Einschätzung Gegenüber im Vorstellungsgespräch

Hi,
ich frage mich, mich welcher intelligenten Frage man im Interview um eine Stelle herausfindet, wie das Führungsverhalten und zB auch das Betriebsklima ist.
Man kann ja schlecht fragen, ob der Herr oder die Dame cholerisch oder autoritär oder mitmenschlich ist etc…
Wie bekommt man das „um die Ecke gefragt“ am besten heraus?

Dito bzgl. Betriebsklima,

Kann und muss man sich da nur auf den eigenen Eindruck und die Antennen verlassen?
Dass dies idR so ist ode man ggf jemanden fragt, der dort arbeitet/arbeitet, ist klar…oder in Internetportalen schaune kann, wie der Arbeitgeber bewertet wurde.

Mir geht es speziell um konkrete Fragen, aus deren Antworten man etwas lesen könnte.
Weiß da jemand von euch einen Tipp?

Gruß und Dank
living free

Hallo living free,

hab ich das richtig verstanden, dass Du aus Sicht des Bewerbers fragst, und der potentielle zukünftige Vorgesetzte sitzt Dir im Gespräch gegenüber?

Was spricht dagegen, ihn direkt zu fragen: Wie würden Sie denn Ihren Führungsstil beschreiben?
Selbst wenn er darauf unwirsch reagieren sollte, hast Du damit ja auch schon eine Antwort bekommen, nämlich dass offene Kommunikation wahrscheinlich nicht so sein Fall ist.

Was Du noch fragen könntest, falls die o.g. Frage nicht bereits abgebügelt wurde:

  • Welche (persönlichen) Eigenschaften sind Ihnen bei Ihren Mitarbeitern am liebsten/wichtigsten?
  • Welche Arbeitsweise bevorzugen Sie bei Ihren Mitarbeitern?
  • Wie sieht die Zusammenarbeit zwischen Mitarbeiter und Vorgesetztem genau aus?
  • Wie setzt sich das Team zusammen?
  • Wie lösen Sie Konflikte innerhalb Ihres Teams?
  • Wie würden Sie Ihre Unternehmenskultur beschreiben? (Wenn es ein großes Unternehmen ist bei dem Du Dich bewirbst, kann man Informationen dazu auch oft auf der Webseite des Unternehmens finden.)
  • Welche Werte sind Ihnen persönlich/Ihrem Unternehmen wichtig? (Größere Unternehmen haben oft sogenannte ‚core values‘ für die sie stehen, siehe ebenfalls Unternehmenswebseite.)
  • Wer ist ein (Management-)Vorbild für Sie, und warum?

Vielleicht nicht gerade alle Fragen auf einmal, es soll ja kein Arbeitgeberverhör werden. Und es wäre auch gut, wenn Du gegebenenfalls selbst Antworten auf diese Fragen hast (Eigenschaften, Arbeitsweise, Werte, Vorbilder), falls sie Dir anschließend zurück gestellt werden.

Vielleicht hast Du auch die Möglichkeit, nicht nur mit dem potentiellen Vorgesetzten zu sprechen, sondern es sind noch weitere Personen aus dem Team im Gespräch dabei. Dann achte z.B. auch mal darauf, wie der Chef sich verhält, wenn sein Mitarbeiter spricht. Hört er ihm aufmerksam zu oder liest er währenddessen E-Mails auf seinem Handy oder fällt er ihm vielleicht sogar ins Wort und korrigiert ihn, usw.

Viel Erfolg und viele Grüße
Kerstin

Hi Kerstin.
Danke Dir sehr.
Deine Frage-Vorschläge sind hilfreich…wobei eben alleine die Frage an sich beim Gegenüber wohl die Frage aufwerfen wird, wieso man die Frage stellt und ob also konkret „Probleme“ deswegen zu erwarten sind…„befürchte“ ich.

