Einheitliches Abitur für alle?

Hallo liebe Community,

immer wieder wird über die Gerechtigkeit beim Abitur diskutiert. Bildungsexperten sprechen sich wiederholt für eine in allen Bundesländern einheitliche Prüfung aus. Doch wie gerecht sieht es momentan wirklich aus? Ist das Abitur in Bayern tatsächlich am schwierigsten? Kann man die Abschlüsse überhaupt miteinander vergleichen?

Vielen Dank für eure Meinung
Galileo Redaktion

Hallöchen!

Also ich hab zwar kein Abitur gemacht, aber ich hab meinen Realschulabschluss in Sachsen gemacht und bin später in Bayern in die Berufsschule gegangen. In der Zeit konnte ich zwischen den anderen Azubis in meiner Klasse den Wissensstand vergleichen. Der Realschulabschluss in Bayern scheint mir deutlich schwerer zu sein als der in Sachsen. Die Jungs und Mädels waren viel weiter als ich! Das hat es mir in der Berufsschule nicht gerade leicht gemacht.
Daher bin ich dafür, dass die Lehrpläne angeglichen werden und auch der Schwierigkeitsgrad der Prüfungen, ob nun Abitur oder Mittlere Reife, gleich sein sollte!

Corina

Einheitliches Abitur? Ja, bitte!
Hallo liebe Community,

ich selbst habe mein Abitur vor 10 Jahren in Sachsen gemacht und lebe nun seit bald 9 Jahren in Bayern. Ich habe durch Nachhilfe, die ich hier nebenberuflich gebe, mitbekommen, dass das Niveau dieses G9-Gymnasiums extrem hoch ist. Die Kinder werden extrem gefordert, haben sehr wenig Freizeit. Das finde ich ziemlich hart.

Als ich damals das Gymnasium besucht habe, hatte ich dennoch Freizeit und konnte meine Jugend vollends ausleben ohne die schulischen Pflichten zu vernachlässigen.

Damals war mir schon durch die Medien bekannt, dass das Abitur in Bayern das schwierigste der 16 Bundesländer ist, aber Sachsen folgte mit einem ähnlich schweren Abitur, was ich durch eigene Erfahrungen bestätigen kann. Wir wussten von anderen Abiturienten in beispielsweise NRW, dass diese u.a. in Deutsch genau 2 Themen zum Lernen hatten für deren Abi-Prüfung. Wir hingegen haben den gesamten Stoff der Sekundarstufe II lernen dürfen und wussten nicht, worauf es genau ankam.

Nun stellt sich die Frage, ob man die Wertigkeit eines Abiturs nach Bundesländern staffeln kann/sollte. Ich fände dies schon ziemlich krass und bin auch für ein einheitliches Abitur und ebenso für einheitliche Lehrpläne. Warum wird in Bayern z.B. sehr viel Wert auf das Fach Religion o. Ethik gelegt, nur weil es ein zu meist katholisches Bundesland ist und in Sachsen z.B. stehen diese Fächer noch nicht einmal auf dem Lehrplan? Das, was in diesen Fächern gelehrt wird, gehört sicher irgendwo zur Allgemeinbildung und lässt sich in andere Fächer integrieren (Sozialkunde beispielsweise).

Man sollte also das Schulsystem grundlegend überdenken. Genau so wie die Lehrpläne. Anpassen an das, was im heutigen Leben wichtig ist. Denn viele Dinge lernt man nur für die Schule und nicht fürs Leben.

Abitur in Sachsen
Hallo Galileo,

ich habe mein Abitur 2010 in Leipzig gemacht und muss sagen ich glaube, dass wir mittlerweile fast den gleichen Schwierigkeitsgrad haben wie die Abiturienten in Bayern. Ich begründe dies mit dem neuen Kurssystem, welches es uns sehr schwer gemacht hat einen 1er Durchschnitt zu bekommen. Das neue Kurssystem beinhaltet, dass Abiturienten so gut wie nichts mehr abwählen dürfen und Sport auch mit in den Abiturdurchschnitt eingerechnet wird. Also mussten wir alle in Physik, Chemie, Biologie, Geografie, Sport etc. unser Bestes geben. Die Jahrgänge vor uns durften Fächer wie Physik abwählen und die Sportnote wurde nicht mitgezählt (man brauchte nur einen Notenpunkt um zu bestehen). Gleichzeitig durften wir zwar öfter „unterpunkten“ (also weniger als 5 Punkte auf dem Zeugnis), allerdings wollte das natürlich niemand und so stieg der Leistungsdruck enorm. Allein die Tatsache, dass nicht jeder sportlich ist und die Messlatte in den sogenannten „Talent-fächern“ auch sehr hoch gelegt war, übte auf uns enormen Druck aus. Das alles mussten wir „durchstehen“ weil man der Meinung war, dass die Abiturienten mehr Allgemeinwissen haben müssen.
Ich kann das Abitur in Bayern nicht beurteilen, aber ich bin dennoch der Meinung, dass das Abitur in Sachsen auch sehr hohe Anforderungen stellt, spätestens seit dem Jahr 2010.
Ich bin für ein einheitliches Abitur, aber dann sollte man es auch so gestalten, dass die Schüler mehr Möglichkeiten bekommen nach ihren Talenten zu gehen und Fächer wie Sport keinen Einfluss auf die Abiturnote haben (man kann es ja trotzdem zum Pflichtfach machen, nur ohne Noten).

