Einbahnstraße oder Chance auf Seriosität?

Hallo,

Eine Partei taumelt nach rechts. Der Gründungsmythos ist mit dem neuen „Programm“ zerstört.

„Der Streit um die Führung der AfD ist ein fortwährender Richtungsstreit, der die Partei bisher immer weiter von ihren Gründungsmythen entfernt hat. Die bestanden darin, national-konservative und wirtschaftsliberale Gedanken unter dem Banner von Wahrheit und Vaterland gegen die europäische Integration und die „Altparteien“ zu richten. Neu war diese Verbindung von Nationalismus und Liberalismus für Deutschland nicht. Sie war schon einmal sehr eng, allerdings nur zu einer längst vergangenen Zeit, als es mit der Souveränität der deutschen Nation noch nicht weit her war, zu Beginn des 19. Jahrhunderts. Seit es den deutschen Nationalstaat gibt, mussten Liberalismus und Nationalismus immer wieder getrennte Wege gehen, weil Nationalismus und Freiheit sich im Grunde ausschließen. Das war in der deutschen Geschichte leider allzu oft der Fall.

So geht es auch jetzt wieder der AfD. In ihrem Wahlprogramm konnte sich nicht einmal in den Kapiteln über Wirtschaft und Soziales das marktradikale, staatskritische und liberale Gedankengut durchsetzen, das die Gründer der AfD so gerne pflegen. In der Steuerpolitik leuchtet es noch einmal kurz auf („Abgabenbremse im Grundgesetz“). Aber vor allem wegen der unerwarteten Konkurrenz mit der Linkspartei in Ostdeutschland herrscht dann doch eine sozialdemokratisierter Ton in der AfD vor, zu der die Beschränkung der Leiharbeit gehört, der Mindestlohn, die steuerfinanzierte Rentenversicherung, die konsequent paritätische Kranken- und Pflegeversicherung, das Familiensplitting. Das Wort „Freiheit“ taucht an prominenter Stelle nur in „Freiheit und Selbstbestimmung der europäischen Nationen“ auf, ganz so, als gehe es wie vor zweihundert Jahren darum, den deutschen Nationalstaat (wieder) in sein Recht einzusetzen.

Die AfD folgt damit, wenn auch im Zeitraffer, ihren Schwesterparteien in Westeuropa. Sie alle benutzten in ihren Gründungsphasen den Liberalismus, um gegen Etatismus, gegen „Enteignung“, gegen ein abgehobenes Establishment, gegen sozialstaatlichen Paternalismus als „neuer Form des Totalitarismus“ zu protestieren. Das bringt ihnen immer noch Sympathien unter „Liberalen“ ein. Sie alle landeten aber in der nationalistischen Verehrung von Staat und Volk und in der Verachtung für die „Auswüchse“ der liberalen Gesellschaft, womit vor allem deren grüne und rote Färbung gemeint ist. Woher kommt das? Wohin führt das?

Wohin es führt, lässt sich in Frankreich, in Großbritannien, in Osteuropa studieren – die Gesellschaften sind tief gespalten. Woher es kommt, dafür ist die AfD selbst geradezu ein Wegweiser, auf dem erst „Europa“, dann „Islam“, schließlich einfach nur noch „Einwanderung“ steht. Schon auf dem Stuttgarter Programmparteitag vor einem Jahr überwältigten die Themen „Islam“ und Migration alles andere und zwangen die Partei in ein autoritäres Korsett; der Kölner Parteitag vom Wochenende war insofern eine Bestätigung, als in fast jedem Kapitel des Wahlprogramms die Einwanderung als Übel oder Sündenbock auftaucht. Früher war das der Euro.

Auf den Punkt brachte diese Schlagseite Jörg Meuthen, einer der Gegenspieler Frauke Petrys, als er unter dem Jubel der Delegierten verkündete, die AfD wolle die freiheitliche Gesellschaft vor den „Deutschland-Abschaffern“ retten; und Alexander Gauland, ein anderer Gegenspieler Petrys und nunmehr Spitzenkandidat bei der Bundestagswahl, schwor die Partei darauf ein, den „Bevölkerungsaustausch“ zu verhindern, der Deutschland durch die herrschende Einwanderungspolitik ins Verderben stürze. Beide bauen damit Brücken in den klassischen Nationalismus. Der Versuch Petrys, den „bürgerlichen Korridor“ der Partei von diesen nationalistischen oder gar völkischen Phantasien freizuhalten, ist so zum Scheitern verurteilt. Die „geistig-moralische Wende“, die von der CDU unter Helmut Kohl zu Oppositionszeiten propagiert und nun von Petry in Köln wieder ausgegraben wurde, hat dagegen schon stattgefunden – aber ganz anders als gemeint, nämlich in der AfD selbst. Die CDU und Kohl wussten, warum sie es bei der reinen Ankündigung beließen. Es bringt nichts Gutes und schon gar nicht geistig-moralische Freiheit, wenn das Rad der Geschichte mit aller Gewalt zurückgedreht werden soll.“

