Dummsprech: wieso eigentlich 'fernseh-gucken'?

Indem wir immer mehr Besonderheiten und Feinheiten der
deutschen Sprache (die ja durchaus ihren Sinn haben: in einer
leichteren Verständigung, allerdings nur, wenn man sie
beherrscht!) verlieren an die Schludrigkeit und die Dummheit!

Das hat nichts mit Schludrigkeit und Dummheit zu tun, sondern mit ganz normaler Sprachentwicklung. Sprache ist dynamisch, und ihr „Sinn“ ist von von keiner Autorität von oben herab gegeben, sondern schon immer eine emergente Eigenschaft dieser Dynamik. Die gleichen Kräfte, die den „Sinn“ in gewissen Besonderheiten und Feinheiten geschaffen haben, verlagern ihn auch wieder. Verloren ist dabei nichts, nur verändert.

Irgendwann werden dann im Duden sogar die einstigen Fehler (z.
B. „größer wie“ - mich grausts!!) als korrektes Deutsch
bezeichnet. Sorry, da könnt ich kotzen. Ist doch gar nicht so
schwer zu verstehn, oder?

„Größer wie“ ist gegenüber „größer als“ keinesfalls am Gewinnen, möchte ich behaupten. Ich würde im Gegenteil sogar vermuten, dass der Gebrauch in den Dialekten, wo es die Norm ist, in ähnlichem Maße im Rückgang begriffen ist, wie das mit dem die Dialekte sich in Richtung des „Standarddeutschs“ der Medien abschwächen.

Auch da gehen Besonderheiten und Feinheiten der deutschen Sprache verloren. Eigentlich müsstest du „größer wie“ also als verlorengehende Besonderheit betrauern.

Grüße,
Sebastian

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Hallo!

Indem wir immer mehr Besonderheiten und Feinheiten der
deutschen Sprache (die ja durchaus ihren Sinn haben: in einer
leichteren Verständigung, allerdings nur, wenn man sie
beherrscht!) verlieren an die Schludrigkeit und die Dummheit!

Gerade in deinem Beispiel hat die Sprache eine besonderes feingefühl bewiesen: Weil man in den Fernseher schaut und nicht einfach in die Ferne, sträubt sich das Sprachempfinden vieler Menschen gegen eine Formulierung „Wie ich habe ferngesehen“. Da aber „Ich habe fernsehgesehen“ lautlich inakzeptabel ist, wird das zweite „sehen“ durch ein Synonym ersetzt - „schauen“ oder „gucken“: „Ich habe fernsehgeschaut“ oder „Ich habe fernsehgeguckt“.

Irgendwann werden dann im Duden sogar die einstigen Fehler (z.
B. „größer wie“ - mich grausts!!) als korrektes Deutsch
bezeichnet. Sorry, da könnt ich kotzen. Ist doch gar nicht so
schwer zu verstehn, oder?

Du musst also kotzen, wenn Du eine Formulierung in meiner Musttersprache hört?

Max

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Du musst also kotzen, wenn Du diese Formulierung in meiner
Muttersprache hörst?

Ja, natürlich. Wenn auch nur metaphorisch. :wink:

Wo ziehst Du die Grenze zwischen (akzeptierter)
Umgangssprache und „Dummsprech“?

Das weitverbreitete Wort „Fernseh-gucken“ gibt es nunmal gar nicht. Es ist in dieser Form einfach nur nachgeplapperter Unfug, auch wenn es etwas bezeichnet, das es gibt und man es auf Anhieb versteht. Letzteres tut man schließlich bei fast allen Fehlern. :smile:

die einstigen Fehler (z.B. „größer wie“

Hallo Uwe,

wir hatten erst vor ein paar Wochen einen Thread über Vergleiche mit als und wie, worin anhand von Quellen festgestellt wurde, dass der Vergleich mit als neueren Datums sei und noch vor nicht einmal 100 Jahren größer wie die Regel war.
Der „einstige Fehler“ größer als ist also längst vom Duden und von Sprachreaktionären akzeptiert. Dann bündele doch Deine Kräfte und kämpfe gegen jene Windmühle, um das gute alte größer wie wiedereinzusetzen.

