Eine leere Schachtel?

Hi,

Ich habe schon mehrmals behauptet, dass Wittgenstein ein schlechter Psychologe ist, was wahrscheinlich für die meisten Lehrer zutrifft?! Wittgenstein GLAUBT, jeder hätte eine Schachtel, in der ein Käfer sei, aber keiner könne in die Schachtel des anderen sehen, nur in seine eigene. Nun ist es ja nicht schwer, zu erraten, was W. damit meint. Die Schachtel ist sozusagen die äußerliche (Schutz-) Hülle, mit der sich Menschen identifizieren (mein Auto, mein Bankkonto, meine sozialen Rollen usw.). Und in dieser „Schachtel“ ist ein Käfer eingesperrt, der das innere LEBENDIGE Wesen verkörpert.

Doch sagt Wittgenstein, die Schachtel könnte ja auch leer sein, das heißt, es gibt dann nichts LEBENDIGES, sondern nur NICHTS (vielleicht hatte W. mal buddhistische Literatur mit ihrer Nirwana-Philosophie studiert, so wäre diese Metapher besser zu verstehen?). Damit will Wittgenstein seine so genanten „Sprachspiele“ rechtfertigen, die eigentlich gar keinen Bezug haben zu einem inneren SELBST. Wittgenstein schreibt: „Das Ding in der Schachtel gehört überhaupt nicht zum SPRACHSPIEL (…) Nein, durch dieses Ding in der Schachtel kann gekürzt werden; es hebt sich weg, was immer es ist.“ (Philosophische Untersuchungen, Suhrkamp Verlag, 1984).

Dagegen spricht der amerikanische Psychologe, Kognitionswissenschaftler und Sprachforscher Professor Steven Pinker von einem so genannten „Sprachinstinkt“, was das genaue GEGENTEIL wäre zu Wittgensteins Selbstkonzept.

Frage:
Ist die Schachtel voll oder leer, wie W. vermutet? Und weiter gefragt: Für welche Art des Lebens sind beide Selbst- und Sprachkonstrukte NÜTZLICH???

C.

Flasche leer? Wo laufen Walz?
Hi Claus.

Ich habe schon mehrmals behauptet, dass Wittgenstein ein
schlechter Psychologe ist, was wahrscheinlich für die meisten
Lehrer zutrifft?!

Na ja, er soll Schüler geschlagen haben, was leider zu jenen Zeiten noch üblich war. Das mit den „meisten Lehrern“ ist aber wieder mal Claus´sche Generalisierung vom Feinsten.

Hier die von dir angesprochene Passage im Original:

Wittgenstein: Philosophische Untersuchungen, § 293:

„Angenommen, es hätte Jeder eine Schachtel, darin wäre etwas, was wir „Käfer“ nennen. Niemand kann je in die Schachtel des Andern schauen; und Jeder sagt, er wisse nur vom Anblick seines Käfers, was ein Käfer ist. Da könnte es ja sein, dass Jeder ein anderes Ding in seiner Schachtel hätte. Ja man könnte sich vorstellen, dass sich ein solches Ding fortwährend veränderte. Aber wenn nun das Wort „Käfer“ dieser Leute doch einen Gebrauch hätte? So wäre er nicht der der Bezeichnung des Dings.“

Nun ist es ja nicht schwer, zu erraten, was W. damit meint.

Scheinbar doch, denn:

Die Schachtel ist sozusagen die äußerliche (Schutz-) Hülle, mit der sich Menschen identifizieren (mein Auto, mein Bankkonto, meine
sozialen Rollen usw.). Und in dieser „Schachtel“ ist ein Käfer
eingesperrt, der das innere LEBENDIGE Wesen verkörpert.

Nein, W. hat das anders gemeint. Als Beispiel nannte er „Schmerzen“. Niemand könne wissen, wie diese Empfindung beim anderen Menschen sei, vielmehr sei sie ein rein private Erfahrung, die nicht mit Sicherheit auf andere übertragen werden könne.

