Eine tolerante Moschee

Hallo,


Ein Jahr nach Gründung der liberalen Ibn-Rushd-Goethe Moschee in Berlin wird Gründerin Seyran Ates weiter bedroht. „Der Druck ist nicht weniger geworden, ich bekomme sogar noch mehr Drohungen“, sagt Ates (55) vor Journalisten. Nachdem sie Mitte Juni 2017 zusammen mit anderen liberalen Muslimen die Gemeinde in einem Nebengebäude der evangelischen St.-Johannis-Kirche im Stadtteil Moabit gegründet hat, stellt ihr die Berliner Polizei Personenschützer zur Seite. In Hassmails wird ihr gedroht, auf der Straße wird sie angepöbelt.

Das die salafistischen Spinner und Terrorunterstützer, die für die überwiegenden Drohungen verantwortlich sein werden, etwas dagegen haben, verwundert nicht.
Warum unterstützt aber die Mehrheit der hier integriert lebenden Moslems die Idee einer Moschee mit einem menschlichen Antlitz nicht in einer Art und Weise, wie man es eigentlich erwarten könnte?

Rund 35 Aktive hat Ates für ihr Projekt gewonnen, etwa 700 Besucher kommen jeden Monat in die Moschee. „Wir können uns vor Anfragen kaum retten.“ Schulen gehörten auch dazu, es seien schon Klassen mit muslimischen und jüdischen Jugendlichen da gewesen.

Immer wieder erreichten sie „Hilferufe“ von Muslimen und Musliminnen, die dem engen Glaubensverständnis der Traditionalisten entkommen wollten. Viele Frauen sagten ihr, dass sie nun endlich in die Moschee gehen könnten, ohne ein Kopftuch tragen zu müssen. In der Moschee beten Sunniten, Schiiten und Aleviten, Männer und Frauen gemeinsam.
( dpa )

Gruß
rakete

Weil „Liberalität“ nun einmal kein Merkmal des klassischen Islam ist. Um das festzustellen, braucht man nur in den Koran zu schauen. Was hat der Fanatiker und Warlord Mohammed mit modernen liberalen Positionen zu schaffen?

Zero.

Also kann man auch „eigentlich nicht erwarten“, dass die Idee einer Moschee „mit einem menschlichen Antlitz“ (ins Islamische übersetzt: „mit einem ungläubigen Antlitz“) bei den hier „integrierten“ Muslimen (und Erdogan-Fans) auf Begeisterung stößt. Bloß weil diese hier „integriert“ sind, heißt das doch nicht, dass sie einen verwestlichten Islam wollen.

Weil Sätze wie diese von völliger Unkenntnis zeugen und voller falscher Prämissen sind.
Die Islamrichtungen in einen Topf zu schmeissen ist genau so dumm , wie „den Westen“ in einen Topf zu schmeissen. Dümmer, denn je, auch weil es Negativbesetzungen erzeugt, die nicht auf Wissen, sondern auf populären Bewertungen gründen, was der Sache mitnichten dient.
Es ist ein affront an die vielen Millionen friedlich gesonnener Muslims.
Mohammed als Warlord zu bezeichnen ist der Gipfel der Dummheit.

Es wird immer wieder gerne mit „dem Koran“ argumentiert, in den allermeisten Fällen ohne dass er überhaupt wirklich gelesen und in seiner Vielschichtigkeit verstanden wurde.

Mutmaßung: Weil die Mehrheit der Muslime NICHT für WELTLICHE Prinzipien einstehen. Aber was lässt sich damit anfangen? Ist das nur das Problem der Muslime? Andere tun das doch genau so wenig.

Wie erwartet „man“ das denn?

Erwartet „man“ da eine gleiche Aktivität wie die von durchschnittlichen Christen, die mit ihrem Alltagsleben beschäftigt sind, sich nicht für Kirchenpolitik und Kirchenskandale interessieren und denen irgendeine Kirche in irgendeiner Stadt, in der sie nicht leben, am Allerwertesten vorbeigeht?

:paw_prints:

Du scheint ziemlich lächerliche Erwartungsvorstellungen zu haben.

