Eine Geschichte schreiben

hi!
Ja, ist irgendwie eine blöde Frage, aber vielleicht hat ja jemand einen Tipp für mich.

Ich konnte noch nie gut Geschichten erfinden. Ich kann super vorlesen und spannend und frei über Fakten sprechen und schreiben. Auch mein Sohn bekam eigentlich nie erfundene Geschichten erzählt (so hat sich das nicht-Talent übrigens fortgesetzt, mein Mann kann das auch nicht).

Nun stehe ich vor dem Problem, dass ich hier und da eine Geschichte erfinden soll. Zur Zeit eine Geschichte zu einem getöpferten Fantasiewesen, zugeschnitten auf eine Altergruppe, die ich mir selber suchen darf (eine A4-Seite getippt höchstens) . Zwischen 5. bis 10. Klasse. Bin total unmotiviert, weil ich alle Ansätze, die ich wälze total hirnalbern und peinlich finde und die eigentlich auch niemandem antun möchte. Da bin ich einfach völlig außerhalb meiner Kompetenzen und Talente.

Ich wüsste schon ein Tier, aber mir fällt partout keine halbwegs logische, geschweige denn spannende oder einfallsreiche Geschichte dazu ein. Das Tier wäre ein missmutiges schafähnliches Tier, das an allem rummeckert und dauernd jammert und damit sich und seiner Umgebung die Stimmung vermiest.

Schön wäre was pädagogisch Wertvolles, aber nicht so plump, dass jeder Schüler schon nach dem zweiten Satz die Nachtigall trapsen hört.
Problem dabei ist, dass die Schüler ja über 10 Jahre alt sind und zu alt für so ganz simple kurze Märchen.

Ich hatte schon überlegt, der Sache auszuweichen und eine Art Tierreportage zu schreiben…
Über ein Krokodil hatte ich mal ein Dadaistisches Gedicht verfasst - sowas geht aber leider auch nicht als „Geschichte“ durch.

Also: Ideen, Mutzuspruch, Anleitungen? Her damit!

Bufo

Hmm…könntest das einen Ghostwriter machen lassen, dauert aber eine Ewigkeit.

Servus,

getöpferte Fantasiewesen haben den großen Vorteil, dass sie dem Text folgen können und der Text nicht ihnen folgen muss, weil man sie ja töpfern kann wie man lustig ist.

Mein Vater hat als noch relativ junger Psychiater in einer der klassischen Riesenklapsen davon profitiert, dass es dort im Rahmen der ‚Beschäftigungstherapie‘ der 1950er Jahre gut ausgestattete Werkstätten für alle möglichen Handwerke und Kunsthandwerke gab. Ein von ihm geformter „König von Thule“ mit erhobenem Becher steht heute in meinem Garten, ihm zu Füßen eine Liegende, deren Körper von Nacken bis Knien die Form einer menschlichen Ohrmuschel bildet. Leider nicht mehr kenne ich den Verbleib eines Nasobems plus Nasobemkindes, das einfach auch wunderschön war. Das Praktische am Nasobem ist, dass es hinsichtlich seiner Gestalt dem Leser, Hörer und Töpfer jede Freiheit lässt, weil von dieser im Text (abgesehen von einer ungewöhnlichen Gangart) überhaupt nichts gesagt wird:

http://www.autoren-gedichte.de/morgenstern/das-nasobem.htm

Die Hauptakteure vieler Regentaggeschichten, die wir uns als Buben mit rund vier Jahren (plus/minus drei) ausgedacht haben, waren der Bauwurf und der Klick. Beide zeichneten sich dadurch aus, dass sie, um ihre Unwirklichkeit zu betonen, Farben hatten, die bei Tieren (außer Fischen und Schmetterlingen) selten bis nie vorkommen: Sie waren zitronengelb und hatten im Kontrast dazu ultramarinblaue Augen, Münder, Schwanzquasten und Krallen.

Der Klick sah ungefähr aus wie ein Erdferkel mit dem stromlinienförmig zulaufenden Kopf einer Ratte; der Bauwurf war den jüngeren von uns vorbehalten, daher mit einem runden Kopf leichter zu malen, insgesamt eher pummelig.

