Ehemalige Mobbingopfer

Schulklassen
Hallo Karlsson,

Eigentlich das perfekte Opfer. Eine wahre Goldmine an Scherzen, die nur drauf warten, gemacht zu werden.

In deiner Wahrnehmung, die daraus resultiert, dass du ähnliche Opfertypen erlebt hast. Die Wahrnehmung der Klasse kannst du in keinster Weise einschätzen. Es ist ziemlich wahrscheinlich, dass man einfach ein anderes Opfer gefunden hatte.

Ich glaube also nach wie vor, dass die Rahmenbedingungen maßgeblich sind.

Sie spielen eine Rolle - entscheidend sind sie nicht. Ich unterrichte an einer Schule, die Erzieherinnen ausbildet. Der Umgang mit unseren (meist erwachsenen) Schülerinnen und Schülern und unter diesen ist respektvoll und freundlich. Jeder arbeitet mit jedem zusammen, Arbeitsteams unterstützen sich. Das Reflektieren des eigenen Verhaltens ist essentieller Bestandteil der Ausbildung und wird auch von den Lehrkräften vorgelebt. Schülerinnen und Schüler suchen oft das Gespräch mit den Lehrkräften, wenn sie Probleme haben, bei denen sie Hilfe brauchen. Gastlehrer anderer Schulen behaupten gerne, wir hätte das Paradies auf Erden :smile:.

Dennoch hören wir mit schöner Regelmäßigkeit bei den Abschlussfahrten und -feiern am Ende der Ausbildung, was trotz allem in den Klassen abging. Schülerinnen berichten von permanenter Ausgrenzung, wir erfahren von offenen Feindschaften und darüber, dass die Auslöser für (uns bekannte) Einweisungen in die Psychiatrie in der Klasse zu finden waren.

Nicht in dieser geballten Dichte, wie ich sie hier geschildert habe - aber nichtsdestotrotz dennoch für uns Lehrkräfte meist völlig überraschend. Und obwohl selbst unsere Schülerinnen und Schüler äußern, dass diese Schule das Beste ist, was sie im Laufe ihrer Schulkarrieren erlebt haben, berichten sie doch auch immer wieder, dass es auch hier psychische Gewalt gab.

Auf die Frage, warum diese nicht öffentlich gemacht wurde und warum niemand die Lehrer eingeschaltet hätte, folgt oft ein hilfloses Schulterzucken oder die Aussage, dass es Dinge gäbe, die die Lehrer einfach nichts angingen. Auch hier ist also zu erleben, welche Eigendynamik das System Klasse entwickelt und wie es sich nach außen schützt.

Schöne Grüße,
Jule

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Hi,

um Gottes willen, so wollte ich wirklich nicht verstanden werden. Ich wurde hat auf andere Weiwse gemobbt als Du (ich möchte diese Tatsache jetzt auch gar nicht werten) - bei mir war es eher verbal, niedermachen, auslachen. Und da wären sicher andere Reaktionen angesagt gewesen als in Deinem Fall - wenn auch sicher nicht 100% anders.

Die Gründe, warum jemand gemobbt wird, sind tatsächlich vielschichtig und von außen weder einfach zu durchschauen noch einfach zu beschreiben. Manchmal reicht eine einzige Situation für Mobbing, manchmal ist jemand tatsächlich ein Weichei und trotzdem der beliebteste in der Klasse.

die Franzi

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Die alten Zeiten
Hallo Helmut,

Der Nährboden aller unerfreulichen Geschehnisse war die explizite soziale Ab- und Ausgrenzung bereits in der 1. Volksschulklasse - aktiv betrieben von der Lehrerschaft, die sehr deutlich selektierte!

Das kann ich aus meiner Schulzeit für das Gymnasium bestätigen.

Das begann mit der Anlage des Klassenbuches und der öffentlichen Abfrage des Vatersnamens und seines Berufes.

