Eine Weihe der Nacht

Als Materialist glaube ich nicht an einen nichtmateriellen Gott, der da aus den Weiten des Universums kommen sollte oder wollte. Aber ich bete einen Gott an, der recht materialistisch und mit aller Macht sein Gesetz der zehn Fundamente hoch hält und verteidigt. Ich bedanke mich sogar täglich bei dieser Allmacht, für einen einzigen Tag, an dem ich keine Angst verspürt habe, für jede Stunde des Frieden, für jede Minute, an der kein Mensch ermordet wurde, ja für jede Sekunde, an der kein Kind weint, hungert, geschlagen und vergewaltigt wird. Also Danksagung bleibt mir erspart, denn die Macht der Vernunft ist verlorengegangen, das Sein ist zum Nichtsein mutiert und dieser Götze trägt den Namen: Evolution, seine Triebkraft ist die Selektion, sein Geruch ist Verwesung.

Öfterer versuche ich den schlafenden Gott anzubeten, diese Allmacht zu bitten, das Menschen-Experiment zu beenden. Den Befehl: „Lasst uns Menschen machen“, abzubrechen, denn der Mensch mit Herz ist ein unmenschliches Egoarschloch geworden, der materialistisch die Materie missbraucht, sie zerstört und mit einer Müll- und Kotschicht die Erde bedeckt, aus der der Mensch das Wasser aus stinkenden Tümpeln trinkt. Ich bitte den Gott der Götter nur die Tiere und die kleinen Kinder zu verschonen und schützend die Hände über sie zu halten, wegen der Angst in ihren Augen, wegen all der noch unschuldigen Tränen. Ich flehe die Allmacht an: Töte die Menschen, die nicht die Menschlichkeit im Experiment erreicht haben. Denn die Saat ist aufgegangen, nun ernten sie was gesät wurde. Das Experiment ist missglückt, gescheitert durch Hochmut, Egoismus und Parteilichkeit. Die Experiment-Evolution gebar eine fetttriefende, süchtige Missgeburt.

Aber noch viel häufiger zweifle ich an der Wiederkehr dieser Allmacht, die im Universum verloren gegangen zu sein scheint. Auch bezweifle ich die Fähigkeit der Menschheit, sich evolutionär in eine Richtung der Gerechtigkeit, Brüderlichkeit und Freiheit zu bewegen. Die Brüderlichkeit konnte sich nicht entwickeln, da die Gerechtigkeit auf dem Altar der Freiheit geschlachtet und verbrannt wurde. Denn Gerechtigkeit ist einzig die Basis für Brüderlichkeit und Freiheit kommt an der Hand der Gerechtigkeit nebenher. Der Intellekt der Menschheit ist im Experiment unzureichend gewesen, das Allgemeinwohl wurde den Schneller-, Weiter-, Höher-, Besser-Doktrinen geopfert.

Wo ist nun dieser Gott, der das Universum lenkt? Ist er an der Milchstraße verkehrt abgebogen? Verspätet er sich durch Flug-Stau? Oder ist er am Morgenstern zerschellt? Millionen schreien in den Himmel nach Frieden, Gerechtigkeit und Freiheit und der Gott hört nicht und der machtbesessene Egomensch will es nicht hören. Besser und logischer ist die Annahme, dass er vor Entsetzen über dieses Experiment geflohen ist. Er ist in die benachbarte Galaxie geflüchtet, ja! wegen des Lärmes, des Gestankes, wegen der Millionen Leichen der Erschlagenen und wegen der Aussichtslosigkeit, dieses Experiment noch zum Erfolg zu wandeln. „Ich mag euch nicht weiden, einer fresse des anderen Fleisch“, sind seine letzten Worte.

Der Mensch regiert sich nun selbst. Hat nun sein Opfersohn etwas geändert? Hat die Liebe die Macht ergriffen? Ist das Allgemeinwohl höchstes Gut? Nein, die Liebe ist zu Hass mutiert und das Wohlergehen wurde ans Kreuz des Reichtums genagelt, mit Essig getränkt und mit einer Lanze durchbohrt.

Was bleibt noch zu erwähnen? Nur ein Traum einer Offenbarung offenbart Hoffnung, Gaube und Liebe sind aber der Selektion unterworfen. Sterne sollen vom Himmel fallen und die Erde wird in der Gluthitze der Elemente verglühen. Die Essenz der Hoffnung: „Siehe ich mache alles neu!“, ist wohl ein Neubeginn in einer anderen Galaxie, - nachdem die Erde in der Sonne verglühte.

Und was genau ist die Frage???

LG
SL99

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