Ein anderes Wort fuer Grobmotorik?

Hallo,

wie ich ja nicht muede werde zu erklaeren, schreibe ich einen historischen Roman und habe hin und wieder Formulierungsschwierigkeiten. Manchmal sieht man eben vor lauter Baeumen den Wald nicht.

Nun taucht also folgendes Problem auf: der Roman spielt im Sommer 1793, und das Wort „Grobmotorik“ kannte damals mit Sicherheit niemand. Ich moechte es vermeiden, Woerter oder Formulierungen zu benutzen, die nicht zeitgemaess sind. Was aber kann man statt dessen sagen? Der entsprechende Abschnitt lautet wie folgt:

Er war noch nie in seinem ganzen Leben {\it gerannt}. Wie sollte er wissen, wie all diese Bewegungen funktionierten? Er hatte "uberhaupt kein Gef"uhl f"ur Grobmotorik, vielleicht, weil er so sp"at erst Laufen gelernt hatte.\
Da er das wusste, vermied er normalerweise alle schnellen oder raumgreifenden Bewegungen. Die kleinen, langsamen, hatte er perfektioniert, so wie seinen Gang.

Das Wort „Bewegung“ kommt bereits zwei Mal vor, was mich auch schon nicht ganz gluecklich macht, ein drittes Mal moechte ich nach Moeglichkeit vermeiden.

Hat irgend jemand eine bessere Idee??

Schoenen Gruss,
Gnlwth

Er war noch nie in seinem ganzen Leben {\it gerannt}. Wie
sollte er wissen, wie all diese Bewegungen (die Abläufe seines Körpers) funktionierten? Er
hatte "uberhaupt kein Gef"uhl f"ur Grobmotorik (die Koordination seiner Gliedmaßen(, vielleicht,
weil er so sp"at erst Laufen gelernt hatte.\
Da er das wusste, vermied er normalerweise alle schnellen oder
raumgreifenden Bewegungen. Die kleinen, langsamen, hatte er
perfektioniert, so wie seinen Gang.

Vielleicht so?
Gruß,
Anja

Hi,

wie wäre es mit

Er war noch nie in seinem ganzen Leben gerannt. Wie
sollte er wissen, wie er seinen Körper dabei koordinieren sollte? Ihm fehlte das Gefühl dafür, die Geschwindigkeit und seine Beine zusammenzubringen,weil er so spät erst Laufen gelernt hatte.\

Da er das wusste, vermied er normalerweise alle schnellen oder
raumgreifenden Bewegungen. Die kleinen, langsamen, hatte er
perfektioniert, so wie seinen Gang.

Grüßchen, Susanne

Moin, moin, Gnlwth,
zu Deiner konkreten Frage habe ich wenig beizutragen, denn die beiden anderen Antworten waren ja schon gut.
Etwas Allgemeines aber möchte ich zu bedenken geben: In einem kurzen Absatz bringst Du drei Fremdwörter: funktionieren, Koordination, perfektionieren. Nach dem Etymologischen Wörterbuch des Deutschen (dtv) ist dieses Wort erst um 1800 aufgekommen, während „perfektionieren“ schon aus dem 17. Jhdt. stammt. Die „Koordination“ ist ebenfalls erst um 1800, und zwar als Fachwort der Chemie gebraucht worden.
Ich rate überhaupt vom Gebrauch von Fremdwörtern ab, nicht, weil ich Deutschtümler wäre, sondern weil sie m.E. den Erzählfluß unterbrechen: Fremdwörter wirken auf mich oft wie Fremdkörper, denn was sie aussagen sollen, könntest Du in eine Beschreibung oder Erzählung auflösen. Bei-
spiele hast Du ja.
Ich wünsche Dir dennoch viele gute Gedanken - Rolf

Nach Rolfs berechtigtem Einwand…

Er hatte "uberhaupt kein Gef"uhl f"ur Grobmotorik (die Koordination seiner Gliedmaßen(, vielleicht,

für den Ablauf der Bewegungen seines Körpers
Da kommen wir aber um die „Bewegung“ wieder nicht rum…
Gruß,
Anja

Danke!
Hallo,

vielen Dank fuer Eure Vorschlaege, ich werde mal sehen, was ich machen kann. Ihr seht aber, es ist gar nicht so einfach!
Das Problem, vor dem ich haeufig stehe, hat Rolf gut erkannt: die Wahl der Sprache. Nun kann ich den Roman natuerlich nicht in authentischer Sprache schreiben, das wuerde mich ueberfordern - ich bin ja nunmal kein Sprachwissenschaftler - und es wuerde ihn, so wie der uebermaessige Gebrauch von Fremdwoertern - sehr schwer lesbar machen: wer Originalliteratur aus dem achtzehnten Jahrhundert gelesen hat, weiss, was ich meine. Also ein bisschen modern muss es sein, sonst liest es niemand.
Eine Beschreibung wie etwa „wie in Zeitlupe“ kommt natuerlich nicht in Frage, und Worter wie eben Grobmotorik versuche ich zu vermeiden. Aber anderes, wie z.B. „funktionieren“ oder „perfektionieren“ laesst sich nicht vermeiden, sonst wird die Sprache zu flach. Ich finde, dass es Fremdwoerter gibt, die so in unseren Sprachgebrauch uebergegangen sind, dass sie eigentlich nicht mehr als solche auffallen, dazu gehoeren fuer mich die beiden obengenannten. „Koordination“ wuerde ich allerdings auch eher zu den zu vermeidenden zaehlen. Schwierig, schwierig, das Ganze!

Wie sagte der von mir sehr verehrte Charles-Maurice de Talleyrand einmal: „Die Worte sind dem Menschen gegeben, um seine Gedanken zu verbergen.“

Ich glaube, es ist eher so, dass die Worte dem Menschen gegeben wurden, um sich ueber ihre richtige Wahl den Kopf zu zerbrechen…

Schoenen Gruss und nochmals vielen Dank,
Gnlwth