Duzen/ Siezen

Hallo, welchen Sinn macht es, einen Unterschied zu machen, Leute zu duzen oder zu siezen?
Der Respektgehalt bleibt doch im Endeffekt trotzdem derselbe. Dieser Anredeunterschied ist doch irgenwie nur hinterfotzig, unnötig umständlich doof und vermessen?! Sorry aber andere Länder differenzieren da doch auch nicht.
Komisch, im Internet duzen sich alle; hier im Kaufhaus u. bei Verträgen wiederum nicht.
Vielleicht sollten wir uns daran gewöhnen, uns nur noch zu duzen, denn WAS spricht dagegen?
Hauen Sie rein, ääh ich meinte haut rein:wink: Zottel

Morgen!

Sorry aber andere Länder differenzieren da doch auch nicht.

Die da wären?
Jetzt sag nicht Amerika, da wird sehr, sehr genau zwischen Du und Sie
unterschieden. Nur weil es kein Wort für Sie gibt heißt es nicht, das
nicht peinlichst genau darauf geachtet wird.

Stefan

Komisch, im Internet duzen sich alle

Im Forum des SPIEGEL nicht.
http://forum.spiegel.de/

mfg
Klaus

Hei,

Sorry aber andere Länder differenzieren da doch auch nicht.

Die da wären?

z. B. unsere skandinavischen Nachbarn, da duzt man sich fast ausschließlich.

Grüßlis
Natascha

Hallo Zottel,

Sorry aber andere
Länder differenzieren da doch auch nicht.

aber selbstverständlich machen die das!
Beispiel Schweden.
Da wird gedacht, daß sich alle duzen und mit dem Vornamen ansprechen, was soweit auch stimmt, aber es gibt sehr wohl deutliche Abstufungen bzgl. Vertrautheit und Respekt. Nur ein Deutscher kriegt die auf den ersten Blick nicht so einfach mit.
Dito GB und (wie ich hörte) USA.

Hier in D ist es eben offensichtlicher.

Egal ob der ‚Sie‘ abgeschafft würde, eine Differenzierung im Umgang wird es immer geben.

Gandalf

Nur weil es kein Wort für Sie gibt heißt es
nicht, das
nicht peinlichst genau darauf geachtet wird.

versteh ich nicht. Wie können sie auf was achten, das es nicht gibt?

Judy

Hi

Beispiel Schweden.
Da wird gedacht, daß sich alle duzen und mit dem Vornamen
ansprechen, was soweit auch stimmt, aber es gibt sehr wohl
deutliche Abstufungen bzgl. Vertrautheit und Respekt.

Ich hab in Norwegen studiert und meinen Lehrer mit Vornamen und „Du“
angeredet. Natürlich war er trotzdem mein Prof, also die Person, der
ich den höchsten Respekt überhaupt zollte. Klar benimmt man sich
nicht jedem gegenüber gleich, nur weil es kein „Du“ und „Sie“ gibt.
Das ist doch selbstverständlich. Alters- und Berufsunterschiede
werden schon im Umgang miteinander deutlich. Das „Du“ und "Sie "
braucht man aber nun wirklich nicht zur Unterscheidung, das macht das
Zusammenleben nur unnötig kompliziert.
Ich wäre die erste, die es abschaffen ließe.

Judy

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Hallo Judy,

Nur weil es kein Wort für Sie gibt heißt es nicht, das
nicht peinlichst genau darauf geachtet wird.

versteh ich nicht. Wie können sie auf was achten, das es nicht
gibt?

Doch, es gibt es nur nicht das Wort „Sie“. Es ist entscheident wie
ein Satz gebaut wird und mit welchen Wörter.

Ganz simpel kann man es meist schon daran merken…
can = Du und fast Befehlsform
could = Du
should = vertrautes Sie
would = Sie

Es geht sogar soweit (Oberschicht), das der Großvater von den Enkeln
geduzt wird, während die Großmutter immer gesiezt wird.

Leider haben wir schon in der Schule gelernt es gibt sowas im
Englischen nicht, das ist halt falsch.
Es gibt sogar noch Unterschiede ob es geschrieben oder gesprochen
wird. EMail ist eher ein „could“, Telefon ein „should“ und Brief
immer ein „would“.

With kind regards
Stefan

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Hi Judy und die anderen,

Das ist doch selbstverständlich. Alters- und Berufsunterschiede
werden schon im Umgang miteinander deutlich.
Das „Du“ und „Sie“ braucht man aber nun wirklich nicht zur
Unterscheidung, das macht das Zusammenleben nur unnötig kompliziert.