Die Rechtsradikalen in der Partei sehen in den Ergebnissen des Parteitages eine Ermutigung und legen schon los: http://www.prignitzer.de/regionales/mecklenburg-vorpommern/afd-mann-outet-sich-als-biodeutscher-id16669851.html

Wie könnte aus dieser Selbstzerfleischungsorgie noch einmal eine seriöse Partei entstehen?

Gruß, Hans-Jürgen Schneider

Wir hätten hier also eine FAZ-Link mit satten fünf zitierten Absätzen (leider gibt es keine Vorlesefunktion). Damit ist der gesamte Artikel hier hineinkopiert worden bis auf diesen Absatz, den ich gerne wg. der Vollständigkeit noch nachliefere.

Der „bürgerliche Korridor“ wird dadurch aber nicht nur in der AfD immer
schmaler. Die Gegner der AfD, die sich, zumal jetzt im Wahlkampf, das
zerstörerische Freund-Feind-Schema der Partei aufzwingen lassen, können
es sich mit dem Etikett „Rechtspopulismus“ weiter sehr bequem machen.
Die Vokabel schützt sie davor, sich mit den Inhalten der AfD
auseinanderzusetzen, die jenseits der anti-europäischen und radikalen
„Vaterlandsliebe“ auf die Schwächen und Fehlgriffe der etablierten
Politik verweisen. Damit wird in Kauf genommen, dass sich viele Deutsche
im eigenen Land fremd fühlen. Allen Deutschen muss indes gleichzeitig
bewusst sein, dass sich jeder Einwanderer, gleich welcher Generation, in
einem AfD-Deutschland mindestens ebenso fremd fühlen muss.

Von Altenbockum, dessen Artikel ich übrigens meist gut finde, geht hier mit dem Liberalismusbegriff etwas schluddrig um. Dieser wird einmal verwendet, wo es um Wirtschaftsliberalismus geht (gerne auch als "Neo"liberalismus etikettiert). Es stimmt, dass von den Ursprüngen der 5%-AfD unter Lucke und seinem wirtschaftsliberalen Ideen nicht viel übrigblieb. Überlebt haben die Einstellung zu Euro und der Wirtschaftsunion alter Prägung (EWG). Die AfD spricht sich in ihrem Programm gegen innovationsbremsende Überregulierung aus, ist aber deutlich sozialer geworden. Das spricht natürlich auch die sozial schwach gestellten Milieus besser an als die Lucke-AfD. Man vergleiche die Wählerabwanderung bei der Linkspartei im Osten zugunsten der AfD.

Von Altenbockum hätte die Unterkategorie „links-grüner Liberalismus“ besser herausarbeiten sollen. Denn der ist alles andere als liberal, wenn es um den Markt geht. Da hält er von Freiheit nichts und von Regulierung sehr viel. Die Grünen und die Linkspartei würden doch nichts lieber tun als die Staatsquote anzuheben und sie in der Verwaltung in ganz viele Arbeitsplätze umzuwandeln. Gegen diesen Trend spricht sich die AfD deutlich aus.

Ansonsten ist das Hauptfeld der AfD natürlich die Zuwanderungs- und Asylpolitik. „Liberal“ heisst für viele Linke bzw. Grüne dann eben die Aufhebung aller Zuzugsbeschränkungen und „antiliberal“ ist deren Ausbau.

Es steht auch ausser Frage, dass Petry sich mit ihrem Versuch, die AfD weiter nach links (Richtung Mitte) zu holen, nicht durchsetzen konnte. Das Ergebnis war eine (vorübergehende?) Schwächung ihrer Position in der Partei. Es wäre vorstellbar, dass die in BaWü „geschasste“ Weidel nun auf der Bundesebene die grosse Konkurrenz für Petry um die Leitfigur des linkeren Flügels der AfD wird. Gauland hat strategisch gut entschieden als er verkündete, dass seine Kandidatur (als Leitfigur des rechten Flügels) nur im Doppelback mit Weidel zu bekommen sei. Damit hat er wieder Ruhe in den Flügelstreit gebracht.

