Eisenbahn 'trainhook'

Hallo!
„… knocked stones from the rails with their trainhooks …“, grob übersetzt: „… sie stießen mit ihren Zughaken Steine von den Schienen …“

Ich weiß nicht, wo ich hier sonst fragen soll und nehme blauäugig an, Modelleisenbahner sind auch über die „echte“ Eisenbahn informiert :wink:

Was ist unter obigem zu verstehen? Kann auch train hook oder train-hook geschrieben sein.

Gruß,
Eva

Hallo Eva,

ich muss zugeben, ich hab das Wort vorher noch nie gehört und eine andere Übersetzung als die wörtliche („Zughaken“) hab ich auch nicht gefunden.

Google Bilder liefert mir das Folgende:

http://i.istockimg.com/file_thumbview_approve/498402…

In diesem Fall wäre trainhook der Kupplungshaken und unter diesem Namen gibt es auch einige Poster zu kaufen, die ähnliche Bilder, wie das obrige, zeigen.
Ich kann mir allerdings nicht so recht vorstellen, wie man damit Steine von der Strecke räumen soll.

Ich hoffe, ich konnte ein bisschen weiterhelfen.

lg
Tobi

Hallo, Tobi!
Deine Antwort - Danke! - bestätigt mir, was ich schon ergoogelt hatte.

Das einzige, was ich mir noch vorstellen könnte, wäre eine Art mobiler Weichenhebel. In der Anfangszeit der Eisenbahn, als es noch keine elektrischen Stellwerke gab und die Züge langsam fuhren, wurden, glaube ich, die Weichen mittels eine Stabes manuell umgestellt. Damit nicht Hinz und Kunz sich daran zu schaffen machen konnte, hatte jeder Weichensteller seinen Stock dabei. Ich habe ein Buch „Welt auf Schienen“, das ziemlich informativ ist, ich muss sehen, ob ich darin noch etwas zum Thema finden kann.

Nochmals Danke & Gruß,
Eva

Hallo Eva

Vielleich ist das so ein Rechen vor dem Zug.

Bsp: http://de.academic.ru/pictures/meyers/120676e.jpg?w=…

Gruss

Jamiro

Hi,

dieser „Rechen“ heißt Schienenräumer oder Kuhfänger. Hab ich zuerst auch dran gedacht, allerdings hat der mit dem Wort „trainhook“ nichts zu tun. Diese heißten englisch „cowcatcher“ oder „train guard“.

lg
Tobi

Hallo Eva,

who or what knocked stones from the rails? Engines, wagons or coaches, or trainmen?

Wenn von Personen die Rede ist, können die „trainhooks“ Werkzeuge sein - die Straßenbahner, die heute noch Stangen zum manuellen Weichenstellen an Bord haben, nennen diese in ihrem Slang „Schürhaken“, auch wenn es achtzig Jahre her sein dürfte, dass die letzte Straßenbahn mit Dampf gefahren wurde.

Bei der „großen“ Bahn wurden die Weichen schon bald im 19. Jahrhundert zu schwer, als dass man die Weichenzungen von Hand mit dem „Schürhaken“ hätte verstellen können (leider weiß ich nicht, wie diese Stangen richtig heißen). Ähnliche Eisen mit einer Art Haken am Ende wurden aber verwendet, wenn man Wagen entkuppeln wollte, ohne zwischen die Wagen zu treten: An Ablaufbergen wurden die Wagen mit getrennten Bremsschläuchen, abgeschalteten Bremsen und nur lose eingehängten Kupplungen auf den Ablaufberg geschoben, und am Scheitel stand ein Mann, der die Kupplungen dann aushängte.

Die schönste Anwendung des Entkuppelns während der Fahrt, die eigentlich eher amerikanisch anmutet, gab es noch lange im 20. Jahrhundert in England: Dort wurden bei kurzen Anschlussstrecken ohne Steigungen (z.B. Seebädern) Kurswagen während der Fahrt vom durchgehenden Zug getrennt, indem man nur die Lokomotive kurz abbremste, so dass der Zug auflief und die Kupplungen entlastet wurden. Die Kupplung des am Ende des Zuges laufenden Kurswagens, der schon vorher mit getrennten Bremsschläuchen und abgeschalteter Bremse mitlief, wurde dann vom Zug aus von einem Mann auf der Plattform mit einer Stange ausgehängt, der durchgehende Zug beschleunigte, der Kurswagen wurde mit der Handbremse ein wenig abgebremst, so dass er an der Abzweigung zu seinem Ziel weit genug zurückblieb, um zwischen dem durchgehenden Zug und dem Kurswagen die Weiche zur Abzweigung zu stellen. Der Kurswagen wurde dann ohne Antrieb, nur mit der Handbremse bis zu seinem Ziel gefahren. Die Stange, mit der die Kupplung ausgehängt wurde, hatte, um den Bügel der Kupplung fassen zu können, einen Haken am Ende: Wäre dieses eventuell ein „trainhook“?