Ganz meine Meinung, aber es ist uns nunmal von Kindheit an anerzogen, nicht jeden auf der Straße mit „du“ anzusprechen (wobei ich zurückduze, wenn ich geduzt werde, da mir das wurscht ist).

Außerdem habe ich die Erfahrung gemacht, dass auch in Vorgesetzten-/Untergebenen-Verhältnissen die Kommunikation und Vertrauen per du besser ist, und der (ich nenne es mal „Respekt“) in keiner Weise beeinträchtigt wird - sondern sich eher positiv entwickelt.

Ich sage lieber direkt und offen „Klaus, ich hab’ Mist gebaut…“ statt „Herr Mustermann, ich muss Ihnen etwas mitteilen…“ (lange Umschreibung folgt…). Vor zweiterem würde ich mich eher völlig drücken. Obwohl die Aussage „ich hab’ Mist gebaut“ im Sie-Beispiel anders formuliert ist, bedeutet dies keinen Respektverlust, sondern einen Vertrauensgewinn beim „du“, der sich auf das von beiden Personen (Chef/Angestellter) verfolgte Ziel nur positiv auswirkt.

Ich wäre die erste, die es abschaffen ließe.

Ich bin dabei, kannst mich Markus nennen :wink:

Noch eine interessante Frage meinerseits, da selbst erlebt - zwei Fälle:

  1. Ich treffe einen völlig Fremden in einer Kneipe, wir kommen ins Gespräch und duzen uns selbstverständlich. Am nächsten Tag sitzt er mir als Versicherungsangestellter gegenüber - wir duzen uns weiter.
  2. Ähnlicher Beruf, aber Erstkontakt geschäftlich, abends auch zufälliges Treffen in Kneipe, ich bin der Einzige, den er siezt.

Ist die Hemmschwelle oder das geschäftliche Ansehen dermaßen hoch?

Gruß
Markus

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Ich bin dabei, kannst mich Markus nennen :wink:

Hallo, Markus! *gg

Noch eine interessante Frage meinerseits, da selbst erlebt -
zwei Fälle:

  1. Ich treffe einen völlig Fremden in einer Kneipe, wir kommen
    ins Gespräch und duzen uns selbstverständlich. Am nächsten Tag
    sitzt er mir als Versicherungsangestellter gegenüber - wir
    duzen uns weiter.
  2. Ähnlicher Beruf, aber Erstkontakt geschäftlich, abends auch
    zufälliges Treffen in Kneipe, ich bin der Einzige, den er
    siezt.

Genau das sind eben jene Fälle, wegen denen ich das künstliche „Sie“
hasse. Damals in Norwegen habe ich anfangs mit meinem Prof auf
deutsch geredet, er war da natürlich „Herr Eriksen“ und „Sie“.
Dann, als ich genug von der Sprache gelernt habe, stieg ich auch im
Unterricht um, und sagte „Du“ und „Erling“. Und es kam mir nicht mal
komisch vor, denn ich habe ansonsten genauso mit ihm weitergeredet
wie bisher, und da es kein „Sie“ gab, erschien mir das norwegische
„Du“ als stinknormale Übersetzung.

Andere Situationen: wenn ich junge Leute interviewe, verwenden wir
oft das „Du“, weil es unter Musikern u.a. Künstlern üblicher ist.
Aber ich tu´s ungern, wenn es nicht von vornherein klar ist, z.b. bei
35-40jährigen. Letztens schrieb ich an einen Autor zurück, den ich
schon vor paar monaten interviewt hatte, wie selbstverständlich mit
„Du“, weil er unter die Mails auch immer seinen Vornamen setzte.
Jetzt hörte ich mir das Interview wieder an: ich hatte ihn damals
konsequent gesiezt. (und mich dabei irgendwie unwohl gefühlt)

Ist die Hemmschwelle oder das geschäftliche Ansehen dermaßen
hoch?