Zu Deinem zweiten Link sei gesagt, dass der Direktkandidat seine Gründe gehabt haben wird. Ein Rechtsruck der AfD hingegen bliebt augenscheinlich aus. Die steht noch auf genau den gleichen Positionen wie vor dem Parteitag. Tatsächlich lief nur Petrys Versuch eines Linksrucks ins Leere.

Ich frage mich auch, wie die AfD überhaupt einen Rechtsruck hinkriegen sollte, wo sie doch in Deinem Weltbild schön ganz, ganz rechts am Ende angekommen ist und sich einmal die Woche selbst zerlegt hat.

Der Mythos vom Rechtsruck findet nur in den Medien statt, die immer mal wieder eine Eskalationsstufe oben draufsetzen, um noch Aufmerksamkeit zu erheischen.

So oft wie es in Syrien „eskalierte“, kann man gar nicht noch weiter „eskalieren“. Wenn der Tag in Syrien genauso schlecht war wie der Tag zuvor, „eskalierte“ er in den Medienberichten dennoch.

Und da greife ich doch gerne noch einmal auf von Altenbockum zurück

(…) können es sich mit dem Etikett „Rechtspopulismus“ weiter sehr bequem machen.
Die Vokabel schützt sie davor, sich mit den Inhalten der AfD auseinanderzusetzen

Das heisst aber auch, dass die pol. Gegner bislang keine Auseinandersetzung in der Sache geschafft haben oder überhaupt wollten.

Eine

sehe ich bei der AfD nicht. Aber in der Qualität der Sachauseinandersetzung und Kritik gegenüber der AfD neigen einige zur Selbstzerfleischungsorgie bzgl. ihrer eig. Argumentation. Mitunter bis hin zur blanken Hysterie.

Nun denn: In spätestens drei Tagen werde ich sicher erneut das Vergnügen haben, einen Beitrag von Dir über das unmittelbare Ableben der AfD zu lesen. Incl. des täglichen Rechtsrucks.

Dein Link ist qualitativ eher unten anzusiedeln. Nicht viel besser als Prantl. Die FAZ gilt in den Zeiten, in der eine konservative, verfassungspatriotische Kraft unter den Altparteien sichtlich fehlt, als Verteidigerin der Union, die in den entscheidenden politischen Themen glattweg versagt. Zwei Beispiel zeigen exemplarisch, warum es dem Autor so sehr an Verständnis für die Situation mangelt:

Ist das Thema Islam und Migration alles? Der Autor tut so, als würde die AfD unnötig alles auf dieses Thema beschränken und alle anderen Felder vernachlässigen. Dabei wissen wir doch, wie wichtig Energie-, Bildungs-, Sozialpolitik usw. ist.

Doch eines zeigt sich mittlerweile immer deutlicher: Einwanderungspolitik ist nicht alles. Aber ohne eine vernünftige Einwanderungspolitik sind alle anderen Themen nichts.

Wir haben eine ungesteuerte Zuwanderung, die unsere Bevölkerungsstrukturen strukturell verändert. Was bringen Konzepte zur Bildungspolitik, wenn die Stadtviertel vor die Hunde gehen und die Schülerschaft teilweise nur aus Migranten besteht? Da kann kein Lehrer was machen. Was könnte auch der beste Polizist oder Richter bewirken, wenn jeder straffällige Migrant hier bleiben darf und sich Familienclans auf den Straßen breitmachen, weil sie wissen, die Politik traut sich an Migranten eh nicht ran?

Nur mit einer Abkehr von der Einwanderungspolitik und einem Umschwung hin zu Remigration statt Integration hat man eine vernünftige Basis, um die anderen Politikfelder überhaupt „bewirtschaften“ zu können.

Der Autor verwechselt hier - ob bewusst oder unbewusst - wichtige Begriffe, die er der Beliebigkeit aussetzt. Nationalismus bedeutet immer Überhöhung der eigenen Nation unter Abwertung der anderen. Das kann man jedoch keine Aussage im Programm der AfD entnehmen. Im Gegenteil, man wünscht sich ein friedliches, paralleles Nebeneinander der verschiedenen Völker in ihren jeweiligen Nationen. Man schätzt die anderen Kulturen/Völker/Nationen so wie die eigene,

Und nicht über und nicht unter
Andern Völkern wolln wir sein
Von der See bis zu den Alpen
Von der Oder bis zum Rhein.

