Egoistisch und unkameradschaftlich, Teil 2

Hallo,
Im Anschluss an meine erste Frage heute zu einem damit zusammenhängenden Thema. Mein Mann hat einen guten Freund, den er schon länger kennt als mich, dieser Freund hat

  1. Meinem Mann, da er körperbindert ist, bei einigen Aktivitäten geholfen, die er nicht mehr machen kann unter anderem Renovierung, schwere Dinge getragen und so weiter. Er nahm dafür 20 Minuten Anfahrt in Kauf
  2. Dazu teilweise Freunde mitgebracht, die ebenfalls geholfen haben
  3. Dazu Essen für die von ihm mitgebrachten Freunde mitgebracht, obwohl wir Essen hatten. Es war allerdings nichts Teures
  4. Uns immer wieder gebrauchte Teile für unser Motorrad geschenkt, die er selbst irgendwo kostenlos bekommen hatte und daher nicht brauchte
  5. Uns vor einiger Zeit einen Platz in einem Fitnesstudio besorgt, was mit Recherche seinerseits verbunden war

Wir haben ihm immer wieder Kleinigkeiten geschenkt. Bis jetzt hat er noch nie unsere Hilfe benötigt.

Ich komme mir so langsam ein wenig komisch vor dabei. Wie ist eure Meinung. Nutzen wir ihn aus?

Hallo,
dann sagt dem Freund das doch genau so.
Keiner kann das besser wissen als er selbst!
Manche Menschen helfen tatsächlich gerne, ohne eine Gegenleistung zu verlangen, weil sie sozial und hilfsbereit sind.
Aber ich verstehe es, dass du wegen der Unausgewogenheit ein blödes Gefühl hast.
Gibt es irgendwas, womit man dem Freund eine Freude machen kann, ohne dass es viel kostet?
Vielleicht eine Sommerparty?
Mao

Eine gute Frage @Maoming. Wenn wir im vorschlagen, etwas für ihn zu tun, will er das nie. Eine Überraschungsparty vielleicht. Ich muss mal darüber nachdenken.

Wir haben in der Nachbarstraße eine befreundete Familie, der ich aufgrund meiner Kenntnisse öfter bei Problemen mit den Rechnern (es sind zwei Leute, haben aber drei Laptops) oder mit dem Handy helfe. Sie und mein Mann gärtnern gerne, so dass wir auch mal vorgezogene Pflanzen oder auch die „Früchte“ (Zucchini, Gurken, Kürbisse, Tomaten, Chili usw.) untereinander „tauschen“.

Dazu zähle ich mich auch, wobei ich aus „verlangen“ ein „erwarten“ machen würde.

Trotzdem sehen sich die Nachbarn „genötigt“, uns 2-3x/Jahr zum Essen einzuladen, einmal haben wir sogar einen Gutschein für das griechische Restaurant hier im Ort bekommen. Anfangs habe ich noch gesagt, dass das nicht nötig ist, aber um das nicht Überhand nehmen zu lassen (und auch nicht ständig abzusagen, denn das wäre sicherlich auch nicht gut angekommen), laden wir sie halt auch ab und zu zum Essen (oder im Sommer zum Grillen - was ja auch Essen ist) ein und verbringen einen netten Nachmittag oder Abend zusammen.

Es muss nicht gleich die große Party sein (wäre aber natürlich auch möglich).

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Du weisst nicht ob das für den Freund wirklich ein Opfer war. Ich habe auch manchmal anderen geholfen, und oft war es mir in diesem Moment einfach langweilig und ich hatte Zeit. Oder ich habe etwas für andere im Internet recherchiert, weil es mir einfach Spass gemacht hat oder mich interessiert hat. Niemand hat mich dabei ausgenutzt.

Das kann gut sein. Er hat weit weniger als wir zu tun.
Trotzdem fühle ich mich wie eine Schmarotzerin.

Interessiert er sich denn für dich?

Wenn du das Gefühl hast, mehr zu bekommen als zu geben, dann hilf jemanden, der dir gar nichts zurückgeben kann, z.B. einem Obdachlosen oder einem Patenkind aus einem armen Land. Oder schwingt die Angst dabei, dass irgendwann einmal der Freund sich ausgenützt fühlt und den Kontakt zu Euch abbricht?

Freundschaft beruht doch auch darauf, dass man nicht jede Gefälligkeit gegenrechnet und bewertet.

Ich helfe auch gern, wenn ich kann, und möchte keine Gegenleistung dafür…weil es mir einfach Spaß macht (das ist dann schon die Gegenleistung :wink: )

Beatrix

Bravo, in die Richtung geht auch mein Beitrag, jemand zu helfen, von dem man nichts zurück bekommt.

Hallo Dorothea,

ich möchte gerne auf dein Gefühl eingehen- auf dieses „ich fühle mich wie eine Schmarotzerin“.

Es zeigt doch, dass du ein Gefühl dafür hast, dass es einen Ausgleich geben sollte.
Und damit liegst du auch vollkommen richtig.
Mich würde interessieren, ob es für dich „reicht“, wenn du der Schwester mit Kinderkleidung aushilfst oder ob das Gefühl dann noch keine Ruhe gibt?

Menschen geben gerne und das zeichnet den Menschen auch aus.
Auch, braucht man nicht immer 1:1 ausgleichen.
ich möchte sogar soweit gehen, dass ich dieses Thema Ausgleich „weltlich“ sehe (das wurde hier auch schon erwähnt)- gebe einem anderen Bedürftigen auch und irgendwann wird sich der Kreis wieder schließen.

Andersrum- und DAS ist wichtig- gehört zwischen jeder Beziehung eine gewisse Balance erhalten.
Es funktioniert auf Dauer nicht, wenn einer ständig mehr gibt.
irgendwann kommt tiefer Unmut auf, der vielleicht auch am Anfang gar nicht zu defnieren und erklären ist (da muss man schon sehr bewusst sein um das zu verstehen).

Wenn die Waage dauernd schräg ist- dann wird die Beziehung nicht auf Dauer bestehen.
Gerne sind es dann auch tatsächlich die „Beschenkten“, die Streit oder Ärger initiieren, damit sich die Beziehung auflöst. Und zwar: weil sie diese Unwucht nicht aushalten können.
Was dann noch schräger wirkt, denn was haben die nicht alles bekommen und jetzt DAS!

ich sage nicht, dass das bei euch so kommt- ich meine damit nur: nimm deine Gefühle dazu sehr ernst.
Sprich den Freund an und sag ihm, dass du dich damit nicht wohl fühlst.
Frag ihn, was für ihn ein stimmiger Ausgleich wäre- vielleicht gibt ihm dein Freund alleine mit seiner Freundschaft sehr viel Nähe, Verbindung und vieleilcht dasa Gefühl von Geborgenheit? Wären alles Sachen, die durchaus als Ausgleich gelten, stimmts? :wink:

Rede mit deinem Freund und rede mit ihm.
Und höre auf dein Gefühl- das liegt sehr richtig.

lg kitty