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Über Bewußtsein und Realität
Dr. Vladimir Delavre
Summary
The author presents his ideas on the relationship of mind and reality. The concept of morphogenetic fields is extended to new functions such as establishing stability in the external and internal world. Further thoughts include the mechanism of perception of different realities and „reality engineering“. The author’s final question refers to the different forms of reality perceived or structured by the surviving mind.
Für jeden, der sich mit PSI-Phänomenen oder Transwelt-Kontakten beschäftigt, stellt sich irgendwann die Frage nach der hinter diesen Erscheinungen stehenden Wirklichkeit. Gibt es vielleicht mehrere oder sogar unendlich viele einander durchdringende Welten, von denen jede einen eigenen Kontinuitätscharakter hat? Oder gibt es nur eine Welt, deren Aspekte je nach unseren Erkenntnismög-lichkeiten und Beobachtungsgewohnheiten eine mehr oder weniger ausgeprägte Realitätsdichte erreichen? Die Antworten auf solche Fragen können immer nur vorläufig sein, solange wir selbst nur einen beschränkten Ausschnitt der vermuteten größeren Realität erfahren können. In diesem Sinne sind auch die nachfolgenden Gedanken des Verfassers zu verstehen, die als Anregung zu weiteren Überlegungen dienen sollen.
Der Geist des Menschen ist sicher nicht identisch mit seinem Gehirn. Er ist wahrscheinlich ein „Geist“ und nicht in der alltäglichen Raumzeit lokalisiert. Die ständige Erfahrung körperlicher Sinnesempfindungen und die Wiederholungen im eigenen Denken und Handeln schaffen ein Gefühl von Identität und täuschen uns eine ständige Verbindung von Geist und Körper vor. Tatsächlich aber „schwimmt“ unser Bewußtsein in einem Meer von Informationen, in dem sich alles befindet, was ist, was einmal war, und was vielleicht noch sein wird. Im Prinzip kann unser Geist aus diesem fast grenzenlosen „Informationsmüll“ alles herausfischen und jede benötigte Nachricht aufnehmen. Der „Attraktionsfaktor“ ist dabei umso größer, je wichtiger die erwartete Antwort für uns ist, und je präziser wir unsere Frage stellen. Eine zusätzliche Beteiligung unseres Gefühls könnte für die Überwindung der normalerweise vorhandenen Sperrfilter nützlich sein. Diese Filter sind eine notwendige Einrichtung, da sonst die für unsere physische Existenz erforderliche Stabilität unserer Umweltwahrnehmungen durch unzählige nicht-relevante Signale überdeckt werden würde.
Auch aus den geistigen Welten sind die Objekte unserer Alltagswelt beobachtbar. Weil das nachtodlich vom Körper gelöste Bewußtsein jedoch ohne physische Filterung aufnimmt, müßte ihm unsere materielle Welt als virtuell erscheinen. Die für uns sichtbare Welt weist infolge der großen Zahl von Beobachtern eine hohe Konstanz ihrer Erscheinungen auf. Man kann daher annehmen, daß sie auch von anderen Existenzebenen aus als relativ konstantes, virtuelles Bild erkannt wird.
Die Monotonie, Voraussagbarkeit und Trägheit unserer Realität ergibt sich einmal aus dem Aspekt der berechenbaren Zufallshäufigkeit großer Ereigniszahlen, zum anderen aus einer durch unsere wiederholte Beobachtung und Erwartung geschaffene Zwangsresonanz. „Die“ Realität gibt es nicht. Es gibt nur bestimmte Gewohnheiten und die Wiederholung von Ereignissen, deren Wiederholung alle erwarten.
Eine einzelne Beobachtung ist noch sehr instabil, sie kann durch andere Beobachtungen Widerspruch erfahren. Durch den Akt der Wiederholung wird sich aber schließlich eine der beiden Beobachtungen durchsetzen, d.h. sich als angeblich „richtig“ erweisen und damit unsere Realität erweitern und verändern. Beobachtungen, die schon vorhandene Erwartungen bestätigen - oder wenigstens nicht im Widerspruch zu ihnen stehen - sind von vorneherein stabiler als solche, die keine erkennbare Übereinstimmung mit früheren Realitätserfahrungen aufweisen.
