Duzen/Siezen

Moin Benimmkenner,

mein Bruder frug mich gestern etwas, bei dem ich ´nicht so sicher bin.
Es geht ums Duzen/Siezen bzw. wer das wie anbieten darf oder nicht.

Ich habs mal so gelernt, daß es der ältere dem jüngeren, der Chef dem Untergebenen anbieten darf.

So: was zählt jetzt mehr, älter sein oder Chef?
Wenn also ein jüngerer Chef seinem älteren Untergebenen das Du anbieten möchte, geht das in Ordnung?

Ich was der Meinung, das der Chef das ‚Alter bricht‘, mein Bruder war sich da nicht so sicher.

Wie kann, soll, darf so was ganz förmlich gehandhabt werden?!

Gandalf

Hallo Gandalf,

wenn ich auch bestimmt nicht in allen Lebenslagen der Benimmkenner bin, so kann ich in diesem Fall doch zumindest deine Sichtweise bestätigen. Chef sein zählt mehr als Alter, zumindest ist es in meinen Anstellungsverhältnissen immer so gelaufen. Ich hätte mich auch sehr schwer getan einem Vorgesetzen das „Du“ anzubieten.

Gruß Rotraut

hy,

aus meinen Erfahrungsberichten her kann ich Dir sagen, dass Du recht hast. Im Berufsleben ist es egal, ob der Chef nun älter oder jünger ist. Er muss, egal von wem, als Chef akzeptiert werden. Und dann geht es auch in Ordnung, dass der jüngere Chef seinem älteren Mitarbeiter das „Du“ anbietet.
Im privaten Bereich sieht das anders aus. Da wird man sich so oder so automatisch Duzen, wenn man z.B. ein Bierchen zusammen trinken geht:wink:

bis denne

Moin, Gandalf,

wir hatte so eine Diskussion schon mal. Wenn ich mich recht erinnere, war der Tenor der Antwort auf deine spezielle Frage.

Chef geht vor Alter.

Aber der Chef sollte dem Alter insofern Rechnung tragen, als er nicht gleich damit rausplatz: You can say you to me!

Die wirkliche Situation sollte bei beiden das Gefühl erzeugt haben, dass das Duzen nun an der Reihe wär. Bloß nichts vom Zaun brechen!

Vielmehr wären Worte angebracht wie: Sie sind nun schon so lange bei uns und wir arbeiten nun schon so lange zusammen und fast alles, was ich weiß und kann, habe ich bei Ihnen gelernt*. Finden Sie nicht auch, dass dies in irgendeiner Form der vertrauteren Anrede seine Berücksichtigung finden sollte?

* Diese Worte müssen natürlich auf die reale Situation passen.

Der Ältere signalisiert dann sein Einverständnis und der Chef schließt: Nun denn, lassen Sie uns anstoßen! Ich bin der schöne Jonathan.

Und der ältere antwortet: Und ich der weise Baldian!

Gruß :wink: Fritz

Tach Fritz,

danke Für Deinen Beitrag

So oder so ähnlich denke ich auch.

Mein Bruder ist nun in der Situation, daß er seit etwa drei - vier Jahren einen deutlich jüngeren Chef hat, mit dem er sehr gut klarkommt, der aber etwas schüchtern ist.
Es haben sich schon einige Situationen ergeben, wo es fast zum ‚Du‘ kam, aber irgendwie hat der Chef ‚gekniffen‘, nicht weil er nicht wollte, sondern weil er sich nicht traute.
Nun möchte mein Bruder die Sache irgendwie in die Gänge bringen, aber auch nichts übers Knie brechen; also lieber ein gutes Sie, als ein verkramptes Du.
Aber irgendwie wurmt es ihn schon. Er ist ein recht bodenständiger Mensch und überhaupt nicht gewohnt, Menschen die er mag und mit denen er ständig Umgang hat zu siezen. Mal sehen wies weitergeht, vielleicht ergibt sich bald was.

Tach, Gandalf!

