Eine mathematische Un-logik

Hallo, ich hatte soeben eine Diskussion mit meinem Mann. Die Politik zieht in Betracht den Führerschein bereits mit 17 Jahren erlangen zu können. Da haben wir uns gefragt was genau der Zweck bzw. der Nutzten davon sein soll. Mein Mann sagt das sei doch logisch, es würden so deutlich mehr Personen den Führerschein machen und somit würden mehr Autos verkauft und somit mehr Gebühren einkassiert etc. Es gehe nur um’s Geld. Jetzt bin ich aber der Meinung dass dies mathematisch nicht aufgeht und nicht logisch ist. Weil jene Leute die den Führerschein nun ein Jahr früher machen als bislang die fehlen dann einfach im Jahr darauf, wenn Sie achtzehn werden. Er behauptet steif und fest dass eine komplette Bevölkerungsschicht dazukommt, nämlich die 17-18 jährigen.
Leider kann ich wirklich nicht logisch denken und auch nicht abstrakt, das gebe ich zu, aber welche Überlegung stimmt nun?

Kommt es einfach im Jahr der Einführung der neuen Verordnung zu einer momentanen Fluktuation?
oder
Gibt es tatsächlich ab jenem Moment tot tausend neue Lenker in nachhaltiger weise?
oder
was genau passiert?

Herzlichen Dank dass Ihr mitdenkt!

Hallo,

„Die Politik“ denkt in den wenigsten Fällen logisch oder auch nur in mathematisch-finanziellen Kategorien.
(Ziel ist es eher die Menschen „glücklich zu machen“, meinetwegen sich um die Daseinsvorsorge zu kümmern, boshaft ausgesprochen auch um Wählerstimmen zu sammeln.) Von daher kann es auf Deine Frage keine Antwort geben.

Gruß
Jörg Zabel

Hallo,

in der falschen Annahme, jeder Führerscheinbeseitzer wäre auch Autobesitzer, würde sich der Bestand an Fahrzeugen erhöhen.

Unter Beachtung der Annahme, dass jedes Auto nach einer gewissen Zeit ersetzt wird, folgt daraus eine Erhöhung der Autoverkäufe.

In ungefähren Zahlen:
Bei 80 Jahren Lebenserwartung und FS Erwerb mit 17 hat man 63 Jahre den Schein, sonst nur 62 Jahre. Wenn man alle 6 Jahre ein neues Auto kauft, würde das entweder 10,5 Autokäufe pro Leben oder 10,33 bedeuten. Die Verkaufszahlen erhöhen sich dann um 1,6%.
Da aber 17jährige dann auch Fahrten selber durchführen, die vorher die Eltern gamacht hätten, erniedrigt sich die Fahrleistung von diesen Elternfahrzeugen, also werden diese die Autos minimal länger besitzen.

Der Absatz dürfte sich also kaum um mehr als 1% erhöhen.

Mir ist von diesen Plänen nichts bekannt. BF17 kenne ich und befürworte ich stark.

Wir leben in der Schweiz, hier wird momentan gerade in Betracht gezogen den FS bereits mit 17 zu vergeben.
Was ist den nun aber mit meiner Überlegung dass ja die 17 jährigen nach einem Jahr 18 werden und dann mit 18 den FS nicht mehr machen, weil sie ihn ja schon besitzen. Es ist doch eine komplette Null-Recnung!?

Das war auch nicht meine Frage. Darüber kann man eine Ewigkeit diskutieren. Obwohl es wohl doch einen Grund geben wird weshalb man das einführen möchte. Meine Frage betrifft den mathematischen, bzw. den statistischen Teil meiner Abhandlung.

Unsere Neffen haben mit 17 den Schein gemacht. Sie dürfen aber bis 18 nur in Begleitung von Erwachsenen fahren.

Das soll bewirken, dass sie, wenn sie dann mit 18 allein fahren, sie schon geübte Fahrer sind und weniger Unfälle bauen.

Was sagt die Statistik ?

Jetzt geht die Diskussion los : Die Alten sollen Zwischenprüfungen ablegen, weil sie am meisten Unfälle bauen.

Was sagt die Statistik ?

Auf jeden Fall alles zum Nutzen der Fahrlehrer.

Die Politiker, die da mitmachten und mitmachen, glauben wohl, die Jugendlichen sind ihnen dankbar und wählen sie. Die aber wissen schon lange nicht mehr, wer das beschlossen hat.

Und die Alten werden die nicht wählen, die ihnen solchen Geldausgaben zumuten. Für die
vielen Prüfungen. Deshalb dauert diese Gesetzesänderung so lange.

