Einbahnfrei, einbandfrei

Hallo,

in letzter Zeit läuft mir immer wieder das Wort „einwandfrei“ in den o.a. Abarten über den Weg.
Mit Verlaub, sind denn nun plötzlich so viele Leute verblödet, oder kenne ich die neuen Wörter nur nicht?

Klar, wer das Sprach- u. Schriftniveau eines Zweitklässlers hat, bei dem mag es ja noch entschuldbar sein, aber in recht vernünftig geschriebenen Texten finde ich es schockierend.

„Google“ ergab:

16.000 Einträge für „einbandfrei“
7.860 Einträge für „einbahnfrei“

Hallo?! Kann es sein, dass es so viele verplante Leute gibt, die gar nicht erst auf den Gedanken kommen, sich zu überlegen, welchen Blödsinn sie eigentlich schreiben?
Oder bin ich überempfindlich…?

Verwirrte Grüße
formica

Hallo formica,

einige Leute sind wohl schon verblödet - aber zum Glück nicht so viele, wie es das Gugel-Suchergebnis (Ergebnisse 1 - 10 von ungefähr 24.500 für einbahnfrei OR einbandfrei, http://www.google.de/search?as_q=&hl=de&num=10&btnG=… ) zunächst vermuten lässt.
Denn dort gibt es eine Menge von Beiträgen, die sich mit der einbahnfrei falschen Benutzung des Worts „einwandfrei“ in falschem sprachlichen Einband beschäftigen. Und irgendwann werden deine Frage und die Kommentare dazu die Trefferzahl noch erhöhen :wink:

Grüße vom Jadebusen, wo Ebbe und Flut einbahnfrei funxionieren

Pit

Hallo?! Kann es sein, dass es so viele verplante Leute gibt,
die gar nicht erst auf den Gedanken kommen, sich zu überlegen,
welchen Blödsinn sie eigentlich schreiben?
Oder bin ich überempfindlich…?

Servus formica,

wenn Du überempfindlich sein solltest, dann wohl eher gegen andere. Oder glaubst Du, daß der Begriff ‚verplant‘ in diesem Kontext etwas anderes ist, als ‚Teenie-Sprech‘?

Verworren :wink:

Kai

Hallo!

Deine gefundenen Varianten kannte ich noch gar nicht. Mir rutscht (aufgrund meiner dialektal gefärbten Sprache im Mündlichen) öfter „einmanfrei“ heraus. Bei google gibt es dazu ja gerade einmal 1.590 Einträge (wenn man die Schreibung „einman/n frei“ dazunimmt).

Ich kann damit umgehen, benutze es ja auch nur bewusst situations- und adressatenadäquat und kann mich über Versprecher anderer Mundartsprecher freuen. Im Schriftlichen sehe ich das etwas enger, wobei ich das Medium Internet (und dabei besonders Forum und Chat) nicht als Quelle bester Rechtschreibung und Grammatik erwarte. Deshalb denke ich, sollte man damit Leben können. Ich jedenfalls kann es :smile:

Grüße!

Hallo Sonne,

Deshalb denke ich, sollte man damit Leben können.

Ich habe - auch hier - zwar gelernt, daß Sprache lebt und sich ständig entwickelt, aber daß ich für ein verständliches Wort wie „einwandfrei“ nun völlig sinnfreie Ersatzbegriffe hinnehmen soll, das geht doch zu weit.

Auch im Dialekt sollte man immer noch Sinnvolles produzieren, wenn man den Mund aufmacht, sonst könnte man das Sprechen ganz einstellen.

Grüße,
MrsSippi

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Hallo,

wenn Du überempfindlich sein solltest, dann wohl eher gegen
andere. Oder glaubst Du, daß der Begriff ‚verplant‘ in diesem
Kontext etwas anderes ist, als ‚Teenie-Sprech‘?

Du hast natürlich irgendwie schon recht, ein Paar Anführungszeichen hätten meinem „verplant“ gut gestanden.
Dennoch finde ich, dass ein ganz erheblicher Unterschied besteht, ob man nun ein Wort verwendet, welches im Sprachgebrauch vorhanden ist, aber als unfeine Formulierung angesehen werden kann, oder ob ein bodenständiges, selbsterklärendes Wort mittels falscher Rechtschreibung seines erkennbaren Sinnes beraubt wird. Zumal es mir nach wie vor unverständlich ist, woher diese seltsame Entwicklung stammt…

Verworren :wink:

Nehmt meinen nächtlichen Stoßseufzer nicht allzu ernst.
Entworren, hoffe ich ;~)

formica

Moin, Sonne,

Deine gefundenen Varianten kannte ich noch gar nicht. Mir
rutscht (aufgrund meiner dialektal gefärbten Sprache im
Mündlichen) öfter „einmanfrei“ heraus.

mit Verlaub, das ist kein Dialekt, sondern Zahnspangendeutsch. Na ja, wenn ich aus dem Biergarten komme, könnte es auch so klingen, das würde ich aber am nächsten Tag niemandem erzählen. Und schon gar nicht schriftlich bekunden.