Denn ggf. hat man ja eben schlechte Erfahrungen gemacht und stellt genau deswegen diese.
Oder man ist ggf. ein „uU“, wie es Götz Werner (dm) nennt.
…ein unangenehmer Untergebener, der immer Fragen stellt und kritisch mitdenkt und auch zu Recht kritisiert.
Wenn man durch seine Fragerei diesen Eindruck im Jobinterview erweckt, mag dies ebe ein KO bedeuten.
Aber: vielleicht ist es dann ja eben auch gut so…
schwierig…na ja, eben, wie du sagst, am besten seine Antennen auf Empfang schalten und die Augen offen halten.
Danke nochmals
LG
living free

Servus,

Wobei eben alleine die Frage an sich beim Gegenüber wohl die Frage aufwerfen
wird, wieso man die Frage stellt und ob also konkret
„Probleme“ deswegen zu erwarten sind…„befürchte“ ich.

ganz sicherlich nicht. Die Fragen dienen ja der Konkretisierung der mysteriösen „Chemie“, und jeder mit „Personalverantwortung“ könnte gut wissen, welche enormen Reibungsverluste es gibt, wenn sich Mitarbeiter mehr mit dem unrund laufenden Verhältnis zum Vorgesetzten als mit ihrer Arbeit beschäftigen (müssen).

Eine Garantie für KO („Haben Sie noch Fragen?“) ist, wenn man sich im Interview nicht für die konkrete Arbeit, deren Ablauf und Organisation interessiert, und dazu gehört eben auch die „Führung“.

Schöne Grüße

MM

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Hallo living free,

ich finde es (wie auch von Aprilfisch schon kommentiert) eher souverän, wenn der Kandidat sich nach sowas erkundigt.

Ich wäre auch nicht auf die Idee gekommen, dass die Frage darauf hindeutet, dass jemand schlechte Erfahrungen (womit überhaupt?) gemacht hat. Sie beruht m.E. lediglich auf der Erkenntnis, dass Arbeitsabläufe und Teams ja auf höchst unterschiedliche Art und Weise organisiert sein können, und da würdest Du halt gerne wissen, wie das von Deinem Gegenüber gehandhabt wird.

Diesen Sachverhalt könntest Du ja ggf. auch nochmal als Einleitung der Frage betonen:
Es gibt ja sehr unterschiedliche Führungsstile… bzw.
Ich habe schon sehr unterschiedliche Arten ein Team zu leiten erlebt…
…wie würden Sie denn Ihre(n) beschreiben?

Natürlich ist es trotzdem denkbar, dass Dein Gegenüber die Frage in den falschen Hals bekommt oder sich davon auf den Schlips getreten gefühlt. Das fände ich allerdings ziemlich unprofessionell von einer Führungskraft und in dem Fall solltest Du vielleicht dankbar sein, dass Dir dieses Verhalten schon im Vorstellungsgespräch auffällt, so dass Du Dir dann nochmal gut überlegen kannst, ob Du für einen solchen Chef wirklich arbeiten wollen würdest.

Viele Grüße
Kerstin

1 Like

Hi,

finde ich extrem schwierig sowas. Niemand im Bewerbungsgespräch wird Dir sagen „Wissen sie… eigentlich kann ich ja nichts. Ich bin halt der Günstling vom Inhaber und mache hier auf dicken Max. Ich habe es daher am liebsten wenn meine Leute den Mund halten und nicht schlauer als ich sind bzw. wenn sie gute Ideen haben sie mir das sagen damit ich die als meine verkaufen kann“.

Stelle alle Fragen die Dich interessieren und schreibe die Antworten auf. Das hilft zwar später auch nichts („Aber damals im Vorstellungsgespräch haben sie doch gesagt…“), aber gibt Dir ein ruhiges Gewissen wenn Du den Job wieder kündigst oder gekündigt wirst.

Gruss
K

Hi und Danke.

Ich habe irgendwie gehofft, es gibt so eine Art Königs-Killerfrage, anhand derer man durch die Antwort den Gegenüber menschlich einschätzen kann.

Mir gehts eben eher um den Charakter, hat jemand Rückgrat wenn es hart auf hart kommt oder ist jemand ehrlich etc…
Manchmal bemerkt man an einer Runde, die einem gegenüber sitzt, ja auch durch den gegenseitigen Umgang, wie sie sich ausreden lassen, den Ton, Blickkontakt o.ä. ein wenig, wie so die Stimmung ist…

Andererseits ist es im Zweifel sowieso immer leider so, dass „oben unten sticht“, egal, ob man im Recht ist oder nicht…

OK, ich werd ggf. nach Führungsstrukturen etc fragen können, des Öfteren wird man ja auch selbst gefragt, wie man selbst mit Konflikten umgeht…

Ich dachte wie gesagt an eine Art von bestimmten Fragen, die irgendwie sehr aufschlussreich über den Menschen sind…

Danke Dir, Aprilfisch, und auch den anderen!
Gruß
living free

Servus,

OK, ich werd ggf. nach Führungsstrukturen etc fragen können

wenn Du nach Strukturen fragst, bekommst Du Auskunft über Strukturen.