Und weil wir dies Land verbessern
Lieben und beschirmen wir’s
Und das liebste mag’s uns scheinen
So wie andern Völkern ihrs.
[aus Brechts Kinderhymne, 1949]

man hofft allerdings, dass die Identitäten der europäischen Nationen erhalten bleibt. Und wenn man sich die Zuwanderungszahlen der letzten Jahre und den nahezu kompletten Verzicht auf Rückführungen mal ansieht, dann braucht man Begriffe wie „Bevölkerungsaustausch“ nicht zu debattieren. Dann haben wir den Bevölkerungsaustausch.

Du verstehst falsch, was überhaupt passiert ist. Dieser rechte Flügel der AfD (oder wie immer man das nennen soll) wurde nicht bestätigt oder gestärkt. Man sich lediglich nicht dazu entschieden, diesen Flügel par ordre du Mufti aus der Partei zu werfen. Es dauert seine Zeit, bis die Leute merken, dass herumschrauben an unserer Geschichte nichts bringt, sondern dass wir unsere Zukunft gestalten müssen, was die anderen Parteien aber beharrlich verweigern. Denn wenn man einfach nur an dieser EU, diesem Euro, und dieser naiv bis ideologisch motivierten apologetischen Haltung zu Einwanderung und Islam festhält, dann will man die Zukunft nicht gestalten, dann will man an den Träumen der Vergangenheit festhalten. Die Schulzes, Merkels, Roths oder Macrons sind in diesem Sinne nichts anderes als Höckes light.

Im Übrigen, selbst wenn es so wäre, dass die AfD ihr bürgerlich-konservatives und wirtschaftsliberales Profil zugunsten irgendwelcher Geschichts-Heinis und Nationalisten abgäbe - was nicht der Fall ist -, dann könnten die anderen Parteien doch einspringen. Wo sind deren Konzepte zum Stopp der Einwanderung? Reden sie über eine Reform des Asylrechts oder über unsere Grenzen? Reden sie über Reformen in Brüssel? Welchen Plan für den Euro haben sie? Man kann sich doch nicht über die angebliche Konzeptlosigkeit der AfD beklagen, ohne selbst auch nur den Hauch eines Konzeptes zu haben.

Die Einwanderung zu stoppen wäre das Dümmste, was wir machen könnten.

Das will niemand außer NPD, AfD und andere rechtsradikale Organisationen.

Es gibt weder eine Euro-Krise, noch eine Migrationskrise. Das fällt langsam auch den dümmeren Deutschen auf, was die AfD zunehmend in Schwierigkeiten bringt.

Andere Parteien haben auch Meinungsverschiedenheiten mit ihren Vorsitzenden gehabt. Aber keine bürgerliche Partei hat sich seit Gründung der Bundesrepublik geweigert, sich nur mit einem Antrag ihres Vorsitzenden zu befassen.

Deine Partei leugnet einen von Menschen gemachten Klimawandel. [Mod: ad personam ed.]

Du lebst hier in einem Land, mit einer guten Infrastruktur, hoher sozialer Sicherheit, ein Sozialstaat, der weltweit keinen Vergleich zu scheuen braucht, mit wenig Arbeitslosigkeit und hoher Lebenserwartung. Und Dir fällt nichts Besseres ein, als Deutschland schlecht zu machen, seine Politiker als Verbrecher zu verunglimpfen. Und alle, die nicht dieser abstrusen Meinung sind, bezeichnen Deine Parteifreunde in den Parlamenten als ‚Wucherungen am Volkskörper‘. Wer Deutschland mag, redet anders über Deutschland.

Und deshalb wird über Euch bald keiner mehr reden.

Ach ja? Warum halten dann überwiegend nur diejenigen an der Einwanderung fest, die maßgeblich durch ihre Naivität dafür mitverantwortlich sind, dass sie stattgefunden hat?

So’n Mist aber auch, dass sich der Euro nicht halten wird. Siehe zum Beispiel die Target 2-Salden. Aber man ist nicht verpflichtet, hier im Forum etwas zu lernen.

Und keine Migrationskrise? Interessant, so etwas zu behaupten, wenn Migranten mit Autos gezielt auf Menschen zufahren (London) oder erschießen (Paris) und sich in keiner Weise andeutet, dass der Wahnsinn ein Ende nimmt.

Und warum willst du das alles auf Spiel setzen, indem du die ganze Welt dazu einlädst, sich ein Stück von diesem hart erarbeiteten Kuchen zu nehmen?

Frei nach Forrest Gump: Dumm ist, wer dummes tut. Und Verbrecher ist, wer etwas verbrecherisches tut. Und wer tatsächlich sehenden Auges in Kauf nimmt, dass unser Volk schaden nimmt, der hat entsprechende Zuschreibungen leider verdient.

Und mit welchen Mitteln willst du das erreichen?