Liebe Grüße
Immo

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Du musst also kotzen, wenn Du diese Formulierung in meiner
Muttersprache hörst?

Ja, natürlich. Wenn auch nur metaphorisch. :wink:

Findest Du das nicht etwas überheblich? Schließlich ist das in meiner Muttersprache eine völlig korrekte, ja sogar die einzig richtige Ausdrucksweise. Deine Reaktion wertet also mich und meine Muttersprache ziemlich ab.

Max

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Der „einstige Fehler“ größer als ist also längst vom
Duden und von Sprachreaktionären akzeptiert.

Da bin ich jetzt PLATT! :smile:

Danke für die Info. Ich glaube, ich muß nun mal ein bißchen an meinem Weltbild zimmern! :wink:

Du machst einen Fehler, wenn du behauptest, daß es etwas nicht gibt, nur weil Du es nicht verstehst.

Wir haben Dir doch klargelegt, daß es eine Kurzform ist.

>Ich gucke gerade 3SatIch gucke gerade Erstes Deutsches FernsehenIch gucke gerade Fernsehen/ Fernseh/ Fern.Ich gucke GlotzeIch glotze

Findest Du das nicht etwas überheblich?

Doch, aber nur ein ganz kleines bißchen! ;-D

Außerdem gibt es, gerade, was das von mir angesprochene Beispiel betrifft, auch für mich anregende Neuigkeiten, derethalben sich das „DreamTeam“ zur internen Beratung bereits zurückgezogen hat.

Möglicherweise wird nun ein parteiübergreifender Untersuchungsausschuß eingesetzt! :wink:

Du gibst Dir selber die Antwort, die Du unbedingt hören wilst
und belästigst uns.

So ein Schwachsinn! Wir hatten doch ausdrücklich betont, welchen Aspekten im Rahmen der Fragestellung die meiste Relevanz zukommt. Wenn Du nicht lesen kannst, ist das Dein Problem, nicht unseres!

Hallo,

Vorab: Ich habe die anderen Antworten auf diesen deinen Kommentar noch nicht gelesen und werde sicherlich einiges wiederholen. Das mach ich, weil ich erstens gern selbst antworten möchte, und zweitens, weil es kompliziert ist, alles durchzuprüfen, damit ich nichts wiederhole.

wodurch die deutsche Sprache langsam vor die Hunde ginge (wie soll sowas
denn vonstatten gehen?!).

Indem wir immer mehr Besonderheiten und Feinheiten der
deutschen Sprache (die ja durchaus ihren Sinn haben: in einer
leichteren Verständigung, allerdings nur, wenn man sie
beherrscht!) verlieren an die Schludrigkeit und die Dummheit!

Das mag für den Laien so aussehen. Wir verwenden alte Wörter nicht mehr und manch kleiner Bedeutungsunterschied von früher geht verloren… ja, das passiert in der Tat. Doch denk einmal logisch über das Geschehen nach. Was soll wohl in Zukunft passieren? Spinn das Rad mal weiter… überleg, was passiert, wenn die Menschen einfach nur noch so sprechen, wie ihnen der Schnabel gewachsen ist. Meinst du, dann gehen allmählich immer mehr wichtige und praktische Unterscheidungen und Ausdrücke im Deutschen verloren, so dass die Kommunikation immer ungenauer und schwieriger wird? Werden wir am Ende, nach 500 Jahren oder so, vielleicht uns gegenseitig nicht mehr verstehen, weil keiner mehr auf Grammatik achtet?
Glaubst du wirklich, so etwas kann passieren? Nein. Das kann es nicht, denn Sprache ist ein selbsterhaltendes System. Auch wenn kleine Bestandteile davon verloren gehen, muss mit der Sprache doch immer noch das gleiche (nämlich alles in unserem Alltag!) ausgedrückt werden. Wenn also etwas verloren geht, wird es praktisch sofort durch eine neue Konstruktion ersetzt. Du weißt sicher, dass der Genitiv in vielen Dialekten nicht mehr existiert (als Laie hat man dann den Eindruck, die Leute würden den Genitiv nicht mehr benutzen und damit Regeln missachten, aber das ist nicht der Fall) — jetzt könnte man meinen, bald könne man keine Besitzverhältnisse mehr ausdrücken. Doch schau dir an, wie in Dialekten der Besitz ausgedrückt wird: mit dem Dativ („der Mutter ihr Auto“). Das ist nichts neues, das war vor hunderten von Jahren genaus. Vllt. sogar im Althochdeutschen schon (bin nicht sicher).