Die Hemmschwelle. Hat man einmal geduzt/ gesiezt, mag man ungern
umschwenken.
Manchmal tut man´s doch, aus Versehen. :smile:

Ciao,
Judy

Hallo,

du hast nun einige Beiträge gehört und wirst zur Kenntnis
nehmen müssen, daß zu allen Zeiten und in allen Länder mehr
oder weiniger diffizile Unterschide in der Komunikation
gibt.
Das ist auch zweckmäßig und nötig, weil

welchen Sinn macht es, einen Unterschied zu machen,
Leute zu duzen oder zu siezen?
Der Respektgehalt bleibt doch im Endeffekt trotzdem derselbe.
Dieser Anredeunterschied ist doch irgenwie nur hinterfotzig,
unnötig umständlich doof und vermessen?! Sorry aber andere
Länder differenzieren da doch auch nicht.
Komisch, im Internet duzen sich alle; hier im Kaufhaus u. bei
Verträgen wiederum nicht.
Vielleicht sollten wir uns daran gewöhnen, uns nur noch zu
duzen, denn WAS spricht dagegen?
Hauen Sie rein, ääh ich meinte haut rein:wink: Zottel

Hallo!

Sprache ist ein Mittel der Verständigung, und dazu gehört nicht nur, dass ich das ausdrücken kann, was ich sagen möchte, sondern dass der andere das auch versteht. Im Deutschen besagt die Konvention, dass „Du“ entweder auf einer kameradschaftlichen Ebene oder von Erwachsenen gegenüber Kindern verwendet wird. Zu ranghöheren Personen sagt man „Sie“. Außerdem sagt man „Sie“, um eine gewisse Distanz auszudrücken. Natürlich kann ich jemanden auch respektvoll behandeln, wenn ich ihn duze, aber er könnte das missverstehen. Deswegen ist es durchaus sinnvoll, sich an die Konvention zu halten, auch wenn man sie für einen alten Zopf hält.

Wie immer gibt es hübsche Ausnahmen: Im Gebirge gilt ab einer gewissen Höhe das „Du“ als einzige Anredeform. Ich habe schon den einen oder anderen Hüttewirt erlebt, der beleidigt reagierte, wenn man aus Versehen ins „Sie“ verfallen ist. Das gilt als grob unhöflich.

Michael

Duzen, Ihren und Siezen sind Höflichkeitsformen
Duzen, Ihren und Siezen drücken deinen Respekt vor Personen aus.
Entstanden sind diese Höflichkeitsformen mit der Entwicklung der
deutschen Sprache:

Frühmittelalter – Althochdeutsch – Du

Die deutsche Sprache hat sich im 4. bis 6. Jahrhundert nach Christus
aus den westeuropäischen germanischen Dialekten entwickelt, also zu
Beginn des Frühmittelalters. In dieser althochdeutschen Form war das
Du die einzige Anrede.

Hoch- und Spätmittelalter – Mittelhochdeutsch – Du und Ihr

Im neunten Jahrhundert kam als Anrede für hochgestellte Personen das
Ihr dazu – als Pronomen des PLURALIS MAIESTATIS ‘Eure Gnaden’. Für
sich selbst benutzten die Edlen das Pronomen ‘Wir’ – ‘Unsere Gnaden’.
(Vordem – in der Spätantike – hatten nur die römischen Kaiser den
PLURALIS MAIESTATIS für sich in Anspruch genommen.) Das
Mittelhochdeutsche verwendete das Ihr im Hoch- und Spätmittelalter
(1000 – 1500) nicht nur als Anrede für Edle, sondern allgemein auch
als respektvolle Anrede für Fremde.

Neuzeit (vor der französischen Revolution) – Hochdeutsch – Sie und Er

In der Neuzeit – in der hochdeutschen Form also – wurde das Ihr so
inflationär, dass es als Anrede für Hochgestellte zu wenig Respekt
ausdrückte. Man führte deshalb das Sie ein – als Pronomen für den
Plural ‚Ihre Gnaden‘: Der Herr durfte also nicht mehr direkt
angesprochen werden, sondern nur noch über eine anwesende oder
gedachte dritte Person. Das Sie verdrängte dann das Ihr nach und
nach. Bei solchen Klassenunterschieden wirkte auch die Anrede ‚Du‘
für Untergebene zu respektvoll. Die Hochgestellten begannen, diese
ebenfalls indirekt anzureden – mit Er – also auch auf dem Umweg über
eine anwesende oder fiktive dritte Person.

Neuzeit (nach der französischen Revolution) – Hochdeutsch – Sie und
Du

Das Er verschwand mit der französischen Revolution; das Sie hingegen
wurde als Anrede für die neuen Herren – die Bürger – übernommen. Im
19. Jahrhundert waren deshalb nur noch zwei Anreden übrig – das Du
für vertraute und das Sie für fremde Menschen.