Wenn das Subjekt im vorliegenden Satz keine Personen, sondern Wagen sind, könnte es sich - allerdings ziemlich unwahrscheinlich - um eine Bauform handeln, die bei Schmalspurbahnen, Straßenbahnen usw. in verschiedenen Bauformen verwendet wurde: In der Mitte liegen nicht die Kupplungen, sondern ein Mittelpuffer, und links und rechts davon zwei Kupplungen. Normalerweise sind dabei die Haken fest und die Bügel beweglich angebracht, aber es wäre auch eine Bauform denkbar, bei der die Bügel fest und die Haken beweglich sind. Wenn diese aus irgendeinem Grund lose in den Laschen pendeln (etwa am letzten Wagen nicht ordentlich eingehängt sind), könnten sie bei einer schmalen Spur schon bis auf die Schienen reichen.

Wenn das Subjekt im Satz die Lokomotive selber ist, könnten à la limite schon auch Bahnräumer gemeint sein, eventuell aus US-Sicht, wo „Cowcatcher“ Standard waren und die einfachen Bahnräumer europäischer Form kaum eingesetzt wurden, so dass man dafür einen eigenen Begriff bräuchte, um sie vom cowcatcher zu differenzieren. Bahnräumer können verschiedene Formen haben, wegen der Stabilität bei Aufprallen sind sie teilweise am unteren Ende gegen die Fahrtrichtung leicht angewinkelt. Einfache Bahnräumer sieht man z.B. hier: Die Eisen, die unmittelbar vor der Laufachse senkrecht von der Pufferbohle nach unten gehen.

Schöne Grüße

Dä Blumepeder

Entkuppeln am Ablaufberg

  • da hab ich noch eine Aufnahme gefunden, in der man das Aushängen der Kupplungen am Ablaufberg mit der Kuppelstange sehen kann - ab Minute 2:25:

http://www.youtube.com/watch?v=kJHN2-vkJdM

„Kuppelstange“ passt in einem allgemeinsprachlichen Text nur bedingt, weil es die auch als Teil des Stangenantriebs bei Lokomotiven gibt.

Schöne Grüße

Dä Blumepeder

Hallo!
Erst einmal vielen Dank für diese großartige Antwort! Ich finde auch faszinierend, wie Eisenbahn „früher“ funktioniert hat.

who or what knocked stones from the rails? Engines, wagons or
coaches, or trainmen?

Die trainmen.

die Straßenbahner, die heute noch Stangen zum
manuellen Weichenstellen an Bord haben, nennen diese in ihrem
Slang "Schürhaken

So etwas habe ich mir vorgestellt. In diesem (Fantasy-)roman kommt alles durcheinandergewürfelt vor: Moderne Züge, altmodische Züge, vollkommen absurde Züge :smile: Meistens werden die Weichen per Fernbedienung geswitcht, aber weil das Schienennetz absolut unübersichtlich ist und oft genug Notsituationen vorkommen, dachte ich, dass die Fahrensleute immer noch mit dem „guten alten Handhebel“ ausgestattet sind :wink:

wenn man Wagen
entkuppeln wollte

Auch daran dachte ich. Im Rahmen einer früheren Übersetzung (Iron Council von Mieville)habe ich mich schon einmal über Eisenbahn schlau gemacht (naja, so gut, wie es auf die Schnelle geht …) und weiß noch, dass ich im Netz eine großartige Beschreibung über diese Zugentkuppler bei den frühen amerikanischen Eisenbahnen gefunden habe. Oft genug ist beim Entkuppeln oder auch Bremsen einer ums Leben gekommen. Leider bauen wir momentan um, mein Arbeitszimmer wird Küche und vice versa, in Folge dessen wurde mein ganzer Kram in Kartons in eine Kammer gekeilt und ich finde nüscht mehr …

Die Stange, mit der die Kupplung ausgehängt wurde, hatte, um
den Bügel der Kupplung fassen zu können, einen Haken am Ende:
Wäre dieses eventuell ein „trainhook“?

Exaktemento! Mein Gedanke! Kuppelstange könnte missverständlich sein, wie Du weiter unten schreibst, aber kann man nicht auch Koppeln/Entkoppeln sagen? Dann wär’s die Kopplungsstange?

Wie auch immer - sei bedankt und gegrüßt,
Eva

Hallo Eva,

hier ist ein Bericht eines Eisenbahners aus den „großen Zeiten“, der den Begriff „Entkuppelstange“ benutzt. Dieser wäre einleuchtend, weil entsprechende Begriffe bei der Beamtenbahn ziemlich systematisch aus ihrer Funktion abgeleitet waren, nach dem Prinzip „Feuerlöscher“, „Windleitblech“ oder „Speisewasserpumpe“.

– Bei den Fernmeldern der Bundespost gab es als „running gag“ die nach diesem Muster gebildete zwischen verschiedenen Stellen verrechnete Trommelleihgebühr für Kabeltrommeln, die in Zeiten der Schreibmaschinen, je nach Anzahl der Kohlepapierdurchschläge und damit Wert des Materials, bei Tippen nach Diktat schon auch mal als „Trommeleigebühr“ auftauchte und so gelassen wurde, um nicht noch einen weiteren Durchschreibesatz zu verbraten.

Schöne Grüße

MM

1 Like

Hallo!
Sehr schöner Lesestoff auf der Seite. Ich habe mir Lokführer immer so einfach vorgestellt: Sind ja die Schienen da, auf denen man fährt - Kinderspiel! :wink:))

Gruß,
Eva