Durchsetzung von Methoden

Moin,

die besten QM-Methoden sind nicht besonders viel wert, wenn sich keiner daran hält. Gibt es im Qualitätsmanagement auch Betrachtungen, wie erarbeitete Methoden durchgesetzt werden können? Wie also die Mitarbeiter dazu gebracht werden können, nicht die „einfachere Abkürzung“ zu wählen, wenn sie sich dadurch Mühen ersparen können?

thx
moe.

Bitte mehr Information
Hallo,

die besten QM-Methoden sind nicht besonders viel wert, wenn
sich keiner daran hält. Gibt es im Qualitätsmanagement auch
Betrachtungen, wie erarbeitete Methoden durchgesetzt werden
können?

Ja, sicher.
Dazu müsste man aber deutlich mehr von den Rahmenbedingungen und der Firmenkultur wissen.
Meistens ist es überhaupt der falsche Ansatz, wenn der Qualitäter ohne faktische Weisungsbefugnis Überzeugungsarbeit leisten soll.

Wie also die Mitarbeiter dazu gebracht werden können,
nicht die „einfachere Abkürzung“ zu wählen, wenn sie sich
dadurch Mühen ersparen können?

Indem man sie am Erfolg teilhaben lässt.
Das klingt einfach, und ist es auch, sofern man deutlich mehr von der Unternehmenskultur weiss.

Erzähl mal etwas mehr, gerne auch per Email.

Thomas

Hallo,

In der Praxis ist es leider so, dass wenn im Unternehmen das Wort Qualitätsmanagement fällt, die meisten die Händer über den Kopf zusammenschlagen und sagen: „Oh, Gott!! Durch die QM mehr Arbeit und bringen tuts nichts.“
Aber was ist Qualitätsmanagement eigentlich?
Eine Sache die (fast) jeder zu Hause betreibt mit dem Unterschied, dass nichts dokumentiert ist. Gibts eine(n) HaushälterIn, gibts sogar „Arbeitsanweisungen“.
Frag mal in der Firma nach, wie die Leute ihre Einkaufstüten einräumen. Ich bin überzeugt, (fast) jeder gibt zuerst den 6er Pack Bier in die Tüte und dann die Eier.
Im Unternehmen ist es dann egal oder lästig seitens der QM, dass nach dokumentierter Vorschrift verpackt werden muss.

Dies ist meiner Ansicht nach ein Kriterium, dass in den Köpfen der Mitarbeiter verankert werden muss.

Zur Umsetzung:
Aus Erfahrung weiß ich dass die Maßnahmen am wenigsten greifen, wenn…
… die QM selbst nicht davon überzeugt ist
… die QM keine Ahnung hat was sie tut und die Maßnahmen laufend neu definiert werden
… eine Maßnahme in den Raum gestellt wird sich keiner so wirklich angeprocen fühlt.

Für einen QMler ist es wichtig, dass er auch viel sozoale Kompetenz mitbringt und die Mitarbeiter richtig eischätzen kann.

D.h. ich bin am besten gefahren, wenn ich mir einen MA aus der Produktion geholt habe wo ich das Gefühl hatte der hat einersteits „einen guten Draht zu seinen Kollegen“ und andererseits muss er auch offen für Veränderungen bzw. qualitätsbezogen arbeiten bzw. denken.

Gemeinsam mit diesem MA habe ich MAßnahmen durchgeführt und wenn das Ganze erfolgreich war gabs auch eine kleine Prämie.
Mit der Zeit haben sich MA sogar für solche Projekte angeboten.

Zur Prämie:
Die Prämie richtet sich nach dem wirtschaftlichen Erfolg der umgesetzten Maßnahme.
Und ich bin der Meinung, wenn sich das Unternehmen durch die MAßnahme monatlich z.B.: €1000.- spart dann ist mir das mit Sicherheit eine einmalige Prämie von 500 - 1000 € Wert.