Sowohl Klick als auch Bauwurf wohnten in Höhlen; der Bauwurf hatte als bedeutenden Luxus in seiner Höhle einen „Wandtisch“, der mit einer sinnreichen Falt- und Klappkonstruktion ganz flach an die Wand gerückt werden konnte und nur, wenn man ihn brauchte, herausgezogen wurde und dann einen vollwertigen Tisch abgab.

Damit die Geschichten interessanter wurden, konnten Klick und Bauwurf natürlich reden; außerdem konnten sie, obwohl eigentlich Vierfüßer, auch ohne besondere Mühe auf drei Beinen gehen oder rennen und das vierte wie eine Hand benutzen, z.B. zum Mitnehmen irgendwelcher Dinge, Werkzeuge, Blumensträße, Brezeln oder sowas.

Schade, dass ich mich an keine einzige zusammenhängende Geschichte vom Klick und vom Bauwurf mehr erinnere. Vielleicht fällt Dir ja noch eine ein? Z.B. wie der Klick den Weg zu seiner Höhle gepflastert hat und ihm erst nachher eingefallen ist, dass der Weg ja ganz im Schatten lag und er gar keine Pflanzen hatte, mit denen er die Fugen begrünen könnte, und wie er dann mit dem Bauwurf zusammen eine Pflanze suchen gegangen ist, die man da nehmen könnte? (Beide, Bauwurf und Klick, hassten alles, was mit Beton und Teer zu tun hatte, von ganzem Herzen!).

Schöne Grüße

MM

  • vor lauter lauter ganz vergessen: Das Tier, das Du konkret skizzierst, ist ja nun der Geiß in „Knüppel aus dem Sack“ recht ähnlich (Wovon soll ich denn satt sein? / Ich sprang nur über Gräbelein / Und fand kein einzig Blättelein …). Die Bedürfnisse haben sich seit dieser Ziege ein wenig geändert, sind vielfältiger geworden als nur bloß grade Futter; die Söhne, die alle von dem dummen Vater weggejagt werden, weil er der blöden Zicke mehr glaubt als ihnen, brauchen ja nicht unbedingt verwandt zu sein, und das, was die Zicke alles anrichtet, weil sie jeden Versuch, ihr was zu bieten, doch immer bloß plöd findet, kann man auch variieren.

Wäre das ein Ansatz?

Schöne Grüße

MM

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Hallo,

da das Tier Bewusstsein hat und über seine Umwelt reflektiert, mit ihr interagiert, böte sich das alte Thema „Suche nach dem Schöpfer“, also dem Töpfer, der Töpferin an. Ein gottgleiches, allmächtiges Wesen, mit dem Dein Tier Rücksprache halten möchte. Bspw, etwas darüber meckern, warum es (ggf. seine Umwelt) nicht perfekt ist. Bspw. könnte ein Bein „verunstaltet“ sein oder die Schnauze zu groß, die Färbung zu bunt oder fad. Vielleicht will es auch weitere Tongeschöpfe, weil es einsam ist.

Das sollte erhebliches Spielpotential bieten.

Gruß
vdmaster

P.S.: Sieh es wie eine wissenschaftliche Frage an. Einleitung, Kapitel mit unterschiedlichen Frage-Antwort-Themen und am Ende eine Schlußfolgerung. Ggf. mit einem „märchenhaften“ Stilmittel (Und wenn es nicht zerbrochen ist, dann lebt es auch heute noch … blablabla) zum Abschluss. Du solltest Dir aber zuallererst überlegen, welche Altersgruppe Du ansprechen möchtest.

Äh, „gottgleich“ müsste es heissen. Denn je nach tatsächlicher Macht ist es ja mit diesem Status nicht weit her.

Hallo,

da gibt es verschiedene Herangehensweisen. Die Grundidee Deines Tieres gefällt mir schon mal gut!
Wenn Du strukturiert vorgehen willst, überleg Dir eine Anfangssituation, was im Hauptteil geschehen soll und wie das Ende aussehen soll.
Oder Du experimentierst damit, einfach mal loszuschreiben und abzuwarten, was Dir einfällt, wenn Du anfängst, das Wesen zu charakterisieren. Da musst Du ausprobieren, was Dir besser liegt.
Du bist doch, glaube ich, ein visueller Mensch. Vielleicht kannst Du das nutzen: Stell Dir vor, wie das ganze aussieht, vielleicht als Comic oder Film o.ä.