Liebe Grüße,
Maria

In Österreich gibt es einheitliche Matura-Beispiele (für einige Schulrichtungen), die erst am Tag der Matura vom Lehrer geöffnet werden. In Deutschland sieht die Situation etwas schwieriger aus, da es sich um einen riesengroßen Aufwand, der fast nicht realisierbar ist, handelt, - allein schon wegen den unterschiedlichen Schulsystemen in den einzelnen Bundesländern.

hei, tut mir leid, das kann ich nicht einschätzen.
mfG

Schönen Mittag aus Bayern,

Also ich habe erst dieses Jahr als letzter G9 Jahrgang ( R.I.P.) gemacht.
Erfahrung aus anderen Bundesländern habe ich natürlich nicht( man macht ja normal nur 1x Abitur im Leben :wink:), daher ist mein Feedback vom bayrischen Abitur subjektiv. Es wurde viel verlangt, das ist wahr, und das war meiner Meinung nach auch gut so. Wenn man das ganze Leben betrachtet, findet man irgendwann seine feste Arbeit und dies ist eben eine Spezialisierung. Deswegen fand ich das Kollegstufensystem um einiges besser. Jeder konnte ab der 11ten Klasse unangenehme Fächer wie Latein, Physik o.ä., und obendrein sich auf seine Lieblingsfächer konzentrieren und seine Vorliebe oder Talent eben fördern durch manchmal 250% mehr Unterrichtsstunden.
Ich hatte Chemie/Wirtschaftsleistungskurse und bereue es kein Stück.
Ich stimme zu das das niveau angeglichen werden sollte, aber es sollte angepasst und nicht ein Durchschnitt gebildet werden. Man kann an Sachen und Bayern ein Beispiel nehmen und sich zumindest antasten. Denn Das, was man in den Jahren an „Allgemeinwissen“ sammelt, hat im Endeffekt weniger Wert als die zielgerichtete Spezialisierung auf seine Lieblingsfächer.
Deswegen ist das G8-System so ein Fehler gewesen, nicht nur, weil sie die Schulausbildung um 1 ganzes Jahr verkürzt und somit gleichzeitig die geforderten Leistungen um ~11% erhöht haben, sondern auch, weil die Regierung den Schülern die Möglichkeit genommen hat, ihr Können weiter auszubaun.
Die meisten Schüler werden gezwungen in Fächern Abitur zu schreiben, die sie nicht leiden können oder gar weniger gut drin sind, und um diese „Notenminderung“ auszugleichen, wurde das 1:1 (Schriftlich:Mündlich)-System eingeführt.
Möglich, dass ich etwas vom Thema abgekommen bin, aber die Botschaft ist die Selbe. Das Abitur muss angepasst werden, um den Schülern auf Dauer eine gesunde Grundlage für die Zukunft geben zu können; wenn möglich eben auf dem alten G9-system beruhend.

mit freundlichen Grüßen

Denis S.