Und setzte sich fort bei einer Vokabelabfrage meiner Banknachbarin Heike und mir, bei der wir exakt gleich viel und gleich schnell gewusst hatten: (Lehrer): „Jule, Vater Tierarzt, Mutter Kinderärztin erhält die Eins. Heike, Vater Bauarbeiter, Mutter Hausfrau - für dich reicht die Drei“. So lief JEDE Vokabelabfrage im Fach Latein in der 5. Klasse. Am Ende des Jahres konnten wir die Berufe aller Eltern im Schlaf hersagen.

Gegen diese himmelschreiende Ungerechtigkeit hat niemand etwas unternommen. Wir Kinder trauten uns nicht, den Lehrer direkt anzusprechen. Und Heike schämte sich so sehr, dass sie davon weder ihren Eltern erzählte noch zuließ, dass sich meine Eltern einmischten, indem sie mir unter Androhung der Freundschaftskündigung verbot, ihnen etwas zu sagen.

Ein wenig „sozialen Ausgleich“ habe ich dann durch meinen Deutschlehrer erfahren: „Jule, aus dir wird nichts werden, da deine Mutter es ja vorzieht, ihrem beruflichen Firlefanz zu frönen, anstatt sich mit Liebe und Hingabe ihren eigentlichen Pflichten zu widmen.“

Das wiederum habe ich meinen Eltern gegenüber verschwiegen.

Schöne Grüße,
Jule

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Hallo,

ich selber war - nur in einer Schule -über Jahre Opfer von Mobbing. Ich war anders, sensibel und : ich war nach dem Wegzug einer Freundin alleine in der Klasse.

Und am schlimmsten sind nicht die Zeiten im Unterricht, das sitzenbleiben und zuletzt ausgewählt werden beim Sport ( aber ganz im Ernst : warum praktizieren manche Sportlehrer dieses völlig bescheuerte Ritual? ).

Das schlimme sind die Zwischentöne, nicht beachtet zu werden, fiese Schimpfwörter, Rempeleien, Beschimpfungen und Bespuckungen in der Pause.

Die meisten Lehrer bekamen das mit, und reagiert hat keiner - war wohl zu anstrengend?

Geholfen hat mir nur, mich mit anderen zu befreunden, denn wenn man nicht alleine ist, wird man selten ausufernd gemobbt.

Das schlimmste war und ist für Mobbingopfer übrigens der Sportunterricht . Umkleiden , nackt sein, provozieren anscheinend andere erst recht zum fies sein. Wie oben schon gesagt, Kinder suchen andere Kinder für ihre Gruppen nicht nach sportlicher Qualifikation sondern nach Beliebtheit aus. Kinder mit körperlichen Besonderheiten (zu dick, zu dünn, wie ich zu klein, fehlsichtig etc) werden hier bewußt und erlaubt fertig gemacht , man will ja den Sportsgeist stärken.

Bei mir passierte das Ende der 80er, und führte dazu, das ich irgendwann konsequent manche Stunden geschwänzt habe und von de Schule abgegangen (worden) bin. Den Ärger, den ich von Lehrern und den eigenen Eltern bekommen habe , werde ich nie vergessen - Mobbing kannte man damals nicht, ich war ja quasi selber schuld, und anscheinend einfach nur dumm und nicht hart genug.

Mich hat das -abgesehen vom beruflichen Lebenslauf- auch persönlich sehr geprägt. Jahrelang habe ich Angst vor Ansammlungen von Jugendlichen gehabt, und diese gemieden , aus Angst , ausgelacht zu werden. Mangelndes Selbstwertgefühl, Hilflosigkeit und körperliche Probleme kamen dazu.