Das hilft Dir nichts, wenn Du wissen möchtest, wie sich eine Person verhält. Je konkreter Du fragst, desto besser: „Was machen Sie, wenn … ?“ „Wie setzen Sie in der Abteilung Deadlines durch, von denen Sie wissen, dass sie objektiv nicht einhaltbar sind?“ „Wenn ein Mitarbeiter zu Ihnen kommt und sich darüber beschwert, dass ein Kollege jedesmal, wenn er Urlaub hat, Berge von Arbeit für seine Vertretung liegen lässt: Was sagen Sie, was tun Sie?“ „Wenn ein Mitarbeiter sein Pensum nicht bewältigt, obwohl er nach Ihrem Eindruck weder zu blöd noch zu langsam dafür ist, was machen Sie?“ usw. usw.

Schöne Grüße

MM

Hallo,

Das hilft Dir nichts, wenn Du wissen möchtest, wie sich eine
Person verhält. Je konkreter Du fragst, desto besser: „Was
machen Sie, wenn … ?“ „Wie setzen Sie in der Abteilung
Deadlines durch, von denen Sie wissen, dass sie objektiv nicht
einhaltbar sind?“ „Wenn ein Mitarbeiter zu Ihnen kommt und
sich darüber beschwert, dass ein Kollege jedesmal, wenn er
Urlaub hat, Berge von Arbeit für seine Vertretung liegen
lässt: Was sagen Sie, was tun Sie?“ „Wenn ein Mitarbeiter sein
Pensum nicht bewältigt, obwohl er nach Ihrem Eindruck weder zu
blöd noch zu langsam dafür ist, was machen Sie?“ usw. usw.

Schön und gut, aber die ganze Sache setzt voraus, dass auf die Fragen ehrlich und wahrheitsgemäß geantwortet wird.

Es könnte sein, dass das Gegenüber einfach lügt.

Es könnte aber auch sein (was wahrscheinlicher ist), dass das Gegenüber guten Gewissens seine Eigenwahrnehmung mitteilt. Und dann ist die Fremdwahrnehmung (die er Mitarbeiter) eine ganz andere …
Ich hatte mal einen Chef, der sich selbst für das höchstsozialste hielt, was so rumläuft. Für uns Kolleginnen und Kollegen war er ein knallharter und konservativer Patriarch …

Gruß
Jörg Zabel

Danke MM.

ich denke eben eher an so eine Standard-Frage der Entlarvung, die sich schlaue Psychologen ausgedacht haben…um den Charakter eines Vorgesetzen schnell kennen zu lernen.

So a la ob jemand eher warmherzig ist oder eben relativ rücksichtlos oder gleichgültig…aber schon klar, schwierig
—ich denke, je genauer man nachbohrt, um so mehr verdächtig macht man sich bzw wird als schwierig angesehen…leider zumindest bei den meinsten Menschen…

Danke dennoch.
lving free

Hallo,

ich denke eben eher an so eine Standard-Frage der Entlarvung,
die sich schlaue Psychologen ausgedacht haben…um den
Charakter eines Vorgesetzen schnell kennen zu lernen.

da Kommunikation von weitaus mehr Faktoren bestimmt wird als von der Formulierung eines Satzes, dürfte auch der schlaueste Psychologe daran scheitern, sich eine „unfehlbare“ Fangfrage auszudenken.

Selbst wenn es sie gäbe, müsste der Fragesteller entsprechend geschult sein, um auch nonverbale Botschaften erkennen und deuten zu können.

Gruß
Kreszenz

Hi Kreszens-

sicher, geb Dir im Prinzip recht.

Andererseits, wenn man zB jemandem unterstellt, er wäre beobachtet worden, wie er ein Kind geschlagen hätte bzw zB allgemein ein Verbrechen begangen hätte und es nicht zugegeben hat, erkennt man generell wohl sehr viel, wie jemand reagiert und kann etwas daraus schließen…
einerseits ein blödes Bsp - vielleicht - und andererseits auch sehr interpretierbar, wie man die Reaktion sieht.

Es gibt ja aber eben zB Infos, anhand welcher Merkmale man Lügen erkennt…
Abweichen vom Normalverhalten, Vermeiden von „ich“-Aussagen etc…
An sowas hätt ich gedacht…von daher nochmals Danke für die anderen Tipps und Einschätzungen…
gute nacht.
living free