Der Traum hat schon etwas mythisches oder könnte eine Filmszene sein.
Oft verarbeitet das Unterbewußtsein Elemente aus dem Tagesgeschehen im Traum. Auch Filmszenen oder Gelesenes aus Büchern kommen dann im Traum vor. Manchmal sind es Bilder, die man selbst so flüchtig wahrgenommen hat, dass man sich bewußt gar nicht mehr daran erinnert.
Andererseits hat man im Traum offensichtlich eher den Zugang zu tieferen Schichten. C.G. Jung nennt das Archetypen und kollektives Unbewußtes. Da tauchen dann Wesen aus Mythen und Fabeln auf obwohl sich der Träumer mit so was nie befaßt hat.
Meist geht es in Träumen um unsere persönlichen Lebensumstände. Als junger Mensch ist der Lebensbereich erst auf die Familie und z.B. Kindergarten beschränkt. Wenn man dann älter wird, wird auch der persönliche Radius weiter. Eine Stadt kann für den weiteren Lebensbereich stehen (im Gegensatz zum eigenen Zimmer). Wenn sie unbekannt ist, dann darum, weil der Träumer sich dort bislang nicht aufgehalten hat bzw. weil sich das Umfeld gerade erst zu erweitern beginnt, z.B. durch weiterführende Schule, Ausbildung, eigene Wohnung, immer mehr Selbständigkeit etc.
Dieser Stein den Deine Freundin findet, die Szene wo sie auf dem Hügel steht und herab blickt, liest sich für mich wie etwas voller Kraft und Ruhe. Wenn man von oben herabblickt bedeutet das, den Überblick zu haben, aus der Distanz etwas betrachten ohne selbst verwickelt zu sein. Es ist im Leben immer mal wieder nötig, Abstand zu nehmen und das Leben von einer übergeordneten Perspektive zu betrachten. Mit den Erkenntnissen die man so gewonnen hat, steigt man im übertragenen Sinne vom Berg herab und stürzt sich wieder ins Getümmel des Lebens.
Wenn etwas in Trümmern liegt, oder wenn etwas stirbt oder schon tot ist, kann das auch ein gutes Zeichen sein. Manchmal muß das Alte erst verschwinden, überwunden werden, bevor etwas Neues entstehen kann. Die Trümmer sind Überreste von etwas Altem das mit Deiner Freundin nichts zu tun hat. Die Stadt kann neu aufgebaut werden, schöner und prächtiger als sie vorher war, bzw. Deine Freundin kann sich diesen Lebensbereich so einrichten, wie sie es möchte.
Der Junge auf dem Hügel steht Deiner Freundin hilfreich bei. Es gibt ein weiteres Modell der Psyche, das sind Anima und Animus. Anima ist die weibliche Kraft, deren Eigenschaften sind Kreativität und Schöpfungsgeist, Intuition und Herzblut. Animus steht für das Männliche, die zielgerichtete Kraft, messerscharfen Verständ und Durchsetzungsvermögen. Die menschliche Psyche hat beide Anteile. Im Idealfall ergänzen sich die beiden und der Mensch kann ein erfülltes Leben führen, Anima als schöpferische Quelle und Animus als Verwirklichung im Leben.
Wollte man diese Traumszene so deuten, dann hat Deine Freundin es mit einem hilfreichen und positiven Animus zu tun. Er beobachtet die Szenerie, bewahrt den Überblick und hilft Deiner Freundin so, es auch zu tun. Er rettet sie vor der zerstörerischen Kraft der Zombies. So sollte ein Animus sein, eine hilfreiche, beschützende Kraft.
Die Zombies würden in diesem Zusammenhang als schädliche Einflüsse welcher Art auch immer gedeutet werden. Keine Kräfte, die beim Aufbau helfen, im Gegenteil, sie zerstören weiter alles Lebendige.
Wie schon geschrieben, manche Dinge müssen sterben damit Neues entstehen kann. Zombies sind Untote. Sie sollten eigentlich tot sein, können aber nicht. Darum zerstören sie alles Lebendige. Sie müssen „erlöst“ werden, bevor sie endlich sterben können und ihren zerstörerischen Einfluss verlieren.
Wer oder was diese Zombies sind, kann nur Deine Freundin herausfinden. Es kann eine konkrete Menschengruppe sein oder einfach nur für Einflüsse oder Kräfte stehen, die irgendwie auf das Leben Deiner Freundin wirken.
Als Kind darf man spielen. Als Erwachsener wird erwartet, dass man seine Pflicht tut. Die Leute reden und stellen Erwartungen an, es gibt Leistungsdruck und Sachzwänge. Trotzdem sollte man sich etwas von Spiel und Phantasie bewahren, sonst wird man schnell ein ausgetrockneter und unzufriedener Mensch. Oder sein eigenes Ding machen auch wenn die Leute sagen, man soll tun was von einem erwartet wird.
Was uns in unserer Umwelt begegnet, tragen wir auch oft als Züge in uns.
Es gibt eine Möglichkeit, Traumelemente zu deuten indem man sich in das jeweilige Element hinein versetzt und die eigene Traumpersönlichkeit aus dieser Perspektive betrachtet. Jedes Element gilt als Anteil der eigenen Psyche.
Versetzt sich Deine Freundin in die Perspektive der Zombies, wie würden die Zombies sie sehen, was würden sie fühlen? Würden sie z.B. Deine Freundin als jung und lebendig sehen und vllt. Wut und Neid darüber spüren weil sie selbst auch mal so waren? Deine Freundin könnte sich dann fragen, wo im eigenen Leben sie selbst oder andere Menschen so mit ihr umgehen.
Oder wenn sie sich in den Jungen hineinversetzt, wie würde sie sich dann sehen? Vllt. als neugierig und ahnungslos, aber durchaus freundlich?
Wenn man so deutet machen Träume uns auf Anteile der eigenen Persönlichkeit oder Verhaltensmuster aufmerksam.
Eine weitere Möglichkeit Träume zu deuten ist, sich die Gefühle und Handlungsweisen im Traum klar zu machen und sich zu fragen, wo im Wachleben man so fühlt und sich so verhält.
Als Deine Freundin auf den Hügel steigt und zu dem Jungen geht, ist sie aktiv. Sie folgt dem Beispiel des Jungen und schaut. Alles weitere ist passiv, sie flüchtet vor den Zombies und läßt sich retten. In welchen Lebensbereichen Deiner Freundin ist es ähnlich?
Das Traumbewußtsein ist ganz verschieden vom Wachbewußtsein und verwendet eine andere Sprache. Manchmal mythisch, märchenhaft. Das hier sind Beispiele und Anregungen, wie man Träume deuten kann. Alles Gute dabei!
P.S.: Es gibt ein schönes Buch, „Die Wolfsfrau“ von Clarissa Pinkola Estes. Darin Märchen und Strukturen der Psyche beschrieben. Es hat viel mit typischen Lebensabschnitten zu tun. Ich finde es hilfreich, um Träume zu verstehen.