Sprache verändert sich, immer, dagegen können wir nichts tun. Aber sie verschleißt nicht. Wir können uns genauso gut ausdrücken und uns gegenseitig ebenso gut verstehen, wie unsere Großeltern, wie Goethe und Schiller, wie die Leute, die Althochdeutsch sprachen oder die alten Indogermanen noch.

Die „logische“ Konsequenz zu deiner Annahme wäre ja wie gesagt, dass unsere Sprache irgendwann nicht mehr anwendbar wäre, weil wir uns nicht mehr verstehen. Das müsste ja dann irgendwo auf der Erde schonmal vorgekommen sein, oder?
Doch es gibt keine Fälle, in denen die Sprecher einer Sprache ihre Sprache aufgeben mussten, weil sie sich nicht mehr mit ihr verständigen konnten. So etwas passiert nich, da Sprache sich langsam verändert und wir immer unbewusst eine (oft optimale) Möglichkeit finden, einen Sachverhalt auszudrücken. Keine Sorge also!

Anglizismen wären da etwas anderes. Ich denke nicht, dass sie unsere Sprache bedrohen, aber hier kann ich durchaus verstehen, dass man in ihnen eine Gefahr sehen kann. Aber ich wollte ja über Anglizismen nicht reden, eigentlich. Das ist ein Kapitel für sich…

Irgendwann werden dann im Duden sogar die einstigen Fehler (z.
B. „größer wie“ - mich grausts!!) als korrektes Deutsch
bezeichnet. Sorry, da könnt ich kotzen. Ist doch gar nicht so
schwer zu verstehn, oder?

Ja, wird man vielleicht tun. Und? Ein paar konservative Sprecher wird das stören, so wie dich. Aber nur weil’s der Duden sagt, musst du ja deine Sprechweise nicht ändern. Nehmen wir mal an, plötzlich fängt ganz Deutschland (also wirklich ALLE) an, „größer wie“ zu sagen.
Meinst du nicht, es wäre nur logisch, dass der Duden die Form dann aufnimmt? Würdest du dann immer noch behaupten, die Form sei falsch und man könne das nicht so sagen?
Es gibt keinen logischen Grund, warum es „größer als“ heißen muss. Die Unterscheidung hier zwischen „als“ und „wie“ ist einfach nachzuvollziehen, aber dennoch willkürlich. Andere Sprachen verwenden hier zum Teil das gleiche Wort (Schwedisch z.B.), aber wir müssen nicht einmal unsere Landesgrenzen verlassen: Im Bayerischen heißt es ebenfalls „größer wie“.

Das ist (sprach)historisch bedingt und in der bayerischen Grammatik fest verankert. Ich hoffe, du möchtest nicht behaupten, die Bayern sprächen deswegen ihre Sprache nicht gut, weil sie diesen angeblichen Fehler machen.
Im Gegenteil, wenn ein Bayer Bayerisch spricht und dann „größer als“ sagt — dann könnte man das als Fehler werten. Nur spricht man hier dann eher vom Einfluss des Hochdeutschen.

Gruß,

  • André
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Naja, Meinungen darf man haben. Du darfst Schwäbisch oder Bayerisch oder was auch immer für einen Dialekt gerne nicht-mögen, jedem das Seine. Mir gefällt Vietnamesisch auch nicht so sehr, wenn ich es höre… Geschmackssache halt. Für mich hört sich deren Sprache unschön an, so wie für dich Bayerisch oder Schwäbisch vielleicht (Sächsisch auch? ó_Ò)

Aber es ist schon ein Unterschied, zu sagen: „Ich mag Schwäbisch nicht, ich find das nicht schön.“, und: „Wer Formulierung X verwendet, ist dumm und kann kein Deutsch!“ (was du ja tust, überspitzt ausgedrückt)…

Da könnte man ähnlich auch behaupten, wer Englisch spricht, ist für Deutsch einfach zu blöd, was dann ca. 99 % der Amerikaner einschließt (womit dann noch ein Klischee bedient wäre).