Lehrer können durch Beobachtung helfen, indem sie dieses Thema ansprechen, indem sie gezielt aufpassen, besonders in den Pausen , und indem sie die Täter zur verantwortung ziehen, und nicht drüber hinwegsehen. Schwänzen Kinder, ziehen sie sich zurück, etc , dann schau hin! Beobachte das Verhalten der Klasse im Sportunterricht. Wird da ev jmnd besonders gerne und feste mit dem Völkerball beworfen? Werden Kinder schon bei der Ankunft auf dem Schulhof ausgelacht? ist ein Klassenmitglied aufffallend oft alleine unterwegs?

Ich selber habe einige der Täter auch wieder getroffen. Einigen war das heute sichtlich peinlich, anderen egal, das sind heute noch totale *schimpfwort*. es erfüllt mich allerdings mit Genugtuung, das keiner von denen wirkliche Freunde hat - im Freundeskreis derer ist Lästern, Betrug und Ausgrenzung nach wie vor an der Tagesordnung.

Interessant ist, das viele der Täter allerdings beruflich weit vorwärtskommen - in unserer Ellbogengesellschaft ist psychische Gewalt anscheinend gerne gesehen.

Für mich selbst als positiv habe ich mitgenommen, das ich Menschen nie auf den ersten Blick beurteile sondern mir Zeit lasse, sie einzuschätzen, vor allem das äußere aussen vorlasse. Hat mir viele gute freundschaften beschert und mich oft vor Fehlern bewahrt.

lg

brenna

Hallo Jule,

danke für Dein Feedback - ich habe Deine „Geschichte“ mit grossem Interesse verinnerlicht!

Uns trennen ja vom Alter her fast 1 1/2 Jahrzehnte - und doch sind Deine gymnasialen Erfahrungen um keinen Deut anders als die meinigen auf einer reinen Jungenanstalt (humanistischer Zweig) 13 Jahre vorher…

Die drei Schüler der Klasse (schon in der Sexta) aus „schlichten Verhältnissen“ (wie der Klassenlehrer mit leicht gerümpfter Nase formulierte) und einer Schulgeldbefreiung (die natürlich von fast allen Unterrichtenden bei jeder passenden und unpassenden Gelegenheit herumposaunt wurde) waren schon ganz arme Schweine.

Zwei haben dann, weil sie es nicht mehr aushielten, das Handtuch geworfen - einer in Unter-, einer in Obertertia.

Der dritte hat sich bis zum Abi durchgebissen und wurde nach und nach in Schülerkreisen anerkannt - das aber auch nur, weil er zum einen gut Fussball spielen konnte und zum anderen außerhalb des schulischen Bereiches knallhart die Fäuste fliegen ließ…

Was das versammelte Kollegium aber nicht daran hinderte, ihn trotz Leistungen im oberen Klassendrittel in der mündlichen Abiturprüfung so hart heranzunehmen, daß er unter den Klassendurchschnitt abrutschte…

„Schön“ waren die Zeiten…

Und ich bleibe bei meiner Überzeugung: An Ursache und Wirkung hat sich im Schulbereich bis heute nichts geändert - vielleicht ist die Art des Vorgehens subtiler und „politisch korrekter“ geworden - aber der Erfolg ist immer noch derselbe…

Herzliche Grüße

Helmut

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Hallo,

mir kam mal diese Anti-Mobbing-Fibel in die Hände (bzw. auf den Bildschirm). Mögt Ihr erfahrenen Pädagog/-innen Euch mal dazu äußern, was Ihr von dem dort beschriebenen Vorgehen haltet?

http://www.schulsozialarbeit.li/uploads/media/Berlin…

Neugierig,

Jule

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Hallo,

Nein. Nicht jede.

Wenn Du meinst.

Gemobbt werden viele, weil sie sich nciht selber verteidigen
können, sondern sich Hilfe suchen. Sie werden gemobbt, weil
sie schwach sind. Oder weil sie stark sind, aber sich nciht
selbst verteidigen, sondern sich hilfe holen oder Hilfe
bekommen.