Langfassung:
Wenn ich mit einem bunten Haufen intelligenter und engagierter Mitstreiter in München eine Abaelard-Goethe-Kirche gründe und mich zum Bischof dieser Kirche ernenne (sooo unqualifiziert wäre ich als Katholik und studierter Philosoph für so eine liberale Kirche mit menschlichen Antlitz ja nun wirklich nicht!), dabei meinetwegen auch eine Menge guter Projekte unterstütze, würdest du dann hier im wewewa ernsthaft fragen, warum die Mehrheit der in D lebenden Christen meine Kirche nicht so unterstützt, wie man es erwarten könnte?

Nein, das würdest du nicht, weil dir die Frage selbst lächerlich vorkäme, auch wenn dir meine Kirche nicht unsympathisch wäre. Nicht einmal ich selbst würde diese Frage stellen.
Und das, obwohl meine Kirche ja durchaus ein interessanter Ansatz wäre, um Dinge voranzubringen, und deshalb durchaus auch einige mediale Aufmerksamkeit verdient hätte.

Gruß
F.

Hallo,

und wo ist bitteschön hierbei

der Unterschied zu altem und neuem Testament?

Was haben die religiösen Fanatiker und Frauenverächter wie zB Augustinus oder Hieronymus (genannt „Kirchenväöter“) oder aber die Kreuzzugswarlords unter den Päpsten mit Demokratie und Aufklärung zu tun ?

Buchstabentreue Superchristen, Ultraorthodoxe Rabbis und der gewöhnliche Alltagsislamist unterscheiden sich nur graduell in ihrer Ablehnung von Aufklärung, säkularer Demokratie oder Frauenrechten.
Das ganze Geschwätz von christlich-jüdischem Abendland in Fronstellung zu Islamisten ist idR völlig ahistorischer geistiger Dünnpfiff.

Das einzige Faktum ist, daß die bereits sehr früh (12.-14. Jhdt) einsetzende islamische Diskussion über „Aufklärung“ leider gescheitert ist, während die später beginnende Aufklärung im christlichen Teil der Welt sich irgendwann gegen den erbitterten Widerstand der religiösen Autoritäten - zT bis in die Gegenwart - mehr oder weniger durchsetzen konnte.

&Tschüß
Wolfgang

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Servus,

Du erwartest also von einem Katholiken, dass er die Idee einer missionarischen evangelisch-freikirchlichen Gemeinde unterstützt?

Von einem calvinistisch orientierten Protestanten, dass er die Wiedereinrichtung einer Benediktinerabtei in Litauen unterstützt?

Von einem Lutheraner, dass er die Missionstätigkeit der Baptisten in Ghana unterstützt?

Seltsamseltsam.

Schöne Grüße

MM

Wäre aber das nicht nur billiger Whataboutismus? Welcher Mensch kann was dagegen haben, wenn Frauen oder Schwule in der Moschee neben einem beten und vorne eine Frau steht. Sogar die Kirche der Christen ist inzwischen soweit, wobei die katholische Kirche eher in einigen Bereichen noch hinterher hinkt.

Gruß
rakete

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Ja.
In der Ökumene ist ja inzwischen fast alles denkbar.
Warum exitiert nicht wenigstens eine solche für den Islam?
Gruß
rakete

Das Christentum und evtl. exotische neue christliche Kirchen stehen ja im Augenblick nicht so im öffentlichen Interesse. Und eine gewisse staatliche Anerkennung ist schon von nöten (also keine Spaghettimonster und so ein Schwachsinn).Der Islam und hoffnungsweckende Alternativen dagegen schon.
Gruß
rakete

Was ist am Glauben an das Spaghettimonster schwachsinniger als am Glauben an einen Typen, der über Wasser läuft und aus dem Grab klettert, um in den Himmel zu seinem Vater aufzusteigen, der aber gelichzeitig irgendwie auch er selbst ist?

:paw_prints:

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Nein, das ist kein Whataboutismus, sondern die Feststellung, dass du an die Gläubigen unterschiedlicher Religionen unterschiedliche Maßstäbe anlegst.

:paw_prints:

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…du vergisst den Irrsinn, dass der Koran direkt "der Feder Allahs entstammt. Nein, Scherz beiseite. Das Monster ist nur Spaß-Religion, die etablierten können leider blutiger Ernst sein.

