist.
Mir scheint, jede Abweichung vom Hochdeutschen sei „Dummdeutsch“ für dich. Also spricht auch jeder Dialektsprecher „Dummdeutsch“, vor allem die Schweizer. Sehe ich das richtig?
Ich möchte daher nochmal fragen: Was ist Sächsisch für dich, wenn nicht Deutsch? Und: Bedeutet „Deutsch“ für dich automatisch nur Hochdeutsch? Wenn ja, wie kommst du auf die Idee?
Und eine Frage der Neugier wegen: Sprichst du keinen Dialekt, sondern bist ausschließlich mit Hochdeutsch aufgewachsen?
Ich freue mich auf eine interessante Diskussion.
Gruß,