Ich finde übrigens die Themenstellung mit dem Phantasietier für diese Altersstufe auch alles andere als einfach.

Ich glaube, das wichtigste, damit es nicht gar zu pädagogisch daherkommt, ist, dass Dir das Schafswesen sympathisch ist. Ich kann mir vorstellen, dass sich sein Griesgram herrlich ausmalen lässt.

Damit eine Geschichte lebendig wirkt, gibt es ein paar Grundregeln:

  • So konkret wie möglich! Klassisches Beispiel: statt „Ein Mann geht um ein Haus“ besser „Ein Dieb schleicht um eine Bruchbude“ oder „Ein vornehm gekleideter Herr schreitet gemessenen Schrittes um ein heruntergekommenes Hochhaus“.
  • Beschreib Sinneswahrnehmungen: Was kann man hören, sehen, riechen, fühlen?
  • Auch Stimmungen möglichst nicht einfach benennen, sondern beschreiben, woran man sie sieht/ fühlt. Also nicht: „Max war enttäuscht“, sondern „Max ließ den Kopf hängen“. Oder in Eigenwahrnehmung der Figur: „Auf einmal fühlten sich Max’ Füße ganz schwer an“.
    Oder statt „Es war ein schöner Tag“ etwas wie „Das Licht schien durchs Fenster“.
  • Dialoge machen sich auch gut - probier die Sätze beim Schreiben sprechend aus, damit es glaubwürdige Alltagssprache wird. Unterschiedliche Positionen lassen sich natürlich gut unterschiedlichen Figuren in den Mund legen. Das darf nur nicht zu schattenrissartig werden. Ich könnte mir z.B. vorstellen, dass eine Figur, der Dein Schafswesen die Laune verhagelt hat, so etwas sagt wie „Ach, ich mag es trotzdem“ (bisschen plump, aber Du weißt, was ich meine?).
  • Details einarbeiten. „Das Schafswesen setzte einen Huf auf die Wiese. Schnell zog es ihn wieder heraus. Kalter, feuchter Matsch klebte daran. Und ein kleines Gänseblümchen. Es spitzte das Maul, um wenigstens das Gänseblümchen abzuknabbern, streckte die Zunge weit nach vorn - und hatte sie voller Lehm. Aber immerhin, das Gänseblümchen war dabei!“
    (Jaja, wenn ich Geschichten schreibe, dann in der Regel für jüngere Kinder.)

Für ältere, hmm… vielleicht ist es wichtig, sich deren Stimmungslagen und deren Schwierigkeiten möglichst nachvollziehbar vorzustellen. Oder Anspielungen auf FIlmfiguren einzuarbeiten. Oder philosophische Zitate. Oder Gedanken über die Macht von Gefühlen.

Du kannst das!

Lieben Gruß,

Jule

noch was: Für die Altergruppe 7./8. Klasse würde sich vielleicht anbieten, dass das Wesen mit sich selbst unzufrieden ist, sich mit anderen vergleicht und allen, die es schöner findet, hämisch die Stimmung verhagelt.

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Guten morgen,
Wie es so ist, hat der Aufhabensteller die Bedingungen verändert. Letzte Woche hieß es, wir dürfen die Altersgruppe selbst festlegen, nun soll es 5./6.Klasse sein.
Der Versuch, etwas schafähnliches zu töpfern, blieb ein Versuch. :slight_smile:

Es ist nun eine Art sitzender dickbäuchiger Drache.die Idee ist, den Charakter wie beschrieben zu lassen. (Habe vergessen ihn zu fotografieren, komme nun nicht an ihn ran)
Irgendwie gelangt er völlig im Zwist mit sich und der Welt auf eine gotische Kirche. Dort wird er vom Sonnenaufgang überrascht und versteinert dort als Wasserspeier. Evtl. Könnte er dort Frieden finden, weil die Aussicht so schön ist und er seine Ruhe hat. Oder er lässt sein nölendes ICH dort oben versteinert zurück (schlüpft aus der Haut?) und lebt fortan glücklich und zufrieden.