Mobbing ist ein Symptom für gestörte Kommunikation - und da bist Du auch daran beteiligt: „sie werden gemobbt, weil“, „sie sind schwach“, „sie sich nicht verteidigen können“, weil sie „Petzen“ sind.

Diese Haltung ist leider mit ein Grund, warum Mobbing funktioniert: es werden nach den Ursachen fast reflexartig beim Opfer gesucht und nicht beim Täter.
Dabei muss sich keiner Gewalt aussetzen müssen, nur weil er „schwach“ ist, eine krumme Nase hat, drei Kilos zu viel oder weil sie nicht gleich zurückpöbeln. Deine Haltung zeigt vielmehr, dass es ein Wunsch danach gibt, dass sich das Mobbing-Opfer in seinem Verhalten ändern soll und nicht der Täter.

Richtig wäre es die Täter würden eine laute und öffentliche Rückmeldung darüber bekommen welche Auswirkungen ihre Schikane haben.

Viele Grüße

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Hi,

Und ich bleibe bei meiner Überzeugung: An Ursache und Wirkung hat sich im Schulbereich bis heute nichts geändert - vielleicht ist die Art des Vorgehens subtiler und „politisch korrekter“ geworden - aber der Erfolg ist immer noch derselbe…

Ich danke dir für das Vertrauen.

die Franzi

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Hi,

mit „nicht jede“ meinte ich „nicht für jede Unterstützung“.

Ich wurde viel ausgelacht, und immer von Mutti oder Lehrern beschützt. Das hat alles nur schlimmer gemacht.

Ich bin auch einmal verprügelt worden. das habe ich bereits vergessen, es hat auch nicht solche Ausmaße angenommen wie bei Kate. Mich konnte und kann man auf psychischer Ebene viel besser erreichen.

Was ich mir gewünscht hätte, und was in Fällen wie Kates besonders wichtig ist, ist, dass die Täter eins auf den Deckel kriegen (soweit scheinen wir uns ja einig zu sein). Das ist aber schwierig, weil Kinder einander immer auslachen, und weil die Folgen von psychischer Gewalt schwerer zu verfolgen sind - etwas, was mich verletzt, läßt meinen Nachbarn vielleicht kalt.

Ich weiß, das die Ursache nicht beim Opfer liegt, und dass es ein Teil bzw. eine Folge des Mobbings ist, das das Opfer die Schuld bei sich sucht - aber ich denke auch, dass die Tatsache, dass jemand gemobbt wird, demjenigen auch keine Narrenfreiheit gibt. Irgendeine Handlungsweise wird doch nicht plötzlich richtig, nur weil ich für diese Handlung gemobbt werde. Das ist doch blödsinnig, finde ich. Und schon gar nicht, wenn ich als Erwachsener auf das Verhalten zurückschaue und mir sage, hey, hätt ich nicht machen brauchen. Deswegen glaube ich trotzdem, mdas ich mir das Mobbing nicht verdient habe. Weil man nämlich auch das nicht macht - also mobben.

die Franzi

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Hallo

Es gab in meiner Schulzeit zwei Phasen, in welchen ich beinahe in eine „Mobbingopferkarriere“ hineingerutscht wäre.

Die eine war ganz zu Beginn, die ersten zwei Jahre Grundschule. Ich war bei weitem die Jüngste, klein, fein und sensibel. Da gab es eine Gruppe Mädchen, die sich auf mich eingeschossen hatte. Hänseleien, Auslachen, Kleider verstecken, Schirm verschwindenlassen, Drohung körperlicher Gewalt. Als ich im tiefsten Winter ohne Jacke nach Hause kam, griff schliesslich meine Mutter ein. Sie schätzte wohl richtig ein, dass von meinem unsensiblen, ohrfeigenverteilenden, haarereissenden Lehrer keine Hilfe zu erwarten wäre. Sie - immer absolut gegen jegliche Form von Gewalt! - beauftragte also meinen älteren Bruder und dessen Freund, diesen Mädchen eine ordentliche Tracht Prügel anzudrohen, wenn sie mich nicht endlich in Ruhe liessen.