Weißt du, was ich meine…? Du drückst nicht nur deine Meinung ggü. anderen Dialekten oder Varietäten des Deutschen aus, du stellst die Sprecher auch noch als dumm und ungebildet hin.

Wenn ich von meinem Vater seinem Auto spreche, bin ich weder dumm noch spreche ich falsches Deutsch — ich spreche ganz einfach Sächsisch! (aber ich weiß auch nicht, ob du gegen die Konstruktion was hattest; viele regen sich aber sinnlos drüber auf)

Das finde ich nicht schön.

  • André
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Ich glaube, ich muß nun mal ein bißchen an
meinem Weltbild zimmern! :wink:

Wenn das bedeutet, dass Du Dich über Sprachentwicklung, Bedeutungsveränderung etc. informieren (lassen) willst, statt in apodiktischer Weise rein subjektive Statements abzugeben, finde ich es sehr begrüßenswert.

Dass auch verpönte, als falsch oder stilistisch unangemessen angesehene Wörter/Wendungen den Weg in die Standardsprache finden können, ist durch zahlreiche Beispiele zu belegen. So galten im 18. Jh.
Hose als „verächtlich/unhöflich“,
kosen als „niederes Volkswort“ und
schmunzeln als „unnützes Pöbelwort“.

(Würgereize oder sich aufrollende Zehennägel einzelner Puristen konnten solche Entwicklungen übrigens noch nie aufhalten…)

Gruß
Kreszenz

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Also ich
glotz TV!

und ansonsten: dass was André geschroben hat.
Wiedereinmal.
Das sagt das besser wie (sic!) ich das könnte.

Gruß
Elke

Was ich mit ‚‚Dummsprech‘‘ meine…
Also, lieber André,

wenn ich von „Dummsprech“ rede, meine ich damit, daß der jeweilige Sprachanwender eine unreflektierte, unwissende, ungebildete und damit auch den SINN DES REFLEKTIERENS ÜBER (DIE EIGENE) SPRACHE NEGIERENDE („dumme“) Sprache anwendet. Vielleicht war das Beispiel mit dem „als“ und „wie“ ungünstig gewählt. Nehmen wir ein anderes. Wenn z. B. auf einer Trauerschleife steht „Im stillen Gedenken“ (statt „In stillem Gedenken“), dann bedeutet das, daß der Texter sich noch nie den Unterschied zwischen diesen beiden Varianten „eben-nicht-ein-und-desselben“ klargemacht hat und daher UNREFLEKTIERT textet.

Wenn Du die Vokabel „Dummsprech“ despektierlich und auf Dich bezogen auffassen möchtest, dann ist Dir das unbenommen. Es drückt sich in ihr primär die Verachtung gegen ein „unreflektiertes Nachplappern von Vorgegebenem“ (s. o.) aus und nicht Verachtung einer bestimmten Person gegenüber.

Ich bin immer froh, wenn mich jemand auf meine sprachlichen Fehler hinweist und solidarisiere mich mit dem Kritiker, denn sein Ziel ist das meine…

Da bin ich wohl leicht anders gestrickt als die meisten hier.

Du drückst nicht nur deine Meinung
ggü. anderen Dialekten oder Varietäten des Deutschen aus, du
stellst die Sprecher auch noch als dumm und ungebildet hin.

Wenn ich von meinem Vater seinem Auto spreche, bin ich weder
dumm noch spreche ich falsches Deutsch

André, Du magst zwar weder dumm noch ungebildet sein, aber DAS IST FALSCHES DEUTSCH! Mein Gott nochmal. Weichen wir doch hier die Regeln nicht auf. Was sollen die Ausländer, die sich die deutsche Sprache korrekt aneignen wollen, denn von uns halten? Schließlich werden sie sagen: viele Deutsche beherrschen ihre eigene Sprache nicht! Recht haben sie!

Beste Grüße,
Uwe

Hallo,

Wenn z. B. auf einer
Trauerschleife steht „Im stillen Gedenken“ (statt „In stillem
Gedenken“), dann bedeutet das, daß der Texter sich noch nie
den Unterschied zwischen diesen beiden Varianten
„eben-nicht-ein-und-desselben“ klargemacht hat und daher
UNREFLEKTIERT textet.