Krötengrüße

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Guten Mittag,

(6.35 Uhr! Bist Du des Wahnsinns?),

und Du willst keine Ideen haben?! Mir gefällt die zweite Möglichkeit (nölendes ICH zurücklassen) noch besser, da dynamischer. Und auch pädagogisch bietet sie mehr. Denn die erste hieße ja: Wenn man missmutig ist, gibt es nur die Möglichkeit, zu erstarren und sich von der Welt fernzuhalten. Da geschieht nichts merh mit den Gefühlen und auch nichts mehr mit einem selbst.
Dann lieber sich aus dem Missmut herauswinden und wieder rein ins Leben.
Und es lässt sich sicher hübsch beschreiben, wie er da in seiner Versteinerung hockt und versucht, aus sich heraus zu kommen, bis es dann endlich gelingt. Wobei - eine DIN A4-Seite ist nicht viel, da wirst Du nicht allzu detailreich schreiben können.

Viele Grüße,

Jule (hustend, aber das hat nichts mit Dir zu tun)

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Hallo BB,

das ist doch hüsch.

Für das Prinzip ‚Märchen‘ wären vor dem glücklichen Wasserspeier zwei vorher misslungene Anläufe, irgendwo ‚unterzukommen‘, die jeweils nur die Quengelei an sich und der Welt bestätigen, ganz passend. Z.B. ein Platz in der Formularausgabestelle einer Behörde, auf der der Drache mit seinen ‚soft skills‘ perfekt passt, die dann aber aufgelöst wird, weil niemand mehr Papierformulare braucht. Oder ein Platz als Pförtner, zu dem das Naturell des Drachen auch prima passen könnte, der dann aber wegfällt, weil der Pförtner durch ein automatisches Einlasskartensystem ersetzt wird.

Um Jules Einwand zu begegnen, könnte man den Drachen an seinem zuletzt gefundenen Platz eventuell auch nicht zu Sonnenaufgang erstarren lassen, sondern z.B. bei Besteigung des Turms quengelnd in der Mitte inne halten lassen, weil es doch noch so weit ist bis hinauf, und wieder hinunter ist auch plöd, und dann zur Überraschung des Drachen von unten auf dem Platz vor der Kirche den Applaus einer Reisegruppe erschallen lassen, der ihr Führer grade erklärt hat, dass oben am Eck leider bis heute ein Wasserspeier fehlt, weil der Steinmetz die Arbeit wegen ausstehenden Werklohnes niedergelegt hatte - und dann den miesepetrigen Drachen zuerst gar nicht glauben lassen, dass ausgerechnet er von irgendjemand Applaus bekommen könnte, und dann geschmeichelt und gar nicht mehr miesepetrig so lange üben lassen, bis er es schafft, sich nur noch zur Entspannung seiner Muskulatur dann zu bewegen, wenn grade keiner hinschaut - mit der Aufgabe für die Zuhörer, künftig bei solchen Wasserspeiern genau hinzuschauen, ob sich nicht einer heimlich bewegt, wenn er glaubt, niemand schaue hin.

Schöne Grüße

MM

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Danke für wesentliche Details:-)
Ich denke, ich komme erst am Wochenende so richtig dazu.
Freitag ist noch ne andere Prüfung…
Bufo

Naja, das ist so der Tages Lauf von Schülern:-)
Muss ja früh noch Hausaufgaben abschreiben - ah machen :wink:
Danke auch dir. Ich habe das Gefühl, das könnte was werden.
Bufo

Und das ist die Stelle, an der alle Beiträge durcheinander geraten und man nicht mehr zuordnen kann, welche Reaktion zu welchem Beitrag gehört… :disappointed:

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Auf einer getippten Seite im D4- Format hast Duwenig Platz. Das irdene Fabelwesen muss beginnen und verändert den Schluss machen. Zwischendurch muss was passieren, was den Inhalt ausmacht. Mir fällt ein kleines irdenes Fabelwesen ein, das von seinem Besitzer vor Unmut über den Dekorationsfimmel seiner Tochter zertrümmert wurde. Die war todunglücklich. Ihr Freund, ein Goldschmied, hielt das Leid nicht aus. Er reparierte das zerbrochene Teil, indem er es mit (flüssigem) Gold wieder zusammen Band (Sachhinweis: Das ist eine alte chinesische Technik). Nach dieser Reparatur dürfte das irdene goldgebänderte

Fa Belgier wieder auf der Fensterbank sitzen.

Ich hab Dich schon verstanden…

Jule

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