Ein Jahr unterrichtet, dann soll man es nicht mehr

Hallo,

ist das an beruflichen Schulen mit 3-jährigen Ausbildungsberufen normal?
Zwei Kollegen teilen sich die speziellen Fächer. Der eine Kollege unterrichtet z. B. neu das 2. Ausbildungsjahr, der andere Kollege neu das 3. Ausbildungsjahr. Beide arbeiten sich in diesem Schuljahr umfangreich und intensiv in diese neue Materie ein (es gibt oftmals kein passgenaues Lehrbuch für den Stoff).
Im neuen Schuljahr würden natürlich beide gerne wieder das jeweils vorher unterrichtete Ausbildungsjahr übernehmen, also z. B. der jetzige Lehrer des 3. Jahres würde dann die Klasse aus dem 2. Jahr übernehmen.
Die Abteilungsleitung will nun jedoch beide Kollegen gerade vertauschen., ohne sachliche Zwänge - womit die erarbeiteten Inhalte und der Stoff praktisch wertlos werden. Eine Spezialisierung ist so also nicht möglich, da man nach nur einem Durchgang natürlich nicht wirklich „gut drin ist“.

Man wolle, dass die klassen frortgeführt werden. Dabei handelt es sich ja nicht um Grundschüler mit emotionaler Bindung an ihren Lehrer, sondern um Leute von 18-25.

Ist diese Art von Arbeits"ökonomie" normal?

OT
Hallo,

entschuldige, dass ich antworte, ohne deine eigentliche Frage beantworten zu können, aber ich will dich nur drauf aufmerksam machen, dass du die emotionale Bindung von über 18jährigen an ihre Lehrkraft nicht unterschätzen solltest.

Gerade ab dem Alter sind die Lehrkräfte ein wichtiger Teil im Leben der Schüler, denn sie bestimmen mit die Zukunft.
Und je besser man sich kennt, desto mehr Vertrauen wird aufgebaut und je stärker das Vertrauen ist, desto besser das Lernverhältnis.

Viel Erfolg weiterhin und LG, Bomba

Hallo, wenn ich das Recht verstehen, dann hat man am Ende eine Lehrkraft die erst die 2. dann die 3. Klasse unterrichtete und eine Lehrkraft die erst die 3, dann die 2 (und dann vermutlich wieder die 3, wg. Kontinuität) übernahm.
Aus organisatorischer Sicht erscheint mir das durchaus sinnvoll, denn dann hat man am Ende 2 Lehrer, die sowohl die 2, wie die 3. Klassen übernehmen können, dh sich zB. auch mal bei Krankheit ersetzen können oder man kann im nächsten Schwung mehr Schüler/Azubis annehmen, da Parallelkurse möglich sind.

Was spricht dagegen das Material (Arbeitsblätter etc.) gegenseitig zu tauschen, auch so ist die Arbeit daran dann nicht unnütz gewesen.
Oder die beiden Lehrkräfte werfen ihre Unterlagen zusammen und entwickeln daraus ein Lehrbuch (angeblich gibts doch noch keines) für die Fächer, dass man dann zB. bei BOD verkaufen kann, damit es auch den Azubis anderswo zugute kommt.
Da frag ich mich nur noch, was ist mit der 1. Klasse und den dazugehörigen Fachlehrern? Sollen die nicht in diesen Kontinuitätswechsel eingebunden werden?
Gruß Susanne

Hallo Michael,

rein theoretisch ist das, was du beshcrieben hast völlig normal. Gründe z.B. sind, dass jede Klasse anders ist und der Lehrer die Klasse dann schon kennt. Um welches Fach, in welchem Ausbildungsberuf handelt es sich denn?

Grüße

Kathi

Hallo,

es klingt nicht gut, aber „C´est la vie“.
Seit 2003 bin ich im Dienst und habe nun das erse Mal keine zwei neuen Fächer bekommen. Und ich bin längst nicht die Einzige.
Neue KollegInnen bekommen nicht selten 8(!) verschiedenen Fächer, in die sie sich einarbeiten dürfen. (So sehen die dann auch nach ein paar Monaten aus). Und im nächsten Jahr kommen wieder Fächer, mit einer ganz anderen Ausrichtung.

Gruß numbat3

Hallo,
ja, das ist normal und m. E. auch sinnvoll.

Nicht das man jedes Jahr was neues macht, sondern dass man eine Klasse über die drei Jahre begleitet, auch wenn die schon älter sind.
Aus verschiedenen Gründen, mir fallen auf Anhieb vier ein.

Erstens, weil der Einfluss der üblichen Gruppendynamik auf das Lernen bestehen bleibt. Außerdem lernt man auch bei älteren Schülern diese besser einzuschätzen, kann sie besser fördern und auch beraten. Die haben in dem Alter und in der Situation ja nicht unbedingt weniger Probleme, bei denen auch Lehrer helfen können, jedenfalls wenn man wesentliche Stundenanteile dort gibt.

Zweitens gewinnt man einen besseren Einblick in die inhaltlichen Zusammenhänge der „Fächer“ (so es die noch gibt, sonst Äquivalente).

Drittens erzeugt jeder Lehrerwechsel „Reibungsverluste“ nicht nur auf der sozialen Ebenen, sondern auch fachlich, weil der Neue eben nicht genau weiss, was wie intensiv gemacht wurde, vielleicht etwas voraussetzt was so gar nicht stattfand, oder umgekehrt.

Viertens ist man dann nach ein paar Jahren überall einsetzbar und die Zusammenarbeit fällt leichter, weil man ja aus eigener Erfahrung ungefähr weiss, was und wie es beim Anderen läuft.

Sonst kommt auch leicht das übliche „Platzhirschdenken“ auf, was Zusammenarbeit nicht fördert. Mit dem Argument man sei nun grade gut eingearbeitet, werden ungeliebte Fächer oder Stufen dann immer abgewehrt oder den jeweils neuesten zugewiesen, die sich dann erst sauer hochdienen müssen und am Ende genau die gleiche Haltung einnehmen.

Bei uns ist es üblich in mindestens zwei Berufen eingesetzt zu werden. Dort immer eine Klasse mit einem Hauptfach und einem Nebenfach als Klassenlehrer durch die drei Jahre zu betreuen. Wenn man eine Klasse durch die Prüfung gebracht hat übernimmt man wieder eine Grundstufe. Die restlichen Fächer werden meist nicht drei Jahre lang gegeben, da wird man dann aber auch (als nicht Klassenlehrer) möglichst fortlaufend in einer Klasse eingesetzt, so dass ein relativ gleiches Team eine Klasse bis zum Schluss betreut.
Dass einer sagt er mache nur AWL in der Grundstufe und ein Anderer dann nur BWL in der Fachstufe II käme mir reichlich seltsam vor.
Ich kenne es aber aus anderen Berufsfeldern (in denen ich nicht eingesetzt bin) wo z. B. Buchführung von einigen mit Zähnen und Klauen verteidigt wird. Da weiss aber auch jeder, was er von diesen Kollegen zu halten hat.

Gruß
Werner