Heute ist jede Anrede eine Entscheidung zwischen mehr oder weniger
intimem Duzen und distanzierendem Siezen. Es gibt das intime Du
zwischen Freunden und das kollegiale Du am Arbeitsplatz, aber auch
das respektvolle Du im Emmental und in sozialistischen Parteien.
Dasselbe respektvolle Du hat im Internet Einzug gehalten. Die Duzerei
im Fernsehen dagegen ist inflationär und wirkt zuweilen aufdringlich
und deplaziert. Auch das respektlose Du gegenüber Ausländern ist
nicht auszurotten.

© Rolf Oberhaensli Lucerne

Hallo!

Das galt aber bestimmt nicht durchgängig. Ich kenne einen Briefwechsels zwischen Arbeitervertretern und Wilhelm II. Sie redeten ihn mit „Majestät“ und „Ihr“ an, während er sie mit „Ihr“ anredete. Letzteres ist eindeutig ein gewöhnlicher Plural (kein Pluralis Magistralis) und entspricht damit dem „Du“. Das ist also genau die Konstellation, die Du mit „spätes Mittelalter“ datierst.

Michael

Duzen, Ihren und Siezen bei Adligen
Ich hätte beifügen müssen, dass die Tradition der Ihr-Anrede für Adlige
in manchen Fällen über Jahrhunderte beibehalten wurde.

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Guten Morgen, Zottel!

Ich finde das Duzen / Siezen in diesem unserem Lande sehr hilfreich, praktisch und gut!

Damit lassen sich nicht nur Respekt, Achtung und Anerkennung, sondern auch Verachtung und Distanz bezeugen.

Ein Mensch der mir unangenehm ist und mir das „du“ anbietet, lässt sich elegant brüskieren, indem ich es ablehne.

Grade im Job habe ich gemerkt, dass ein zu schnell vergebenes „du“ Probleme machen kann, wenn sich das Arbeitsverhältnis negativ entwickelt. Versuch dann mal dem Gegenüber zu sagen: „Es ist wohl besser, wieder zum „sie“ überzugehen.“! Klappt nicht wirklich und sorgt erst recht für Stress!

Ich verbitte es mir auch, von Hinz und Kunz auf der Strasse, im Restaurant oder im Supermarkt sofort geduzt zu werden! Das ist einfach und schlicht unhöflich.

Und diese „Kneipenkultur“ mit ihrem im-Suff-Geduze nur weil man zufällig nebeneinander am 24. Bier nuckelt ist mir sowieso fremd und zuwider, da ich dies als niveau- und respektlos empfinde! Aber wer sich in diesen Kreisen aufhält, sollte sich eh über derartige Dinge nicht wundern. Mein „Revier“ ist es jedenfalls nicht, so dass ich solchen Situationen auch locker aus dem Weg gehen kann.

Ich hätte auch keine Probleme, einem Herrn Schmitz zu sagen „äh, entschuldigen sie, ich habe da Mist gebaut“. In dem Falle kommt es wohl nicht auf das du / sie an, sondern auf das Rückgrat, das man besitzt und wie man sich grundsätzlich verbal äussern kann.

Wer das „sie“ als Hemmschwelle für ein offenes, ehrliches und gradliniges und ungezwungenes Wort sieht, kommt mit dem „du“ auch nicht wirklich zurecht! Denn das eine schliesst das andere nicht aus! Aber wie immer macht der Ton die Musik und - wie gesagt - es gibt Menschen, die mit dem „du“ in der Arbeitswelt (und manchmal auch im privaten Bereich!) nicht umgehen können!

So, das war mein „Wort zum Sonntag“.

Gruß,

Golden Luzie

Ja …schon klar Alles. Aber warum kann Mitmensch nich EINFAFACH Mitmenschsch sein und bleiben. OHNE dieses „Status“- Getue??
Sorry, gehört vielleicht auch ins andere Brett,
Tr (Z)ottel

Hallo,

Der Respektgehalt bleibt doch im Endeffekt trotzdem derselbe.
Dieser Anredeunterschied ist doch irgenwie nur hinterfotzig,
unnötig umständlich doof und vermessen?! Sorry aber andere
Länder differenzieren da doch auch nicht.

komisch, daß das immer wieder behauptet wird. Letztlich wird in fast ganz Europa zwischen Du und Sie unterschieden: Spanien, Italien, Frankreich, Portugal, Niederlande, Skandinavien…

Gruß,
Christian