Die Schachtel ist also einfach nur „das Bewusstsein“.

Die Thematik wird in der Philosophie heutzutage unter dem Stichwort „Qualia“ abgehandelt. Ich glaube, ich wies dich schon einmal dahin, ohne dass du das zur Kenntnis nahmst. Vergiss also für einen Moment deinen Wittgenstein, die Qualia-Diskussion ist jetzt schon sehr viel weiter.

Die Qualia sind übrigens für viele, auch für mich, ein Beweis dafür, dass das Mentale eine vom Physischen relativ unabhängige Existenzweise besitzt.

Doch sagt Wittgenstein, die Schachtel könnte ja auch leer
sein, das heißt, es gibt dann nichts LEBENDIGES, sondern nur
NICHTS (vielleicht hatte W. mal buddhistische Literatur mit
ihrer Nirwana-Philosophie studiert, so wäre diese Metapher
besser zu verstehen?).

Bitte nicht so hastig in den buddhistischen Porzellanladen galoppieren. Du hast nicht verstanden, dass im Buddhimus das Nirvana als Ort/Zustand der Todlosigkeit gilt, also des absoluten Lebens, und als Pendant zum Begriff der Buddha-Natur (der Essenz allen Lebens) zu verstehen ist.

Also nichts mit Nichts und „nichts Lebendigem“, wie du so kennerisch behauptest.

Abschließend noch ein harmloses Geschichtchen über eine vermeintlich „leere“ Schachtel.

http://www.zeitzuleben.de/artikel/geschichten/gesche…

"Die goldene Schachtel

Es war Weihnachten und die kleine Tochter überreichte dem Vater eine golden verpackte Schachtel.

Sie hatte dafür das gesamte, wertvolle Geschenkpapier aufgebraucht und weil das Geld knapp war, war der Vater darüber verärgert. Als er dann das Geschenk öffnete und sah, dass die Schachtel leer war, schimpfte er los:

„Weißt du denn nicht, junge Dame, dass wenn man jemand ein Geschenk gibt, auch etwas in der Verpackung sein soll?“ fragte er.

Die Augen seiner Tochter füllten sich mit Tränen und sie sagte: „Aber Papa, die Schachtel ist nicht leer. Ich habe so viele Küsschen hineingetan, bis sie ganz voll war.“

Beschämt nahm der Vater seine Tochter in den Arm und bat sie um Verzeihung."

Gruß

Horst

Das Problem der ‚Qualia‘
Hi Horst,

deine mehr oder weniger gelungen Aufklärungsversuche in aller Ehre, lieber Horst, aber das Problem der „Qualia“ ist mir bestens bekannt. Siehe hierzu „…meine alte Frage“ - Claus J. Walz, 30.8.2010 18:28 - Artikelbaum „Seinen persönlichen Weg finden“. Bitte lese alles zuerst nach, dann können wir weiter diskutieren. Im Übrigen bezweifel ich deine Theorie, weil sie einen absoluten Wahrheitsanspruch unterstellt als GLAUBE.

Gruß
C.

1 Like

Zugabe für ‚Logiker‘
PS: Wenn ich behaupte, dass Wittgenstein ein schlechter Psychologe sei, wie die meisten Lehrer, ist das keine GENERALISIERUNG, wie mir vollkommen UNLOGISCH unterstellt wird, sondern eine DIFFERENZIERUNG.

Eine GENERALISIERUNG hätte „alle“ Lehrer eingeschlossen, das habe ich NICHT!!!

Dass die „meisten“ Lehrer schlechte Psychologen sind, kann man vom Leben lernen, wo Pädagogen wegen aufsässiger Schüler nach einer Hilfe von „Schulpsychologen“ verlangen, weil Pädagogen eben gerade „meistens“ schlechte Psychologen sind, nur GLAUBEN das die „Logiker“ selber nicht, weil es ihr Selbstwertgefühl verletzt.
D. O.