Interessantes Beispiel. Wenn du gesagt hättest, der Texter wäre inkompetent, weil er eben die unüblichere Variante statt den Standardspruch gewählt hat, hätt ich das nachvollziehen können.
Aber du sagst, der Texter wäre dumm, weil er den Unterschied zwischen „im stillen“ und „in stillem“ nicht versteht. Das macht mich als Linguisten nun stutzig… grammatisch sind beide Formen. Aber wo soll deiner Meinung nach der Unterschied liegen. Ich habe eine Weile darüber reflektiert und komme als Muttersprachler und Sprachwissenschaftler zu dem Schluss: Die beiden Formen sind absolut bedeutungsgleich.

Klär mich auf! Wo meinst du einen Unterschied zu sehen.

Wenn Du die Vokabel „Dummsprech“ despektierlich und auf Dich
bezogen auffassen möchtest, dann ist Dir das unbenommen. Es
drückt sich in ihr primär die Verachtung gegen ein
„unreflektiertes Nachplappern von Vorgegebenem“ (s. o.) aus
und nicht Verachtung einer bestimmten Person gegenüber.

Nein nein, auf mich hab ich das nicht bezogen. Ich verteidige nur, die Sprecher des Deutschen, denen du das vorwirfst, offenbar ohne selbst einmal darüber nachzudenken, warum solche angeblichen „Fehler“ auftreten und ob sie auch wirklich „Fehler“ sein müssen.

Ich bin immer froh, wenn mich jemand auf meine sprachlichen
Fehler hinweist und solidarisiere mich mit dem Kritiker, denn
sein Ziel ist das meine…

Ist es also auch in Ordnung, dich auf einer höheren Metaebene auf deine Fehler in Bezug auf die Einschätzung anderer Leute Grammatik hinzuweisen? Ich hoffe es.

Da bin ich wohl leicht anders gestrickt als die meisten hier.

Nein, Sprachdünkel ohne gescheite Argumente und arrogante Bezeichnungen wie „Dummsprech“ haben wir hier immer mal. Früher waren die noch häufiger; du wärst aber noch in guter Gesellschaft.

Du drückst nicht nur deine Meinung
ggü. anderen Dialekten oder Varietäten des Deutschen aus, du
stellst die Sprecher auch noch als dumm und ungebildet hin.

Wenn ich von meinem Vater seinem Auto spreche, bin ich weder
dumm noch spreche ich falsches Deutsch

André, Du magst zwar weder dumm noch ungebildet sein, aber DAS
IST FALSCHES DEUTSCH! Mein Gott nochmal. Weichen wir doch hier
die Regeln nicht auf.

Dein Denkfehler ist anscheinend, dass Deutsch ausschließlich mit Hochdeutsch (Standarddeutsch) gleichzusetzen ist. Wenn du so etwas sagst, frage ich, was sind Sächsisch, Schwäbisch und Bayerisch, wenn nicht Varianten des Deutschen?
Im Hochdeutschen wäre mein Satz falsch, klar. Aber nicht im Sächsischen und vielen anderen Dialekten auch. Und du wirst wohl kaum bestreiten, dass auch Sächsisch ein Teil des Deutschen ist, sogar ein wesentlich älterer Teil als der künstliche Plastedialekt, den du als den einzigen Vertreter des Deutschen anzusehen scheinst.

Was sollen die Ausländer, die sich die
deutsche Sprache korrekt aneignen wollen, denn von uns halten?
Schließlich werden sie sagen: viele Deutsche beherrschen ihre
eigene Sprache nicht! Recht haben sie!

