Eigenen Baum zu eigenen Dielen verarbeiten

Hallo allerseits,
direkt vor meinem alten Haus (160 Jahre) ist ein fast ebenso alter (~120 Jahre) Ahorn-Baum nicht durch den letzten Sturm gekommen und musste nach einigen Schäden umgelegt werden.

Das verbleibende Stammstück hat handgestoppt nen Meter Stammdurchmesser bei sechs, sieben Metern Länge und liegt da nun seit einer Woche.

Ich habe die Möglichkeit, der Gemeinde diesen Stamm-Rest abzukaufen, der nicht gerissen zu sein scheint. Im oberen Teil wurde mal vor etwa 30 Jahren ein etwa 40cm dicker Ast abgenommen.

Meinen Recherchen nach ist Ahorn für Holzfußböden nicht so üblich, aber möglich.

Mir ist klar, dass das nicht billiger wird, als wenn ich sowas vom Baumarkt kaufe, aber ich finde die Geschichte („Der Baum von vor dem Haus liegt jetzt im Haus“ so schön, dass ich das Geld dafür gerne in die Hand nähme.

Meine Frage ist nun:
hat hier schon mal jemand soetwas zu Fußbodendielen verarbeiten lassen? Wie wäre da der Ablauf?

Erst den Stamm Ewigkeiten (>2 Jahre) trocknen lassen und dann die Bretter schneiden lassen? Oder erst schneiden, dann trocknen lassen? Wo kann man soetwas lange genug trocknen lassen? Oder muss ich mir da ein Carport drum herum bauen dafür?

Sämtliche Tipps und Anregungen sind herzlich willkommen!

Jo

Moin,

Sämtliche Tipps und Anregungen sind herzlich willkommen!

nun verrätst Du leider nicht, wo Du lebst, aber sicher gibt es irgendwo in Deiner Umgebung ein Sägewerk, daß auch Harthölzer aufsägt. Machen aber längst nicht alle.
Dort nachfragen, wie die mit diesem Holz für Deinen Zweck verfahren würden, vorausgesetzt, das Holz bzw. der Stamm ist zu diesem Zweck überhaupt geeinet.
Der Transport dürfte dann mit einem spezialisierten Spediteur kein Problem sein.

Mit Trocknungszeiten von einigen Jahren kannst Du rechnen, es sei denn, das Sägewerk, oder später ein anderer Betrieb hat eine Anlage für forcierte Trocknung, dort geht das Trocknen deutlich schneller, wenn das Holz oder der Schnitt dafür geeinet ist.

Gandalf

Hallo Johann,

Mir ist klar, dass das nicht billiger wird, als wenn ich sowas
vom Baumarkt kaufe, aber ich finde die Geschichte („Der Baum
von vor dem Haus liegt jetzt im Haus“ so schön, dass ich das
Geld dafür gerne in die Hand nähme.

Nette Idee :wink:

Erst den Stamm Ewigkeiten (>2 Jahre) trocknen lassen und dann
die Bretter schneiden lassen? Oder erst schneiden, dann
trocknen lassen? Wo kann man soetwas lange genug trocknen
lassen? Oder muss ich mir da ein Carport drum herum bauen
dafür?

Erst im Sägewerk vorschneiden, dann trocknen, dann richten, denn beim Trocknen verzieht sich das Holz.
2-3 Jahre sind bei Hartholz angesagt.
Bei Klima in Deutschland wuerde ich uebedachtes Trocknen mit guter Belueftung empfehlen.

Gruss

Michael

Hi,

super & danke für deine Antwort.

Jo

Hi,

danke für Deine Antwort. Ich wohne im östlichen Holstein.