Aus meiner Sicht:
I) Petry wollte die Partei nicht „Richtung Mitte“ holen, sondern an den äußersten rechten Rand des „bürgerlichen“ Spektrums. Der Gauland-Höcke-Poggenburg-Flügel ist (teilweise) außerhalb des bürgerlichen Spektrums.
M.E. wurde dies strategisch zurecht abgewehrt, weil viel dort viel zu wenig Platz ist zwischen CDU/CSU und rechtem Rand innerhalb des Bürgertums.

II) Weidel ist doch offensichtlich eine Kandidatin von Gaulands Gnaden, wobei ich nicht Gauland persönlich meine, sondern diesen „rechten Flügel“ der AfD. Je nachdem, wie dieser Flügel gerade agiert, wird eine Weidel im Land geschasst oder kurz darauf im Bund gewählt. Weidel hat a) den Vorzug, unglaublich „liberal“ zu erscheinen (Feigenblatt-Funktion) und b) zwar meinetwegen gut vernetzt, aber (noch) keine Integrationsfigur des linken Flügels zu sein - und evtl. auch gar nicht werden zu wollen. Sobald sie das wird, kommt die nächste Kandidatin von Gaulands Gnaden auf die Bühne
Gaulands Doppelpack-Strategie mit Weidel ist in der Tat sehr geschickt gewesen.

III) Diese Ruhe der Flügel ist definitiv nur eine vorübergehende. Es wird ja oft die Analogie zu den Grünen bemüht. Der Unterschied ist, dass der radikale Flügel der AfD nicht nur über das bürgerliche Lager, sondern auch ansatzweise über die FDGO hinausreicht. Das verschärft den Flügelkampf deutlich und stellt ihn auf Dauer.

IV) ein Rechtsruck blieb gewissermaßen aus (ein bißchen Platz weiter rechts wäre schon noch), aber eine Stärkung des rechten Flügels ist klar erkennbar. Es ist doch ein klares Muster, dass die AfD nun zum zweiten Mal den linken Flügel enthauptet (erst Lucke, jetzt Petry), auch wenn dieses Mal keine Parteispaltung damit verbunden war.

Gruß
F.

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Moin,

Gauland und Weidel gibts nur im Doppelback

wie ich bereits schrieb. Ach, wenn die Erkältung aufs Hirn schlägt, dann hat man am Folgetag wenigstens Schmunzelvorrat.

Neuer Versuch … immer noch mit Erkältung in den Gebeinen.

Viele Bürger wählten bereits die AfD und das „bürgerliche“ Spektrum ist ein extrem schwammiger Begriff. Sind es Spießbürger, Kleinbürger, Großbürger oder Burger Kings? :stuck_out_tongue_closed_eyes:

Nein, Du meinst natürlich die konservativen aus der früheren „Mittelschicht“ in Abgrenzung zur Arbeiterschaft/Unterschicht, also den (früher typ.) CDU-Wähler.

Wir beide beschreiben den gleichen Vorgang. Du vom Ort aus, zu dem Petry wollte. Ich von dem Ort aus, an dem die AfD stand. Sie wollte in Richtung Mitte. Aber sie hatte nicht vor, dort anzukommen, sondern durchaus vorher wieder anzuhalten. Also etwas rangieren, um (irgendwann) zu koalieren.

Ich glaube nicht, dass im rechten Bereich des bürgerlichen Spektrums zu wenig Platz für eine andere Partei wäre. Die CSU, die diesen Bereich recht zuverlässig in Bayern abdeckt, ist im Rest des Bundesgebietes nicht im Warenangebot. Da klafft durchaus eine Lücke, in die die AfD strategisch vorstossen könnte und bereits vorstösst.

Na ja, sie ist es insoweit als sie auch Stimmen des Gauland-Flügels benötigte. Und das war ja der taktische Kniff von Gauland, dass er klarstellte, ihn als Kandidaten dieses Flügels gäbe es nur im Doppelpack mit Weidel, aber nicht ohne sie. Weil ihm klar war, dass ein Duo, das nicht beide Flügel abdeckt, den Bundesparteitag tatsächlich hätte explodieren lassen können bis hin zur Aufspaltung. Diese Position hätte Petry ja zuvor jederzeit bis zu dem Moment haben können, an dem sie ihren Rangierversuch unternahm und dabei auch noch Gauland namentlich angriff.