Gruß Ralf

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Hallo!

aber daß ich für ein verständliches Wort
wie „einwandfrei“ nun völlig sinnfreie Ersatzbegriffe
hinnehmen soll, das geht doch zu weit.

Meine Variante kommt ja (bei mir) auch nur im mündlichen Sprachgebrauch vor. In der Sprachentwicklung gibt es ein Phänomen, das Assimilation heißt. Im Laufe von hunderten von Jahren sind dabei bestimmte Lautkombinationen, die für uns Menschen (oder für einige von uns Menschen) schwer zu artikulieren sind, quasi „abgeschafft“ wurden. Ein Beispiel wäre die Kombination -mb, die aufgrund des Artikulationsortes schwer herauszukriegen ist. Dieses -mb wurde häufig zu -m, z.B. in kumber > Kummer. Ich bin sehr froh darum, denn mir fallen solche Labial-Plosiv-Wechsel recht schwer :wink:. Es hieß früher auch mal „einber“, bevor es „Eimer“ hieß (und womit der Wortursprung einfach nicht mehr erkennbar ist, im Gegensazu zu vorher), und aus „tinkte“ die „Tinte“.
Damit will ich jetzt nicht sagen, dass aus „einwandfrei“ gerade „einmanfrei“ oder was auch immer wird. Aber es ist ein natürliches Behelfsmittel des Menschen, seine Sprache einfach zu gestalten. Gehe das Wort „einwandfrei“ mal langsam durch, du wirst feststellen, dass nicht nur der Wechsel von n zu w recht schwierig und aufwendig ist, sondern auch noch der von n zu d und der von d zu f (letzteres ist in meinen Augen besonders aufwendig).
Natürlich kann ich es artikulieren, aber es erfordert sehr viel Aufwand und Konzentration und deshalb meide ich es im Mündlichen, wenn es angebracht ist. Meine Oma würde mich wohl gar nicht verstehen, wenn ich so ordentlich (auch hier fällt bei mir das t weg) sprechen würde :wink:

Und dem armen Laut /w/ ist schon sovieles passiert in unserer langen Sprachgeschichte, da kann es schon passieren, dass wir ihn mal loswerden wollen :wink:

Auch im Dialekt sollte man immer noch Sinnvolles produzieren,
wenn man den Mund aufmacht, sonst könnte man das Sprechen ganz
einstellen.

Du weißt aber schon, dass ein Dialekt viele lautliche Eigenheiten hat, die für den Nicht-Dialektsprecher einfach nicht erklärbar sind?! Guck dir mal die richtigen Schwaben an, die sprechen doch heute noch Mittelhochdeutsch, und bei uns klingt noch vieles nach Luther :wink:. Ich finde das schön. Denn Schreiben und Sprechen sind noch immer zwei paar Schuhe.

Grüße

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Hallo!

Ich habe nicht gesagt, dass es Dialekt ist, sondern eine Folge meiner allgemein „gefärbten“ Sprache ist, der es schwer fällt, bestimmte Laute aneinanderzureihen (und das sogar im nüchternen Zustand :wink: ). So sind stimmlose Konsonanten (wie das im Auslaut von -wand) bei mir* einfach nicht vorgesehen, genauso wenig wie ein klares /a/. Das sind Dinge, die musste ich lernen und die fallen mir bis heute nicht leicht. Deshalb vermeide ich sie natürlich, sobald ich mich in der dafür angemessenen Situation befinde. Eine Verbindung von /d/ und /f/ korrekt auszusprechen ist unmöglich, ohne zwischendurch abzubrechen. Das ist mir im Gespräch mit meiner Familie einfach mal zu aufwendig. Sie verstehen mich ja auch so. Zu meinem Prof würde ich auch nicht sagen: „Dein Kurs war einmanfrei, Alter.“ Da würde ich sagen „Ihre Vorlesung war vorzüglich, Herr Professor.“ :wink:

Wenn ich mich recht entsinne, kommt in meiner regionalen Umgangssprache das Wort „einwandfrei“ auch gar nicht vor.

* Thüringisch-obersächsisches Sprachgebiet, starke Übergangsregion, teilweise mit vogtländisch vermischt, inkl. eigenem Stadtdialekt („Gersch“) - ich kann nichts dafür! :wink:

frei zu Schreiben und wer ist die Referenz?
Hi,
nicht jeder ist blöd der neue Wörter generiert :smile: Können Verschreiber sein oder auch bewusste Kreationen :smile: Ich mache sowas auch gerne mal (beides). Z.B. schreibe ich auch Päärchen obwohl ich weiß, dass Wörterbücher meinen, dass wäre falsch. Aber da wir als Deutschsprecher die Sprache definieren und Wörterbücher IMHO nur ein ABBILD der Realität sind bin ich so frei der Logik zu Folgen und aus pAAr eben pÄÄrchen zu machen :smile:)

LG,
J~

Hi, sonne,

langer Rede kurzer Sinn: Maulfaul. So wie meine Nachbarin, die ihren Sohnemann „Mampfräd!!!“ ruft. Mir tut er leid, aber mich fragt ja keiner :smile:

Gruß Ralf

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Hallo J~!