Ich habe davon erst Jahre später erfahren. Die Massnahme hat aber genützt. Danach war ich nicht voll integriert, hatte aber auch keine Probleme mehr. In der 4. wurden die Klassen neu durchmischt, und von da an hatte ich eine gute, normale Schulzeit. Ich vermute jedoch, wenn hier nicht jemand rechtzeitig eingegriffen hätte, wäre es anders herausgekommen.

In der 7./8. war ich Täterin, einer Mitschülerin gegenüber, zusammen mit drei anderen Mädchen. Auch hier griff schliesslich die Mutter des Mädchens ein, indem sie den Eltern aller Beteiligten anrief, und diese uns dann zur Rede stellten. Wir Täterinnen waren alles sensible, sozial eingestellte Mädchen aus akademisch-gutbürgerlichem Haus, und uns fiel wie Schuppen von den Augen, was wir da eigentlich taten, und wir waren tief beschämt. Wir haben uns später alle bei der Gemobbten entschuldigt, und sie wurde Teil unseres Freundeskreises.

Ich habe im Nachhinein oft überlegt, was Auslöser war, oder was in uns vorgegangen ist, da ich den Mechanismus gerne verstehen würde, aber ich kann es echt nicht mehr nachvollziehen. Nur, dass sich die Situation offenbar irgendwie verselbständigt hatte, so dass wir uns ehrlich über Ungerechtigkeiten in der Welt und in unserem Umfeld empören konnten, ohne zu merken, wie wir selber solche begingen.

Wieder eine kritische Phase für mich selber gab es in der 9. Klasse. Wir hatten da schon zwei Jahre Gymnasium-Unterstufe durch in einer super Klasse mit gutem Zusammenhalt. Auf die 9. hin wurde neu durchmischt nach Maturitäts-Typenwahl. Meine beste Freundin war weiter mit mir in der Klasse, und einige weitere, mit denen ich mich soweit gut verstand. Aber einige der „neuen“ Jungs wählten mich als Hänselopfer, und das breitete sich sogar auf Kollegen aus Parallelklassen aus. Ich ignorierte sie konsequent, über Monate hinweg. Dann kam der Tag, als einer von ihnen mir ins Ohr hineinschrie, und da verstehe ich mit meiner extremen Lärmempfindlichkeit keinen Spass. Ich drehte mich um und klatschte ihm eine gewaltige Ohrfeige ins Gesicht.

Die Wirkung war verblüffend, ich wurde ab sofort in Ruhe gelassen. Vermutlich war auch hier der Zeitpunkt und die Kombination von vorher lange nach aussen gezeigter Souveränität mit „jetzt reicht’s aber“ genau richtig gewesen. In jener Klassenzusammensetzung hätte ein Einschreiten von Lehrerseite kaum Wirkung gezeigt sondern hätte mich geradezu in eine „Opferrolle“ gepresst. So hingegen war ich für die restlichen Jahre in der Klasse durchaus wohlgelitten und akzeptiert; meine „Clique“ hatte ich aber mit Leuten hauptsächlich aus Parallelklassen.

Langer Rede kurzer Sinn: So sehr sich die Muster wiederholen, ist jede Mobbing-Situation für sich einzigartig, und ich finde es unglaublich schwierig, als Eltern oder Lehrer richtig zu reagieren. Lehrer sollten sich aber bewusst sein: Wenn sie mitbekommen, dass in ihrer Klasse etwas läuft, dann ist die Sache schon sehr weit eskaliert. Ebenso, wenn ein Schüler sich im Vertrauen an den Lehrer wendet. Dazu muss der Leidensdruck schon sehr, sehr gross sein.

