Duzen oder weiter Siezen?

Hallo,

ich muss hier auch mal diese „Du“ und „Sie“ Frage stellen, aber für eine ganz konkrete Situation.

Meine Vermieter sind in den 70gern, ich bin 35. Seit vier Jahren werde ich konsequent gesiezt und mit Nachnamen angesprochen.

Wenn ich die Vermieter einzeln anspreche, Sieze ich. Wenn ich sie beide anspreche, rutscht mir manchmal ein „ihr“ heraus.

Alle anderen hier im Haus sind per Du.

Nun habe ich meinen Vermietern bei einer Sache einen großen gefallen getan. Dieser Gefallen zog sich über mehrere Tage hin.

Plötzlich sagte die Vermieterin du zu mir und nannte mich beim Vornahmen. Auch anderen Hausbewohnern gegenüber duzt sie mich nun, bzw. spricht von mir mit meinem Vornamen („die IA hilft und da“). Man merkt auch sehr deutlich, dass sie das ganz bewusst macht.

Jetzt haben wir die Situation, dass ich ja die Jüngere bin. Das offizielle Angebot zu duzen darf also nicht von mir kommen. Ich werde von der Vermieterin geduzt, von ihrem Mann gesietzt. Ich selber sage momentan in der Einzelansprache Sie, im Plural ihr.

Meint ihr, ich werfe die Regel, dass das Angebot vom Älteren kommen muss, über Bord und frage einfach mal nach? Oder meint ihr, ich soll warten, bis dass das von den Vermietern angesprochen wird. Das geht jetzt schon ein paar Tage so, und ich empfinde das irgendwie seltsam. Wir verstehen uns sehr gut miteinander, die Vermieter sind sehr locker, aber trotzdem eben „alte Schule“.

Bei meinem Lebensgefährten wussten sie den Nachnamen nicht. Er wird immer „Herr Vorname“ genannt. Irgendwann antwortete er, dass nur der Vorname durchaus reicht.

Wie gesagt, es ist hier wirklich sehr locker im Haus, ich werde von den anderen deduzt und duze selber. Ausnahme waren eben immer die Vermieter, obwohl sie sehr locker sind.

Was würdet ihr tun?

LG IA

Hallo IA

mach es ganz zwanglos wie die Anderen und mach dir keine Gedanken.
Wenn es jemandem nicht passt UND dieser Jemand sich „decomandiert“ fühlt, wird er/sie sich irgendwann äußern.

Mein spezial Tip:
Bloß nicht wegen irgendwelcher Vorfälle, gemeinsam Hochwasser auswischen, den Hund begraben etc. irgendwelche Rücksprachen halten.
Das war für die Leute DIE Gelegenheit, die locker Atmosphäre in deinen Bereich zu tragen.

Gruß
Rochus

Hallo IrisAntonia,

ich habe zahlreiche ältere Bekannte (zum Teil schon gehabt, weil sie mittlerweile verstorben sind), die mich ganz selbstverständlich duzten und mit dem Vornamen ansprachen, während ich nie im Traum gewagt hätte, anders als Frau X, Herr Y und Sie zu ihnen zu sagen. Sie hätten das auch nicht von mir erwartet - weil sie mir das Du nicht ausddrücklich abgeboten haben.

Du + Vorname kann einfach der Ausdruck des Vertrauens Deiner Vermieterin Dir gegenüber sein. Du machst wenig bis überhaupt nichts falsch, wenn Du beim Sie bleibst. Hätte sie es gerne anders, würde sie es Dir sagen.

viele grüße
Geli

Hallo,

die gängige Regel halte ich persönlich für recht sinnvoll.
Da ich aber immer wieder feststelle, dass manche Menschen sich selbst einfach nicht trauen, obwohl sie es eigentlich gerne möchten, würde ich in dem von Dir geschilderten Fall auf mein Bauchgefühl hören.

Und wenn Dir Dein Bauch sagt, das DU wäre in diesem Fall schön und angebracht, könntest Du doch z.B. zu Deiner Nachbarin sagen:
„Frau x, ich mag Sie einfach richtig gern. Ich weiss, dass eigentlich die Älteren das DU anbieten sollen. Ich hoffe, Sie sind mir nicht böse, wenn ich in diesem Fall den ersten Schritt mache: Könnten wir nicht auch DU zueinander sagen/zum DU übergehen.“ Je nachdem evtl. ausführen, wie vertraut man sich fühlt oder Gefühl wie zur Familie gehörend, o.ä.