Das „Schassen“ hatte ich bewusst in die Anführungszeichen gesetzt. Sie war lange für eine Vorsitzfunktion in BaWü als bereits „gesetzt“ betrachtet und gehandelt worden. Aber offenbar waren auch ihre Ambitionen für eine Spitzenfunktion in einer kommenden AfD-Fraktion bereits bekannt. Die AfD in BaWü hatte ja erst vor kurzem ihre höchsteigenen Spaltungsproblem als sie in zwei „Fraktionen“ im Landtag zerbrach. Meuthen positionierte daraufhin als Gegenkandidat seinen Büroleiter für die Landesfunktion und damit gegen Weidel. Sein Argument - durchaus stichhaltig - war, dass man nicht zeitgleich im Bundestag und im Land mitmischen könne.

Und so kam es, dass sie als BaWü-Spitzenkandidatin für die Bundestagswahl mit breiter Unterstützung bereits vor dem Bundesparteitag vorgeschlagen wurde. Andere sagen, dass die Nichtwahl in BaWü für einen Vorstandsposten der Denkzettel für Weidels Haltung zum Höcke-Rauswurf gewesen sei. Welche Deutung nun die richtige ist, wird letztlich schwer zu beurteilen sein.

Ob Gauland (als Person) überhaupt die parteiinterne Macht hat, nach Belieben Kandidaten des linken Flügels in der Versenkung verschwinden zu lassen, darf doch heftig bezweifelt werden. Denn immerhin musste Gauland in der „Casa Höcke“ erst einen Dämpfer hinnehmen. Er wollte nicht, dass ein Ausschlussverfahren losgetreten wird.

Dass er möglicherweise denkt, er werde Weidel schon irgendwie kleinkriegen, falls sie ihm zu (über)mächtig zu werden droht, würde ich durchaus bejahen. Derzeit scheint mir sein Verhalten klar geprägt zu sein von dem Wunsch, einen Bruch der Flügel zu verhindern. Denn eine in zwei Parteien gespaltene AfD wäre tatsächlich das Ende für beide Seiten.

Klar.

Das mache ich doch gerne. :grin:

Dann schau Dir mal die Grünen in den Anfangsjahren an. Das war das gleiche Spiel auf der linken Seite.

Das ist ja die Frage, ob die Radikalsten (wie ehedem bei den Grünen) von allein die Koffer packen und wann sie das tun. Der Flügelkampf würde IMHO aber auch ohne sie noch lange anhalten, wenn auch mit weniger Tamtam geführt.

Meine Rede.

Das kann man so sehen, falls man die Abwehr des Petry-Angriffs als Stärkung betrachtet. Eine psychologische Stärkung (Hurra, wir leben noch) kann angenommen werden. Eine Machtstärkung kann ich hingegen noch nicht sehen. Im Gegenzug für Petrys Niederlage musste auch der Vorstoss, das Parteiausschlussverfahren gegen Höcke nicht weiter zu betreiben, beerdigt werden.

Es macht schon einen heftigen Unterschied, ob der selbsterfundene Führer der Partei (Lucke) wg. seiner Allmachtsansprüche in die Wüste geschickt wird oder eine von drei Nachfolgerfiguren (Petry, Meuthen, Gauland) mit ihrem Anspruch auf genau diese Allmachtsposition einen Tritt in die … kriegt. Eine Enthauptung wäre es gewesen, wenn Petry in ihrer derzeitigen Funktion abgewählt worden wäre. Bislang muss sie nur ihre Wunden lecken und hinnehmen, dass der linke Flügel jetzt ein zweites Gesicht an prominenter Stelle hat.

Nach der Wahl ist vor der Wahl und spätestens gegen Ende des Jahres werden die Karten in der AfD neu gemischt werden. Dann sitzen sie im BT (alles andere würde mich wirklich sehr wundern). Bis dahin sind noch zwei Landtagswahlen, in denen die AfD in NRW als sicher gesetzt gelten kann. In Schleswig-Holstein hingegen könnte es sehr, sehr eng werden.

Gruß
vdmaster

In welcher Grössenordnung soll sie denn erfolgen und wer soll unter welchen rechtl. Aspekten einwandern dürfen?

Das ist das strittige Thema.

Man kann auch einfach alles verleugnen. Eurokrise, Flüchtlingskrise. Es würde hier den Rahmen sprengen, wenn nun auch aufgezeigt werden müsste, welche negativen Folgen ein Teil der sonstigen Zuwanderung aus EU- und Drittländern hat.

Das Vorhandensein der Krisen fällt auch den dümmeren Deutschen auf, was die Grünen zunehmend in Schwierigkeiten bringt. :stuck_out_tongue_closed_eyes:

Nicht umsonst hat Göring-E. kürzlich erklärt, dass die Themen der Grünen derzeit nicht „der heisse Scheiss“ wären.

