Thomas Macho, Mike Sandbothe
Mein Lehrer will
dies aber anhand eines Philosophen begründet sehen bzw.was
dieser davon hält.
Ein sich mit Medien befassender, wenn auch nicht darauf spezialisierter Philosoph ist Thomas Macho. Ich habe eine öffentliche Debatte unten verlinkt, Macho ist der dritte von links, er spricht ab 5 min 45.
http://www.youtube.com/watch?v=Q-ZIIVaHh9s
Macho ist Mitglied der Forschungsgruppe Culture Theories (E-CSG-II) an der Humboldt-Uni Berlin, der auch eine Ex von mir, die Medienwissenschaftlerin Ute Seiderer angehört.
Hier sind medienethische Erwägungen des Medienphilosophen Mike Sandbothe:
http://www.sandbothe.net/32.html
_Medien und Ethik
Die Grundunterscheidung zwischen den beiden unterschiedlichen Basiskonzepten von Ethik ist bedeutsam, wenn man sich der Frage nach der Medienethik im Zeitalter des Internet zuwendet. Die für die klassischen Massenmedien (TV, Radio, Presse) charakteristischen Grundstrukturen - unidirektionale Kanäle, hierarchische Institutionenstrukturen, geographisch definierbare Rezipientenkreise - legten die Vorstellung einer durch den Anbieter mit Blick auf die moralischen Grundauffassungen der Rezipienten gesteuerten Medienethik nahe. Dabei fungierte das Mediensystem gewissermaßen als Stellvertreter für eine dem Mediendiskurs vorgängige Instanz des rationalen gesellschaftlichen Konsenses. Dieser Konsens wurde auf neutrale und von den Medien unabhängige Verfahren gesellschaftlicher Normenlegitimation zurückgeführt. Als Leitmodell konnte daher das traditionelle Basiskonzept von Ethik dienen.
Anders ist die Situation beim Internet. Die für das Internet charakteristischen Grundstrukturen - multidirektionale Kanäle, dezentrale Netzstrukturen, geographisch offene Rezipientenkreise - legen weniger das traditionelle, als vielmehr das pragmatische Grundkonzept von Ethik als Leitmodell nahe. Im Internet gibt es weder fixe Anbieterinstanzen, die für das ‚Programmangebot‘ verantwortlich gemacht werden können, noch gibt es einen abgrenzbaren Rezipientenkreis, für den ein bestimmtes Set rational ausweisbarer Normen oder Prinzipien als konsensuell angenommen werden kann. Was bedeutet das für die medienethische Praxis?
(…)
Kreative Konkurrenz der Normensysteme
Eine Orientierung der zukünftigen Medienethik des Internet an der etablierten Netzpraxis würde es erlauben, Probleme, die uns vermeintlich erst durch das Internet gestellt werden, in Wahrheit aber bereits längst bestanden haben, besser zu handhaben als bisher. Das gilt insbesondere für die Problemkomplexe der Pluralität und der Multikulturalität.
In der virtuellen Welt des Internet stoßen nicht - wie die Verfechter des traditionellen Ethikkonzeptes glauben machen wollen - autonome und radikal differente kulturelle Axiomensysteme und ethische Logiken unvermittelt aufeinander. Die Kommunikationsrealität des Internet macht vielmehr deutlich, daß die Glaubensnetze, die von unterschiedlichen Kulturen gewoben worden sind, dazu tendieren, sich miteinander zu verflechten, d.h. vielfältige Schnittstellen, kreative Übergänge und unerwartete Verbindungen untereinander herzustellen. Im Internet entwickelt sich ein Flickenteppich unterschiedlicher Denkformen und Ethikhorizonte, die sich anhand der Praxis im Netz entweder bewähren und in das transkulturelle Normengeflecht eingewoben oder aber im Laufe der Zeit ausgeschieden werden.
Das Internet kann man als den Ort einer sich erstmals in diesem Ausmaße vollziehenden kreativen Konkurrenz und produktiven Selektion von Moralvorstellungen und Weltbildern beschreiben. Diese Konkurrenz und Selektion erfolgt auf der Basis des westlich geprägten und durch die für Wissenschaftler charakteristischen Ideale weiterentwickelten Glaubensnetzes, zu dessen Besonderheiten die Fähigkeit zur permanenten Selbstreflexion und Offenheit nach außen gehört._
Chan