In diesem Zusammenhang muß an die von Rupert Sheldrake entworfene Theorie der morphogenetischen Felder erinnert werden. Solche Felder sind vermutlich nichts anderes als durch Ähnlichkeit hervorgerufene virtuelle Resonanzstrukturen, die eine gewisse Trägheit gegenüber Veränderungen aufweisen und so eine realitätsstabilisierende Wirkung haben. Wie schon erwähnt, schaffen wir uns im Laufe unseres Lebens auch ein individualtypisches morphisches Resonanzfeld, das wesentlich zu unserer persönlichen Stabilität beiträgt. Wenn wir jeden Tag völlig anders denken und handeln würden, würden sich die ursprünglich gebildeten Resonanzstrukturen allmählich auflösen, so daß wir unser „Ich“ kaum noch orten könnten.
In dieses Konzept paßt auch die bekannte Beobachtung, daß unseren Gedanken eine realitätsverändernde Kraft zukommt. Die Wiederholung eines Gedankens über längere Zeit schafft eine eigene morphogenetische Resonanzstruktur, die einerseits selbständige Beziehungen zu korrespondierenden Strukturen (Gedanken) anderer aufnimmt und andererseits ab einer gewissen Intensitätsschwelle energetische Effekte ausüben kann, die in unsere Alltags-Realität durchbrechen. Die Intensität dieses Feldes kann durch Gefühlsbeladung gesteigert werden, oder auch dadurch, daß viele Menschen sich auf den gleichen Gedanken konzentrieren.
Im Bereich der PSI-Phänomene sei an dieser Stelle an die Experimente der Society for Psychical Research in Toronto erinnert, die einen scheinbar selbständig agierenden Geist namens „Philip“ erschaffen haben, und an die „Tulpas“ der Mönche Tibets. Als Quelle dieser Erscheinungen könnte man eine präphysische Ebene der Wirklichkeit annehmen, in deren chaotischen Grundstrukturen alle Gegensätze noch eine Einheit sind. Diese Ebene immateriell zu nennen, wäre schon eine falsche Unterscheidung. Dieses Feld der Prä-Existenz enthält alle Elemente oder Informationen in einer Form, die wegen scheinbarer Auslöschung ihrer gegensätzlichen Inhalte prinzipiell nicht registriert werden kann. Strukturbegriffe wie Zeit und Raum sind innerhalb eines solchen Feldes nicht mehr interpretierbar. Wenn Teile des Feldes von unseren bewußten oder unbewußten Intentionen „angesprochen“ werden, könnten sich die verborgenen Polaritäten wieder rekonstituieren und verschiedene Intensitätsgrade von Realität durchlaufen. Es kann a priori nichts darüber ausgesagt werden, ob solche Strukturen temporär bleiben oder eine von ihrem Verursacher unabhängige Existenz annehmen können.
Gleicher Zeitfluß und vergleichbare materielle Strukturen schaffen eine allen Menschen gemeinsame physische und teils auch psychische Wirklichkeit. Diese scheinbar von uns unabhängig vorhandene Realität ist aber vielleicht nichts anderes als ein durch die übereinstimmende Funktion von Milliarden menschlicher Sinnesorgane stabilisiertes Wahrnehmungsfeld. Seine Stabilität erhält es durch die Vielzahl der gegenwärtigen Beobachter ebenso wie durch alle früheren. Es könnte also durchaus sein, daß die Stabilität und Unabänderlichkeit unserer realen Umwelt letzten Endes nur das Ergebnis eines gemeinsam geschaffenen und verfestigten Illusionsfeldes sind, das sein „Wirklichkeits“ in Resonanz zu unseren sinnlichen Beobachtungsmöglichkeiten entfaltet.