Hundert Prozent Übereinstimmung!

Nur für das Verständnis. Die Spaltung in Frankreich, Osteuropa oder Großbritanien sind Folge solcher Parteien? Oder ist der Erfolg solcher Parteien Folge der Spaltung? Könnte für Schlussfolgerungen nicht ganz unwichtig sein.

Hallo,

bei den Target 2-Salden bist Du vom Experten darüber aufgeklärt worden, was das ist. Ich dachte, DU hättest da etwas gelernt. Aber an irgendeinen Strohhalm muss man sich halt klammern, um eine nicht vorhandene Krise zu erklären.

Die Zeiten, in denen Paris zu Deutschland gehörte, sind Gott sei Dank vorbei. London ist die Hauptstadt von England, so viel mir bekannt ist. Absolut ridiculöse Beispiele. Was ist mit den Verbrechen in Deutschland, die von Rechtsradikalen begangen werden?

Haben wir deshalb eine Volkskrise? Ein hochrangiges Mitglied Deiner Partei hat kürzlich Verständnis für den Massenmörder Breivik gezeigt. In diese Richtung entwickelt sich Deine Partei zur Zeit.

Ich entnehme Deinem Text auch mit einiger Verwunderung, dass Du die regierenden Politiker in Deutschland tatsächlich für Verbrecher hälst:

Das erfüllt den Tatbestand der Verleumdung. Morgen kommt dann die Behauptung, dass alles nicht so gemeint war. Beste AfD-Art.

Die Märchen, die Du über Weidel erzählst, glaubt Dir auch keiner: http://www.spiegel.de/politik/deutschland/afd-alice-weidel-und-der-scheinbar-liberale-fluegel-a-1144724.html

Das Lustigste an Deinem Text ist allerdings die Tatsache, dass Du Petry sofort fallen lässt, wenn die Partei es befiehlt. Selbständiges Denken ist ja so anstrengend!

Und was ist mit dem Klimawandel?

Gruß, Hans-Jürgen Schneider

Nö.

Es erfüllt auch keinen strafwürdigen Tatbestand, wenn Du AfD-Wähler immer wieder beleidigst, weil es einfach zu pauschal formuliert wird. Zudem hat der Staat, vertreten durch seine hohen Gerichte, es für weise befunden, dass man im pol. Streit durchaus auch in gewissen Grenzen über ansonsten übliche Stränge schlagen darf, soweit es noch im Allgemeinen bleibt und nicht zu spezifisch Einzelpersonen trifft.

Man dürfte also nicht sagen, dass Martin Schulz ein … voller … mit dem … der täglich …! Das darf man aber auch über einen Gauland nicht sagen. Oder über Merkel, Özdemir und nicht einmal über Seehofer.

Ist ein Spiegel-Journalist bereits das Gegenteil von keiner, also alle? Nee, er ist nur eine Meinungsmeldung von vielen. Und dabei nicht einmal eine ausgewogene. Sowas würde Teile der Leserschaft verprellen, die es lieber sehen, wenn der Spiegel zuverlässig draufdrischt.

Das ist gut denkbar.

Die Größe dieser Lücke halte ich für weit überschätzt, auch wenn das von CDU-Konservativen ständig in großspurigen Worten vorgebracht wird, um Merkels Mitte-Orientierung etwas entgegen zu setzen.

Die Lücke, die tatsächlich da ist, ist das „rechtspopulistische“ Spektrum.

So ist es.
Die AfD braucht eine Weidel-Figur aber nicht nur für die innere Befriedung, sondern auch für die Selbstdarstellung nach außen.

Nachdem die Höcke-Frage (hinter der natürlich Grundsätzlicheres steht) die alles übergreifende Frage in der AfD dieser Tage war (und daran auch Petry gescheitert ist) ist m.E. diese Frage nicht so schwer zu beurteilen.

Als Person ganz sicher nicht.
Auch der rechte Flügel kann nicht völlig nach Belieben handeln, ist aber der stärkere.

So sehe ich das auch.

Kommt das Parteiausschlussverfahren gegen Höcke den AfD-Rechten nicht auch unter der Hand durchaus gelegen? Jetzt, da die Causa Höcke nicht mehr (wie von Petry) unmittelbar mit der Ausrichtung der Partei verknüpft ist?
Werden Höcke und vielleicht noch ein paar wenige ausgeschlossen, erhalten die anderen AfD-Rechten einen Persilschein.
Und wird er nicht ausgeschlossen, ist das eh ein Sieg für sie.

Gruß
F.