Liebe Community,

ich habe von 2004 bis 2009 ein Gymnasium in Bayern besucht (G8 und habe die 8. Klasse wiederholt) und bin seit 2009 durch einen Umzug in einem dresdner Gymnasium.
Somit kann ich GANZ AKTUELL beide Oberstufensysteme (nicht die Abiturprüfungen an sich, die habe ich ja erst in ein paar Monaten) vergleichen.
Durch die Änderungen, betreffend der Sek. II, die in Sachsen vor 3 Jahren passiert sind ist es nun nicht mehr möglich irgendein Fach abzuwählen! Gar nicht mehr! Man hat nur wenige Entscheidungen zu treffen, z. B. macht man Kunst weiter oder Musik. Außerdem kann man Geographie oder Gesellschaftskunde durch Astronomie oder Informatik ersetzen. Alle anderen Fächer müssen mit mindestens 90 Minuten in der Woche belegt sein und zählen auch in die Abiturnote mit hinein.
In Bayern ist das trotz G8-Neuregelungen immernoch möglich, Fächer von seinem Abitur auszuschließen, das weiß ich von meinen Freunden. Allein das ändert das Niveau erheblich, denn wer hat denn nicht ein Hassfach in dem er laufend nur 4en bzw. 5 Punkte bekommt? In Bayern belegt man einfach ein solches Fach nicht, in Sachsen wirkt es sich auf das Abitur auf.
Das Problem in Sachsen (sowie wie ich vermute in allen Neuen Bundesländern) sind die Fremdsprachen. In Basern stand ich in Französisch immer auf 3-5. Hier in Sachsen war ich auf einmal Klassenbester mit einem Schnitt von 1,2! Und das, obwohl wir mit dem gleichen Buch gearbeitet haben. Zugegebenermaßen ist unser Lehrer sehr Inkompetent aber auch in den Parallelkursen herrscht in Französish ein anderes Lernniveau als in Bayern. In Englisch ist es nich ganz so extrem, Sachsen liegt da aber trotzdem hinter Bayern zumindest was die Sek. I betrifft.
Dahingen ist Sachsen in den Naturwissenschaften, besonders in Biologie und Chemie voraus.
Ein riesigen Vorteil haben wir hier in Sachsen (oder zumindest an meiner Schule), dass uns 90% der Tests=Stegreifaufgaben (Klassenarbeiten=Schulaufgaben und Klausuren sowieso) angesagt bekommen. In Bayern hatten die Lehrer ein explizites Verbot, und diese anzukündigen!

Ich denke also, dass HEUTE Sachsen und Bayern das gleiche Niveau haben (ein sehr hohes), dass aber viele Menschen v.a. in Bayern denken, die Bayern wären schlauer und hätten das schwierigere Abi gehabt. Somit wird, denke ich, ein Bayer mit 1,4 Schnitt einem Sachse mit 1,3 Schnitt vorgezogen (wenn man nur den Schnitt und den „Abitursort“ betrachtet). Ich befürchte, dass sich das auch bei einem zentralen, gleichen Abitur nicht ändern wird, was sehr schlecht für die Sachsen wäre.

Ich hoffe sehr, dass Galileo im Fernsehen einen guten und neutralen Beitrag bringt, der das, was ihnen hier erklärt habe genauso gut erklärt und mal ein bisschen aufklärt.

Liebe Grüße,

Martin

Hallo,

ich kann auf die Frage(?) nicht angemessen antworten, da ich den Gerechtigkeitsbegriff dazu nicht verorten kann.

Was ist mit hier mit „Gerechtigkeit“ gemeint? Soll es hier um „Objektivität“ gehen, dann lässt sich sagen, dass es vor den Zentralprüfungen nicht objektiv zuging und jetzt auch nicht.

Formal lassen sich die Bildungsabschlüsse natürlich vergleichen; inhaltlich nicht.

Cheers!

Hallo,

da viele Studenten oftmals nicht in dem Bundesland studieren, in dem sie ihr Abitur gemacht haben, finde ich es wichtig dass es ein einheitliches System gibt. Die Lehrpläne sollten angepasst werden und in den Abiklausuren sollte es zentrale Prüfungen geben. Nur so kann sichergestellt werden, dass alle Erstsemester an der Uni ungefähr auf dem gleichen Stand sind.

Hallo,
da viele Studenten nicht in dem gleichen Bundesland studieren, in dem sie ihr Abitur gemacht haben, bin ich für ein einheitliches System. Nur so kann gewährleistet werden, dass alle Erstsemester ungefähr auf dem gleichen Stand sind. Daher sollten in der Schule die Lehrpläne angepasst werden, und die Prüfungen sollten gleich sein.

Jetzt mal ehrlich, wie soll man denn sagen, wo es am schwierigsten ist? Und was wird hier gemeint? Was soll am schwierigsten sein? Die Abiturprüfungen, Lehrpläne einzelner Fächer, der Aufbau der Oberstufe (Fächerbelegung, etc.), …??? Zudem kommt doch eine sehr subjektive Komponente mit rein, die eine Rolle spielt (einem fällt das leichter, lernt „besser“/effektiver/schneller, …).

Mehr Vergleichbarkeit kann es nur geben, wenn die Oberstufen in allen Bundesländern gleich aufgebaut sind, die Lehrpläne gleich sind, gleiche Abiturprüfungen geschrieben werden. Und selbst dann ist eine 100%ige Vergleichbarkeit nicht möglich, weil man unterschiedliche Lehrer hat, die den gleichen Stoff auch anders vermitteln, die anders bewerten, die andere Arbeiten schreiben, usw. Eine 100%ige Vergleichbarkeit oder Gerechtigkeit für alle ist somit nie realisierbar…