Gut formuliert! Unsere (Schrift)Sprache ist eine Norm, die Menschen festgelegt haben. Also können auch Menschen sie verändern. Wir sollten Normabweichungen gegenüber einfach toleranter werden :wink:

Ich würde dir ein Sternchen geben, wenn ich könnte, aber ich kann nicht. Also gibt es eines hier: *

Grüße!

Hallo!

langer Rede kurzer Sinn: Maulfaul.

Natürlich. Wohnt in (fast) jedem Menschen inne.
Ich kann auch auf Zehenspitzen laufen, aber wenn es nicht sein muss, dann tun es auch die platten Füße. Sieht nicht so hübsch aus, lässt die Hüfte nicht so schwingen, aber ist bequemer und erfordert weit weniger Konzentration. Das sog. „Standarddeutsche“ ist halt nicht die Ausgangssprache des jungen Deutschen. Und der Stöckelschuh nicht die ursprüngliche Fortbewegungsart. Wenn man beides kann, ist es doch gut. :wink:

Grüße!

Hallo, Ralf,

So wie meine Nachbarin, die
ihren Sohnemann „Mampfräd!!!“ ruft.

bei uns ist „Eimampfrei, Mampfred!“ ein geflügeltes Wort :wink:

Gruß
Kreszenz

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Servus, Kreszenz,

bei uns ist „Eimampfrei, Mampfred!“ ein geflügeltes Wort :wink:

dafür stehen Dir fümpf Schdernderl zu.

Gruß Ralf

Hallo,

Damit will ich jetzt nicht sagen, dass aus „einwandfrei“
gerade „einmanfrei“ oder was auch immer wird.

Du bringst mich zum Grübeln. Aus dieser Sicht betrachtet, muss ich zugeben, dass ich scheinbar wirklich überempfindlich reagierte.
Es ist wohl tatsächlich richtig, dass ich unsere Sprache als unveränderbare Größe angesehen habe. Eine Weiterentwicklung ist in dieser Hinsicht vermutlich eher unwahrscheinlich, aber zumindest ist die Veränderung des Wortes nicht ganz so unlogisch, wie ich das vermutet habe.

Du weißt aber schon, dass ein Dialekt viele lautliche
Eigenheiten hat, die für den Nicht-Dialektsprecher einfach
nicht erklärbar sind?! Guck dir mal die richtigen Schwaben an,
die sprechen doch heute noch Mittelhochdeutsch, und bei uns
klingt noch vieles nach Luther :wink:. Ich finde das schön. Denn
Schreiben und Sprechen sind noch immer zwei paar Schuhe.

Dem kann ich nur beipflichten.

Danke für die Ausführungen, dieses Posting finde ich wirklich hilfreich, da es mir vor Augen führt, was mir - geblendet von meinem Ärger über das vermeintlich unsinnig falsch geschriebene Wort - verborgen blieb.

Grüße
formica

Moin, J~

nicht jeder ist blöd der neue Wörter generiert :smile:

daraus lässt sich keineswegs folgern, dass es eine besondere Leistung ist, Wörter schlicht und einfach nicht zu kennen. Nur so kann doch aus dem Einwand eine Einbahn werden. Oder, was die Sache nicht besser macht, aus einem Hörfehler. Hörfehler als Grundlage für Rechtschreibregeln? Gott verhüte!1

oder auch bewusste Kreationen :smile:

Wo der Einwand zum Einman wird? Kreativ ist was anderes.

bin ich so frei der Logik zu Folgen

Na ja - Deiner Logik. Sprachspielereien setzen voraus, dass die Sprache erstmal beherrscht wird. Um das Päärchen genießen zu könen, muss der Leser erstmal wissen, wie der Ursprung geschreiben wird, sonst entgeht ihm der feine Witz.

Gruß Ralf

1Wer dahinterkommt, kann eine viertürige Waschnaschine gewinnen.

So ist es, Ralf,

und wenn dann einer ein Endgeld verlangt ist das totsicher der Charon.

Gruß
Eckard

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Bahne frei, Kartoffelbrei

fiel mir nur grad ein. Ruf auf der Rodelbahn aus Kindheitszeiten…

ohne f und bissl ot
Hab mir mal beim Tennisspielen (!) den Schneidezahn ausgeschlagen und erstn ne Woche später Termin beim Zahnarzt. Was denkt Ihr, wie schnell ich in der Lage war Deutsch zu sprechen, ohne den Buchstaben „F“ zu verwen… sorry: benutzen.

pp