Lieben Gruß,

Jo

Hallo Johann

Ich verarbeite auch ab und zu Bäume aus Gärten zu Brettern für den Möbelbau.
Ahorn ist eigentlich nicht ganz unüblich für Dielenbretter. Wichtig wäre nur, dass der Stamm möglichst gleichmäßig, gerade gewachsen ist und keinen Drehwuchs hat, insbesondere, wenn du lange Dielen daraus machen willst. Bei Dielen kommt es ja darauf an, dass die beim Trocknen möglichst gerade bleiben und sich nicht werfen, damit man sie später gut verlegen kann. Gerade bei frei stehenden Bäumen, die früher vermutlich auch im unteren Stammbereich mal größere Äste hatten, ist das häufig ein Problem. Du solltest daher einen gewissen Ausschuss mit einkalkulieren. Ich habe es schon erlebt (z.B. bei Kirschbäumen aus dem Garten), dass der Stamm schön gerade aussah und ich hinterher von den Brettern fast nichst gebrauchen konnte, weil sich alle propellerartig verdreht hatten oder eingewachsene Äste die Struktur zu sehr störten. Da konnte man dann nur noch kurze Stücke herausschneiden und musste viel weghobeln, um die wieder glatt zu bekommen.

Um Dielen herzustellen benötigst du, nach dem Sägen, ja auch noch eine Hobelmaschine und eine Fräse, um Nut und Feder anzufräsen…
Dass ist auch noch recht arbeitsintensiv und dürfte einiges Kosten, wenn du das nicht selbst machst.

Und noch ein kleiner Hinweis… bei Straßen- und Gartenbäumen sollte man immer mit metallischen Fremdkörpern im Holz rechnen. Oftmals wurde an solche Bäume vor Jahren mal was angenagelt und diese Nägel verschwinden dann mit den Jahren im dicker werdenden Baum. Beim Sägen oder Hoblen stößt man dann auf diese unliebsamen Einschlüsse und ruiniert sich das Hobelmesser oder das Sägeblatt.
Größere Sägewerke haben spezielle Detektoren, die Metall im Holz aufspüren. Die sägen das dann nicht. Bei Kleinsägewerken wird sowas als Mehraufwand extra abgerechnet weil zusätzliche Schleifkosten fürs Sägeband/Sägeblatt anfallen.

Beim Trocknen ist das immer so eine Sache… je frischer man das Holz schneidet, um so mehr verwerfen sich die Bretter später beim Trocknen. Wenn man den Stamm als ganzes trocknet, dann bilden sich nach einiger Zeit tiefe Risse im Stamm, die einen Teil der anschließend gesägten Bretter entwerten. Deswegen sollte man den Stamm einige Zeit liegen lassen, damit ein Teil der Feuchtigkeit langsam entweicht, aber nicht warten, bis das Holz völlig durchgetrocknet ist. Man bekommt dann meist auch Probleme mit den kleinen Holzwürmchen, die es insbesondere auf das Splintholz abgesehnen haben.
Deshalb sollte man auch, nach dem Sägen der Bretter, die Rinde restlos von den Brettkanten entfernen, weil die Käferchen dort besonders gern ihre Eier ablegen und die Larven sich dann von dort ins Holz fressen.
Nach dem Sägen an luftiger Stelle und ausreichend weit vom Boden weg aufstapeln (und zwischen jedes Brett ein Hölzchen legen - genau übereinander!, damit auch die Luft zwischen den Brettern durchstreicht) und den Stapel oben gut abdecken. Mindestens 2 Jahre (oder 1 Jahr pro cm Brettstärke) liegen lassen, bevor gehobelt wird.

Wenn du darauf angewiesen bist, alle Arbeiten gegen Bezahlung durchführen zu lassen, so wird die Aktion vermutlich teurer, als wenn du die fertigen Dielen kaufst. trotzdem kann ich das gut nachvollziehen. Ist halt was anderes, wenn man weiß, wo der Baum vorher stand und wie er aussah.

Also… viel Erfolg!

Servuß

die Idee ist eine schöne, gefällt mir gut.

Je länger der Stamm liegt, desto schlechter, er reißt und verfärbt sich. AH ist da schon empfindlich. Also auf den schnellsten weg aufschneiden, Rinde weg und zumindest mit Spachteln aufsetzen. Besser ist die Bretter technisch zu trocknen. Ohne diese techn. Trocknung wirst du eine große Entäuschung mit deinem Stamm, deinem Baum erleben.

Dann wäre hobeln, Nut und Feder anfräsen, verlegen und ölen. Fertig, dein Boden aus deinem Baum.