Und ja, natürlich gab es das früher schon - aber es war auch früher schon schlimm für die Betroffenen. Das ist nun wirklich keine Entschuldigung dafür, nicht zu handeln.

Gruss
Qu.

Hallo Jule!
Auf den ersten Blick sieht das sehr interessant aus! Aber ich muss mich erst mal damit beschäftigen. Vielen Dank für den Link!
Karl

Hallo,

auch ich kann zu Mobbing erzählen.

3-4 Klasse Grundschule: Meine Eltern konnten sich nicht zweimal den Theaterausflug leisten (mit Busfahrt) und so stand ich da mit meiner Mutter und heulte während mein ein Jahr jüngerer Bruder mitfahren durfte. Kurz vor der Abfahrt meinte dann eine Lehrerin ich solle mitfahren sie würde das übernehmen.
Am nächsten Tag vor der ganzen Klasse natürlich erzählte dann meine damalige Klassenlehrerin was ich mir am Vortag geleistet hätte und dass ja die Frau X. meine Kosten übernommen hätte und ich erinnere mich noch an ihr wutentbranntes Gesicht.

Die gleiche Lehrerin bot meinem Vater 10 Mark an, ich solle dafür nochmal die 4. Klasse wiederholen. Ich muss nicht sagen wie schäbig ich mir da vorkam, zumal meine Noten schlecht waren. Heute weiss ich warum: Ich wurde eigentlich mit 5 eingeschult - laut meinem türkischen Pass war ich aber schon 7 Jahre alt. Ich hatte garkeine Chance, zumal ich zuhause auch nicht von meinen Eltern unterstützt wurde.

Die gleiche Lehrerin meinte dann alle Kinder fragen zu müssen, ob man gerne in die Realschule oder aufs Gymnasium gehen möchte. Ich Migrantenkind aus den frühen 80ern, hatte bis dato noch nie was von Realschule oder Gymnasium gehört, traute mich nicht zu fragen und überlegte hektisch was ich antworten könnte. Als ich dran war brauchte ich garnix zu antworten, weil die KLehrerin sofort meinte mich „garnicht fragen zu müssen - das wär doch eh schon klar, Hauptschule“ worauf alle Kinder lachten bzw. mich auslachten bis auf die ein zwei, die ebenfalls auf die Hauptschule durften.

Einmal bekam ich sogar die Hauptrolle in unserem Theaterstück - ich konnte es garnicht glauben! Viel zu tun bekam ich allerdings nicht , weil ich die Nachtigall spielen durfte, die eigentlich nur so tut als würde sie singen. Trotzdem war ich stolz. Kam aber wegen meiner Eltern kurz vor knapp da an und sah meine Klassenlehrerin vor mir stehen, sie sagte dann nix aber ihre Blicke…da erinnere ich mich an einen Mann aus den Zuschauerreihen der am Ende des Theaterstücks zu mir kam und meinte ich wär ein ganz süsses Mädchen und ich hätte das soooo toll gemacht! Mensch war ich froh über so ein Lob!

Das könnte noch ewig so weitergehen…ich hör jetzt auf.

Hallo Franzi,

eigentlich wollte ich nicht melden, daß ich die Ironie (und auch ein wenig Polemik) in Deiner Replik gefunden habe… :wink:

…aber nach "Melli"s Beitrag ganz oben (die ja wohl mindestens 30 Jahre jünger ist als ich) und eingedenk meiner eigenen schulischen Erfahrungen sowie 16 Jahren Elternarbeit mit zwei eigenen Kindern vom KG-Kuratorium über Grund- + Realschule sowie Gymnasium vom Klassen- bis zum Kreiselternrat stelle ich weiterhin fest:

Mit meiner von Dir kritisierten zusammenfassenden Feststellung betreffs der Rolle der Schule und der dort handelnden Personen bei der Einsortierung und Ausgrenzung von Schülern und deren Umfeld bin ich leider nach wie vor in der Realität!

