Elbling (Wein) - zeitweise in D verboten?

Hallo, die alte Weinsorte Elbling soll zeitweise in Deutschland verboten (Rebe, Anbau, Kelter) gewese sein.
Wer weiß etwas?
Danke und Grüße
volker39

Spiegel-Leser wissen mehr: http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-13489964.html

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Aber leider hab ich als Spiegel-Leser trotz Kenntnis des Beitrags nicht die geringste Ahnung, wozu man einen Sortenaufbauplan braucht. Ein Winzer will auf seinem Grund und Boden Wein anbauen. Ich frag’ als ahnungsloser Laie, warum Verbands- und Ministerialbürokraten vorschreiben wollen, welche Sorte(n) der Winzer anbaut. Geht doch außer den Winzer keinen etwas an. Oder?

Gruß
Wolfgang

Der Weinbau ist in Deutschland stark reglementiert. Deshalb darf auch ein Bauer außerhalb der ausgewiesenen Weinanbaugebiete nicht einfach Reben anpflanzen, wenn er angesichts des Klimawandels auf ein weiteres Standbein hofft, und deshalb dürfen auch nur für die gewerbliche Nutzung zugelassene Sorten angebaut werden. Selbst innerhab der bestehenden Weinregionen müssen Neuanpflanzungen grundsätzlich vorher genehmigt werden, wenn man keine Geldstrafe und Rodung riskieren will.

Zumindest bezüglich der Sorten vermute ich (ich mag jetzt nicht googeln), dass der Hintergrund ursprünglich die Reblaus-Geschichte war.

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Danke und Grüße
volker39

Servus,

Jein.

Dass überhaupt ein bestimmter Sortenkatalog von zum Anbau zugelassenen Reben besteht, ist eine Errungenschaft der Reblausbekämpfung ab ca. 1870: Um die Reblaus so weit zurückdrängen zu können, wie das bis heute geschehen ist, war es zunächst notwendig, ausschließlich Reben zu pflanzen, die auf reblausresistente Unterlagen („Amerikanerreben“) veredelt waren. Rebsorten, die nicht auf solchen Unterlagen verfügbar waren, starben schnell aus: Was die Reblaus nicht vernichtet hatte, wurde ausgehackt. Ich hab noch nicht lang her in der Schaupflanzung für historische Reberziehungsformen an der Kleinen Kalmit bei Ilbesheim gelesen, dass der Riesling, den man sich als den wohl deutschesten aller Weine vorstellt, noch nicht so sehr lange den deutschen Weinbau dominiert. Bevor die Reblaus kam, gab es in der Pfalz viele autochthone Sorten, denen man eventuell nicht viele Tränen nachzuweinen braucht, wenn man davon ausgehen darf, dass ihre Namen etwas über ihren Charakter sagen - eine bedeutende dieser Sorten hieß „Bettschisser“.

Die Eiertänze um „gegendtypische“ Rebsorten sind aber unabhängig von der Reblaus-Problematik entstanden: Sie erwuchsen aus den meistens vergeblichen Versuchen der Weinbauministerien, den Weinen einer Region auf dem Erlassweg einen eigenen, typischen Charakter zu verleihen. Lustigerweise hat das (obwohl sicherlich gut gemeint) selten zu mehr gereicht als zu einem ziemlich widerwärtigen Durchschnitts-Müller-Thurgau, halbtrocken, banalst und jedermanns Liebling. Heute, wo die Pflege der kontrollierten Ursprungsbezeichnungen von der Verwaltung lieber den berufsständischen Vereinigungen überlassen wird, ist von einer so rigiden Beschränkung der „anbauwürdigen“ Sorten nimmer so viel die Rede. Wenn ein Winzer in der Pfalz heute mit Viognier-Reben experimentieren will, um sich auf kommende noch dürrere Sommer einzustellen, werden ihm keine Aushack-Anordnungen mehr vom Regierungspräsidium zugestellt, wie das noch in den 1990er Jahren bei dem Bubenheimer Winzer war, der von einem Liebhaber einen Wingert Trollinger übernommen hatte und davon jedes Jahr hätte viel mehr verkaufen können, als er hatte - und da machte er den Fehler, in Mainz um eine Ausnahmegenehmigung zum Pflanzen von Trollingerreben zu ersuchen. Die Antwort kam postwendend und bestand in einer Fristsetzung zum Aushacken.

Es ist den Mainzer Schreibtischtätern auf diese Weise beinahe gelungen, solche Grausamkeiten wie „Bacchus“ und „Ortega“ als „gegendtypische“ Sorten für Rheinhessen populär zu machen!