Mal sehen wies weitergeht, vielleicht ergibt sich bald was.

Genau so! Dein Bruder wird warten müssen, bis sich eine gelöste, entspannte, heitere Situation ergibt; bei einer Weihnachtsfeier, einem Jubiläum, einem Betriebsausflug, bei einem erfolgreichen Geschäftsabschluss oder so.

Wenn dann durch diverse Drogen der Chef weniger verkrampft ist, kann dein Bruder sein Glück versuchen. Aber dezent! Vorsichtig!

Zuerst im unpersönlichen Stil: Na, Chef, das war doch toll! Das war doch ein toller Coup/Ausflug/Vortrag etc.

Und dann das „wir“ einflechten: Wie haben wir das wieder gemacht? Wir sind doch ein tolles Team! Wir werden noch ganz groß! etc.

Aber vorsicht! Suffduzbrüderschaften sind oft nicht haltbar!

Gruß Fritz

Hallo Fritz,

Zuerst im unpersönlichen Stil:

hier im Rheinland gibt es eine andere Form des Vortastens, das Ihrzen.

Wenn ein ‚Untergebener‘ in einer gelösten Stimmung den anderen Ihrzt, kann der darauf eingehen und den Gegenüber Duzen, was dieser dann aufnehmen kann. Siezt er weiterhin, gehts weiter mit dem Sie.
Das geht natürlich auch umgekehrt, wenn der Cheffe unsicher ist, ob der Untergebene ein Du haben möchte. Eine Abfuhr via Ihrzen gilt als milde und später (nicht am gleichen Termin) kann der Versuch auch wiederholt werden.

Dummerweise ist der Chef ein Immi (ein Zugewanderter) und kennt diesen Code nicht.

Gandalf

Hallo,
es kommt auch auf die einzelnen Persönlichkeiten an.
Hier in Bayern ist es normalerweise usus dass unter Handwerkern geduzt wird.Ob Chef oder Untergebener oder echt übergeordneter - völlig egal.
Nun ich war lange Zeit in einer Firma tätig, mit einem padrone ; im normalen Geschäftsleben Herr …, Freizeit : Schorsch.(wir hatten andauernden Kundenverkehr) Und das hat Funktioniert. Nun kam ein neuer, mit mir und 2 weiteren Mitarbeitern gleichaltriger, Chef - Wörtlich sein Einstand : kein Du, weil es läßt sich leichter Du A… sagen als Sie A… - .
In den 20 Jahren , beim alten Boss hatten wir einen Mitarbeiterwechsel , der an einer Hand abzuzählen ist. In den 4 Jahren , die ich noch dort war waren es 14 !
Meine Meinung ist ,dass durch das persönliche Du ,auch die Motivation der Mitarbeiter erhöht wird ,da sie sich viel eher mit der Firma identifizieren können. Ach, habens die Amis leicht.

ein sonniges wochenende Uwe H.

Ohja!

Dummerweise ist der Chef ein Immi (ein Zugewanderter) und
kennt diesen Code nicht.

Die Codes!
Fritz

Hallo Gandalf,

Ich habs mal so gelernt, daß es der ältere dem jüngeren, der
Chef dem Untergebenen anbieten darf.

Eine winzige Ergänzung: die Dame dem Herrn…

So: was zählt jetzt mehr, älter sein oder Chef?

In einer Firma zählt die noch so flache Hierarchie mehr als das Alter.

Wenn also ein jüngerer Chef seinem älteren Untergebenen das Du
anbieten möchte, geht das in Ordnung?

Klar… Sofern er es nicht mit der Holzhammermethode tut. Es ist zwar von Firma zu Firma unterschiedlich, aber es gibt auch ältere Angestellte, die nicht duzen und nicht geduzt werden möchten. Das sollte man unbedingt respektieren, auch wenn sich fast alle in der Firma duzen.