Allerdings: Löbliche Ausnahmen gibt es durchaus - aber auch sehr viel Feigheit, fehlende Zivilcourage und das konsequente „Nichtaneckenwollen“ im Kollegenkreis…

Zum weiteren:

Gerade Du - soweit ich mir über Deine Beiträge hier bei w-w-w ein Bild von Dir und Deiner Handlungsweise machen kann - solltest Dir den bereitgestellten Schuh nicht anziehen - er paßt Dir nicht…

Herzliche Grüße

Helmut

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Ich denke schon, dass die Grundschule ein guter Ort für
Mobbing-Intervention ist.
Natürlich kann man nicht alles lösen… aber hey, jeder
gelöste Fall ist eine Rettung.

Und als Eltern hat man auch Verantwortung:
Mein Sohn meinte eines Tages er sei traurig weil Michael noch nie eine Geburtstagseinladung bekommen hätte. Da hab ich gesagt : ok. machst du das.
Meinte er: Aber dann sind die anderen mir auch „puh“ und sagen mir dann auch gemeine Sachen.

Da hab ich das mal beim Elternabend angesprochen, dass die Leute mal ihre Kinder in puncto Mobbing aufklären sollten genauso wie sie ihr Kind sexuell aufklären.

Ich finde Mobbing sollte in der Schule zum Schulstoff dazugehören. Vielleicht geht so manchen dann mal ein Lichtlein auf!
Nicht nur den Kindern sondern auch den Erwachsenen in dem Fall die Lehrer, die meist nicht die Mobber sondern deren Opfer bestrafen wie ich dann in der Realschule erfahren durfte. Aber das ist wieder eine weitere (lange) Geschichte…

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Hallo Franzi,

du schreibst, dass dir gegen die Attacken deiner Mitschüler die Unterstützung der Erwachsenen (Eltern, Lehrer) nicht geholfen hat.

Welche Art der Unterstützung bekamst du?
Welche Art Hilfe oder Unterstützung hätte dir (aus heutiger Sicht) geholfen?

LG
Stefan

VIELEN DANK!!!
Hallo an alle,

ich bin überwältigt über die vielen Antworten auf meine Fragen. Das zeigt mir, dass Mobbing ein ganz wichtiges hochbrisantes und immer aktuelles Thema ist!

Ganz oft höre ich:

„Heutzutage wird ja jede Kindergartenrangelei Mobbing genannt! Das wird heutzutage alles hochgespielt.“

Jedoch ist meine Erfahrung eine andere:

Es ist häufiger der Fall, dass Mobbing als „Kindergartenrangleien“ abgestempelt wird als andersherum, also dass „Kindergartenrangeleien“ als Mobbing tituliert wird.

Inspiriert von den vielen Antworten werde ich gleich eine neue Anfrage stellen. Diesmal aus der Tätersicht.

Nochmals vielen Dank an ALLE, die sich zu Wort gemeldet haben!

LG
Stefan

Hallo,

ich kann dir nicht so viele Sterne geben wie ich möchte …
Ich wurde anders gemobbt, aber die Gefühle, die du beschreibst, kenne ich nur zu gut.

„Ignorier sie doch einfach!“

„… denn das wollen sie ja, daß Du Dich ärgerst, und wenn Du sie einfach ignorierst, dann wird das langweilig für sie und sie hören irgendwann auf.“ Haha.

Nach dem Satz hatte ich das Gefühl als
gutes Kind natürlich noch eine Chance geben zu müssen

„Und verzeihen! Ganz wichtig! Und nie vergessen: Der Klügere gibt nach!“

wenn jemand in meiner Nähe lacht, denke ich zuerst: Die lachen
über mich! … Und dann fühle ich mich nicht gekränkt, wenn sie
über mich lachen, ich habe Angst.

http://www.lyricsvip.com/Reinhard-Mey/Allein-Lyrics…

Gruß,
Max