So wie Du es schilderst, wird Sie gerne drauf eingehen. Wenn doch nicht: Respektvoller Rückzug, will heißen, z.B. „Das aktzeptiere ich natürlich, wenn Sie das nicht wollen. Aber Sie sind mir jetzt bitte nicht böse, dass ich gefragt habe. Das ist einfach entstanden, weil Sie mir so sympatisch/vertraut… o.ä. sind“

Gruss, hemba

Hi,

meine Meinung: Der/Die Aeltere bietet das „Du“ an. Somit: Wenn mich eine aeltere Person duzt, duze ich zurueck. Punkt! da fange ich nicht erst an gross nachzudenken warum, wieso, weshlab. Wenn diese Person das Du nicht wuenscht, dann soll sie/er halt beim Sie bleiben.

Gruss
K

Danke für die Antworten
Hallo,

vielen Dank für die Antworten.

Wir hatten jetzt die Situation, dass mir eine andere Hausmitbewohnerin, mit der ich per Du bin, nochmals ganz gezielt das Du angeboten hat, so richtig per Handschlag. Vorher haben wir halt einfach Du gesagt. Das war wohl auch als Dankeschön für meine Unterstützung gedacht, die das ganze Haus etwas angeht. Und es war im Beisein der Vermieter.

Ich werde es weiterhin so halten, dass ich die Vermieter in der Einzelansprache Sieze. Das entspricht meinem Bauchgefühl. Aber das Bauchgefühl sagt auch, dass die Vermieter im Plural ein „ihr“ sind.

So läuft es eh schon einige Zeit und ich denke, so ist es gut. Das ist einfach so entstanden. So haben wir einerseits das Gefühl, locker und vertraut miteinander umzugehen, trotzdem habe ich die Möglichkeit, meinen Respekt zu zeigen.

LG IA

wie dir wohl ist!
Ich hatte genau dieselbe Situation mit einem älteren Nachbarn.
Als der mich zu Duzen begann, habe ich einfach nachgezogen.
Das fiel mir schwer, aber nur eine kurze Phase lang. Dann war es völlig selbstverständlich.

Es gibt eben Leute, die sind keine kommunikativen Helden – die bieten kein formelles Du an.
Ihr eigenes Umschwenken auf Du ist gleichzeitig die Einladung an die Geduzten.

Dies nur als Gegengewicht zu den bisherigen Antworten.
Und wenn dein Gefühl anders liegt, dann folge ihm.

Freundliche Grüsse
scalpello

Moin,

ich habe zahlreiche ältere Bekannte (zum Teil schon gehabt,
weil sie mittlerweile verstorben sind), die mich ganz
selbstverständlich duzten und mit dem Vornamen ansprachen,
während ich nie im Traum gewagt hätte, anders als Frau X, Herr
Y und Sie zu ihnen zu sagen. Sie hätten das auch nicht von mir
erwartet - weil sie mir das Du nicht ausddrücklich abgeboten
haben.

das ginge für mich gar nicht.
Ob Jünger oder nicht: Regeln gelten für Alle.
Auf diese Art baut der Ältere ein nach außen betontes Hierarchiegefälle auf und düpiert den Jüngeren öffentlich.
Eben das verstößt m.E. massiv gegen Knigges Intentionen.
Eine derartige Unhöflichkeit würde ich mir verbitten bzw. ggf. selbst mit einem klaren „Du“ kontern.
Einzige Ausnahme könnte sein: der Jüngere wurde noch als Kind kennengelernt, die Beziehung wurde aber nie so vertieft, daß dem Herangewachsenen das Du angeboten wurde.

Zum Ursprungspost: Grundsätzlich ist es richtig, wenn man dem Älteren oder Ranghöheren den Vortritt läßt.
Duzt er einfach ungefragt so ist das m.E. schon ein gewisser faux-pas. Wie auch immer, für mich wäre es der angesagte Zeitpunkt ebenfalls zum „Du“ zu wechseln.

Gruß
RF

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