Hi zusammen.
Der Zufall wollte es, dass der vorstehende Thread ein entfernt ähnliches Thema hat wie meine schon länger geplante Anfrage. Es geht um den Sinn oder Unsinn von Übersetzungen von Eigennamen, in diesem Fall in den deutschen Übersetzungen des „A Song of Ice and Fire“-Romanzyklus von George R.R. Martin. Eine Filmadaption von dessen erstem Band „Game of Thrones“ war kürzlich im TV zu sehen.
Nicht wenige „amazon“-Rezensenten des Buches nehmen dem Übersetzer die Übertragung englischer (bildhafter) Namen ins Deutsche so übel, dass sie schon allein deswegen die Gesamtübersetzung komplett abwerten. Ich frage mich und euch, ob das gerechtfertigt ist. Die dt. Übersetzung wurde übrigens in der dt. TV-Synchronfassung übernommen, wie jeder weiß, der sich an Königsmund und Jon Schnee erinnert.
Ein Beispiel für Negativ-Kritik (Link ganz unten):
(Von ´Silchas´)
_Wie natürlich alle Leser der ersten Übersetzung wissen, wurden fast alle Eigennamen aus dem Englischen beibehalten, was vielleicht im ersten Moment gewöhnungsbedürftig klingt, der Geschichte jedoch viel von ihrer Atmosphäre belässt. So darf man als deutscher Leser tolle Namen, wie Oakheart, Eastwatch-by-the-Sea, Greatjon, Highgarden (u.v.a) genießen und der Eindruck eines Fantasy-Reiches, das ans englische Mittelalter angelehnt ist bleibt bestehen.
In dieser neuen Auflage hat man sich nun dazu entschieden, ein neues ‚System‘ bei der Übersetzung anzuwenden, hier einige Beispiele:
Jon Snow wird zu Jon Schnee;
King’s Landing wird zu Königsmund;
Theon Greyjoy wird zu Theon Graufreud;
Ser Waymar Royce wird zu Ser Weymar Rois;
Casterly Rock wird zu Casterlystein.
Diese Übersetzung ist in meinen Augen inkonsequent und willkürlich, wirkt teilweise lächerlich, nimmt den Romanen viel von ihrer Atmosphäre und stellt für Leser der ersten Übersetzung einen erheblichen Bruch dar._
Soweit diese Kritik. Kann man dem zustimmen?
Oder ist die Übersetzung (in diesem Fall) sinnvoll? Wäre es nicht umgekehrt eine Verfälschung, die Originalnamen zu belassen, da sie im Verständnis der Muttersprachler in etwa die bildhafte Funktion haben, den die dt. Übersetzungen im Verständnis der dt. Leser/Zuschauer haben. Belässt man aber die englischen Ausdrücke, dann mutieren diese innerhalb einer dt. Übersetzung zu Exotica, die sie im Original gar nicht sind. Genau das würde ich als Verfälschung empfinden.
Wer eine Passage im Original lesen möchte (mit Theon Greyjoy aka Theon Graufreud), kann das auf der Homepage von George R.R. Martin unter „Fire-and-Ice-Sample“.
Chan
Link zu kritischer Rezension: