Ebbe und Flut

Hallo zusammen,

warum ist Ebbe und Flut im Wattenmeer (oder allgemein an der Nordsee) so ausgeprägt zu sehen und an anderen Orten der Erde nicht?
Die Diskussion über Ebbe und Flut im Astronomie-Brett habe ich gelesen und das über Gravitations- und Fliehkraft auch.
Aber habe ich es auch verstanden oder hängt die Antwort zu meiner obigen Frage mit anderen Faktoren zusammen?

Gruss
Andreas

Hi Andreas,

das Wattenmeer ist sehr flach und daher werden durch eine Tide von sagen wir mal zwei Meter große Flächen überspült, bzw. trockengelegt. Wenn der Strand steiler ist, ist die Wirkung vergleichbar zu anderen Meeren.

Gandalf

Hi Andreas,
zu dem, was Gandalf schrieb sei noch hinzugefügt, dass sich die Flut-Welle natürlich über einen so großen Ozean wie den Atlantischen hinweg richtig gemütlich groß aufbauen kann. Im relativ kleinen Mittelmeer oder der noch kleineren Ostsee ist das natürlich nicht der Fall. Dort beträgt der Tidenhub nur 30 - 50 cm.
Außerdem steilt sich die Flut natürlich auch dann auf, wenn sie sich in eine trichterförmige Bucht hineinzwängt. das führt dann zu einem Tidenhub von 10 und mehr Metern.
Grüße
Eckard.

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Hallo Andreas Gandalf und Eckard,

nicht zu vergessen die Abhängigkeit vom Breitengrad. Die Gezeitenkräfte wirken ja im Äquatorbereich am stärksten, während sie in der Polarregion minimal sind.

Jörg

Hallo !

Im Wattenmeer ist es eigentlich garnicht so sehr zu sehen, daß die Wasserhöhe bei Hochwasser/Niedrigwasser so unterschiedlich ist. Das Wasser ist bei Niedrigwasser ärgerlicherweise nur verschwunden. Die Höhenunterschiede sieht man am besten, an Steilküsten, wo das Wasser mal höher, mal tiefer steht.

Gezeiten
niederdeutsch Tiden, das periodische Steigen (Flut) und Fallen (Ebbe) des Wasserspiegels von Meeren und großen Seen. Der Wasserstand schwankt zwischen Hochwasser und Niedrigwasser, die Differenz wird als Tidenhub, das arithmetische Mittel als Mittelwasser bezeichnet. Hauptursache der Gezeiten ist die Anziehungskraft des Mondes. Das Erde-Mond-System bewegt sich um einen gemeinsamen Schwerpunkt (der sich noch innerhalb der Erdkugel befindet) in der Weise, daß jeder Punkt der Erde die gleiche, der Mondrichtung entgegengesetzte Fliehkraft erfährt (die aber nichts mit der Fliehkraft zu tun hat, die durch die Rotation der Erde um ihre eigene Achse erzeugt wird). Anziehungskraft und Fliehkraft heben sich annähernd im Erdmittelpunkt auf. Für die dem Mond zugekehrte Seite ergibt sich dadurch ein Überschuß an Anziehungskraft (Zenitflut), für die entgegengesetzte Seite an Fliehkraft (Nadirflut). Daher treten die Gezeiten an den meisten Orten zweimal innerhalb eines Mondtages (24 h, 50 min) auf. In ähnlicher Weise wirkt die Anziehungskraft der Sonne; sie ist aber wegen der großen Entfernung nur halb so groß. Bei Voll- und Neumond addieren sich die Wirkungen von Sonne und Mond ( Springflut), bei Halbmond heben sie sich z. T. auf (Nippflut). Infolge der verschiedenen Meerestiefen, der Verteilung von Wasser und Land, der Erdrotation und der Trägheit des Wassers treten zahlreiche Abweichungen ein.
Nach neueren Forschungen setzt sich die Gezeitenwelle aus vielen Einzelwellen mit verschiedenen Perioden zusammen, die sich gegenseitig verstärken oder abschwächen können. Der Gezeitenhub ist örtlich sehr verschieden und erreicht an einzelnen Stellen extreme Werte, z. B. St.-Malo-Bucht und Bristolkanal 12 bis 14 m, Fundybai bis 21 m. Die Gezeiten sind an großen Flüssen oft weit landeinwärts bemerkbar (Elbe bis 148 km, Amazonas bis rund 1000 km). Dabei können steile, 5—6 m hohe, schnelle Flutwellen auftreten, z. B. im Amazonas ( „Pororoca“) und im Qiantang Jiang in der Hangzhou-Bucht südlich von Schanghai.

Grüße Max
 

Hallo Max,

da muß ich nochmal widersprechen.

Hauptursache der Gezeiten ist die
Anziehungskraft des Mondes.

Die ist eigentlich nur die Ursache für die Gezeitenkräfte, die wir alleine überhaupt nicht bemerken würden. Erst durch die Eigenrotation der Erde werden die Flutberge um die Erde geschoben und verursachen den Tidenhub. Die Erdrotation liefert auch die Energie für die Reibungsverluste, die Ebbe und Flut zwangsläufig verursachen.

Das Erde-Mond-System bewegt sich
um einen gemeinsamen Schwerpunkt (der sich noch innerhalb der
Erdkugel befindet) in der Weise, daß jeder Punkt der Erde die
gleiche, der Mondrichtung entgegengesetzte Fliehkraft erfährt
(die aber nichts mit der Fliehkraft zu tun hat, die durch die
Rotation der Erde um ihre eigene Achse erzeugt wird).
Anziehungskraft und Fliehkraft heben sich annähernd im
Erdmittelpunkt auf. Für die dem Mond zugekehrte Seite ergibt
sich dadurch ein Überschuß an Anziehungskraft (Zenitflut), für
die entgegengesetzte Seite an Fliehkraft (Nadirflut). Daher
treten die Gezeiten an den meisten Orten zweimal innerhalb
eines Mondtages (24 h, 50 min) auf.

Der Flutberg auf der dem Mond abgewandten Seite kommt nicht durch Fliehkräfte sondern ausschließlich durch Gezeitenkräfte zustande. Dieser Irrtum steht leider auch in vielen Büchern geschrieben. Wir haben das neulich noch mal ausfürlich Diskutiert:
http://www.wer-weiss-was.de/cgi-bin/www/service.fpl?..

In ähnlicher Weise wirkt
die Anziehungskraft der Sonne; sie ist aber wegen der großen
Entfernung nur halb so groß.

Nein, so darf man das nicht sagen. Wegen ihrer enorm großen Masse ist die Anziehungskraft der Sonne trotz der großen Entfernung auf der Erde immer noch ca. 170 mal so groß wie die des Mondes. Die Gezeitenkräfte nehmen aber mit 1/r^3 mit der Entfernung wesentlich schneller ab als die Schwerkraft. Nur deshalb ist die Gezeitenkraft der Sonne etwa halb so groß wie die des Mondes.

Jörg