Resonanzen zu anderen Strukturebenen, die über einen unterschiedlichen Zeitfluß und andere Wahrnehmungsmuster verfügen, sind für uns nur sehr schwer herzustellen und haben dementsprechend einen flüchtigen Charakter. Diese Instabilität der Wahrnehmung ist typisch für viele PSI-Phänomene wie Telepathie und Hellsehen, aber auch für andere Grenzphänomene wie Transkommunikation oder UFO-Sichtungen. Es scheint, daß die Wahrnehmung anderer Realitäten erst durch Resonanzeffekte aus dem „Rauschen“ unserer Außen- und Innenwelt herausgehoben werden muß. Die Aufrechterhaltung solcher Resonanzbedingungen über längere Zeit erfordert den „Kurzschluß“ aller normalerweise funktionierenden Sperrfilter und gelingt daher nur wenigen von uns. Ob ein derartiger Zustand überhaupt wünschenswert sein kann, ist eine andere Frage. Langdauernde Resonanz-Kopplungen verfremden unsere Wahrnehmung und entfernen uns in gefährlicher Weise von der gemeinsam erlebten Realitätsebene.
Die umgekehrte Erfahrung, daß man sich nämlich durch zuviel Skeptizismus alle alternativen Wahrnehmungs- und Kontaktmöglichkeiten verbaut, ist sicher die häufigere. Auch Angst vor anderen und neuartigen Erfahrungen kann dazu führen, daß die psychischen Sperrfilter maximal eingesetzt werden und nichts durchlassen, was die oft mühsam erworbene Daseinsstabilität gefährden könnte. Wenn solche Menschen dennoch durch Zufall oder das Drängen „wohlmeinender“ Freunde mit paranormalen Erscheinungen konfrontiert werden, kann es zu akuten Destabilisierungen und Krisen kommen.
Der nächste Gedankenschritt ist natürlich die Frage nach den möglichen Existenz- und Wahrnehmungsformen jenseits des irdischen Lebens. Aufgrund verschiedener Beobachtungen kann man zunächst annehmen, daß unsere vom Physischen losgelöste Identitätsstruktur weiterbesteht und zu vielfältigen Ankopplungen an andere Resonanzstrukturen befähigt ist. Die während der physischen Existenz vorhandene Erinnerungssperre bezüglich früherer Existenzen ist im nichtphysischen Zustand aufgehoben. Die simultane Wahrnehmung multipler Existenzphasen sollte zu einer signifikanten Veränderung der früheren irdischen Persönlichkeit führen. Hinzu kommt die Erfahrung völlig neuer Informations- und Aktionsmöglichkeiten, über die wir von unserer Seite nicht ausreichend urteilen können. Als letztes ist auch das veränderte Zeiterlebnis zu berücksichtigen, das theoretisch alle möglichen Formen, von der Zeitlosigkeit über variable Zeitabläufe bis zur diskontinuierlichen „Ein/Aus“-Erlebnisweise umfassen kann. Insgesamt sollten wir also von der Möglichkeit ausgehen, daß unser Geist nach dem physischen Tod unserer irdischen Persönlichkeit nur ähnlich, aber keinesfalls mit ihr identisch ist. Was sonst noch bleibt, sind die Spuren, Zeugnisse und Erinnerungen, die wir auf Erden hinterlassen haben, und die Speicherung unserer Lebenschronik in bisher unerforschten Resonanzfeldern.
Das gesamte existierende Informationsfeld mit allen bewußt strukturierten und allen anderweitigen Informationen bildet durch die Verbundenheit seiner Elemente eine Superstruktur, die ihre eigene Trägheit und Konstanz aufweist. Es wäre nur natürlich, daß eine so komplexe, allumfassende Struktur ein eigenes Ichbewußtsein entwickelt.
Man könnte es das Bewußtsein Gottes nennen.
Dr. Vladimir Delavre
erschienen in: Transkommunikation, Zeitschrift für Psychobiophysik und interdimensionale Kommunikationssysteme.
Gruss
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