Ach noch etwas: Vorsicht auf Betriebsfeiern! Auch wenn der Cheffe alle durch die Bank in bier-/wein-/whisk(e)y-/caipi-seliger Laune duzte: am nächsten Tag heißt es im Büro nicht ‚Ey Alder!‘ sondern ‚Guten Morgen, Herr XY‘. Wenn der Chef das gestrige Duz-Angebot ernst meinte, wird er von allein darauf hinweisen, daß er beim ‚Du‘ bleiben möchte.

Viele Grüße

Renee

Hallo Gandalf,

So oder so ähnlich denke ich auch.

Grundsätzlich ist das auch so.

Nun möchte mein Bruder die Sache irgendwie in die Gänge
bringen, aber auch nichts übers Knie brechen; also lieber ein
gutes Sie, als ein verkramptes Du.

Ich kenne die Situation aus eigener Erfahrung. Ich war der deutlich Ältere, quasi die graue Eminenz, der junge Chef ein Neuer in der Abteilung, der sich erst in unseren Aufgabenbereich einarbeiten mußte und sich dabei in erster Linie an mich halten mußte.
Das Entscheidende war, als ich ihm seine anfängliche Unsicherheit ganz einfach dadurch nahm, indem ich ihm erklärte, daß ich kein Problem damit habe, daß mein Vorgesetzter jünger ist als ich, und daß ich seine (organisatorische) Autorität nicht in Zweifel zu ziehen gedenke.
Dann ging alles sehr schnell.
Ganz ohne Alkohol.
Angestoßen haben wir nachher drauf.
Und das Vertrauensverhältnis besteht noch heute, obwohl ich jetzt schon fünf Jahre anderswo arbeite.

Gruß
Barney

Hallo,
im Grunde ist die Sache ja schon geklärt.
Was mir persönlich dann eigentlich ganz gut gefällt ist eine Mischform.
Also jemanden mit dem Vornamen ansprechen, aber ihn ansonsten dennoch Siezen. Z.B.: „Hallo Gandalf, wie geht es Ihnen?“, „Schorsch, können Sie mir hier mal helfen?“
Das ist imho nicht zu persönlich und nicht zu formell.
Wie man das Vorschlägt, weiß ich jetzt allerdings auch nicht :smile:

Gruß
Stanly

P.S.: Wird diese Form eigentlich „Unpersönliches Du“ genannt? Hab da sowas im Kopf…

Die Dame dem Herrn…

Ich habs mal so gelernt, daß es der ältere dem jüngeren, der
Chef dem Untergebenen anbieten darf.

Eine winzige Ergänzung: die Dame dem Herrn…

Hallo

Ja, ist natürlich richtig. Im Normalfall. Es fragt sich jedoch, im Geschäftsleben, er ist der Chef und einiges älter…nicht immer einfach. In einem solchen Fall würde ich als Dame das DU nicht anbieten. Andere Meinungen`?

Stephan

Moin Stanly,

Was mir persönlich dann eigentlich ganz gut gefällt ist eine
Mischform.
Also jemanden mit dem Vornamen ansprechen, aber ihn ansonsten
dennoch Siezen. Z.B.: „Hallo Gandalf, wie geht es Ihnen?“,

och nee, das ist genau eine Form die mir nicht allzu sympatisch ist!
Gewollt und nicht gekonnt, wasch mich aber mach mir den Pelz nicht naß.
Hier im Rheinland gibt es speziell bei den Damen noch die vierte Form
‚Frau Müller, kannst Du mir bitte mal helfen‘

Gandalf

In einem solchen Fall würde ich
als Dame das DU nicht anbieten. Andere Meinungen`?

Meine Meinung ist, daß Sie überhaupt keine Dame sind, Herr Stephan.

SCNR
gruß
vbt

Hallo Stephan,

Es fragt sich
jedoch, im Geschäftsleben, er ist der Chef und einiges
älter…nicht immer einfach.

Stimmt… Daher habe ich schon vor ewigen Zeiten etwas in FAQ:594 niedergekritzelt. Es ging zwar um die Begrüßung, trotzdem gelten dieselben Regeln auch für das Duzen.

Grüßle

R.