Grüße
Mario

Hallo,

wichtig bei QM ist es vor allem, dass auch der Mitarbeiter hinter der Durchführung steht. Aus diesem Grunde, sollten den Mitarbeitern keine Methoden aufdiktiert werden, sondern sie sollten gemeinsam mit ihnen erarbeitet werden. Hierzu helfen z.B. MAGs. Die ersehnte Weisungsbefugnis bringt insofern nichts, als dass die Mitarbeiter nur unter Zwang am QM beteiligt sind, aber nicht dahinter stehen. So werden die Ergebnisse eher verfälscht! Wichtig ist auch immer, dass man den Mitarbeitern von vorneherein klarmacht, dass nicht sie als Person kontrolliert werden, sondern die Arbeitsabläufe an sich …

[Bei dieser Antwort wurde das Vollzitat nachträglich automatisiert entfernt]

Hallo,

wichtig bei QM ist es vor allem, dass auch der Mitarbeiter
hinter der Durchführung steht. Aus diesem Grunde, sollten den
Mitarbeitern keine Methoden aufdiktiert werden, sondern sie
sollten gemeinsam mit ihnen erarbeitet werden. Hierzu helfen
z.B. MAGs.

Volle Zustimmung mit einem Aber:
Das geht nur, wenn sich die Qualitätsverbesserung an den Stellen/Personen auswirkt, an denen verbessert werden soll.
Das ist aber manchma nicht der Fall!
Und selbst wenn es so ist, wird der QMler ohne aktiven Rückhalt seitens der GL nicht weit kommen, denn über Erfolgsbeteiligungen entscheidet nicht der QMler, sondern die GL.
Ausserdem schadet es nicht, wenn die Mitarbeiter erkennen, dass Widerstand zwecklos ist, denn gerade in Produktionsumgebungen (ich denke, darum geht es hier) ist, salopp ausgedrückt, Befehl und Gehorsam nach wie vor ein unverzichtbarer Führungsaspekt, nahezu unabhängig von der Firmenkultur.

Die ersehnte Weisungsbefugnis bringt insofern
nichts, als dass die Mitarbeiter nur unter Zwang am QM
beteiligt sind, aber nicht dahinter stehen.

Schon, aber dazu wird es nicht kommen, wenn GL und QMler ihre Rollen adäquat wahrnehmen.

Thomas

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Überzeugung
Grüße,

Und selbst wenn es so ist, wird der QMler ohne aktiven Rückhalt seitens der GL nicht weit kommen, denn über Erfolgsbeteiligungen entscheidet nicht der QMler, sondern die GL.

Generell ist es eine verdummich schlechte Idee für QM, ohne Rückhalt der Gl zu agieren, und seine erste Aufgabe sollte es sein, von der GL ein „buy-in“ für die eigene Vorgehensweise zu erhalten.
Wenn die GL nicht dahinter steht, verläuft sowieso die ganze Initiative im Sand.
Schlimmstenfalls fühlen sich die MA veräppelt, wenn QM sagt „Hü“ und nächsten Monat meint die GL „Hott“, dann ist man wieder bei 0 - oder noch darunter.

Zu dem Zeitpunkt, wo der QM „nur“ dem MA die Möglichkeit gibt, den Willen der GL Realität werden zu lassen, und als Person transparent wird, muss man seine Arbeitsweise auch nicht mehr rechtfertigen.
Im Gegenteil, man präsentiert sich dem MA als Chance, der GL positiv aufzufallen (was aber auch nicht jeder will) - dann hat man von MA-Seite auch viel schneller ein „buy-in“.

Ausserdem schadet es nicht, wenn die Mitarbeiter erkennen, dass Widerstand zwecklos ist, denn gerade in Produktionsumgebungen (ich denke, darum geht es hier) ist, salopp ausgedrückt, Befehl und Gehorsam nach wie vor ein unverzichtbarer Führungsaspekt, nahezu unabhängig von der Firmenkultur.

Wichtig ist aber, dass der MA den QM nicht als „weitere Kontrollinstanz die man zufriedenstellen muss“ erkennt (d.h. es gibt Lippenbekenntnisse zur Umsetzung, die aber allerhöchstens im messbaren Rahmen umgesetzt werden) sondern merkt, dass QM und GL auf einer Linie sind, und MA für QM keine „Extrawürste“ brät.

Was man als QM noch machen kann, ist dem MA klar machen, dass ihm die derzeitige Vorgehensweise selbst zum Nachteil gereicht (schlechte Qualität = Rüffel, ausfallende Boni, unbezahlte Überstunden etc… ) und QM ihm erlaubt, die eigene Arbeit einfacher, effektiver und glaubwürdig besser zu vollbringen. Das ist das Pain+Pleasure Prinzip aus dem Marketing, primitiv aber wirkungsvoll.
Jetzt muss der QM nur noch wissen, was wirklich die Probleme sind, die MA selbst hat und wie die Initiative dabei hilft, diese Probleme entweder zu lösen oder sogar ins Positive zu wenden.

Gruss,
Michael