Ja, kann ich:
ich konnte in der 3. Klasse immer noch nicht vorlesen. Bis dahin habe ich die "meine erste Fibel - daran kann ich mich heute noch erinnern - und andere Texte auswendig gelernt und aufgesagt. Auch Wörter hatte ich auswendig gelernt, wie sie auszusehen haben, wenn ich sie schrieb. Ähnlich auch mit Zahlen. LK Mathe hatte ich immer wieder probleme mit neuen Lehrern, die sagten, der Lösungsweg sei nicht nachvollziehbar, da in diesem die Formeln und/oder Zahlen falsch aufgeschrieben waren.
In Deutschunterricht war es dann gerade bei Diktaten regelmässig Noten schlechter 4. Grund: Inhalt meist gut, Schriftbild und Fehler 5-6. Es waren sehr häufig immer die selben Fehler, weil irgendwann falsch gemerkt.
Noch heute muss ich bei folgenden Wörtern aufpassen, was ich handschriftlich scheibe:
Pa©ket, Ma(s)chine, Zwieb(e)l, besonders schön: Ku(h)li aber noch diverse andere. Meist kamen aber Buchstaben dazu, weil ich (unterbewußt?) wusste, dass ich dazu neige, Buchstaben einfach weg zu lassen. da kam dann schon mal leeer, Meeer, oder auch eusch (richtig: euch) raus.
In der 4. Klasse hatte ich meinen ersten PC (einen von 3 Ersatz-PCs) und habe dort meine Hausaufgaben denn mal aus Spaß an diesem geschrieben. Textverarbeitungsprogramme gabs in dem Sinne nicht, war sowas wie Notebook(Programm) mit einer Schriftgröße (+ Fettschreiben + Unterstrichen). Konnte ich dann ausdrucken und abgeben. Und siehe da: weitaus weniger, dafür ganz andere Fehler.
Auch seltsam:
-in englisch (1. Fremdsprache) hatte ich diese Probleme gar nicht.
-konnte die Arbeiten anderer auf Fehler korrigieren (da kamen selbst Klassenbesten zu mir, aber meine eignen handschriftlichen Fehler habe ich nie gefunden)
-an der Tafel dann sehr oft auch fehlerfrei (na ja, eben weniger und andere)
-Korrekturmethode von rechtschreibfehlern bestand meist darin, das falsche Wort z.B. 10-mal „richtig“ zu schreiben… 5x gings gut, darunter stands dann wieder ebenso falsch, wie im Diktat
Jedenfalls war ich erst in der 6. Klasse deswegen beim Psychologen, der dann ein - für mich herrliches - Attest ausstellte. Die damalige Therapie an sich - rückblickend - fand ich dann etwas sonderbar: Es war eine reine Sprachtherapie, die mich starkt mit dem Umgang dieser „Fehlfunktion“ machen sollte - ich brauchte es ja nicht mehr, ich hatte ja mein Attest…
Heute gestaltet es sich so, dass ich (zumindest sehr viele) meiner Rechtschreibfehler kenne und automatisch in einen Modus verfalle, der „Stopp“ ruft - nachdenken, buchstabieren, schreiben
Noch ein Tipp: ich war wegen der ganzen Situation damals sehr unsicher. Zuerst hieß es: „der Depp kann nicht lesen & schreiben“, dann dass man anders ist als andere (arge Selbstzweifel) und immer die Unsicherheit, wer sich darüber sonst noch belustig…
Hoffe, das hilft etwas
LG
CEM