Da wären sie ziemlich dämlich, denn auch in anderen Sprachen gibt es Dialekte. Und die sind genauso wenig „falsch“ wie die Hochsprache. Sie sind eben nicht die Hochsprache. Ich kenne viele Ausländer, die sagen: „Oh, Sächsisch, das versteh ich manchmal nicht so gut. Unser Hausmeister kann leider kein Hochdeutsch, da habe ich Probleme.“ (oder ähnliches), aber noch nie hat jemand gesagt: „Mein Deutsch ist ja ziemlich gut, aber die Sachsen und vor allem mein Hausmeister können das ja gar nicht! Die machen sooo viele Fehler…“
Dass das Quatsch ist, ist ja wohl klar. Wer nicht Hochdeutsch sprechen kann, spricht doch kein falsches Deutsch, sondern eher korrektes Sächsisch — und du wirst mir sicher zustimmen, dass dem Mann sein Auto korrektes Sächsisch ist. Da Sächsisch nun ein Dialekt des Deutschen ist, ist es auch korrektes Deutsch, wenn auch regional begrenzt. Korrektes Hoch deutsch wäre es natürlich nicht. Aber jemand, der Hochdeutsch spricht, verwendet solche Ausdrücke ja nicht. Sonst spräche er auch kein Hochdeutsch.

Es geht aber hier nicht um Ausländer. Ausländer lernen Hochdeutsch, Dialekte können sie sich immer noch hinterher aneignen, wenn sie möchten. Hier ging’s ja eher um die dämliche Bezeichnung „Dummdeutsch“ und deine Definition davon. Vielleicht würden mehr Beispiele nutzen, damit ich weiß, was für dich alles „Dummdeutsch“ ist.
Mir scheint, jede Abweichung vom Hochdeutschen sei „Dummdeutsch“ für dich. Also spricht auch jeder Dialektsprecher „Dummdeutsch“, vor allem die Schweizer. Sehe ich das richtig?

Ich möchte daher nochmal fragen: Was ist Sächsisch für dich, wenn nicht Deutsch? Und: Bedeutet „Deutsch“ für dich automatisch nur Hochdeutsch? Wenn ja, wie kommst du auf die Idee?

Und eine Frage der Neugier wegen: Sprichst du keinen Dialekt, sondern bist ausschließlich mit Hochdeutsch aufgewachsen?

Ich freue mich auf eine interessante Diskussion.

Gruß,

  • André
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Ich habe eine Weile darüber reflektiert und komme als
Muttersprachler und Sprachwissenschaftler zu dem Schluss: Die
beiden Formen sind absolut bedeutungsgleich.

Das sind sie absolut NICHT:
„Im grünen Sack“ = in DEM grünen Sack.
„In grünem Sack“ = in EINEM grünen Sack.

Dein Denkfehler ist anscheinend, dass Deutsch ausschließlich
mit Hochdeutsch (Standarddeutsch) gleichzusetzen ist. Wenn du
so etwas sagst, frage ich, was sind Sächsisch, Schwäbisch und
Bayerisch, wenn nicht Varianten des Deutschen?

Eben nicht Hochdeutsch.

Mir scheint, jede Abweichung vom Hochdeutschen sei
„Dummdeutsch“ für dich. Also spricht auch jeder
Dialektsprecher „Dummdeutsch“, vor allem die Schweizer. Sehe
ich das richtig?

Nein. Bei einem Dialekt sind natürlich die Regeln anders. Aber Dialektsprache und Hochsprache UNREFLEKTIERT zu vermischen halte ich für problematisch.

Ich möchte daher nochmal fragen: Was ist Sächsisch für dich,
wenn nicht Deutsch?

Wie Du schon ganz richtig selbst sagst: ein deutscher Dialekt. Aber eben nicht Hochdeutsch. Es ist offenbar sinnvoll, hier so zu differenzieren.

Und: Bedeutet „Deutsch“ für dich
automatisch nur Hochdeutsch? Wenn ja, wie kommst du auf die
Idee?

Nun ja, wenn es nach Hochdeutsch aussieht oder so klingt, kann man wohl davon ausgehen, daß eigentlich Hochdeutsch (als linguistischer Kontext) gemeint ist, oder? Ein Dialekt hat ja zuweilen ein gewaltiges Set an andersartigen Phonemen und Sprachregeln. Diese Andersartigkeiten machen eine Kommunikation mit die-Hochsprache oder andere-Dialekte-Sprechenden nicht unbedingt einfacher…

Und eine Frage der Neugier wegen: Sprichst du keinen Dialekt,
sondern bist ausschließlich mit Hochdeutsch aufgewachsen?

Nein. :smiley:

Gruß,
Uwe