Eigenzeit beim Zwillingsparadoxon?

Hallo,
Einsteins Theorien sind ja ganz interessant und auch teilweise nachvollziehbar, wenn auch überraschend.

Bitte erst hier lesen:
http://zwillingsparadoxon.adlexikon.de/Zwillingspara…

Ist dazu folgendes richtig:

Die Zeit wird relativ vom Beobachter gesehen. Die Eigenzeit, also das tatsächliche Alter der beiden Zwillinge, ist gleich.
Für 2 Körperzellen ist es egal, ob diese passiv mit 1700 km/h durch die Erddrehung oder in einem Raumschiff mit Lichtgeschwindikeit bewegt werden. Beide Zellen altern unabhängig von irgendwelchen Zeitmessungen, theoretisch gleich schnell.

Bewegte Uhren gehen langsamer; relativ gesehen zu einem Messpunkt. Unabhängig gesehen gehen beide gleich, oder?

Bitte um Aufklärung. Danke! panther

Hallo,
Einsteins Theorien sind ja ganz interessant und auch teilweise
nachvollziehbar, wenn auch überraschend.

Bitte erst hier lesen:
http://zwillingsparadoxon.adlexikon.de/Zwillingspara…

Ist dazu folgendes richtig:

Die Zeit wird relativ vom Beobachter gesehen. Die Eigenzeit,
also das tatsächliche Alter der beiden Zwillinge, ist gleich.
Für 2 Körperzellen ist es egal, ob diese passiv mit 1700 km/h
durch die Erddrehung oder in einem Raumschiff mit
Lichtgeschwindikeit bewegt werden. Beide Zellen altern
unabhängig von irgendwelchen Zeitmessungen, theoretisch gleich
schnell.

Bewegte Uhren gehen langsamer; relativ gesehen zu einem
Messpunkt. Unabhängig gesehen gehen beide gleich, oder?

Korrekt. Du kannst in diesem Fall beide nicht mehr miteinander vergleichen, weil Du unterschiedliche Bezugspunkte ansetzt. Jede Beobachtung hängt immer vom Bezug ab, und Vergleiche sind immer nur möglich, wenn man sich letztlich bei allen „Teilnehmern“ auf _einen_ Bezugspunkt einigt.

Gruß,

Malte

Hallo,

Die Zeit wird relativ vom Beobachter gesehen.

sagen wir es mit den Worten von Herman Minkowski: „Meine Herren! Die Anschauungen über Raum und Zeit, die ich Ihnen entwickeln möchte, sind auf experimentell-physikalischem Boden erwachsen. Darin liegt ihre Stärke. Ihre Tendenz ist eine radikale. Von Stund’ an sollen Raum für sich und Zeit für sich zu Schatten herabsinken und nur noch eine Art Union der beiden soll Selbständigkeit bewahren.“

Das Bild mit den Schatten ist recht gut, um verständlich zu machen, was in der speziellen Relativitätstheorie passiert: eine im Boden steckende Stange ist unverändert, ob nun ihr Schatten mittags sehr kurz ist, oder am Abend sehr lang.

Genauso ist die Line, die ein Körper durch die Raumzeit zieht unveränderlich, aber die Aufteilung, wie genau Raum und Zeit bestimmt werden, sind vom Beobachter abhängig. Zwei Personen die in verschiedene Richtungen schauen, werden mir analog dazu unterschiedliche Wegbeschreibungen zu ein und demselben Objekt geben. Bei der einen soll ich z.B. 100m geradeaus und dann 50m nach rechts, die andere schickt mich 109m geradeaus und dann 26m nach rechts. Wenn man ankommen will, sollte man es tunlichst vermeiden, die beiden Werte für rechts und geradeaus von unterschiedlichen Beobachtern zu vermischen.

In der gleichen Weise sind Zeiten und Abstände reine Koordinatenwerte, die nur zusammmen Sinn machen und mit denen eines anderen Beobachters vergleichbar sind.

Die Eigenzeit, also das tatsächliche Alter der beiden Zwillinge,
ist gleich.
Unabhängig gesehen gehen beide gleich, oder?

Diese beiden Formulierungen sind etwas seltsam, da es `unabhängige’ Beobachter ja garnicht gibt. Um Zeiten – also Koordinatenwerte – zu vergleichen, muss man sich im selben Koordinatensystem befinden, die Aussage die Eigenzeit zweier gegeneinander bewegter Beobachter sei gleich, macht also eigentlich keinen Sinn.


PHvL

Hallo,

richtig ist, dass beide Zwillinge ein normales Leben führen, also nach ihrem eigenen Gefühl und nach Ihren eigenen Uhren normal altern. Falsch ist der Ausdruck „tatsächliches Alter“: so etwas gibt es seit Einstein nicht mehr. Ein Alters- oder Uhrenvergleich ist erst möglich, wenn sich die Zwillinge wieder treffen.

Gruss Reinhard

[Bei dieser Antwort wurde das Vollzitat nachträglich automatisiert entfernt]

Hallo,
danke für die Antworten!
Also wenn beide beide Zwillinge gleich schnell altern, müssen doch Erd- und Raumschiff-Zwilling nach Rückkehr gleich alt sein, obwohl für den Raumschiffzwilling weniger Zeit im relativen Vergleich (gemäß Theorie) vergangen ist. Seine Eigenzeit bleibt somit von der Theorie unberührt, ansonsten würde er ja langsamer altern, was in Wirklichkeit nicht geht, oder?

