Eiszeit - Kunst und Kultur

Die Landesausstellung in Stuttgart ist noch bis 10. Januar 2010 zu sehen.
Eine sehenswerte Ausstellung mit dem Schwerpunkt Altsteinzeit. Die Entstehung der Eis- und Warmzeiten sowie die dabei entstandenen Lebensräume werden gut und interessant dargestellt, die Darstellungen machen neugierig. Dann betritt man den Saal „Altsteinzeit“ und ein Leseerlebnis beginnt! Es gibt einiges an überwiegend kleinen Artefakten zu betrachten, aber noch viel mehr zu Lesen! Aber es lohnt sich, die Schrifttafeln zu studieren. Die ausgestellten Bodenfunde erzählen dem Unkundigen, und das dürfte die Mehrzahl der Besucher sein, nämlich nichts. Den Texten ist aber zu etnehmen, wie die Archäölogen vorgehen und denken und was sie so aus den Funden herausgelesen und -geschlossen haben. Hier erlebt der Besucher manchen Aha-Effekt und es entfaltet sich ein sehr anschauliches Bild über das Leben der Steinzeitmenschen und wie sie ich im Laufe der Jahrtausende handwerklich und kulturell weiterentwickelten.

Wenn man sich so in etwa 1,5 - 2 Stunden durch die Altseinzeit gearbeitet hat, kommt man zum Höhepunkt der Ausstellung: Altsteinkunst. Dutzende von Statuetten, Figuren, Kratzbilder - jedes für sich schon eine archäologische Sensation - sind in den Schaukästen aufgereiht und zu bewundern. Auch hier das Staunen über die auch für den heutigen Menschen ansprechenden Kunstwerke. Die meisten stammen dazu noch aus württembergischen Landen, aus dem Lonetal und der Schwäbischen Alb - Gegenden und Höhlen die vielen Wanderfreunden sehr bekannt sind, denen aber mangels örtlichen Hinweisen oft gar nicht bekannt ist, welche Schätze dort gehoben wurden. Beeindruckend auch die steinzeitlichen Musikinstrumente mit Hörbeispielen, z.B. Flötentöne die eindringlich und vertraut klingen. Danach ist bald das Ausstellungende erricht: ein ganz kurzer Streifzug durch die Mittlere Steinzeit - Ende. Warum das enttäuschend abrupte Ende? Ich habe es nicht verstanden. Dabei wäre es doch sehr interessant gewesen zu erfahren, welche Entwicklungshöhe der steinzeitliche Mensch schließlich erreichte und wie der Übergang zur Bronzezeit verlaufen ist.

Wenn man etwas von der Ausstellung mitbekommen will, muß man viel Stehen und Lesen, das geht auf die Beine! Was ich deshalb vermißte waren Ruhezonen mit Sitzgelegenheiten, wo Filmchen oder Animationen gezeigt werden. Sitzgelenheiten sind zwar vorhanden jedoch nur am Rande und an abgelegnen uninteressanten Stellen der Sääle. Da zieht man sich lieber in die klein Cafeteria zurück! Insgesamt fand ich die Ausstellung aber sehr gelungen, sie hat meine Erwartungen erfüllt und ich möchte sie weiter empfehlen. Allerdings ist sie meines Erachtens nach nicht für Kinder geeignet. Kindern werden separate Führungen angboten, die sie zwar vom Lesen entbinden dafür aber längeres Zuhören fordert und wie ich feststellen konnte: selbst Schüler waren oftmals überfordert. Daneben gibt es scheinbar auch ein Kinder-Begleitprogramm wo gebastelt und gemalt wird.

Wolfgang D.

Danke, Wolfgang!
Eine Frage an dich und evtl. andere Besucher, damit ich weiß, ob sich für mich die Reise lohnen würde:
Geht die Präsentation der Eiszeit-Kunst wesentlich über das hinaus, was 1987 in der Kunsthalle Tübingen in der Ausstellung „Die Anfänge der Kunst vor 3000 Jahren“ zu sehen war? (Katalog hg. von Müller-Beck / Albrecht, Stuttgart (Theiss) 1987)
Gruß!
Hannes

Danke, Wolfgang!
Eine Frage an dich und evtl. andere Besucher, damit ich weiß,
ob sich für mich die Reise lohnen würde:
Geht die Präsentation der Eiszeit-Kunst wesentlich über das
hinaus, was 1987 in der Kunsthalle Tübingen in der Ausstellung
„Die Anfänge der Kunst vor 3000 Jahren“ zu sehen war? (Katalog
hg. von Müller-Beck / Albrecht, Stuttgart (Theiss) 1987)
Gruß!

Hallo Hannes,

dazu kann ich leider nichts sagen, da ich die Ausstellung 1987 nicht gesehen habe. Vom Titel ausgehend müßte bzgl. Kunst mehr zu sehen sein, denn hier wird der Anfangspunkt auf vor ca. 35 000 Jahre gelegt.

Wolfgang D.

hier wird der Anfangspunkt auf vor ca. 35000 Jahre gelegt.

Oh sorry, Wolfgang!
Ich merke erst durch dein Posting, dass bei mir eine Null verloren ging:
Die Anfänge der Kunst vor 30000 Jahren!
Am meisten hab ich gestaunt über diese Ritzgravouren auf Steinen und Knochen: Wie kann man sowas erkennen unter lauter Kratzern und Lädierungen, wenn man es findet?
Hannes

hier wird der Anfangspunkt auf vor ca. 35000 Jahre gelegt.

Oh sorry, Wolfgang!
Ich merke erst durch dein Posting, dass bei mir eine Null
verloren ging:
Die Anfänge der Kunst vor 30000 Jahren!
Am meisten hab ich gestaunt über diese Ritzgravouren auf
Steinen und Knochen: Wie kann man sowas erkennen unter lauter
Kratzern und Lädierungen, wenn man es findet?

Hallo Hannes,
das habe ich mich auch öfters in der Ausstellung gefragt: wie erkennt man Bearbeitungsspuren. Es wird z.B. ein Wirbelkörper eines Höhlenbären gezeigt, mit einer kaum erkennbaren Abschürfung, die als Beweis gilt für eine Verletzung durch einen scharfen Gegenstand, also eine Verletzung durch eine Jagdwaffe. Warum man sich in diesem Fall sicher ist wurde leider nicht erläutert. An anderen Beispielen wurde gezeigt, welche Spuren ein Steinmesser auf Knochen hinterlässt, den man von Muskelfleisch abtrennte. Das war eindeutig. Es gehört schon eine Portion Erfahrung dazu, um auf Knochen oder Steinen Ritzungen durch Menschenhand zu erkennen und von Geschiebespuren bzw. gealtsamen äußern Einwirkungen zu unterscheiden. In der Ausstellung saßen z.B. Studenten, die neben sich eine Schachtel mit Steinen und Steinchen hatten und jedes unter einem Biokular auf Bearbeitungsspuren untersuchen - ich glaube, wenn man eine derartige Menge betrachtet hat, dann kann man die Spuren lesen.

Bei den Ritzzeichnungen auf Knochen und Steinen kommt noch hinzu, dass man die Darstellung konkret entschlüsselte, die für den Laien in vielen Fällen trotz detailierter Beschreibung nur mit viel Fantasie nachvollzogen werden konnte.

Wolfgang D.