Ja, ein bekanntes Phänomen, dass ein riesiger Elefant sich bei näherer Betrachtung doch als weitaus kleiner denn geschildert erweist.

Es gibt aber durchaus Umfragen, deren Ergebnis Deiner Meinung tlw. zuwiderlaufen https://www.welt.de/politik/article153916380/Eine-bundesweite-CSU-koennte-der-AfD-Paroli-bieten.html. Ich glaube schon, dass eine bundesweit agierende AfD, die dem Petry-Vorschlag gefolgt wäre, ihre Verluste bei bspw. ehemaligen NPD-Wählern locker wettgemacht hätte. Trotzdem pfeifen es die Spatzen von den Dächern, dass die AfD in ihrer jetztigen Zusammenstellung und Verfasstheit vor allem auch von Protestwählern profitiert und weniger von AfD-Überzeugten. Ich bin sicher, dass wir nach der BT-Wahl dazu einige fundierte Sachartikel, jenseits vom tgl. Geschreibsel im Blätterwald, auftreiben können.

Da sabbern die Politologen doch bereits angesichts der Bedeutung für das Parteienspektrum und eigene Renomee. :stuck_out_tongue_winking_eye:

Sie braucht sie IMHO für beides. Ich verwies schon in einem anderen Thread darauf, dass diese Paarung fast von den Grünen stammen könnte.

Upps, keine Zeit mehr

Hans-Jürgen, wie oft hast du es schon geschafft, mich hier durch Provokationen aus der Ruhe zu bringen? Warum versuchst du es trotzdem immer wieder? Du wirst es nicht schaffen. Denn leider habe ich mit meinen Anmerkungen recht, sodass ich gar keinen Anlass hätte, die Ruhe zu verlieren.

Hölle. Du glaubst nicht wirklich, dass das mit dem Euro auf Dauer so weitergeht, oder? Bei den Target 2-Salden hat man gesagt, dass diese auch bestehen blieben, wenn Länder aus dem Euro ausscheren. Man kalkuliert also schon lange damit.

Die arabischen Migranten werden im Durchschnitt nicht viel anders sein, wenn sie sich in Frankreich oder England aufhalten, als wenn sie sich in Deutschland aufhalten. Aber das ist dieser typische linksgrüne Nationalismus: „Wir Deutschen schaffen das mit der Integration, den Franzosen und Briten sind wir darin - wie in anderen Dingen - überlegen.“

Denen sollte man mit Aufrufen zur Gewaltfreiheit begegnen.

Da hast du wohl aber ein Leseproblem. Ich hatte geschrieben, dass man Politikern, die sehenden Auges in Kauf nähmen, dass unserer Volk Schaden nehme, entsprechende Zuschreibungen verdient hätten. Man könnte ihnen entsprechend vorwerfen, ihren Amtseid zu brechen. Ich werfe Frau Merkel vor, zulasten des deutschen Volkes ohne Not die Grenzen geöffnet zu haben. Ja, damit hat sie meiner Meinung nach ihren Amtseid verletzt.

Siehe etwa: Doch die Krise kündigte sich schon seit längerem an. Der renommierte Historiker und Politikwissenschaftler Hans-Peter Schwarz fügt der aktuellen Diskussion eine zeithistorische Dimension hinzu. Er zeigt, wie die Konstruktionsfehler des Schengen-Raums und des EU-Flüchtlingsrechts die heutige Situation ermöglicht haben – und wie eine ziellose Politik des Improvisierens und Durchwurstelns sowie die Auflösungserscheinungen der Europäischen Union sie weiter verschärfen.

Äußerst schwacher Artikel. Da wird Weidel was an den Kopf geworfen, ohne auch nur einen einzigen Beweis dafür zu nennen. Das ist anspruchsloser Tendenzjournalismus, auf den niemand mehr reinfällt.

Wo bitte habe ich denn in meinem Text „Petry fallen gelassen“. Nenne mir bitte die konkrete Stelle in meinem Text. Ich wette, du wirst das nicht schaffen, und werde - wie immer - die Wette gewinnen. Bist du erneut so verzweifelt darüber, dass ich dich genüsslich auseinandernehme, dass du wieder zu irgendwelchen halbgaren Fehldeutungen greifen musst?

Was soll damit sein? Die AfD erkennt alles das an, was wissenschaftlich erwiesen ist. Während alle Altparteien sich hartnäckig davor scheuen, die Fakten anzuerkennen, die sich im Hinblick auf die gescheiterte Integration immer deutlicher als wahr erweisen. Da hat die AfD den anderen Parteien also wieder einmal etwas voraus.