Ebend

Hallo,

an anderer Stelle wurde behauptet, dass „ebend“ (statt „eben“ z.B. in diesem Satz: Ich bin eben unterwegs nach Hause / oder als Antwort z.B. auf: „Ich dachte immer, die Anita wär rothaarig…“ „Ebend!“) auf einen Sketch von Dieter Krebs zurückgehen würde.
Ich habe dieses „ebend“ aber in Briefen meiner Schwiegermutter gelesen, die sicher älter sind als besagter Sketch (den ich nicht kenne, allerdings weiß ich, wer Dieter Krebs war).
Ich war früher der Meinung, es sei eine Idiosynkrasie meiner Schwiegermutter, denke aber inzwischen, es ist eine sprachliche Eigenheit aus den neuen Bundesländern (meine Schwiegermutter stammte aus Ostpreußen), da man es oft liest (aber eben eher aus östlichen Gegenden).

Deshalb meine Frage: wo sagt man „ebend“ und seit wann?

Gruß
Elke

Hallo,

bei uns (Saarpfalz) kann man dieses Wort in genau dieser Verwendung ab und zu hören. Ich habe den Eindruck dass „ebend“ nicht allgemein verbreitet ist, sondern dass einzelner Sprecher dieses Wort häufiger benutzen. Jetzt könnte man noch auf OstPr. Vorfahren spekulieren, die ihren Nachfahren dieses Wort quasi als Erbe vermacht haben. Naja, Spekulation eben.
Seit wann dieses Wort in Gebrauch ist kann ich natürlich nicht sagen, ich meine aber schonmal Briefe aus dem Ersten Weltkrieg gelesen zu haben, in denen das Wort garnicht mal so selten anstelle von „eben“ benutzt wurde.

Gruß

Betasator

http://www.spiegel.de/kultur/zwiebelfisch/0,1518,305…

Gruß,
Ralf

nur schwer belegbare, persönliche Eindrücke
Hallo,

Eindruck #1:
„Bei dem Wort „ebend“ handelt es sich um eine Dialektform.“
http://www.spiegel.de/kultur/zwiebelfisch/0,1518,305…
Diese Aussage muss man relativieren. Das Wort wird bestimmt in manchen Dialekten häufiger benutzt, aber man kann es in der ganzen BRD hören.

Eindruck #2:
In meinen 30 Jahren in Deutschlands Norden habe ich es häufiger gehört als in den 30 saarländischen Jahren davor.

Eindruck #3:
Kinder und Jugendliche sagen häufiger „ebend“ als Erwachsene. Es ist ein Sprech- und Schreibfehler, der sich im Laufe der Sprachentwicklung bei den meisten Menschen von selbst korrigiert. Die Autokorrektur funktioniert in manchen Gegenden häufiger als in anderen.

Eindruck #4:
Der Sketch von Dieter Krebs hat dazu beigetragen, dass „ebend“ oft ironisch benutzt wird.

sprachpsychologische Spinnerei:
Mit der Bedeutung „Genau! Sag ich doch“ wirkt „ebend“ bestimmter, nachdrücklicher als das korrekte „eben“. Ein Verschlusslaut ist ein Knall, mit dem man seinem Gegenüber eine sprachliche Ohrfeige versetzt.
Hinzu kommt, dass das „d“ als „t“ gesprochen wird, und das wiederum klingt ähnlich wie ein abfälliges oder verständnisloses „tztztz“.

Grüße
Pit

Hi,

sicherlich ist „ebend“ in einigen Regonen Deutschlands häufiger als in andern, aber hinsichtlich seiner Herkunft ist es mit „namentlich“ verwandt - woher kommt denn da das „t“?
t und d sind Plosive, sie entstehen beim Öffnen eines Verschlusses im Mund oder Rachen. t und d entstehen durch Öffnen des Verschlusses von Zunge und Alveolen.
N ist ein nasaler Konsonant, der entsteht, weil der Mundraum mit der Zunge an den Alveolen verschlossen wird und die Luft durch die Nase entweicht.
Wenn ich also am Wortende nach n den Mund aufmache, öffne ich den Verschluss und mache ein zweites Geräusch - ein t oder d, je nachdem, was hinterher kommt. Wenn nichts danach kommt, ein d, wenn danachwas stimmhaftes kommt, auch ein d, sonst ein t.
Und die Kinder, die uns so genau auf den Mud schauen, machen das nach - daher sagen auch Kinder oft „ebend“.
(Gleiches Prinzip: englische Kinder sprechen anstelle des th ein /f/ oder /v/, solange sie nicht in der KLage sind, den korrekten Laut zu bilden. Aber sie bilden das, was sie können und klanglich am nächsten ist.)

die Franzi

Hallo,

„Bei dem Wort „ebend“ handelt es sich um eine Dialektform.“
http://www.spiegel.de/kultur/zwiebelfisch/0,1518,305…
Diese Aussage muss man relativieren. Das Wort wird bestimmt in
manchen Dialekten häufiger benutzt, aber man kann es in der
ganzen BRD hören.

Also in Bayern gibt es das so nicht (außer bei „Zuagroastn“). Ich habe die Vermutung, dass es darauf ankommt, wie die Silben behandelt werden. In manchen Dialekten wird die zweite Silbe deutlich gesprochen, dann bekommt sie unter Umständen durch das „d“ oder „t“ stärkeres Gewicht. In anderen Dialekten wird die zweite Silbe verschluckt bzw. mit der ersten verschmolzen, z. B. entsteht im Bayerischen so etwas wie „ebm“ oder „ehm“. Da kann man nur schwer noch was dranhängen.

Gruß

Irene

Hola,

ich kenne dieses Wort von meinen Großeltern, die während des Krieges aus Schlesien geflüchtet sind.

Die beiden - und ihre Kinder - waren die Einzigen, die es in dieser Form angewendet haben.
Meine Mutter ging wohl ein einziges Mal mit zum Treffen des Schlesierbundes, und sie meinte das es die Anwesenden alle gebrauchten.

Vielleicht ein Denkanstoß

LG
Susanne

Deshalb meine Frage: wo sagt man „ebend“ und seit wann?

Hi,

Elke!

Ich erinnere mich, es kürzlich in Dialogpassagen im „Turm“ von Uwe Tellkamp gelesen zu haben. Das wäre so die Dresdner Gegend.
Gruß!
Hannes

Deshalb meine Frage: wo sagt man „ebend“ ?

schwerin
greifswald

lg
tilli

Huhu,

ich kenne und nutze es auch. Seid generationen in Niedersachsen (wobei Eltern und Großeltern mit Plattdeutsch aufgewachsen sind und es dort nicht geläufig ist)

eben darum
miezekatze hat schon viel dazu geschrieben, wollte nur ergänzen, dass ich denke, es kommt ursprünglich von

„eben darum“,
kurz gefasst zu „ebendrum“
und irgendwann abgekürzt zu „ebend“

Das geht einher mit den von miezekatze erwähnten „unbeabsichtigten“ Verschlusslauten am Wortende, denn es kommt auch darauf an, welches Wort danach kommt. Die Kinder im Erstspracherwerb machen das nach - schwupp, schon ist das Wort verändert.

Außerdem führen wir in unserer Sprache zahlreiche Wörter auf -end oder gar auf -ebend (nämlich Partizipien wie schwebend, lebend, klebend), vielleicht ist das so eine Übertragungssache.

Übrogens: In Sachsen-Anhalt (Region Lutherstadt Wittenberg) sagen auch viele „ebend“, ebenDso in Brandenburg/Berlin :smile:

Tschüß, D.K.