MfG panther

Hallo,

sie altern eben nicht gleich schnell, sondern unterschiedlich schnell.
Sie merken es aber erst, wenn sie sich wieder begegnen! Das jeweilige Zeit_empfinden_ der Zwillinge ändert sich nicht: Keiner merkt, wie „schnell“ er altert.

Gruß
Moriarty

Hallo,

Also wenn beide beide Zwillinge gleich schnell altern, müssen
doch Erd- und Raumschiff-Zwilling nach Rückkehr gleich alt
sein

du nimmst eine Position ein, die es nicht gibt. Es gibt keinen absoluten, ruhenden Raum (Äther) aus dem heraus man alles betrachten kann und entscheiden, welcher Zwilling Unrecht hat, wenn er behauptet, die Uhren des anderen gingen langsamer.

Alle Objekte bewegen sich in der Raumzeit mit Lichtgeschwindigkeit, man kann nur noch (innerhalb gewisser Grenzen) entscheiden, wie man diese Bewegung auf Raum und Zeit verteilt. Der zurückgebliebene Zwilling bewegt sich nur in der Zeit, während der Raumschiffzwilling einen Teil für die Fortbewegung im Raum aufwendet und daher weniger für die Zeit übrig hat. Wenn sie sich also wieder treffen und man daher die Koordinaten wieder vergleichen kann, so ist der Raumschiffzwilling in der Zeit nicht so weit vorwärts gekommen, also jünger.


PHvL

Es gibt keinen
absoluten, ruhenden Raum (Äther) aus dem heraus man alles
betrachten kann und entscheiden, welcher Zwilling Unrecht hat,
wenn er behauptet, die Uhren des anderen gingen langsamer.

Was ist damit geanu gemeint: Die Uhren gehen langsamer? Etwa das die Teilchen und Atome sich langsamer bewegen, sodass man dann langsamer altert (verzögerte Zellteilung)?

Hallo,

Also wenn beide beide Zwillinge gleich schnell altern,

Sie altern nur gleich schnell, wenn sie sich im gleichen Bezugssystem aufhalten. Das gleiche BZ bedeutet, sie sind unbeschleunigt zueinander. Das sind sie aber nicht, wenn der RaumschiffZwilling losfliegt oder am Wendepunkt der Reise umdreht und der Erdezwilling unterliegt in der ganzen Zeit der Erdbeschleunigung.

Es gibt noch den zweiten Effekt, daß der eine Zwilling glaubt, die uhr des anderen ginge langsamer. Dies wird hervorgerufen dadurch, daß sie sich relativ zueinander bewegen. Dieser Effekt ist aber wechselseitig, da es keine absolute Bewegung gibt, sondern nur eine relative. Und das bedeutet, daß der Erdzwilling den RSZW von sich wegbewegen sieht, aber umgekehrt auch der RSZW den EZW. Das ist also nur eine scheinbare Verlangsamung der Eigenzeit des jeweils anderen. Dies wird aufgehoben, wenn sie sich irgendwann wieder treffen und dabei das gleiche Bezugssystem einnehmen. Der erste Effekt (Beschleunigung) bleibt aber bestehen und erklärt die unterschiedliche Alterung. Natürlich zeigt auch eine mitgenommene Uhr das unterschiedliche Alter an, letzteres ist ja nichts anderes als eine ‚biologische Uhr‘.

Gruß
Axel

Hallo,

Es gibt keinen absoluten, ruhenden Raum (Äther) aus dem heraus
man alles betrachten kann und entscheiden, welcher Zwilling
Unrecht hat, wenn er behauptet, die Uhren des anderen gingen
langsamer.

Was ist damit geanu gemeint: Die Uhren gehen langsamer? Etwa
das die Teilchen und Atome sich langsamer bewegen, sodass man
dann langsamer altert (verzögerte Zellteilung)?

alle Vorgänge im bewegten* System sind – vom ruhenden* System aus betrachtet – gegenüber gleichartigen Vorgängen im ruhenden System verlangsamt. Wenn man eine bewegte Uhr zweimal abliest, so ist die Differenz der beiden Anzeigen geringer, als der Zeitraum, der zwischen den beiden Messungen auf der eigenen, nicht bewegten Uhr vergangen ist.

Da sich das eine System mit hoher Geschwindigkeit geradlinig und gleichförmig bewegt, kann man sich allerdings i.d.R. nicht die Zeit nehmen und Zellen bei der Teilung zuzuschauen. Direkt beobachten kann man den Effekt daher bei sehr schnell ablaufenden Vorgängen, wie dem Myon-Zerfall: klassisch betrachtet, dürfte kein Myon lang genug `leben’, um aus den obersten Atmosphärenschichten auf den Erdboden zu gelangen. Sie kommen aber an, weil die Zeit von uns aus gesehen extrem verlangsamt ist.

*Es ist Willkür, welches System man als ruhend betrachtet. Die Aussage gilt auch beim Vertauschen der Standpunkte. Trotzdem stellt dies keinen Widerspruch dar, weil die beiden Beobachter ihre Ergebnisse nur vergleichen können, wenn sie im selben System sind. Der notwendige Systemwechsel eines Beobachters löst den scheinbaren Widerspruch auf.


PHvL