Nutznießer : Die Fahrschulen.

Globus.

Hallo,
uebertreibe den Effekt mal, wenn Fuehrerschein mit 8 also 10 Jahre frueher moeglich waere, gaebe es eine Welle von Fuehrerscheinpruefungen und Neu-Autofahrer dieses Jahr und vllt die Folgejahre. Nach 10 oder 15 Jahren betrachtet ist es in Summe natuerlich egal fuer die Fahrlehrer und die Autoindustrie. Aber nicht fuer den Politiker, der es beschliesst. Er hat fuer Wachstum gesorgt, die jungen Leute und die Autoindustrie gluecklich gemacht, und dann geht er wieder in den Hintergrund, der Effekt bleibt im Lebenslauf vermerkt.
Gruss Helmut

Ja klar, für die Fahrschulen ist es eine Nullrechnung, denn die Anzahl der pro Jahr gemachten Führerscheine bleibt gleich.

Normalerweise gibt es bei sowas am Anfang einen Überschuss, so hatten die Unis z.B. damit zu kämpfen, als plötzlich
ein Jahrgang mit Abi nach 13 Jahren und gleichzeitig der mit Abi nach 12 Jahren auf der Matte stand. Ein Jahr darauf kamen aber wieder genauso viele neue Studenten wie vorher.
Für die Fahrschulen dürfte sich das aber kaum bemerkbar machen, denn erstens kommen nicht alle Jugendlichen eines Jahrgangs gleichzeitig in die Fahrschule, oder machen den Führerschein, sobald sie es dürfen, und zweitens haben viele in D heute ja schon mit 17 den Führerschein fürs begleitete Fahren.

Es ist schlicht so, daß dann mehr Menschen mit Führerschein existieren, eben diejenigen, die 17 Jahre alt sind. Und jeder, der aus dieser Gruppe austritt, weil er 18 wird, wird sofort durch einen erstetzt, der grade 17 wird.

Du fragtest zweimal nach der Statistik.

Ich antworte mal.
BF17 Fahrer haben etwa 20% weniger Unfälle. http://www.dvr.de/aktuelles/sonst/2527.htm

Ältere Fahrer sind dann, wenn sie in einen Unfall verwickelt wurden, außergewöhnlich häufig die Verursacher. Bei Ü75 sind es zu 75% die Senioren, die Schuld haben. http://www.deutsche-verkehrswacht.de/home/bmvi-projekte/senioren/unfallstatistik-senioren.html

Das ist der höchste Anteil überhaupt. Selbst Fahranfänger haben weniger häufig die Schuld.

Früher hat man immer die absoluten Unfallzahlen betrachtet, da standen die Senioren ganz gut da. Unberücksichtigt wurde dabei die sehr geringe Fahrleistung.

Ich fordere:
Wer das Recht in Anspruch nehmen will, eine potenziell tödliche Maschine in der Öffentlichkeit zu benutzen, der sollte auch eine Gegenleistung erbringen.
Alle 5 Jahre ein Sehtest und ein einfacher Reaktionstest, bis man 63 ist.
Ab dann alle 2 Jahre. So ein Test würde wenige Minuten dauern und könnte vielleicht 15-20€ kosten.

2 Like

Hallo,

wenn Deine Annahme stimmt, ist Politik tatsächlich nicht logisch, da seit Jahrzehnten mit mehr und mehr Papierkram und Steuern, weniger Rente, Schlafbaustellen und dergleichen versucht wird, die Wähler glücklich zu machen.

Statt dessen werden die Armen immer ärmer und die Reichen immer reicher. Ein erstaunlicher Zufall angesichts unlogischer Politik.

Gruß, Paran

Hallo,

Wenn man „die Politikerinnen und Politiker“ hört, dann muss es doch so sein …

OK, ich gebe zu, das Gegenteil von „gut“ ist „gut gemeint“.
Aber: Trotzdem ist unser Staat einer der Besten. Und dass „Politiker und Beamte“ nur dazu da sind um den „ehrbaren Bürger“ aus purer Bosheit zu ärgern, unterschreibe ich nicht -auch wenn nicht Alle glücklich sind (sein können).

Gruß
Jörg Zabel

Hallo,

wie kommst Du darauf - sagt dein Mann das?
Derjenige, der meint, der Füherschein mit 17 würde langfristig den Autoverkauf ankurbeln?
Weil ja die 17-Jährigen auch alle voll viel Geld für ein Auto und die Anfängerversicherung haben und nat. im Jahr drauf nochmal doppelt soviele junge Leute Autos kaufen oder so?

