Ein psychologisches Phänomen: Vermisstes wiederfinden, wenn man die Suche schon aufgegeben hat?

Guten Tag!

Heute früh machte ich eine Erfahrung, die ich bemerkenswert finde.

Mir fiel auf, dass mein Geldbeutel verschwunden war, woraufhin ich sofort überlegte, an welchen Orten ich ihn verloren haben könnte. Also durchsuchte ich zuerst sehr gründlich die Wohnung, ohne jedoch fündig zu werden. Danach erkundete ich mich in dem Lebensmittelgeschäft, das ich morgens besucht hatte - immer noch blieb der Geldbeutel verschwunden.

 „Naja, er wird schon wieder auftauchen", dachte ich mir. Als ich schließlich in Gedanken verloren den Gehweg entlangging, blickte ich seitlich auf eine Wiese, und völlig unerwartet fiel mir der kleine schwarze Geldbeutel ins Auge. Eigentlich dachte ich gar nicht mehr daran, über diese Wiese gegangen zu sein.

Solche Erfahrungen sind mir nicht unbekannt: Schon einige Male suchte ich etwas und fand es nicht. Doch nachdem ich die Suche schon aufgegeben hatte und ich mich etwas ausruhen wollte, tauchte der vermisste Gegenstand durch einen spontanen Blick wieder auf.

Wie lässt sich dieses Phänomen erklären?

Meine Erklärung ist:

Solange ich suchte, dachte ich analytisch (Wo war ich zuletzt? Wie habe ich den Geldbeutel wahrscheinlich verloren?). Sobald die Suche aufgegeben war, dachte ich intuitiv.

Hallo Fischreiher,

es handelt sich, meiner Meinung nach, um selektive Wahrnehmung (die anderen Male, wenn du etwas verloren und gesucht und gefunden hast, dauerte der Prozess nicht so lange und war dementsprechend weniger erinnerungswürdig), weil man erst eben die „analytischen“ Wege anwendet und danach die etwas ungewöhnlicheren.

Aber Pratchett beschreibt die Möglichkeiten des Suchens viel besser als ich (Anathema hat ein Buch verloren und sucht es):

„Anathema tried every method of search she could think of. There was the methodical quartering of the ground. There was the slapdash poking at the bracken by the roadside. There was the nonchalant sidling up to it and looking out of the side of her eye. She even tried the one which every romantic nerve in her body insisted should work, which consisted of theatrically giving up, sitting down, and letting her glance fall naturally on a patch of earth which, if she had been in any decent narrative, should have contained the book.“

Siboniwe

* Anathema versuchte jede Technik des Suchens, die ihr einfiel. Zuerst das systematische Aufteilen des Bodens in Quadrate. Dann das blinde Herumstochern im Farn an Fahrbahnrand. Dann das lässige Heranschlendern und aus den Augenwinkeln schielen. Sie versuchte sogar die eine Tehcnik, die laut jeder romantischen Faser ihres Körpers funktionieren musste, die darin bestand, theatralisch aufzugeben, sich hinzusetzen und den Blick ganz natürlich auf eine Stück Boden fallen zu lassen, wo, wäre sie Teil einer annähernd anständigen Erzählung gewesen, das Buch hätte sein müssen. *

Hallo,

nach meinen Erfahrungen führt die Überlegung: „wo war ich, wo könnte ich etwas verloren oder abgelegt haben“ öfter und schneller zum Erfolg, als „intuitive Suche“.

Ich verliere wenig, hatte aber einen Mann, der ständig irgendwas verlegte, Schlüssel besnders gern.
Oft habe ich es dann gefunden, indem ich überlegte „was macht er wahrscheinlich normalerweise“.

Ich finde Verlegtes auf diesem Weg immer am besten.
Bewusst Verstecktes ist richtig schwer zu finden, wenn man das Versteck vergessen hat. Da braucht man Ausdauer und die Überlegung: wo würde ich etwas verstecken.

Gruß, Paran

Hallo,

ich kenne das auch- und mache es mittlerweile bewusst anders!

Wir registrieren ja Unmengen an Informationen- das Meiste wird unbewusst ins Hirn gepackt- somit weiß unser Unterbewusstsein durchaus, wo zB ein Schlüssel ist.

Warum es einem konkret nicht einfällt, obwohl man es ja „weiß“- weiß ich nicht, aber ich vermute, dass man sich selber mit zig Gedanken dann überflutet und der Weg zum wirklichen Wissen damit verstellt.
Fakt ist doch auch- wenn man nur lange genug sucht, dann sucht man sogar in Ecken, die total blödsinnig sind…nach dem Motto „ja vielleicht ist es ja doch so komisch gelaufen“.