Nein, ich erwarte Humanität, Gleichberechtigung, Toleranz und Achtung vor der FDGO. Das vermisse ich vor allem (nicht nur) bei der morgenländischen Liturgie des Islams.
Gruß
rakete

Da weisch Du aber nicht sehr viel von den christlichen Kirchen.

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wen meinst du mit „man“?

ich beispielsweise hege keinerlei erwartungen und unterstützung, religion ist privatsache, die sollen ihre konflikte zuhause und nicht im und über den öffentlichen raum austragen. und gegebenenfalls die rechtlichen möglichkeiten ausschöpfen. in einem säkularen staats- und gemeinwesen.

so einfach ist das.

naja, so einfach ist es nicht. erst und gerade die duldung von kinder- und mehrfachehen in einem patriarchalisch-säkularen staat, oder beschneidung, entgegen rechtlicher und rechtsstaatlicher faktenlage, ermöglichen - wenn nicht bedingen - die auseinandersetzungen im öffentlichen raum. das ist politisch beabsichtigt zu lasten einer friedlichen gesellschaft.

pasquino

Ich bin Berliner. Da bitte ich ein gewisses Unwissen in der Liturgie des Christentums zu entschuldigen.
Weisst du denn als Mannheimer evtl. mehr über Reformbestrebungen muslimischer Träger, Verbände und Glaubensführer?
Gruß
rakete

  • zur Erläuterung ein klitzekleines Exempelchen: Vor ein paar Wochen wurden wir in der Kirche von Gündelbach, wo mein Großvater seine erste Pfarrstelle hatte, ziemlich deutlich darüber aufgeklärt, dass das Zusammenfassen von „liberalen“ (= landeskirchlich orientierten) und „missionarischen“ (= pietistischen) Pfarrgemeinden in Württemberg ja wohl überhaupt nicht ginge, weil es sowohl den einen als auch den anderen zum Schaden gereiche.

Zur Bedeutung der Sache: Gündelbach ist eine Gemeinde mit 800 Seelen, und die Pfarrer werden dort danach beurteilt, ob sie die Kirche mit etwa 250 Plätzen voll kriegen. Es ist durchaus nicht so, dass das nicht zu schaffen wäre.

Und Du glaubst, aus einer solchen Gemeinde wäre irgendeine „Unterstützung“ von Papisten zu erhoffen oder gar - wie Du vom hohen Katheder herab festlegst - zu „erwarten“?

Übrigens: Weil sie anständig gefragt haben, haben die Gündelbacher Katholiken in der Tat ungefähr ein Drittel des Gemeindehauses - mit Trennwand und separatem Eingang und selbstverständlich ohne Übernahme irgendwelcher Kosten - bekommen, weil das Bauen auf diese Art billiger kam. Aber erst, als sie zugesichert haben, dass dort keine Fasnachtsveranstaltungen z.B. der KJG stattfinden werden!

So sieht es im Inneren des Kuchens aus, den Du aus „Ökumene“ zusammenrührst, vermutlich ohne wenigstens eine der beteiligten Fraktionen aus der Nähe zu kennen.

In diesem Sinne - Röm. 8. 38-39

MM

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Nun, ich weiß als Einwohner des Ortes, in dem die größte Alevitische Gemeinde in Deutschland besteht, die auf diese Weise eine gewissermaßen zentrale Funktion für die Aleviten in Deutschland hat, dass Aleviten von keinem Moslem außerhalb ihrer Fraktion überhaupt als Moslems angesehen respektive akzeptiert werden.

Genau wie die christlichen Freikirchen aus den Erweckungs- und Täuferfraktionen niemanden als Christen ansehen, der allein durch die Taufe Christ wurde.

Schöne Grüße

MM

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In der Regel den Gesetzgeber.

Das unterstütze ich weitgehend. Dies wird jedoch durch ein überstarkes Patriachat äußerst schwer in den muslimischen Gemeinden. Wie soll z.B. ohne staatlichen Eingriff eine Frauenbewegung in naher Zeit eine Gleichberechtigung erhalten. Hält „man“ sich ganz raus, fände ich das problematisch.
Gruß
rakete