Einfluß steigender US-Leitzinsen auf China

Hallo,
einige Marktbeobachter klassifizieren es als problematisch für China, wenn dort einerseits das Wirtschaftswachstum nicht mehr so stark ausfällt wie früher und andererseit die Leitzinsen in den USA (und einigen anderen Staaten) erhöht werden.

Wieviel ausländisches Kapital ist in China investiert und ist zu erwarten, dass ein großer Teil bei steigenden Leitzinsen abgezogen wird?

Falls dies geschehen sollte - wird die chinesische Wirtschaft dies verkraften?

Wie sieht es mit anderen Entwicklungsländern aus? Durch die Pandemie wird die Bevölkerung in vielen Ländern geschrumpft sein, was für das Wirtschaftswachstum erstmal negativ ist - geben die Leitzinserhöhungen diesen Ländern (und damit evtl. der Weltwirtschaft) den Rest?

Gruß und Dank

Desperado

Nur eine Vermutung oder gibt’s konkrete Hinweise? Bei dem kräftigen Zuwachs der Weltbevölkerung würde mich das wundern.

Laut MofCom aktuell 100 Mrd. CNY, ca. 16 Mrd. USD.

Ich kenne jetzt nicht jeden einzelnen Vertrag, aber CNY kann nicht einfach so außer Landes geschafft werden. Umtausch in andere Währungen geht am freien Markt ebenfalls nicht. Von daher tippe ich mal, daß nichts abgezogen wird. Obendrein gibt’s in China gerade 2.85%pa Verzinsung.

Ja, das man nennt Spillover. Weltweit ist den Zentralbanken das Risiko bewußt. Ich gehe mal davon aus, daß Zentralbanken entsprechend vorsichtig in der Wortwahl sind bzw. daß es Kapitalverkehrskontrollen geben wird.

Ich denke z.B. an Malaysia, wo es ab 1986 entsprechende Regularien gibt, die 1992 wieder weitestgehend (bis auf Meldung) aufgehoben worden sind. Das Mof dort beobachtet die Situation genau, aber solange die Netto-Einflüsse positiv sind, werden keine weiteren Maßnahmen vorgenommen, denke ich.

An welche Länder dachtest Du denn?

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Da es aus den meisten Ländern keine zuverlässigen Totesstatistiken gibt kann man zu so etwas nur Schätzungen abgeben. Langfristig mag es für überalterte Gesellschaften wie China evtl. sogar positiv für die wirtschaftliche Entwicklung sein, dass viele ältere Menschen verstorben sind, mittelfristig zeigt es sich in geringerer Binnennachfrage und läßt somit die Wirtschaft schrumpfen.

Die Weltbevölkerung wächst nur noch mit rund 1 % pro Jahr (war auch schon vor der Pandemie so, vor rund 50 Jahren waren es noch über 2 %.)

Hätte nicht erwartet, dass nur so ein geringer Betrag in einem Land wie China von ausländischen Investoren kommt.

Bewußt ist es den Zentralbanken evtl. schon, aber die wirtschaftliche Entwicklung des Auslandes ist ja nicht direkt in deren Mandat festgelegt.

China ist wohl ein Sonderfall, Vietnam auch. Du darfst nicht vergessen, daß es sich 1. offiziell um ein kommunistisches Land handelt, und 2. daß Intangibles (also nicht greifbare Assets wie z.B. VW- oder Tesla-Baupläne, Patente, etc.) nicht geldwert bemessen werden und deshalb in der Statistik fehlen.

Ich persönlich würde gar nicht so tief eintauchen, um das Sentiment zu messen. Schau Dir die Bondmärkte in den jeweiligen Ländern an. Das ist hochliquides, spekulatives Kapital, was jetzt nicht unbedingt im Land eingesetzt werden muß, aber dafür gibt es zig Meßsonden (Preise, Nominalen, Handelsvolumina, Ausstattungen, (Kredit-)Derivate, Duration, Rho, etc.), die man täglich oder untertäglich beobachten kann. Und, wie die Definition von Rho besagt, kleben diese Instrumente direkt am Zinsmarkt: Zu jeder Zeit ist der preisliche Einfluß eines Zinsschrittes direkt ablesbar.

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