Evtl ist es eine ganz einfache Stresssituation, in der der Mensch seinen Tunnelblick bekommt und sich selber damit gedanklich einschränkt!?

Nun- meine Methode ist inzwischen-- bei Gesuchtem mir selber zu sagen „Unterbewusstsein…du weißt, wo der Schlüssel ist-- schick mir das Wissen mal nach oben“…und lenke mich dann ganz bewusst ab- nicht mehr dran denken.
Nach 10 min spätestens hab ich meinen Schlüssel…dann ist es mir eingefallen.
Mehr muss man nicht machen- außer loslassen…und frei sein für das innere Wissen!

lg kitty

Hallo,
und dann gibt es dazu noch ein wunderschönes Gedicht von Joachim Ringelnatz:

Fand meinen einen Handschuh wieder

Als ich den einen verlor,
Da warf ich den andern ins Feuer
Und kam mir wie ein Verarmter vor.
Schweinslederne sind so teuer.

Als ich den ersten wiederfand:

Shake hands, du ledernes Luder!
Dein eingeäscherter Bruder
Und du und ich –: Im Dreiverband
Da waren wir reich und mächtig.

Jetzt sind wir niederträchtig.

Paralelluniversum
Moin,

es ist viel komplizierter als Du ahnst!

Wenn Du etwas suchst, fokusierst Du Energie auf den Gegenstand, der dann in ein energetisch höheres Paralelluniversum verschoben wirst, je mehr Du Dich konzentrierst, desto höher wird er gehoben.

Lässt Du es mit der Suche sein, verliert der Gegenstand seine Energie wieder und fällt irgendwann wieder in unser Universum zurück, wo Du ihn findest, wo Du schon zig mal vorher geguckt hast.

So geschehen vor einigen Tagen.
Eine Bachelorandin sucht eine Flasche mit einem bestimmten Lösemittel.
‚Die ist im Lösemittelschrank 1‘
Sie sucht, findet sie nicht.
Ich komme dazu, suche auch, finde sie aber auch nicht.

hm, dann doch vertan, runter ins Lösemittellager. Da ist sie auch nicht.
Andere Schränke durchsucht - Fehlanzeige.

Mittagpause:
Dann noch mal zum ersten Lösemittelschrank.
Wir machen die Tür auf und die Flasche springt uns beide fast an.

Den Schlüssel zum Schrank hab nur ich und mein Chef, aber der war an dem Tag nicht im Haus.

So, wie willst Du das anders erklären :wink:

Gandalf

Servus
Ich habe einen Wappenring von meinen Urahnen. Eines Tages war er verschwunden, ich hatte ihn ganz offensichtlich verloren. Ich habe diesen Verlust sehr bedauert, der Ring bedeutete mir sehr viel.
Nach Jahren (!) sprach mich meine Nachbarin an - ihr Gärtner habe einen Ring in ihrem Garten gefunden. Ich sollte ihn beschreiben - es war meiner und ich bekam ihn wieder.
Unsere Gärten sind durch Zäune und Vegetation voneinander getrennt - ich habe nie verstanden, wie mein Ring dorthin kam. Selbst wenn er mir vom Finger gefallen wäre - wie konnte er in das Grundstück nebenan gelangen?
Gruß,
Branden

Hi Branden,
.

Unsere Gärten sind durch Zäune und Vegetation voneinander
getrennt - ich habe nie verstanden, wie mein Ring dorthin kam.
Selbst wenn er mir vom Finger gefallen wäre - wie konnte er in
das Grundstück nebenan gelangen?

das ist simpel:
http://www.welt.de/wissenschaft/umwelt/article115289…

Beste Grüße

=^…^=

1 Like

Hi Katz
Danke - darauf bin ich nicht gekommen!
Gruß,
Branden

Hallo,

interessantes Phänomen, das kennt wohl jeder :smile:

Ich glaube, durch das angestrengte Suchen entsteht im Gehirn quasi ein blinder Fleck für das gesuchte Teil.
Es liegt da, du schaust drauf, siehst es aber nicht, weil dein Gehirn so mit dem inneren Bild des Gegenstandes blockiert ist, dass es den wirklichen nicht sieht.

Wenn du später nicht mehr suchst, siehst du plötzlich das Gesuchte dort liegen - wo es schon die ganze Zeit lag. Das wirkt tatsächlich manchmal so verblüffend, dass man an ein Paralleluniversuch glauben möchte - aber es wird wohl doch eher eine Wahrnehmungsbesonderheit sein.
Sagt Bixie