Wenn jemand dran verdient, dann die Versicherer. Bis 21 ist die Mitversicherung bei den Eltern recht kostspielig - fängt man mit 17 an, hat die Versicherung 1 Jahr länger was davon und das auch in den Folgejahren. Das bringt dann schon einiges - wenn die Prämien nicht genau am Bedarf orientiert werden müssen.

Gruß, Paran

Hallo,

unter den Blinden ist der Einäugige König.

Gruß, Paran

Hallo,

Stimmt.

Gruß
Jörg Zabel

Hallo alle Ihr fleissigen Denker! Also mal abgesehen von der Diskussion über ob es gut oder schlecht ist den Führererschein mit 17 oder nicht, eine Diskussion die mich wie gesagt in diesem Kontext nicht interessiert, fasse ich wie folgt zusammen.

  1. Für die Fahrschulen ergibt sich nach einem anfänglichen Überschuss auf die Länge eine Nullrechnung.
  2. Die Politiker haben auch keinen Nutzen davon, weil die Jungen die sie für den Moment glücklich gemacht haben werden sich gar nicht mehr an Ihre Grosszügigkeit erinnern und sie deshalb nicht eher wählen
  3. Autoverkäufer: profitieren kaum da sich gemäss Hochrechnungen von @X_Strom, langfristig der Autoverkauf nur um 1% erhöhen dürfte. Dazu kommt dass sich diese jungen wohl gar kein Auto inkl. Versicherung und Treibstoff leisten können.
  4. Die einzigen die also zu profitieren scheinen sind die Versicherungen weil diese an so jungen Neulenkern ausgesprochen gut verdienen.

Nun frage ich mich aber ob die Lobby der Autoversicherungen mächtig genug ist einen solchen politischen Entscheid anzurollen? Ich denke kaum.

Meine Schlussfolgerung ist es also das halt tatsächlich die Unfallprävention der Vorreiter dieser Geschichte zu sein scheint. Man will tatsächlich junge Menschen durch anfänglich begleitetes Fahren auf die Gefahren im Verkehr sensibilisieren! Scheint also ausnahmsweise nicht mit Profit zutun zu haben sondern mit Menschenverstand!
Ich staune!

Danke für die Diskussion!

Es wäre nur dann egal, wenn Du davon ausgehst, dass sich jeder Mensch mit Führerschein genau einmal in seinem Leben ein Auto kauft. Dem ist aber eher nicht so. Dafür kenne ich Beispiele.

Tendenziell ist doch eher folgende Annahme wahrscheinlich: Je mehr Menschen einen Führerschein besitzen, desto mehr Autos werden pro Jahr gekauft.
Wenn also statt 60% der Bevölkerung plötzlich 80% der Menschen einen Führerschein besitzen, dann würden vermutlich mehr Autos verkauft.
Quizfrage: Wieviel Prozent der Bevölkerung machen die 18 bis 84 Jährigen aus? Und wieviel machen die 8 bis 84 Jährigen aus?

Die Erweiterung des Führerscheinalters nach unten auf 17 oder 8 Jahre oder egal wieviel, würde nicht nur einmal dazu führen, dass mehr Autos verkauft werden, sondern beständig. Wer sich mit 8 Jahren ein Auto kauft, kauft vermutlich mit 17 schon das nächste. (Falls er überhaupt 17 wird.)

Beste Grüße
Zwergenbrot

Hallo Niki,

aus meiner Sicht hast Du vieles korrekt zusammengefasst. Noch kurz ein paar Bemerkungen:

  1. Dein Mann hat also Recht. Führerschein ab 17 führt dazu, dass mehr Menschen einen Führerschein haben können, also vermutlich gibt es mehr Führerschein-Besitzer und vermutlich auch mehr Autobesitzer.
  2. Autoverkäufer profitieren kaum?
    Im Mai 2017 wurden z.B. 323952 Autos neu zugelassen. Rechnest Du das aufs Jahr hoch (mal 12) und nimmst dann das 1 Prozent (durch 100), dann landest Du bei rund 39 Tausend Autos. Wenn der Hersteller nun pro Auto 1000 € Gewinn macht, dann wären das immerhin 39 Mio Euro. Das ist nicht die Welt, aber auch nicht nix.

Was die Intention welches Politikers ist, kann ich nicht sagen. Ich würde es aber skeptisch sehen, wenn man drüber redet, was „die Politiker“ „immer“ tun. Das sind einzelne Menschen, die von uns gewählt wurden. Und wenn man einen bestimmten Politiker mit einer konkreten Frage anschreibt, dann bekommt man erstaunlich häufig eine Antwort.

Beste Grüße
Zwergenbrot