Schöne Grüße

MM

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Elbling wird fast ausschließlich an der Mosel angebaut und regulär verkauft.
https://de.wikipedia.org/wiki/Elbling zeigt eine Tabelle der Anbaugebiete.
Grüße volker39

Servus,

und das ist eine Folge der deutschen Weinverwaltung auf Bürokratenart. Er könnte genauso gut in den Weinbaugebieten Württembergs und Frankens zu Hause sein wie Gutedel/Chasselas und Silvaner - wie er das auch jahrhundertelang war.

Bei allen drei Rebsorten kann man viel diskutieren, ob sie denn wertvoll oder wichtig sind oder nicht - „Große Gewächse“ bringen sie allesamt nicht hervor, auch wenn die Franken mir über den Silvaner jetzt ganz anderes erzählen werden. Aber es sind muntere Zechkumpane für Sommertage, an denen es auf einen Schoppen mehr nicht so ankommt.

Und es ist einfach schade, wenn man per Ukas verordnet, dass der Elbling nur an der Mosel daheim zu sein hat.

Schöne Grüße

MM

Hallo,

nur ergänzend:

Es gibt auch sogenannte Erhaltungszuchten. Da wird es einzelnen Weingüter gestattet, generell nicht erlaubte Züchtungen zur Erhaltung anzubauen. (z.B. Malvasier oder Goldriesling). Diese Weine werden auch verkauft.

Wea charakterisiert denn einen gut ausgebauten Elbling? Ich habe mal einen verkostet, der hat aber außer einer kompakten Säure keinen weiteren Eindruck hinterlassen.

Gruß, Hans-Jürgen Schneider

Servus,

der Elbling ist leicht, spritzig, frisch, aber mit eindeutiger Nase und Geschmack nach Wein (nicht nach Trauben oder Bonbon) - mit deutlich mehr Säure als der Gutedel und etwas mehr als der Silvaner, aber weniger als der Riesling ein Musterstück für einen unkomplizierten Kneipwein. Sollte man sagen „U 50“ :wink: ? Jedenfalls so einer, wie er Zuckmayers ‚Fröhlichen Weinberg‘ und die geflügelte Troika ‚Wein, Weib und Gesang‘ ernähren kann.

„U 50“ deswegen, weil man Elbling, einen Wein ohne viel Zinnober und Schnörkel, der mit den klassischen deutschen 12 Umdrehungen wunderbar zurechtkommt und weder bei Körper noch bei Alkohol „Tiefgang“ vorspiegeln muss, vom Brotessen um 17 Uhr bis zum Morgengrauen am anderen Morgen trinken kann, ohne irgendwelche Malaise sei es seelisch, sei es körperlich zu erleiden. Für solche Sitzungen braucht es allerdings eine gewisse körperliche Verfassung, die irgendwann weniger wird.

Ich mag mir nicht ausmalen, wie der Elbling herauskommt, wenn es ihm zu gut geht. Von daher ist es sicher gut, dass er nicht in der Haardt wächst. Ob er allerdings nur den Schiefer von der Mosel brauchen kann, um seinen Charakter zu entwickeln, bezweifle ich ein wenig - ich schätze, die Hauptsache ist, dass nicht zu viel Boden über dem Fels liegt, und das kann wahrscheinlich genausogut auch Keuper oder Buntsandstein sein.

Schöne Grüße

MM

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Hallo M.M.,

danke für Deine nützlichen Informationen, die mich neugierig genug machen, den Elbling zu probieren.

Gruß, Hans-Jürgen Schneider

Servus,

geht recht gut in der Taverne der Villa Borg im Stammland des Elbling bei Perl, kurz vor der Grenze. Dort wird mit Anklängen an das Apicius-Kochbuch gekocht, das passt zu dem Elbling als Rebsorte, die vermutlich schon an der Mosel wuchs, als Trier Hauptstadt des gallischen Sonderreichs im weströmischen Reich war.

In den kommenden Wochen, bei Färbung des Weinlaubs, sind die Steilhänge entlang der Mosel ohnehin eine Pracht!

Neben all den römischen Dingen in Trier auf jeden Fall einen Besuch wert die Kellerei der Saar-Mosel Winzersekt GmbH in einem hübschen Jugendstilbau in der Gilbertstr., Führungen in Verbindung mit einer Probe von fünf Sekten - dem Besten, was ein Elbling werden kann.

Schöne Grüße

MM