Die schwierigkeit wird darin bestehen, einen Säger zu finden der dir schneidet. Die meisten haben gar kein Interesse wenn du mit einem popeligen Baum kommst, tut mir leid, ist so. Dann wären die Bohlen sofort aufzusetzen, je schneller, desto besser. Wenn du schon nicht techn. Trocknen willst, mit Lufttrocknung kommst du an 15% rel HF, das ist für einen Vollholzboden zuviel, aber wenn dir große Fugen nichts ausmachen, warum nicht

Grüße Helmut

Beim Trocknen ist das immer so eine Sache… je frischer man
das Holz schneidet, um so mehr verwerfen sich die Bretter
später beim Trocknen.

Hi,
prinzipiell würde ich das so nicht sagen. Holz wirft sich immer wenn du unter den Fasersättigungspunkt trocknet. Aber deswegen den Stamm liegen lassen? Dann hast du Brennholz…

srvuß Helmut

Hallo Helmut

Das ein Stamm stark einreisst, wenn man ihn am Stück trocknet und man dann zumindest einen Teil der Bretter nur noch eingeschränkt verwenden kann, schrieb ich ja. Trotzdem ist das Holz deshalb aber nicht unbedingt nur noch als Brennholz verwertbar.
Ich meinte damit ja auch nicht, dass man den Stamm erst mal jahrelang ins Trockene legen sollte, bevor man ihn aufschneidet.
Ich habe nur die Erfahrung gemacht, dass die Bretter sich anscheinend noch stärker als üblich werfen, wenn man den Baum quasi direkt nach dem Fällen in Bretter aufsägt (zumindest bei Harthölzern - Fichte oder Kiefer säge ich normalerweise nicht).
Dann hat man oft auch so eingefallene Bereiche im Holz, die dann besonders hart sind und sich schlecht holbeln lassen.

Normalerweise liegen die Stämme ja auch erst mal nach dem Fällen eine ganze Zeit im Wald und später auf dem Gelände des Sägewerkes, bevor die geschnitten werden. Da vergehen sicher oft Wochen oder Monate.
Von daher würde ich nicht sagen, dass es mit dem Schneiden ganz so eilig ist.

Gruß, Jörg

Von daher würde ich nicht sagen, dass es mit dem Schneiden
ganz so eilig ist.

Gut, Jörg, du hast recht

ich sehe es so: ich gebe viel Geld für einen Ahornstamm aus, da möchte ich nicht riskieren das er, wenn er z.b. in einer Pfütze liegt, zu stocken anfängt oder er sich verfärbt…
Nimm z.B. Kiefer, wenn die länger als ein paar Tage liegt erlebst du dein blaues Wunder. Im wahrsten Sinn des Wortes.
Viele dieser Hölzer die man im Wald liegen sieht, sind gar nicht mehr für uns Schreiner gedacht. Die gehen ins Papier, werden zu Hackschnitzel oder zu sonstigen Scheiß verarbeitet. Wirklich hochwertige Stämme liegen nicht lange, kostet ja auch Zins… und verziehen und werfen? Ich sage: manches Holz ist einfach ein „zähes Luder“… da erlebst du manche Überraschung

Grüße Helmut

Hallo Gallicop,

vielen lieben Dank für Deine guten Hinweise.
Ich habe mir das Holz noch einmal genauer angeschaut, und der Stamm hat einen recht starken Rechtsdrehwuchs (auf etwa 3,5m etwa 90°), s. Bild hier http://bit.ly/110lsSr

Ist das ein ästhetisches Problem (wie der Astwuchs), oder ist das ein technisches Problem beim Dielen erstellen?

Im Rest des alten Hauses sind die Dielen ohne Nut & Feder direkt aufgenagelt und haben dort auch teilweise Abstände von bis zu 8mm, mit dem ich auch hier gut leben könnte.

Ästhetik ist hier für mich eher zweitrangig, aber wenn es nicht möglich ist, aus dem Holz (im Ergebnis) halbwegs gerade Dielen zu schneiden, macht das für mich natürlich keinen Sinn.

Zur Zeit tendiere ich dazu, mich von der schönen Idee zu verabschieden, aber das fällt mir wirklich wirklich schwer.

Kannst Du mir dazu vielleicht noch mehr sagen? Vielen Dank für jegliche Hilfe!

Bis dann,

Jo